Die falsche und die richtige Liebe zur Welt

Nachdenklichen Christen kann es ernsten Kummer bereiten, wenn sie Mitchristen sehen, die einige Zeit vielleicht begeistert Jesus nachgefolgt sind, sich aber auf einmal von ihm und seiner Gemeinde abwenden und ihm nicht mehr folgen. Das passierte bereits Paulus, der von einem seiner Mitarbeiter in 2. Timotheus 4,10 ganz offen berichtet: „Demas hat mich verlassen und ist nach Thessalonich gegangen, weil er diese Welt mehr liebt als die kommende.

Es ist also unsere Liebe, die über unseren Weg in dieser Welt und darüber, ob wir das göttliche Ziel erreichen oder nicht, entscheidet. Deshalb spricht uns auch der Apostel Johannes gut zu: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ (1. Johannes 2,15)

Heißt das: Alles was Spaß macht, ist verboten? Oder was ist damit gemeint?

1. Was meint die Bibel, wenn sie von „Welt“ spricht?

Der Begriff „Welt“ in der Bibel.

Der Begriff „Welt“ wird in der Bibel in ganz unterschiedlichem Sinn gebraucht:

  • Die Welt als Schöpfung (Psalm 90,2; 24,1)

  • Die verkehrte, eigenwillige, gottfeindliche Welt, die dem Geschöpf mehr dient, als dem Schöpfer (Römer 1,25) und so zum Feind Gottes wird.

  • Die von Gott geliebte, versöhnte Welt (Johannes 3,16; 2. Korinther 5,19-20)

  • Die vergehende Welt (1. Korinther 7,31)

  • Die kommende neue Welt (Offenbarung 21,5)

Wenn Gottes Wort sagt: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist!“, so wird aus dieser Aufzählung bereits deutlich, dass wir die verkehrte, eigenwillige, gottfeindliche Welt und was sie bestimmt, nicht lieben sollen. In Römer 12,2 wird mit anderen Worten dasselbe ausgedrückt: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes...“

Das mit „gleichförmig“ übersetzte Wort meint: dem Muster nach zusammengehen mit jemandem oder etwas, dasselbe Schema haben wie, sich an etwas anpassen, gleichförmig sein. Damit will Paulus sagen, dass die Christen nicht nach dem jeweiligen Muster, Trend, Schema der gottlosen Welt denken und handeln, sondern sich einer tief gehenden inneren Verwandlung unterziehen sollen. Diese kann und will der Heilige Geist bewirken. Er tut dies jedoch nicht ohne unser Mittun. (2. Korinther 3,18)

Das „Schema“ dieser Welt

In 1. Korinther 7,31 heißt es: „die Gestalt (wörtl. das Schema) dieser Welt vergeht.“ Das meint, die Muster, welche die Welt vorgibt, die Überzeugungen, Meinungen, das Lebensgefühle, die unsere Zeit beherrschen vergehen. Zwar werden sie allgemein als richtig angesehen, sind auch nicht „böse“ und doch in Gottes Augen falsch. Deshalb sollten wir uns von ihnen abwenden. Zum Beispiel:

  • Die idealistische Vorstellung vom Menschen, die Idealisierung des autonomen Individuums („Der Mensch ist gut; er kann das Gute wollen und auch tun!“) Man ist blind für die Tiefe des Sündenschadens.

  • Erfolg und Spaß, Lustgewinn und Bedürfnisbefriedigung sind Götzen unserer Tage geworden

  • Jesus: ja! – Kirche: nein!“ Privatisierung der Religion

  • Die modernen falschen Vorstellungen von Gott („Der liebe Gott wird Menschen doch nicht in die ewige Verdammnis schicken!“) Man ist blind für die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes.

  • Der allgemeine Optimismus („Alles wird gut!“) Ihm fehlt jede sachliche Grundlage.

Fazit: Durch den Sündenfall besitzen alle Menschen von Geburt an die falsche Einstellung, Beziehung, Liebe zur Welt und davon sollen sich Christen abwenden.

2. Worauf Christen in der Welt aufpassen müssen.

Eine echte Bekehrung ist die Geburt einer neuen Liebe.

Die kleineren Vorlieben nehmen nun ihren Platz unter dieser alles beherrschenden Liebe ein. Sie werden nicht beseitigt, wenn sie einwandfrei sind, aber sie ordnen sich der ERSTEN Liebe unter. Diese „erste Liebe“ sollen wir hüten, wir dürfen sie nicht verlassen.

„Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“ (Offenbarung 2,4) Das ganze Leben wird nun bei Christen auf dieser Liebe zu Christus und seinen Grundsätze aufgebaut. Vor der Bekehrung war das Leben um das ICH herum aufgebaut; nach der Bekehrung hat das Leben Jesus zum Zentrum. Wenn das nicht passiert, ist überhaupt nichts passiert. Eine Scheinbekehrung geschieht da, wo Änderungen am Rande eines weiter im Zentrum stehenden unveränderten ICHs vorgenommen werden. Bei einer echten Bekehrung ändert sich etwas im Zentrum und zieht alle Änderungen am Rande nach sich. Sich Gott zu unterstellen, schmeichelt dem ICH nicht und darum versuchen viele sich darum herum zudrücken.

Gottes Erlösungswerk kann und will uns radikal (von den Wurzeln her) erneuern. Jesus will uns durch den Heiligen Geist sein Lebensschema (Philipper 2,7) einprägen. Lassen wir das zu? Und wenn er uns frei gemacht hat, achten wir darauf, nicht wieder zurück zufallen?

„Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!“ (Galater 5,1) Wir müssen es lernen, in der Freiheit der Liebe Gottes zu bleiben. Deshalb ermahnt Johannes Christen in allen Glaubens- und Reifephasen (1. Johannes 2,12-14): „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2,15-17)

Gottesliebe und Liebe zur Welt vertragen sich nicht, denn was ich liebe, das will ich, das suche ich, dem diene ich, dem gebe ich mich hin. Was mir wichtig ist, dem gehört mein ganzes Interesse, dafür setze ich Kraft, Zeit und Mühe ein.

Johannes weist deutlich auf die 3 raffinierten Köder Satans hin, durch die er uns solange wir leben in das alte Weltschema zurückziehen will.

Die drei raffinierten Köder Satans

Die leidenschaftliche Begierde des Fleisches

  • Fleisch“ steht für den Egoismus des Menschen, der auch bei einem Getauften, obwohl es anders sein könnte und sollte, solange wir leben nicht völlig ausgeschaltet werden wird.

„Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus.“ (1. Korinther 3,1)

Der Egoismus kann alle guten Gaben Gottes missbrauchen und dadurch entwerten. (1. Korinther 13) Das trifft nicht nur auf die geistlichen Gaben zu, sondern auch für die natürlichen Gaben, wie Sexualität, die Beziehung zu anderen Menschen, die natürlichen Lebensmittel, die körperlichen Möglichkeiten usw. Vom sündig-egoistischen Begehren erfasst, werden sie zu Herrschaftsinstrumenten Satans und behindern unser geistliches Wachstum. (Römer 6,11-13)

(Jemand beklagt sich wiederholt wegen der Lieder, die gesungen werden. Hier kann der Hintergrund ein ich hafter Anspruch auf Musikgenuss sein. All die Argumente, die in einem solchen Fall vorgebracht werden, mögen einleuchtend und zutreffend sein, aber was ist die Motivation? Wir dürfen dem „Fleisch“ nicht nachgeben! - Unzuverlässigkeit bei übernommenen Aufgaben; Ängstlichkeit vor offenem Gespräch; Sorgen aller Art.) - Welche Konsequenzen ziehe ich daraus?

Die Leidenschaft der unersättlichen Augen

  • Der Augen Lust“ steht für das ich hafte Haben-wollen des Menschen.

Die Augen sind oft zu weit und zu bereitwillig geöffnete Eingangstore für die Welt. (Bei Eva - Gen. 3,6; David - 2.Sam.11,2f)

(Jemand meint, dass die Innenausstattung der Friedenskirche anders gestaltet werden muss, weil die vorhandene Einrichtung einfach total unmodern ist. Ist hier eine ichhafte Augenlust im Spiel oder liegt eine objektive Notwendigkeit vor? Sind wir bereit, hier den Herrn zu seinem Recht zu verhelfen, oder sind wir Anwälte der Menschen? Was sollen wir wem alles geben?!) - Welche Konsequenzen ziehe ich daraus?

Die Prahlerei (der Hochmut) des natürlichen Lebens

  • Der Hochmut des Lebens“ steht für das ich hafte Gelten-wollen des Menschen.

Der Mensch gibt mit dem an, was er hat, um damit Eindruck auf andere Menschen zu machen. Den Christen sollte jedoch mehr sein Ansehen bei Gott als bei den Menschen interessieren und das hängt allein vom Tun des Willens Gottes ab.

(Jemand möchte in der Gemeinde mitarbeiten und meint, Gottesdienstleitung sei seine Aufgabe! Ist das ein Wunsch, dem eine Beauftragung Gottes zugrunde liegt, oder entspringt er mehr oder weniger unbewusst dem Wunsch ich-haften Gelten-wollens. Als auf andere Dienstmöglichkeit verwiesen wird, schwindet auf einmal alle Lust zur Mitarbeit, er hat plötzlich überhaupt keine Zeit mehr..; schnelles beleidigt- und gekränkt sein; schlecht über Mitchristen reden.) - Welche Konsequenzen ziehe ich daraus?

Viele Christen sind heute längst der Versuchung erlegen, die ichhafte Lustbefriedigung, das Haben- und das Gelten-wollen zu ihrem Gott zu machen. Satan will uns dazu verführen, das Falsche zu tun oder zu lassen oder das Richtige aus falschen Motiven zu tun oder zu lassen. Dabei wird überall deutlich: Das ICH ist höchste Instanz. Das ICH ist der Götze, der Gott den 1. Platz im Leben streitig macht. - Du bist, was du begehrst und wonach du dich im Stillen deines Herzens sehnst.

3. Wie Christen die richtige Liebe zur Welt bekommen.

Meine Willensentscheidung

Die Liebe unseres Herzens entscheidet über unseren Weg in dieser Welt und darüber, ob wir das göttliche Ziel erreichen oder nicht. Diese Liebe schulde ich allein Jesus Christus (weder mir selbst, noch anderen Menschen, noch der Welt). Nur wenn sie mich erfüllt, kann ich „der Welt“ die nötige Liebe schenken. Liebe ist und bleibt ein Willensakt der Hingabe. Wir entscheiden uns immer wieder: Will ich Jesus noch lieben?

Nur in der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus wächst die Liebe zu ihm und er pflanzt dann die rechte Liebe zur Welt in uns ein. Wenn wir jedoch zu Jesus auf Distanz gehen, nimmt sofort unsere „alte“ Liebe wieder Besitz von uns, da wir in uns selbst dieser Verführungsmacht nichts entgegenzusetzen haben.

„Wenn ihr euch nun als Christen vom Wesen dieser Welt und ihren Mächten losgesagt habt, weshalb unterwerft ihr euch dann von neuem ihren Forderungen und lebt so, als wäre diese Welt für euch maßgebend?“ (Kolosser 2,20)

„Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist!“ (Kolosser 3,5)

Christen sollen sich von ihrer Umgebung unterscheiden, indem sie aus Liebe zu Jesus seine Werte, Maßstäbe und seinen Lebensstil den Menschen vorleben.

Die Quelle rechter Liebe zur Welt liegt in der dauerhaften, intakt gelebten Beziehung zu Jesus und seiner Gemeinde.

Nur die dauerhaft gelebte Beziehung zu Jesus lässt in Christen die rechte Liebe zur Welt heranwachsen und macht sie immer sensibler die echte von der falschen, ich haften Liebe zu unterscheiden. Denn wir können die gleichen Dinge einmal aus Liebe zu Jesus und einmal aus Selbstverliebtheit heraus tun.

„Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“ (Johannes 15,9) Allein diese Liebe macht uns mutig, ohne übermütig zu werden. Allein diese Liebe lässt uns das rechte Maß zwischen dem Auf-den-Sünder-zugehen und dem Sich-von-der-Sünde-fernhalten finden. Jesus sagt in Johannes 14,27: „Meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.“

So dürfen wir auch damit rechnen, dass er uns seine Liebe gibt. Kein Zweifel, er gibt - die Frage ist nur: Nehmen wir, was er gibt und leben dann als solche, denen diese Liebe gegeben wurde? Oder kapitulieren wir im Unglauben vor den geringsten Herausforderungen, die an unsere geschenkte Jesusliebe gestellt werden? Traust du der dir geschenkten Jesusliebe so wenig zu?

Wird in der Sendung in die Welt erkennbar.

Wir sind errettet worden, um anderen den Weg der Rettung zu zeigen. Weil auf diesem Weg Probleme zu erwarten sind, werden wir ihn nur gehen, wenn die Liebe Jesu durch den Heiligen Geist ausgegossen wurde und wirken kann. (Johannes 20,21)

„Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat - Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“ (1. Thessalonicher 1,9-10)

Unsere Hauptaufgabe in der Gemeindearbeit besteht darin, aus „natürlichen Menschen“ Christen zu machen und dann aus „fleischlichen“ Christen „geistliche“ Christen zu machen.

Manfred Herold

Manfred Herold