Lektion 63 - Was ist Bibeltreue?

Wir stehen in einem Kampf, den wir uns nicht ausgesucht haben. Es scheint schwer verständlich zu sein, dass um das Wort Gottes ein solcher Kampf entbrennt. Manchmal geht es um das Wort „bibeltreu“. Viele können nicht verstehen, dass einige Christen Alarm schlagen, wenn man das Wort Gottes verfälscht, oder wenn man den Eindruck hat, dass dies geschieht.

Wir haben den Auftrag, Gottes Wort klar und eindeutig und unverfälscht zu verkündigen. Dazu gehört, dass wir falschen Umgang mit der Bibel auch bei Brüdern aufdecken, damit sie damit aufhören und nicht weiter sich selbst und anderen schaden. Dabei wollen wir uns das Gebet Spurgeons zu eigen machen: „Herr, hilf uns, in heiliger Weise mit dem Unheiligen umzugehen.“

Wer ist der Bibel treu?

I. Gott selbst ist es, er, der sie uns gab

Römer 15,8: „Ich sage aber: Jesus Christus ist ein Diener geworden der Beschneidung für die Wahrheit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen.“

2. Korinther 1,18-21: „Aber Gott ist treu, so dass unser Wort an euch nicht Ja und Nein wurde, denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns verkündet wurde - durch mich und Silvanus und Timotheus -, wurde nicht Ja und Nein, sondern es ist Ja in ihm geworden, denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm ist das Ja und in ihm das Amen, Gott zur Verherrlichung durch uns. Aber der, der uns mit euch in Christus hinein festigt und uns salbte, ist Gott“

1. Korinther 1,8+9: „Jesus Christus, der euch auch festigen wird bis ans Ende als solche, die dann unanklagbar sind am Tage unseres Herrn: Jesus Christus. Treu ist Gott, von dem ihr gerufen wurdet in die Gemeinschaft seines Sohnes, Jesus Christus, unseres Herrn.“

II. Die Schrift ist bibeltreu

Gott und sein Wort können nicht getrennt werden. Sie werden nämlich in eins gesetzt:

Sprüche 30,5+6: „Jeder Ausspruch Gottes ist geläutert. Er (der Gott, der die Aussprüche gemacht) ist ein Schild denen, die auf ihn trauen (indem sie seinen Aussprüchen vertrauen). Zu seinen Worten (den genannten Aussprüchen) füge nicht hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du (mit dem, das du hinzufügtest) als Lügner erfunden werdest (denn er lügt nicht, wenn er Aussprüche macht, weshalb er vollkommen vertrauenswürdig ist).“

Ist also Gott seinem Wort treu, so ist die Bibel, sein Wort, treu, und es gilt, beiden, Gott und seinem Wort, dasselbe Vertrauen entgegenzubringen:

Sprüche 22,19: „Damit auf Jahwe sei dein Vertrauen, habe ich dir heute (die obigen Lehrinhalte) kundgetan, dir selbst.“

Dass die Schrift unseres Vertrauens würdig ist, wird in folgenden Stellen bezeugt:

1.Timotheus 1,15: „Treu (zuverlässig) ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt kam, Sünder zu retten.“

Den Ausdruck von der Treue des Wortes gebraucht Paulus mindestens sechs Mal in seinen Briefen an seine Mitarbeiter Timotheus und Titus, hier in Verbindung mit dem Evangelium.

1.Timotheus 3,1 in Verbindung mit der Betreuung der Gemeinde: „Treu ist das Wort: Wenn jemand sich nach einer Aufseherschaft ausstreckt, verlangt ihn nach einer edlen Wirksamkeit.“

1.Timotheus 4,8-10 in Verbindung mit der Verheißung des Lebens: „... die rechte Ehrfurcht ist zu allem nützlich, da sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des künftigen. Treu ist das Wort und aller Annahme wert, denn dafür arbeiten wir auch und werden geschmäht, weil wir die Hoffnung auf den lebenden Gott setzen.“

2.Timotheus 2,9-13 in Verbindung mit dem Wort des Heils: „Das Wort Gottes ist jedoch nicht gefesselt. Deswegen erdulde ich mit Ausdauer alles der Erwählten wegen, damit auch sie das Heil erlangen, das in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit. Treu ist das Wort, denn: Wenn wir mit starben, werden wir auch mit leben. Erdulden wir mit Ausdauer, werden wir als Könige mit herrschen. Verleugnen wir, wird er uns auch verleugnen. Sind wir untreu, bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“

Titus 1,9 in Verbindung mit dem Schriftwort als solchem: „... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält.“

Titus 3,7+8 in Verbindung mit dem Hoffnung bringenden Evangelium: „... damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, Erben würden gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens. Treu ist das Wort.“

Eine verwandte Stelle haben wir in 2.Timotheus 2,16-19: „Dem profanen und leeren Gerede gehe aus dem Wege, denn die, die so reden, werden zu mehr Ehrfurchtslosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird eine Weide haben wie eine krebsartige Krankheit. Von ihnen ist Hymenäus, auch Philetus, welche von der Wahrheit ab irrten und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und sie bringen den Glauben etlicher zum Umsturz. Dennoch gilt: Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kannte die, die sein sind, und: Jeder, der den Namen Christi nennt, nehme Abstand von Ungerechtigkeit.“

III. Wer zur Autorität Gottes in seinem Wort steht, ist bibeltreu.

Apostelgeschichte 5,29: „Petrus und die Apostel antworteten: Es gehört sich, sich Gott als Autorität zu fügen, sagten sie, mehr als den Menschen.“

Die Herrschaft Gottes in seiner Gemeinde kommt unter anderem in der konkreten Form seiner schriftlichen Offenbarung zum Ausdruck. Gott ist Herr durch die Schrift. Wenn er durch die Schrift in seiner Gemeinde herrscht, heißt das dreierlei:

A. Die Schrift ist ganzheitliche Autorität Gottes.

Die ganze Schrift ist Autorität: Matthäus 4,4: „Der Mensch lebt ... von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.“

Wir können auf kein Wort in der Bibel verzichten. Wir brauchen also den ganzen Text.

2.Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich ...“

B. Die Schrift ist dauerhafte Autorität Gottes.

Es gibt keinen Moment, in dem die Schrift nicht meine Autorität wäre und es wird keinen Moment in der Zukunft geben, in dem die Schrift nicht höchste Autorität wäre und bliebe.

Jesus sagte: „Was aber die Auferstehung der Toten betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was zu euch geredet worden ist?“ Wer hatte es „zu euch“ geredet? Mose. Jesus sagt gleichsam: „Was Mose geredet hat, ist von Gott und ist Gottes Wort an euch - jetzt: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“: Matthäus 22,31+32. Was Gott damals in der Wüste zu Mose sagte, das sagt Gott zu den Israeliten zur Zeit Jesu. Die ganze Zeit ist das Wort Gottes Autorität gewesen.

Ein weiteres Beispiel: Petrus sagt am Pfingsttag: „Euch gilt diese Verheißung“ - die Verheißung des Geistes - „und euren Kindern und allen, die fern sind, wie viele der Herr, unser Gott, zu sich rufen wird“: Apostelgeschichte 2,39. - Die Verheißung war vor Jahren gegeben worden, aber Petrus kann sagen: „Sie gilt euch!“ Und sie wird nicht nur ihnen gelten, sondern auch ihren Kindern. Gottes Wort behält seine Gültigkeit.

Paulus schreibt in 1. Korinther 7,10: „Den Verheirateten trage ich auf, nicht ich, sondern der Herr ...“ - Zu schnell sagt man hier, Paulus würde zugeben, was er hier schreibe, sei nicht unmittelbar Gottes Wort. Das sagt er nicht, sondern er unterscheidet nur zweimaliges Wort Gottes: das Wort Gottes, das der Herr Jesus gegeben hatte, als er auf der Erde wohnte (Matthäus 5,32+33 und 19,1ff), und das Wort Gottes durch den Apostel und Propheten Paulus. Dieser macht klar: Was Jesus gelehrt hatte, als er hier auf der Erde war, hat immer noch Gültigkeit. Das Wort hat dauerhafte Autorität.

In 2. Korinther 6,17 zitiert Paulus aus dem Alten Testament: „Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab“, und fügt in der Gegenwartsform hinzu: „sagt der Herr“. Dann zitiert er weiter: „Und rührt nicht Unreines an ...“ usw. Zum Schluss sagt er wieder: „... sagt der Herr, der Machthaber über alles. Da wir also diese Verheißungen haben, Geliebte, so sollten wir uns reinigen.“ - Auch hier merken wir die dauerhafte Autorität des ewigen Wortes Gottes. Was Gott damals sprach, ist auch jetzt, zur Zeit des Paulus, gültig.

C. Die Schrift ist einzige Autorität Gottes.

Die Schrift ist letztlich unsere einzige Autorität. In der Reformation hieß es sola scriptura, allein die Schrift. Diese ist höchster Maßstab und Autorität für Gottes Volk.

Beten wir darum, dass wir weder über das Geschriebene hinaus gehen, noch hinter ihr zurückbleiben. Unser Sinnen muss an das Wort Gottes gebunden sein.

Petrus sagt in 1. Petrus 4,10+11: „Wenn jemand“ in der Gemeinde „spricht“, sollen es „Worte Gottes“ sein. Wir sind nicht beauftragt, Menschen zu „gewinnen“ oder zu „erreichen“, sondern Gott zu gefallen.

IV. Wer bibeltreu ist, vertritt die Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift.

Sprüche 30,5f: „Jeder Ausspruch Gottes ist geläutert. Er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. Zu seinen Worten füge nicht hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner erfunden werdest.“

Jesaja 45,19: „Nicht im Geheimen habe ich geredet (so, dass es nicht nachweisbar wäre), an einem finsteren Ort der Erde. Ich habe nicht zum Samen Jakobs gesagt: Sucht mich umsonst! Ich, Jahwe, rede Gerechtes, lasse wissen was richtig ist.“

2.Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist gottgehaucht und nütze zum Lehren, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit".

2. Petrus 1,20+21: „nehmt ... zuerst dieses zur Kenntnis, ... vom Heiligen Geist getragen, sprachen die heiligen Menschen Gottes.“

Matthäus 5,17: „ich bin gekommen ... zu erfüllen; denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, wird auch nicht ein Jota vergehen“ (der Gott, der Haare und Vögel zählt, zählt auch Wörter und Buchstaben in seinem Wort) „oder ein Strichlein von dem Gesetz, bis alles geschehen ist.“ - „Gesetz“ steht hier im Sinne von „Torah“, das nebst dem imperativen auch indikatives Wort Gottes (z.B. Aussagen über Verfasser, Natur, Geschichte, Kommendes) einschließt. Gesetz sagt also nicht nur: „So hat es zu sein“, sondern auch: „So ist es.“

V. Wer bibeltreu ist, nimmt die Schrift so an, wie sie ist.

Was heißt hier: „So, wie sie ist?“ Neuerdings soll das heißen: „als vollkommenes Gotteswort und als fehlerhaftes Menschenwort.“ Dass die Schrift Menschenwort ist, liegt auf der Hand. Die Schrift sagt selbst, Gott hätte durch Menschen gesprochen. Doch wenn das „fehlerhaft“ bedeuten soll, müsste das erst erwiesen werden, was bis heute noch nicht geschah.

War es denn nicht selbstverständlich, dass Gott sündlos bleibt, auch wenn er die Niedrigkeitsgestalt eines Menschen annimmt? Und was dort möglich war, sollte bei der Schriftwerdung des Wortes Gottes nicht möglich gewesen sein?

Wir nehmen im vollen Vertrauen auf IHN die Schrift als das an, was sie wirklich ist: ohne jeglichen Fehler oder Irrtum.

Das verpflichtet uns zum Beispiel, uns um den besten Grundtext zu bemühen, einen, der sich nicht widerspricht, was vom Grundtext der meisten neueren Übersetzungen nicht gesagt werden kann.

Auch der Ausleger hat den Text stehen zu lassen, wie er ist, und nichts anderes zu sagen bzw. zu schreiben. Wer bibeltreu ist kennt auch nur einen hermeneutischen Schlüssel, die Schrift selbst, nicht einen "kirchlichen", noch einen "reformatorischen", noch einen "lutherischen", noch einen "bundestheologischen", noch einen "baptistischen", noch einen "täuferischen / anabaptistischen", noch einen "dispensationalistischen", noch einen "historisch-kritischen".

Der Schrift verpflichtet zu sein, heißt auch, dass biblische Wahrheiten jeweils biblische Betonungen erfahren und nicht ein Thema auf Kosten des anderen betont wird.

Es erübrigt sich fast hinzuzufügen: Ein Bibel-treuer steht zu den Hauptlehren der Schrift.

VI. Treue zur Schrift schließt ein, dass man die Bibel wirklich ernst nimmt.

A. Treue zur Heiligen Schrift verlangt, dass wir uns von ganzem Herzen ihr hingeben.

Mit dem Psalmisten sollten wir sagen: „Den Weg der Treue habe ich gewählt, deine Rechte vor mich hingestellt. Ich hange an deinen Zeugnissen, Jahwe. Lass mich nicht zuschanden werden.“ (Psalm 119,30+31)

Durch Jesaja sagt Gott (66,2), dass er auf den schaut, der sich „fürchtet vor meinem Wort“.

Kolosser 3,16+17: „Das Wort Christi wohne reichlich in und unter euch: ... Und alles, was immer ihr tut, in Wort oder in Werk, tut alles im Namen des Herrn Jesus.“

Christen dürfen nicht ohne Auftrag von Gott handeln. In allem ihrem Tun sind sie an Gottes Wort gebunden.

2. Petrus 1,19: „Und wir haben fester das prophetische Wort, auf das ihr wohl tut zu achten wie auf eine Lampe, die an einem trüben Ort scheint, bis der Tag anbricht.“ Bis Jesus kommt haben wir uns nach Gottes Offenbarung so auszurichten, wie man an einem trüben Ort Acht gibt auf eine einzige Lampe.

Auch Jesaja teilt uns mit, dass Gottes Wort unsere einzige Ausrichtungsmöglichkeit ist:

„Hin zu Weisung und Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, dann ist für einen keine Morgendämmerung“ (im Sinne von: Wenn man nicht nach diesem Wort spricht, dann gibt es für den, der so handelt, kein aufgehendes Licht). (8,20). Wenn Gottes Wort uns Neues schenkt, sind wir dankbar. Wenn es Gottes Wort ist, das uns Altes und Liebgewordenes nimmt, ist es keine große Tragödie. Wieder sind wir dankbar, denn nicht der Mensch, der uns etwa darauf hinwies, hat es uns genommen, sondern Gott, der uns helfen und bewahren wollte.

Wenn uns Lieb-gewonnenes, woran wir uns so gewöhnt und gelehnt hatten, genommen wird, lassen wir auch nicht alle Zügel fahren, als würde jetzt das Chaos drohen. Wir resignieren nicht, denn wir sind nach Gott und seinem Wort ausgerichtet. Von Menschen unmarkiertes Gelände birgt keine Gefahr für die, die an Gottes Wort gebunden sind, denn sie schreiten zielbewusst im Licht. Sonst, auch bei aller vermeinten Ordnung, bleiben wir im Dunklen.

B. Die Bibel ernst zu nehmen, heißt, z.B., ihre Fragen an uns als Leser ernst zu nehmen.

Eine wichtige Frage stellt sich Asaph in Psalm 73,25, über die es sich lohnt nachzudenken:

„Wen habe ich im Himmel?“ Eigentlich scheint sie aus 3 Fragen zu bestehen: Habe ich dort jemanden anderes als auf Erden? Habe ich dort jemanden außer dir, Gott? Wer ist der eigentlich, den ich dort habe?!

Eine herrliche Frage stellt Gott an sein Volk in Jesaja 51,12+13:

„Ich, ich bin der, der dich tröstet. Wer bist du, der du einen Menschen fürchtest, der sterben wird, und einen Sohn des Menschen, der wie Gras werden wird, und Jahwe, den, der dich machte, vergessest, der die Himmel ausgestreckt hat und die Fundamente der Erde gelegt hat?“ Wer ist hier „du“? Ein von Gott Geliebter, Bevorzugter, Geretteter, Begleiteter!

Zwei ernste Fragen stellt der Hebräerschreiber in Kapitel 12.

Vers 7: „Wenn ihr Züchtigung erduldet, behandelt Gott euch wie Söhne, denn wer ist der Sohn, den der Vater nicht züchtigt?“ Wer ist heute derjenige, den der Vater gestern nicht züchtigte? Wer und was wird der Sohn sein, den sein Vater heute nicht züchtigt?

V. 9: „Sodann hatten wir Väter unseres Fleisches, die uns erzogen und züchtigten, und wir erwiesen ihnen Achtung. Werden wir nicht viel mehr dem Vater der Geister unterordnet sein und leben?“ Die Antwort bleibt jeder von uns schuldig.

C. Die Bibel wirklich ernst zu nehmen, kann heißen: Man nimmt ihre Ethik ernst.

Hier sind nicht Kulturentwicklungen bestimmend, sondern Gottes Vorstellungen.

Die Aufforderung des jungen Königs Salomo an sein Volk ist hier am Platz: „Euer Herz sei ungeteilt mit Jahwe, unserem Gott, dass ihr in seinen Satzungen wandelt.“

Im Gehorsam gegenüber Gottes Wort ist uns unser Herr in seinem Erden-leben ein Beispiel geworden. Jesaja zitiert vorweg den Messias, wenn er schreibt:

„Der Herr, Jahwe, hat mir eine Jüngerzunge gegeben, dass ich wisse aufzurichten den Müden mit Worten. Er weckt jeden Morgen, weckt mir das Ohr, zu hören wie ein Jünger. Der Herr, Jahwe, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, nicht zurückgewichen.“ (50,4+5). Zwei Mal spricht er vom Ohr. Das erste Mal geht es um das Hören. Die zweite Erwähnung dürfte auf Psalm 40, 7 und 2. Mose 21,5+6 zurückgehen. Man vergleiche Philipper 2,7, wo das Menschwerden unseres Herrn als ein Eintreten in die Leibeigenschaft bezeichnet wird. In dieser „Gestalt“ war er ein vollkommen gehorsamer Knecht seines Gottes, dessen Geheiß gegenüber nie „widerspenstig“. Nie wich er aus und ab vom Weg, der ihm vorgezeichnet wurde. Bibeltreue sind an dieser Stelle Christus ähnlich.

Wer Gottes Wort die Treue halten will, wird, wie der Psalmist (97,10; 119,128) alles Böse und Falsche regelrecht hassen. Er wird nicht zu feige sein, Stellung gegen das Verkehrte zu beziehen.

Durch Jeremia sagt Gott: „Und ich gebe ihnen ein Herz und einen Weg, mich zu fürchten alle Tage, ihnen - und ihren Söhnen nach ihnen - zum Guten.“ (32,39)

Römer 13,13: „Wie am Tage lasst uns wandeln, mit Anstand“ Vgl. andere Ausdrücke wie: „wie sich's gebührt“ / „geziemt“.

Den Philippern schreibt Paulus: „So viel als wahr ist, so viel als ehrwürdig, soviel als gerecht, soviel als rein, soviel als lieblich, soviel als wohl lautend, ist es eine Lobenswertigkeit und ist es zu preisen - diese Dinge überlegt.“ Solche Worte verpflichten die Gemeinde zu einem Konsens in Verhaltensangelegenheiten.

Wer bibeltreu ist, stellt alle Bereiche seines Lebens unter die Königsherrschaft Jesu Christi.

D. „Was wohl lautend“, haben wir eben gelesen. Wir haben also Töne ernst zu nehmen.

1. Korinther 14,10. Jeder Ton hat seine Bedeutung. Musik ändert sich nicht mit dem Geschmack daran. Sie ist unveränderliche Physik. Auch ändern Menschen sich im Grunde nicht. Überall auf der Welt sind sie dieselben, und überall auf der Welt hat jede Art von Musik ihre spezielle Wirkung auf Menschen.

Von Joh. Seb. Bach stammt folgendes Wort: „Und soll aller Musik Anfang und End Ursach anders nicht als zu Gottes Ehre und Gesundung des Gemüts sein. Wo dieses nicht in Acht genommen wird, da ist's keine eigentliche Musik, sondern teuflisches Geplärr und Geleier.“

E. Man nimmt die Meinungen anderer ernst, wird nicht gleichgültig über den vielen Meinungsverschiedenheiten:

  • Tausendjähriges Reich

  • Heilsicherheit

  • Evangelisationsmethoden

  • Weltlichkeit

F. Man nimmt sich Zeit, den Inhalt des biblischen Textes zu bedenken:

Psalm 1,1+2: „Wohl dem Mann, der ... Lust hat an der Weisung Jahwes und in seiner Weisung murmelnd nachdenkt Tag und Nacht.“

Psalm 119,97: „Wie habe ich deine Weisung so lieb! Den ganzen Tag denke ich darüber nach.“

Maleachi 3,16: „Da sprachen die, die Jahwe fürchteten, oft mit einander. Und Jahwe merkte darauf und hörte es, und vor ihm wurde ein Gedenkbuch geschrieben für die, die Jahwe fürchteten und seinen Namen bedachten und ihn hoch achteten.“

2.Timotheus 2,7+8: „Bedenke, was ich sage. Es gebe dir nämlich der Herr Verständnis in allem. Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt worden von den Toten, aus Davids Samen, nach meiner guten Botschaft.“

Bibeltreue hört nicht auf jeden nächsten Propheten, der am Horizont auftaucht, sondern lebt von dem uns überlieferten Wort. Erinnerte unser Herr doch (Matthäus 24,25+26): „Seht, ich habe es euch vorhergesagt ... geht nicht hin.“

2.Timotheus 2,14: „An diese Dinge erinnere.“ Vers 15: „Befleißige dich“. Vers 16: „Dem profanen und leeren Gerede gehe aus dem Wege“. Vers 23: „Auf törichte Fragen, solche, die nicht im Zeichen der Erziehung stehen, lasse dich nicht ein.“

2.Timotheus 3,1: „Dieses sollst du aber zur Kenntnis nehmen“. Vers 10: „Aber du bist mit Aufmerksamkeit nachgefolgt meiner Lehre.“

Offenbarung 1,3: „Ein Seliger der, der liest, und Selige die, die die Worte der Prophetie hören und bewahren, was darin geschrieben ist ... !“

Johannes 15,7: „Wenn ihr an und in mir bleibt und meine gesprochenen Worte in euch bleiben.“

G. Es kann allerdings etwas kosten, auf das Reden Gottes zu hören.

Jesaja 66,5: „Hört das Wort Jahwes, ihr, die ihr vor seinem Wort erzittert: Es höhnen eure Brüder, die euch hassen und euch verstoßen meines Namens wegen.“ Können Sie noch gegen den Strom schwimmen - oder müssen Sie mit allem mitmachen? Wer Jesus nachfolgen will, steht in einem unerbittlichen Kampf.

An unserer Stellung zur Schrift offenbart sich unsere Einstellung zu unserem Herrn:

Offenbarung 1,2: „Johannes, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, was immer er auch sah, bezeugte.“

Vers 9: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder ist und Mit-teilhabender an der Bedrängnis und an der Königsherrschaft Jesu Christi und Ausdauer für ihn, ich war auf der Insel, die Patmos genannt wird, wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses Jesu Christi.“

6,9: „Und als er das fünfte Siegel öffnete, sah ich unterhalb des Altars die Seelen derer, die erschlagen worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie hatten.“

20,4: „Und ich sah Throne ... und die Seelen der wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wort Gottes Enthaupteten.“

VII. Wer bibeltreu ist, denkt wie die Schrift denkt.

Durch Jesaja ließ er seinem Volk zurufen: „Wehe denen, die zum Bösen 'gut' sagen und zum Guten 'bös', die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis, die das Bittere süß machen und das Süße bitter!“ (5,20)

An die Philipper schrieb der Apostel Paulus: „Tut alles ohne ... Bedenken, damit ihr frei von ... unlauterer Beimischung seid, Gottes untadelige Kinder mitten in einem krummen und verkehrten Geschlecht, in dem ihr offenbar seid wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens.“

Unsere Welt liegt verkehrt. Ihr fehlt das Licht. Gottes Kinder sollen wie er unterscheiden zwischen Tag und Nacht, Gut und Böse. Darin sollen unsere Sinne, sagt der Hebräerschreiber, geübt sein. Was Gott zusammengefügt hat, sollen wir nicht trennen; was er auseinander hält, sollen wir nicht vermischen. Wahrheit und Verkehrtes, Ziemliches und Unziemliches, Wirklichkeit und Traum/Phantasie, Arbeitstag und Ruhetag, Mann und Frau mitsamt der Kleidung derselben sollen nicht verquickt werden.

Wohl sind Glaubensbekenntnisse revidierbar. Es wird jedoch nie überholt sein, das, was die Schrift uns zu glauben heißt, in klaren Sätzen zu formulieren.

VIII. Bibeltreue schließt Meinungsverschiedenheiten nicht aus.

  • Dabei ist die Grundeinstellung maßgebend, wenn solche auftreten.

  • Man wird ferner zu unterscheiden haben zwischen dem, das man als klare Lehre vertritt, und dem, wofür man noch nicht genügend Gründe anführen kann, also lediglich eine Meinung hat.

  • Ein wahrhaft Bibeltreuer ist bereit, bei besseren Argumenten seine Meinung zu ändern.

Zum Schluss eine Frage:

Sind wir „bibeltreu“?

Möglicherweise in der Absicht, aber die genügt bekanntlich nicht. Zu unterscheiden werden wir haben das Idealbild der Schrift und den biblischen Weg zur Verwirklichung desselben. Unser Gott lässt uns in seinem Wort Werdende sein.

Vollkommen ist keiner von uns, von daher wohl auch noch nicht ganz bibeltreu. Das entbindet uns jedoch nicht von der Pflicht, es zu werden. Als mit dem teuren Blut des Sohnes Gottes Erkaufte schulden wir Gott unsere ganze Treue - zu ihm und zu dem von ihm Gesagten. In dieser Liebe wollen wir nach Epheser 4,15 „wahrhaftig“ sein, „in allem heranwachsen mögen zu ihm, der das Haupt ist, Christus,“ und zusammen „mit allen Heiligen“, nach Kapitel 3,18+19, trachten „zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, auch zu kennen die Liebe Christi, die die Kenntnis übertrifft.“

Zusammengestellt von Manfred Herold

Manfred Herold