Als Beschenkte leben

Wenn wir vom „Evangelium Jesu Christi“ reden, wissen wir dann überhaupt noch, wovon wir sprechen? Macht uns diese „Frohe Botschaft“ noch froh? Schenkt uns diese „Siegesnachricht“ noch Gelassenheit und Zuversicht in unserem Alltag? Gewöhnung wirkt abstumpfend, macht gleichgültig, fördert die Oberflächlichkeit.

Eine Hauptursache vieler Ängste, Unruhe, Traurigkeit und Depressionen bei Christen liegt in dem verkümmerten Verständnis dessen, was „Evangelium“ bedeutet. Ich behaupte: Wenn wir das Ange­bot Jesu besser kennen und konsequenter nutzen würden, wenn uns die zugesagte Für­sorge, Liebe und Geduld Gottes bewusster wäre, - kurz: Wenn wir „als Beschenkte leben“ würden, DANN würde vieles in unserem Alltag leichter, wir würden froher, zuversichtlicher, befreiter und überzeugender leben.

Es scheint fast so, als hätten schon die ersten Christen dies ein Stück weit vergessen. Deshalb erinnert Petrus sie und uns in seinem 2. Brief daran, dass wir BESCHENKTE sind und deshalb auch als Be­schenkte leben sollen. Wir wollen 2. Petrus 1,3f untersuchen und zu uns sprechen lassen.

1. Wer beschenkt wen?

„Da seine göttliche Kraft uns ..... beschenkt hat“ Vers 3a

Es macht eine ganze Menge aus, von wem man etwas geschenkt be­kommt. Je wichtiger, angesehener, geliebter die Person ist, desto wertvoller das Geschenk.

In unserem Text wird mit Nachdruck festgestellt, dass jeder Christ von dem all­mächtigen Gott beschenkt wurde. Weißt du das? Der, dem „alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden“ hat dich beschenkt. Kennst du dein Geschenk, deine Gabe? Und wenn du noch kein Christ bist, dann wisse: Gott brennt darauf, auch dich zu beschenken! Ist das nicht erstaunlich?

Es heißt: „Seine göttliche Kraft hat uns beschenkt“ Er hat sich buchstäblich „kräftig ins Zeug gelegt“, um uns zu beschenken. Dieses Geschenk hat ihn Mühe und Arbeit gekostet („Du hast mir Arbeit ge­macht mit deinen Sünden..“ Jesaja 43,24). Hast du dieses Geschenk der Vergebung schon angenommen? Schätzt du es? Hältst du dich deshalb von jeder Sünde fern? Verabscheust du sie in deinem Leben?

Hier zeigt sich deutlich, wie Gott ist: Er ist LIEBE, der man sich rückhaltlos anvertrauen kann. Aber sie erhält nur, wer sich be­schenken lassen will. Erarbeiten oder verdienen kann man sie nicht. Dieses Bewusstsein: „Ich werde unverdient beschenkt, weil ich ge­liebt bin!“ macht uns zu hei­len, dankbaren und missionarischen Men­schen. Denn solch eine Le­benshaltung kann nicht verborgen bleiben. - Das ist EVANGELIUM! Lass´ das heute ganz neu an dich heran! Du wirst in staunender Dankbarkeit Gott loben!

Heute spricht man viel zu viel von dem, was wir getan haben oder tun müssen und wundern uns, warum wir in unserer Gottesbe­ziehung nicht weiterkommen. Wir sind zu sehr auf Menschen fixiert. „Gott sei Dank für SEINE unaussprechliche Gabe!“ (2. Korinther 9,15)

2. Was wird geschenkt?

„..alles was wir zu einem Gott wohlgefälligen Leben brau­chen.. Vers 3b

Wenn uns heute irgendwo „Alles“ angeboten wird, sind wir skep­tisch. Wir vermuten einen Werbegeck oder eine andere unglaubwür­dige Übertreibung. Deshalb sind wir wahrscheinlich auch gegen sol­che Bibelworte irgendwie immun geworden. Nur ganz wenige Christen können sich darüber noch von Herzen freuen.

Aber denke doch nur kurz einmal nach: Sollte der, der das Leben geschaffen hat und der als Einziger im Universum wirklich weiß, was ein gottgefälliges Leben ist, darüber hinaus noch seit Jahrtausenden als der absolut Zuverlässige und Treue gerühmt wird, hier den Mund zu voll genommen haben? - NEIN!

Wie oft höre ich Christen über die hohen, harten Anforderungen stöhnen, die ein Gott wohlgefälliges Leben an sie stellt. Sie hören oder lesen aus dem Evangelium immer zuerst die Aufforderungen, Appelle oder Befehle heraus. Hör´ zu, was Gott gerade dir sagen lässt: „Du bist reich gemacht worden! Du kannst als Beschenkter leben!“ - Glaubst du das? Wem glaubst du? Deinen Wahrnehmungen, deinen Gefühlen, deinen Erfahrungen oder Gottes Wort?

  • Wie viel will der Vater schenken? ALLES! Von IHM heißt es: „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, son­dern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Römer 8,32) - Halleluja! Das ist EVANGELIUM!

  • Welche Bereiche des Lebens will er abdecken? ALLE! Jesus ist die Fülle Gottes angesichts deines Mangels! Glaubst du das? Angesichts deines Mangels in Familie, Beruf, Gemeinde, in deinem persönlichen Leben, angesichts deiner Minderwertigkeitsgefühle und deines Stolzes! Glaubst du diese Gute Nachricht?

3. Wie erhalte ich dieses Geschenk?

„..durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch ‹seine› eigene Herrlichkeit und Tugend.“ Vers 3c

Wie kann ein Mensch in den Besitz all dieser Herrlichkeiten kommen? Indem er Jesus immer mehr als den kennenlernt, der er in Wahrheit ist: Unser Retter, unser Heiland, unser bester Freund! (Johannes 17,3) Schau´ Jesus an. In ihm wirst du alles finden, was du in jeder nur denkbaren Lebenslage brauchst!

  • Schau´auf Jesus! Siehst du den Heiland, der Sünden vergibt? Glaube es! Bitte darum? Nimm´ die Vergebung in Anspruch! Freue dich darüber!

  • Schau´auf Jesus! Siehst du den Herrn, der dich schützt? Glaube es! Danke ihm dafür und sein Friede wird sich in deinem Herzen ausbreiten!

  • Schau´auf Jesus! Siehst du, dass er dir vom Vater gemacht ist als deine Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung? (1. Korinther 1,30) Glaube es!

„..durch die kostbaren und größten Verheißungen..“ Vers 4a

Denjenigen, die Jesus noch nicht so gut kennen, gibt Gottes Wort den Tipp: Nimm die Bibel zur Hand! Hier ist überall von Jesus die Rede (Lukas 24,27). Lies sie mit der Absicht, dir alle Verheißungen anzueignen, die Gott für dich bereithält. Mit diesen Verheißungen solltest du dich solange beschäftigen, bis alte Gewohnheiten des Unglaubens überwunden werden. Gott erwartet von uns nicht eine besondere Würdigkeit, nicht fromme Leistungen oder Verdienste, sondern dass wir annehmen, was Gott uns anbietet, dass wir glauben, was Gott verspricht. So stellen wir ihm das Zeugnis aus, dass er absolut vertrauenswürdig ist. Wer unter die­sen Voraussetzungen nicht glaubt, spricht sich selbst das Urteil.

Lerne es, in jeder Lebenslage dich in der Gewissheit an ihn zu wenden: „ER ist bereit, mir alles zu schenken, was ich zu einem Le­ben mit und für Gott brauche. Er ist stets viel mehr Geber, als ich Nehmer bin.“ Das ist EVANGELIUM! Wenn du aus dieser uner­schöpflichen Lebensquelle lebst, wirst du fro­her, dankbarer, ausgegli­chener, geduldiger, freundli­cher, hoffnungsvol­ler... d.h. missionari­scher werden. Denn ob wir missionarisch, d.h. zu Christus einladend leben oder nicht, hängt we­der von bestimmten Werkzeugen, die wir gebrau­chen, noch von Me­thoden, die wir einsetzen ab, sondern von unserer Ausstrahlung. Ver­breiten wir Wärme, Hoffnung, Zuversicht, Freude, Gelassenheit, weil wir als Beschenkte leben? Wir sollten un­sere Lebensqualität verbes­sern, nicht nur unsere „Verkaufsmetho­den“.

4. Wozu werden wir beschenkt?

„..damit ihr Teilhaber der göttlichen Natur werdet“ Vers 4

Frage: Wozu das alles? Was hat Gott mit uns vor? Wozu all diese Ge­schenke, all die Verheißungen? DAMIT wir glücklicher werden? Ent­spannter leben können? Den Sinn unseres Lebens finden? Das alles möchte Gott uns schenken. Aber sein Hauptziel ist das alles nicht. Er will, dass wir seiner göttlichen Natur teilhaftig werden. Wir sollen werden, wie Jesus! „Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vor­herbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleich zu sein, damit er der Erstge­borene sei unter vielen Brüdern.“ (Römer 8,29) Mit weniger will Gott sich nicht zufriedengeben!

So ist unser Gott: ER will alles mit uns teilen! - Ist das nicht phantastisch? ER will uns zu Menschen machen, die Jesus gleich sind. Christus soll so deutlich in uns Gestalt gewinnen, dass Menschen, wenn sie uns begegnen, nicht mehr zuerst unseren Eigen­arten, Unar­ten, unseren Depressionen oder unseren Problemen begeg­nen, auch nicht unseren Stärken und Tugenden, sondern dem lebendi­gen Gott, der uns buchstäblich zu NEUEN Menschen gemacht hat!

Gott hat Großes mit uns vor, ohne uns dabei zu überfordern. Er sorgt dafür, dass sein hohes Ziel von uns erreicht wird (Hebräer 13,21). „Gelieb­te, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist. “ (1. Johannes 3,2-3) Das Ziel der Herrlichkeit Jesu im Auge, werden wir uns von allem freiwillig trennen, was das Erreichen dieses Zieles verhin­dern will. Sind wir uns dieses Vorrechts bewusst? Glaubst du, dass Gott alles bereithält, um dich an dieses Ziel zu bringen? „Treu ist, der euch beruft; er wird es auch tun.“ (1. Thessalonicher 5,24) Kann solch eine Nach­richt nicht begei­stern?!

5. Was tun mit diesem Reichtum?

„..eben deshalb wendet aber auch allen Fleiß auf und reicht in eurem Glauben die Lebenstüchtigkeit dar, in der Lebens­tüchtigkeit aber die Erkenntnis.....“

WEIL wir so beschenkt wurden und werden, deshalb sollen wir flei­ßig weiter schenken. WEIL wir zu solch herrlicher Ewigkeit berufen wur­den, deshalb ru­fen wir auch andere! WEIL uns die Gute Nach­richt von Jesus Christus gesagt wurde, deshalb sagen wir sie auch weiter. WEIL wir Ergriffene sind, deshalb er­greifen wir andere!

Wir tun das nicht, DAMIT wir Gutes von Gott empfangen, son­dern WEIL wir soviel Gutes von ihm empfangen HABEN! Deshalb sollen wir auch stets auf EMP­FANG eingestellt bleiben. Gib´ Gott reichlich Gelegenheit, dich zu be­schenken! Ist das nicht eine Einla­dung, die froh macht?!

Schätzen wir den GEBER und seine kostbaren GABEN? Su­chen wir seine Nähe, um sein Wort zu vernehmen, um seinen Willen besser kennenzulernen, um seinen Geist in uns wirken zu lassen, um unsere Sorgen abzulegen? Setze hier ein, was dir im Augen­blick gera­de Mühe macht und du darfst sicher sein: JESUS ist alles, was du brauchst! Das ist EVANGELIUM, wie wir es in unserer Zeit für uns selbst und unsere Mit- und Nebenmenschen brauchen. Das Evan­gelium ist also keine Anweisung zum Gutes tun, sondern eine Nachricht von dem Guten, was Gott uns getan hat. Das Evangelium tut, was es sagt, bringt, was es ver­heißt, schenkt, was es gebietet.

Angenommen, du erbst einen gutgehenden landwirtschaftli­chen Betrieb. Dazu gehören Äcker und Wiesen, Vieh und Gebäude, die dazugehörenden Geräte und Fahrzeuge, kurz - alles, was zur Be­wirtschaftung eines Hofes notwendig ist. Das ist EINE Sache. Nun aber kommt alles darauf an, dass DU JETZT AKTIV wirst und die Felder bearbeitest, den Trecker einsetzt, das Vieh versorgst und etwas Sinnvolles tust.

Einerseits ist es zwecklos, von jemandem zu erwarten, dass er gut wirtschaftet, solange er keinen Betrieb hat. Wenn ihm aber alles nötige ge­schenkt wurde, ist die Aufforderung, jetzt aber fleißig zu ar­beiten, berechtigt. Denn andererseits nützt der ganze Betrieb nichts, wenn z.B. der Landwirt nicht arbeitet, sich einsetzt und müht. Wenn die Voraussetzungen stimmen, kann Einsatz erwartet und sinnvoll erbracht werden. Beim EVANGELIUM stimmen die Vorausset­zungen: ALLES, WAS ZU EINEM GOTT WOHLGEFÄLLIGEN LEBEN GEHÖRT, HAT UNS GOTT DURCH DEN GLAUBEN AN JESUS CHRISTUS GESCHENKT! Nun lebe dieses Leben zu Gottes Ehre!


Manfred Herold

Manfred Herold