Der Glaubenskampf

Sportwettkämpfe werden im Neuen Testament häufig als Illustrationen für das Leben eines Nachfolgers Jesu Christi verwendet. Christen, die ihr Christsein „wettkampfmäßig“ betreiben, die ihr Äußerstes geben um das ihnen von Gott gesteckte Ziel zu erreichen, findet man selten. Und wenn man sie findet, müssen sie damit rechnen als „Fanatiker“ oder „Fundamentalisten“ abqualifiziert zu werden.

Wir wollen Gottes Wort betrachten und sowohl seine Anfragen als auch seine Ermutigungen ernst nehmen. Jeder prüfe sich selbst und wisse: Allein seine Liebe zu Jesus wird über die Qualität seines Christseins entscheiden.

1. Die Vorbereitungen auf den Wettkampf

1. Korinther 9,24 „Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen... in allem enthaltsam sind.“

Wenn eine Meisterschaft zu Ende ist, wenn der Sieger feststeht, sagt das in der Regel auch wesentliches darüber aus, wer sich am Besten vorbereitet hat. Ein großer Teil des Sieges liegt an der richtigen Vorbereitung. Dieser Grundsatz gilt auch für Christen.

Viele meinen, fruchtbares Christsein käme automatisch zustande. Das würde sich durch Gottes Wirken einfach so ereignen. Aber das ist ein Irrtum. Das Neue Testament lässt keinen Zweifel daran:

Ein Christ braucht Training! - Einzeltraining - das richtige Lesen des Wortes Gottes; das rechte Achten auf das Wort Gottes; das Hören auf das Reden Gottes; das Gehorchen; die Stärkung des Willens: Ich will beten! Ich will Zeugnis geben! Ich will mit anpacken! - Das und vieles mehr können viele Christen einfach deshalb nicht, weil sie es nie geübt haben. Jesus sagte: „Lernt von mir!“ Manches muss man auch im Christsein pauken, bevor man Erfolge sieht. - Wie steht es damit bei dir?

Gruppentraining - der richtige Umgang miteinander, Verständnis füreinander, Bereitschaft zur gegenseitigen Annahme, Fähigkeit zur gegenseitigen Korrektur... - all das muss geübt werden. Gaben erkennen und einsetzen. - Dass Christsein so etwas wie ein „Mannschaftssport“ ist, wurde vielfach aus dem Blick verloren. - Auch in diesem Bereich wird vieles nicht gekonnt, weil es nie geübt wurde. Manche Christen wollen aufgeben, ohne je ernsthaft trainiert zu haben! - Wie steht es damit bei dir?

Eifer ist für einen Christen unerlässlich! Eifer bezeichnet das ehrenhafte Streben, das als gut Erkannte mit ganzem Einsatz zu erreichen. Einem Jünger kann und wird nachgesehen werden, wenn er keine großen Gaben und Fähigkeiten hat, auch wenn er wenig persönliche Tapferkeit besitzt, aber es wird ihm nicht nachgesehen werden, wenn er keinen Eifer für Gott und seine Gemeinde an den Tag gelegt hat. - Wie steht es damit bei dir?

Ein Christ muss die richtige Motivation für seinen Wettkampf haben! Freude am Wettkampf allein, der Wunsch mit dabei zu sein, niemanden zu enttäuschen, auf jeden Fall eine gute Figur zu machen und das gesteckte Ziel zu erreichen,- das ist alles zu wenig. Die in jeder Lebenslage allein durch tragende Motivation ist:

Weil ich Jesus liebe, deshalb will ich den mir von ihm verordneten Lauf laufen.

Weil ich Jesus liebe, deshalb will ich alles vom Ziel her beurteilen lernen. (Jonathan Edwards: „Ich bin entschlossen, niemals etwas zu tun, was ich mich zu tun scheute, wenn es meine letzte Stunde wäre.“)

Weil ich Jesus liebe, deshalb will ich mich von allem fernhalten, was mich von Lauf abhalten oder in ihm behindern könnte. Ist es nicht eigenartig: Man findet es völlig normal, wenn sich Menschen zur Vorbereitung auf sportliche Wettkämpfe ein hartes Training, Enthaltsamkeit, Zucht und Disziplin auferlegen - findet es aber befremdlich, wenn hinsichtlich unseres Glaubenslaufes davon gesprochen wird. - Wie steht es damit bei dir?

Ist es nicht so: Je größer der Siegespreis, desto ernsthafter die Vorbereitung. Wer um Jesu willen nicht auf manches zu verzichten bereit ist, der taugt nicht zum Nachfolger Jesu, den können wir als Glied dieser Gemeinde nicht gebrauchen!

In der Vorbereitung muss besonders auf einen individuell ausgewogenen Wechsel von Erholungsphasen und Wettkampfphasen geachtet werden. - Wohl haben wir in der Gemeinde noch viele, denen diese Gedanken ziemlich neu sind, die ihr Training bisher noch gar nicht ernsthaft aufgenommen haben,­ geschweige denn im Wettkampf des Glaubens stehen.

Aber wir haben auch andere, welche einfach fertig, erschöpft, überarbeitet sind, weil sie vlt. in 5 „geistlichen Disziplinen“ zugleich antreten und das am Ende schon Jahre. Für sie ist es wichtig zu lernen, dass zur Vorbereitung auf den Tag des Wettkampfs (Epheser 6,13) auch die Erholungsphasen gehören (Markus 6,31)­. Jeder muss sich vor der ihm drohenden Gefahr warnen lassen. Der ­Heilige Geist kann und wird dir das richtige Maß zeigen. - Wie steht es damit bei dir?

2. Die Konzentration im Wettkampf

1. Korinther 9,24 „Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!“ Alle Vorbereitungen zielen auf den Tag und die Stunde des Wettkampfes. „Trainingsweltmeister“ werden bestenfalls ­bedauert. Christen sind im Grunde immer auf irgendeiner Teilstrecke ihres ­Glaubenslaufes, aber wir kennen auch Entscheidungsstunden, besondere Prüfungen und Weichenstellungen, wo wir zu zeig­en haben, was in uns steckt, wo sich bewähren soll, was wir gele­rnt haben. Da gilt es dann:

Gelerntes konsequent anzuwenden! Weshalb lehren wir eigentlich? Der Hauptgrund allen Lehrens und Predigens ist es, dass wir unser Leben besser im Sinne Jesu bewältigen lernen. Der Trainer kann jedoch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sein Schützling nicht lernt oder sich keine Mühe gibt, das Gelernte umzusetzen. Der Trainer kann nicht für seinen Schützling dessen Wettkampf laufen. - Wenn ein Christ aufhört zu­ lernen und zu trainieren, hört er auf zu wachsen und Frucht zu­ bringen! - Wie steht es damit bei dir?

Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren! Ein Läufer muss sich auf seinen Lauf konzentrieren, sonst hat er keine Siegchance. So konzentriere dich auf Jesus und sei bereit, ihm zu gehorchen! Christus überfordert uns nicht. Das tun wir selber, indem wir ständig mehr annehmen, als wir tun können. Und dann wundern wir uns sogar noch, wenn wir überarbeitet sind. Vieles, was wir uns aufladen, ist gut und schön, aber nicht wesentlich, anderes ist weder gut noch schön, noch wesentlich und manches ist schlecht und zerstörerisch und überflüssig. Aber alles frisst unsere Zeit und Kraft auf, die uns dann an entscheidender Stelle oft fehlt. Das Leben wird einfacher, wenn wir zu der Einsicht kommen, dass ein großer Teil unserer täglichen Aktivitäten unnötig und nutzlos sind. Das Leben, auf das Wesentliche reduziert, ist Freiheit. - Wie steht es damit bei dir?

Diszipliniert zu sein. Viele Christen haben Wünsche, die niemals verwirklicht werden, Ziele, die sie nie erreichen, Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, das sie nie finden. Ihre ehrgeizigen Ziele übersteigen oft gar nicht ihre Fähigkeiten, wohl aber ihre Disziplin. Die Gemeinde ist voll von glänzend begabten Christen, die sich nie über eine gewisse Mittelmäßigkeit erheben, weil sie zu den erforderlichen Opfern nicht bereit, weil sie zu faul oder zu bequem sind. Das Ziel aller Disziplin muss es sein, ein für Gott brauchbarerer Mensch zu werden. - Wie steht es damit bei dir?

Die vorhandene Kraft einsetzen. - Die Kraft des Wortes Gottes (Römer 1,16). - Hast du es gelernt, die Verheißungen Gottes in aktuellen „Wettkampfsituationen“ deines Alltags einzusetzen? - Bibelstunden

Die Kraft des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 1,8). - Hast du Übung darin, den in dir wohnenden Heiligen Geist für dich eintreten zu lassen, wenn es hart auf hart geht?

Die Kraft durch das Gebet (Psalm 138,3). - Hast du es gelernt, körperlich zu beten? Das ist kein Vorrecht für einige besonders Fromme, sondern eine Notwendigkeit für jeden Christen!

Die Bürden und Lasten abzulegen. (Hebräer 12,1 „Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die ‹uns so› leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf“)

Sünden abzulegen, um ungehindert laufen zu können, ist klar. Aber es gibt Dinge, die keine Sünde sind, uns aber in unserem Glaubenslauf behindern. Auch sie gilt es abzulegen. Nur Läufer erkennen Bürden und Lasten als Hindernisse. Solche, die noch über „darf man dies, darf man das“ diskutieren, haben noch nicht begriffen, worum es in unserem Glaubenslauf geht. - Wie steht es damit bei dir?

Sich an die Regeln zu erinnern und sie zu beachten. (2. Timotheus 2,5 „Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht den Siegeskranz, er habe denn nach den Regeln des Wettkampfes gekämpft.“) Kennst du diese Regeln überhaupt? Wann willst du sie kennenlernen? Denke nicht, sie würden für dich nicht gelten!

Unseren Willen zu stärken und zu üben. Man kann gut gelernt haben, sich voll konzentrieren, diszipliniert sein, die Kraft Gottes kennen, die Bürden ablegen wollen - wenn man im entscheidenden Moment sich nicht entschließt „Ich will das jetzt tun!“, ist alles vergeblich. Viele gute Gelegenheiten wurden versäumt, weil man dem Impuls, den der Geist Gottes unserem Willen gab, nicht folgte. So hat man es unterlassen zu beten, Zeugnis zu geben, Gott zu loben, Widerspruch einzulegen, den Feind zurückzuweisen. Man hat den Start verpasst, weil der Wille nicht geübt war.

3. Das Ziel des Wettkampfes

Wer kein Ziel hat, erreicht auch keines! Wer nicht auf etwas zielt, trifft nichts. Viele Christen haben keine Ahnung, weshalb sie tun, was sie tun und wozu sie tun, was sie tun. Bei vielen scheint es nach dem Motto zu gehen: „Nachdem wir das Ziel aus dem Auge verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen!“ Schauen wir in die Bibel:

Paulus war der Mann EINES Zieles: Philipper 3,13-14 „Brüder, ich denke von mir selbst nicht, ‹es› ergriffen zu haben; eines aber ‹tue ich›: Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes.“ Alles in seinem Leben wurde von diesem Ziel bestimmt.

Terach war ein Mann, der sein Ziel nicht erreichte. 1. Mose 11,31-32 Ausgezogen, um nach Kanaan zu reisen, kam er bis Haran, wurde dort wieder sesshaft und starb daselbst, ohne das verheißene Land jemals gesehen zu haben. - Er ist ein Bild für viele Gläubige. Wohl sind sie irgendwann ausgezogen und den Verheißungen Gottes gefolgt. Dann aber wurden sie müde, sind eingeschlafen. So werden sie den vollen Segen Gottes nie empfangen.

Ist Gottes Ziel für dein Leben dein Ziel? Sein Ziel für uns ist es, dass wir JESUS GLEICH WERDEN! 1. Johannes 3,2 „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleich sein werden, wenn er offenbar werden wird, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ - Ist das überhaupt möglich? Ja, der Heilige Geist will uns in das Bild Jesu umgestalten (Römer 8,29).

Worin sollen wir denn Jesus gleich werden? - In seiner Liebesbeziehung zum Vater (Johannes 10,30+17,11). Im anglikanischen Katechismus heißt es: „Das Hauptziel des Menschen ist die Verherrlichung Gottes und die Freude an ihm.“ - In seiner tätigen Liebe zu seinen Nächsten, den Verlorenen. (Johannes 13,15) - In seiner Selbstverleugnung, Demut, Sanftmut. (Matthäus 11,29) - In seiner Dienstbereitschaft. (Markus 10,45) - In seinem „Jünger-machen“. (Johannes 20,21) - In seinem Durchhaltevermögen. (Markus 13,13; Hebräer 6,11; Offenbarung 2,26) Nicht ein guter Start, sondern das geduldige Durchhalten entscheidet über Sieg oder Niederlage. Einem vielversprechenden Anfang fehlt oft die Disziplin zum Durchhalten.

Indem wir alles vom Ziel her beurteilen lernen. (Hebräer 12,2 „..indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“

Was ist es dir wert, dieses Ziel zu erreichen? - Übt Jesus, DAS Ziel deines Lebens, solch eine Anziehungskraft auf dich aus, dass du alles, was dich daran hindern will, in eine engere Gemeinschaft mit ihm zu kommen, wegwirfst? Jeder prüfe sich selbst und lasse seine Liebe zu Jesus über die Qualität seines Christseins entscheiden.


Manfred Herold


Manfred Herold