Abram - Vorbild des Glaubens

Abram, oder wie er später von Gott genannt wurde, Abraham ist eine der zentralsten Personen in Gottes Heilsgeschichte. Aus ihm ist das Volk Israel hervorgegangen und so auch unser Herr Jesus Christus. Dennoch war Abram keine fromme Idealfigur, sondern ein ganz normaler Mensch. Überall, wo im Neuen Testament vom Glauben gesprochen wird, ist von Abraham die Rede. Er ist und bleibt deshalb für uns ein großes Vorbild für den Glauben, der es gelernt hat, allein dem Wort göttlicher Verheißung zu trauen und der endlich auch schauen, erleben und genießen durfte, was er geglaubt hatte. Obwohl Abram ein Nomade im Übergang vom dritten zum zweiten Jahrtausend vor Christus war, entsprechen seine Schritte zum Glauben und im Glauben dennoch ganz genau unseren eigenen. Deshalb können und sollen wir im Hinblick auf unseren Glauben manches von dem „Vater aller Glaubenden“ (Römer 4,16) lernen. Dazu möchte ich jeden heute einladen. - 1. Mose 12,1-9

1. Die göttliche Initiative Verse 1-3

Gott ist der Anfang aller Dinge. Deshalb steht er voran und deshalb sollten wir ihn auch stets in allem den Vorrang haben lassen (Kolosser 1,18). Auch beim Glauben ist so. Der Mensch muss sich nicht erst mühsam dazu durchringen, an Gott zu glauben. Gott ist längst dabei, durch sein Wort in dir den Glauben zu wecken. Der menschliche Glaube ist nichts anderes als das Echo des Menschenherzens auf den Anruf oder die Ansprache Gottes. Abram vernahm das Wort Gottes als Befehl und Verheißung. So ist das in der Regel noch heute bei uns und wir haben darauf zu reagieren: Mit Gehorsam auf den Befehl und mit Glauben auf die Verheißungen. Dass Glaube und Gehorsam von uns erwartet wird, gefällt manchen Zeitgenossen nicht. Glauben ja, weil uns dadurch allerlei Gutes zuteil wird. Gehorsam, - nein, da verliere ich ja meine Souveränität, das geht zu weit. Beides gehört jedoch zusammen, weil Gott uns eben nicht nur als Retter und Helfer, dem wir vertrauen können, sondern auch als Herr, dem wir gehorchen sollen, gegenübertritt. Gottes Befehl lautete damals: „Geh´ für dich!“ Damit meinte Gott: „Abram, verlasse dein bisheriges Lebensumfeld, deine Stadt, deine Verwandtschaft, alles was bisher deine Sicherheit und Geborgenheit ausmachte und vertraue mir.“ Uns mag Gott heute auffordern unseren Standpunkt, unsere Sicherheiten, unsere Abhängigkeiten, unsere lange gehegten Überzeugungen oder Theologien zu verlassen, um aus aller Festlegung, aus aller Prinzipientreue, aus aller falschen Sicherheit heraus zu kommen und uns neu auf den lebendigen Gott einzulassen. Angesichts der unerhörten Befehle war Abrams Glaubensgehorsam gefragt. Wie steht es mit deinem Glaubensgehorsam heute? Du bewunderst den Glauben Abrams - und wie steht es mit dir? Die gegebenen Verheißungen stellten damals und stellen heute das große „Ich will“ Gottes über das Leben der Menschen, die sich auf ihn einlassen. Abram erhielt von Gott ein siebenfaches „Ich will...“ (neues Land, großes Volk, Segen, großen Namen, Segen für andere, Schutz, Geschichte) versprochen. Und wir haben durch Jesus noch viel größere Verheißungen erhalten (Römer 8,32). Sollte uns die Tatsache, dass Gott soviel in unser Leben investieren möchte, nicht Anreiz genug für frohen Glauben und willigen Gehorsam sein? Natürlich ist und bleibt der Glaube immer auch ein Wagnis. Das liegt in der Natur der Sache. Sicherheit oder Gewissheit hatte Abram und haben wir nur in dem empfangenen Wort Gottes. - Nur, wie reagierte Abram damals und wie reagieren wir heute darauf?

2. Die menschliche Reaktion Verse 4-5b

Das Wort Gottes gehört zu haben, ist wichtig - es reicht jedoch nicht aus. Das Wort verstanden zu haben, ist schön - aber es reicht nicht. Dem Wort zuzustimmen, ist gut - aber es reicht nicht. Das Wort tun zu wollen, ist ein löblicher Vorsatz - ist aber nicht ausreichend. Bei zu vielen Christen spielt sich Nachfolge immer nur im Kopf, in ihren Gedanken und nie im wirklichen Leben ab. Sie denken, weil sie dem gehörten und verstandenen Wort zustimmen und sich ernsthaft vornehmen(irgend wann einmal) zu gehorchen, habe es bei ihnen erreicht, wozu Gott es gesandt hat. Doch das ist purer Selbstbetrug! Die Frage war damals: Würde Abram, nachdem er das Wort Gottes gehört hatte, aufbrechen oder nicht? Würde sich der Aufbruch nur in seinen Gedanken oder im tatsächlichen Leben ereignen? Würde er Einschränkungen machen, einige Bereiche seines Lebens von dem Aufbruch ausnehmen (Ehe, Familie, Beruf, Hobbys, Freizeit....) oder nicht? Nachfolge, welche diesen Namen verdient, verträgt keine „prinzipiellen Festlegungen“! Gott fordert, weil er als Gott im Leben der Seinen ernst genommen werden möchte, in allen Lebensbereichen eine grundsätzliche Offenheit und andauernde Beweglichkeit von uns. Abram zog damals los. Das brachte allerlei Unruhe und manche Aufregung mit sich. Wenn du heute Gottes Wort hörst, lässt du dich dann von ihm ebenfalls zuerst in Frage stellen und dann in Bewegung setzen? Wenn er dir etwa sagt: „Geh´, verlass´ deine falsche Abhängigkeit von jenem Menschen!“ - „Verlass´ deine Sucht, die dich bindet und kaputtmacht und anderen ein verderbliches Vorbild bietet!“ - „Gib´ deine fromme Selbstzufriedenheit auf und sieh doch einmal der ernüchternden Wirklichkeit deines grauen Ehealltags ins Gesicht!“ - „Verlasse deine selbstgerechten Vorurteile, die andere nur immer zu dem Zweck schlecht dastehen lassen, damit du gut dastehst!“ „Trenne dich innerlich von den vielen Sorgen, die du dir machst und gib sie mir!“ - Was passiert dann bei dir? Ich fürchte, dass bei vielen Christen meistens NICHTS wirklich Wichtiges geschieht,wenn sie Gottes Wort gehört haben. Denn nachdem du das Wort Gottes gehört hast, gilt es, genau das zu TUN, was Gott dir sagte und nicht, dass du dem Gehörten gedanklich zustimmst, es für ein wichtiges Wort an deinen Nachbarn hältst, es dir vornimmst, es irgendwann einmal in Erwägung zu ziehen. Das ist alles zu wenig! - Wenn Jesus wirklich dein Herr ist, wirst du jetzt ohne dich zuerst mit anderen zu beraten tun, was er dich tun heißt.

3. Die gemeinsame Wanderung Verse 5c-9

Vom Zeitpunkt seines ersten Glaubensgehorsams an bestand und wuchs eine ganz enge Beziehung zwischen Abram und seinem Gott, sodass wir von einer gemeinsamen Wanderung sprechen dürfen. Diese Beziehung bestand und besteht, wie mir scheint, aus 4 Bestandteilen: Aufbruch, Bewegung, Spannung, Trennung. Bis heute enthält jede Glaubensbeziehung diese 4 Aspekte und wir sollten darauf achten, dass nicht ein Aspekt verkümmert oder gar abhanden kommt. Die Glaubensbeziehung bescherte dem Abram verschiedenste und nicht immer leicht zu begreifende AUFBRÜCHE (von Ur nach Haran, nach Sichem, nach Bethel, in den Negev). - Wie steht es mit dir? Ist dein Glaube noch so lebendig, dass er noch Aufbrüche in dein Leben bringt? Bist du heute bereit, deinen Glauben dadurch zu erweisen, dass du aufzubrechen bereit bist? - Aufzubrechen aus der falschen Abhängigkeit von jenem Menschen? - Aufzubrechen aus deinen dir erst kürzlich zurechtgelegten Vorstellungen, wie du deine Freizeit zu verbringen hast? - Auszubrechen aus deiner Zigarettensucht? Dir erscheint das unmöglich zu sein? Beachte: Gott gibt dir die nötige Kraft zu dem, was er von dir haben möchte! Vertraue ihm und bleibe in enger Gemeinschaft mit ihm verbunden. Auszubrechen aus deinen festgefügten Meinungen, Vorurteilen, Überzeugungen, über die du seit Jahren nicht mehr mit dir reden lässt? Die Glaubensbeziehung hielt Abrams Leben in BEWEGUNG. Echter Aufbruch zeigt sich daran, dass bei dir etwas in Bewegung gerät. Manche Christen hassen jegliche Bewegung. Sie haben es am liebsten wohl geordnet, berechenbar und merken gar nicht, wie sich das Leben immer mehr zurückzieht, bis eine „Friedhofsordnung“ in ihrem Leben herrscht. Unser Gott ist ein lebendiger Gott und deshalb nicht berechenbar. Ist dein Glaube noch so lebendig, dass er sich noch bewegt, z.B. in Bezug auf die Gestaltung deiner Ehe. Du meinst vielleicht, es wäre gut so, wie es ist, aber deine Frau/dein Mann ist da ganz anderer Meinung. Bist du bereit, dich im Vertrauen auf Gott in einen neuen Dialog mit deinem Partner zu begeben und durch die Gnade Gottes Neues entstehen zu lassen? - Dein Ausbruch aus dem Gefängnis deiner Zigarettensucht wird Bewegung in dein Leben bringen. Gewohnheiten müssen geändert werden. Aber auch hier schenkt Gott, was er möchte. Glaube es und versuche es neu! Tue dich mit anderen, die in derselben Lage sind, zusammen und kämpft diesen Kampf des Glaubens gemeinsam. Die Glaubensbeziehung brachte noch nie da gewesene SPANNUNG in Abrams Leben. „Was wird aus mir und meiner Familie, wenn ich von zu Hause wegziehe? - Wie wird das versprochene Land aussehen? - Wann werden wir einen Sohn bekommen?“ Es gibt fromme Menschen, die hassen solche Spannungen. Sie meinen, diese Spannungen störe ihre Harmonie. Dabei stören sie lediglich deinen bisherigen Schlendrian, deine Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit. Diese Spannungen gilt es durchzustehen und im Vertrauen auf Gott auszuhalten. - Es wird spannend, wenn du daran gehst, deine Ehe neu zu gestalten! - Das Leben von Rauchern, die mit ihrem Laster brechen möchten wird spannend! - Bis neue Gewohnheiten greifen und alte überwunden sind, durchlebt man spannende Zeiten. Aber diese Spannungen gehören zu einer echten Glaubensbeziehung dazu! Die Glaubensbeziehung zu Gott brachte einschneidende TRENNUNGEN in das Leben Abrams. Er konnte nicht zu Hause bleiben und zugleich unterwegs sein - von etwas musste er sich trennen. Du kannst dich nicht zugleich bewegen und auf deinem Standpunkt verharren. Auch dieser Aspekt wird häufig als störend empfunden. - Entweder trennst du dich irgendwann von sündhaften Gewohnheiten oder sie trennen dich von Gott. - Entweder wir trennen uns von unserem Eigensinn und unserer Besserwisserei oder der Eigensinn trennt uns von unserem Partner. - Entweder wir trennen uns von der Sünde oder sie trennt uns von Gott. Zu viele Christen meinen, Aufbruch, Bewegung, Spannung und Trennung spielten nur im Zusammenhang mit der Bekehrung eines Menschen eine Rolle. Aber das ist falsch. Weil Christen sich Gott und seinem Plan unterstellt haben, weil Gott uns aktiv nach seinem Willen zu seinen Zielen führt, deshalb bleiben Aufbruch, Bewegung, Spannung und Trennung im Leben eines Christen angesagt und somit eine ständige Herausforderung. Das können wir von Abram lernen.

Manfred Herold