Gottes Gnade hält dich fest!

Wir wollen heute eine der bekanntesten Verheißungen der Bibel in ihrem Zusammenhang betrachten. Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“ - „Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit Seinem Plan berufen.“ (NGÜ)

Diese Verheißung hat schon vielen Menschen dabei geholfen weiter auf Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu vertrauen, wenn sie in scheinbar sinnlose, schmerzliche oder schlimme Situationen kamen. Sie glaubten es, dass Gott wirklich „alle Dinge“ in Seiner Hand hat. Also, folgerten sie zu Recht, wird Er auch diese schreckliche Angelegenheit, in der ich gerade stecke, diesen Unfall, diese familiäre Katastrophe mir zum Besten dienen lassen. - Wie - weiß ich nicht! Wann das geschehen wird, - weiß ich auch nicht! Aber es wird passieren, weil Gott es versprochen hat.

1. Wem gilt diese Verheißung?

Gilt diese Verheißung unterschiedslos allen Menschen? Nein! Es müssen 2 bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die erste lautet: Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu lieben! Wenn du Gott nicht liebst, hast du keinen Anspruch auf diese Verheißung!

a) Was bedeutet es, Gott zu lieben?

Die Art und Weise wie wir Menschen lieben unterscheidet sich grundlegend von der Art, wie wir Gott lieben. In Apostelgeschichte 17,25 sagt Paulus: „Er lässt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob Er etwas benötigen würde...“ Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus unterscheidet sich radikal von uns. Er ist die Quelle allen Existierenden und bedarf deshalb nichts. Ihm muss und kann nicht geholfen werden. Deshalb besteht das Wesen unserer Liebe zu Gott darin, etwas von Ihm zu empfangen und Ihm dafür zu danken und Ihn zu loben!

Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu lieben bedeutet nicht, Ihn um Seiner Gaben und Geschenke willen (wie sein Wort, die Vergebung, Rechtfertigung, Bewahrung vor der Hölle, Auferstehung usw.) zu lieben. Natürlich sind wir Gott dafür dankbar, denn ohne sie würden wir IHN gar nicht kennen. Aber Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu lieben bedeutet, Ihn um Seiner selbst willen zu lieben jenseits all Seiner Gaben. Seine Geschenke sind deshalb so kostbar, weil sie uns Gott nahe bringen und uns mehr von Gott zeigen. Wenn du Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus wirklich liebst, dann ist Gott das Zentrum deiner Gefühle und Neigungen, nicht Seine Gaben.

Gott zu lieben, bedeutet ein Verlangen nach Gott zu haben, jenseits all Seiner Gaben und Geschenke. Gott zu lieben, bedeutet Ihn mehr zu schätzen als Seine Gaben und Verheißungen. Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu lieben, bedeutet sich mehr an Ihm zu erfreuen, als an Seinen Gaben. Gott zu lieben bedeutet, mit Ihm allein zufrieden zu sein, nicht nur wenn Er uns beschenkt. Gott zu lieben bedeutet, Ihn vor all Seinen Gaben zu genießen. Gott zu lieben bedeutet, Ihn höher zu bewerten, Ihn als wertvoller anzusehen, Ihn mehr zu verehren, Ihn mehr zu bewundern als alle Seine Gaben. Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus zu lieben kann kein Mensch aus sich heraus, er muss dazu von Neuem geboren worden sein.

b) Was bedeutet es, nach Seinem Vorsatz berufen zu sein?

Als 2. Voraussetzung wird genannt: Sie müssen nach Seinem Vorsatz oder Plan berufen sein. Was heißt das? Wenn Paulus nur betont hätte, dass alle Dinge denen zum Guten dienen, die Gott lieben, dann würde es so aussehen, als ruhe die Verheißung auf dem sehr dünnen Grund meiner Liebe zu Gott. Das wäre keine feste Gewissheit! („Wir wissen aber...“)

Deshalb sagt Paulus: Diese Verheißung beruht nicht allein auf deiner Liebe zu Gott, sondern sie beruht auf Gottes Ruf und Vorsatz. Hier wird Gottes Werk betont, nicht meine Erfahrung.

Du fragst: Wie kann ich wissen, dass ich berufen bin? Paulus gibt hier einen objektiven und einen subjektiven Grund an. Gott rief uns durch Sein Evangelium und schenkte uns den Glauben daran (objektiver Grund) und als Antwort darauf begannen wir Gott zu lieben (subjektiver Grund). Mit anderen Worten: Der Ruf Gottes gemäß Seines ewigen Vorsatzes ist Teil des großen, unerschütterlichen Fundaments, das Paulus in Römer 8 gelegt hat, um zu zeigen, dass Gott Wort hält und Seine Verheißungen unerschütterlich bestehen. Gott ist es, auf den es hier ankommt. Deine Liebe zu Gott mag zerbrechlich und unsicher sein, aber Gottes Berufung ist beständig (Römer 11,29) und kraftvoll. Deine Liebe wurde nicht nur durch diesen Ruf erzeugt, sondern wird auch allein durch ihn erhalten und gestärkt.

Wie ruft Gott einen Menschen? Gott ruft einen Menschen indem Er ihn durch das Evangelium mit der Person Christi bekannt macht, sein totes Herz lebendig macht und ihn so dazu bringt dem Wort Gottes zu vertrauen und Ihn zu lieben, d.h. indem der Mensch von Neuem geboren wird.

Gottes Ruf und mein Ruf, d.h. meine Einladung in der Predigt sind jedoch nicht identisch. Wenn ich predige, rufe ich alle die mich hören dazu auf, das Evangelium als wahr und Christus als ihren Schatz anzusehen. Aber in dem Moment sind noch nicht alle so „gerufen“ wie Paulus es hier versteht. Meine Einladung, mein Ruf ist allgemein. Gottes Ruf in und durch meine Einladung ist speziell, persönlich, überführend. Meine Einladung bietet Hoffnung an. Gottes Einladung schafft Hoffnung. Mein Ruf bietet Leben an. Gottes Ruf in meiner Einladung erschafft ewiges Leben. Meine Aufforderung befiehlt Gott zu lieben. Gottes Ruf in und durch meinen Ruf befähigt zu dem, was Er befiehlt. (1. Korinther 1,22-24; 2. Timotheus 1,9)

Gottes Berufung geschieht nicht sinnlos, sondern zu einem bestimmten Zweck. Und Gottes Ziel und Zweck mit uns ist, dass wir Seinem Sohn ähnlich werden sollen (Vers 29). Die Vorherbestimmung wird verwirklicht durch den Ruf Gottes.

2. Was verspricht diese Verheißung?

Gott verspricht hier nicht, dass uns nichts Böses zustoßen wird. Er verspricht uns nicht, dass wir nicht leiden oder vielleicht sogar elend sterben werden. Was Gott verspricht sollen 2 Beispiele verdeutlichen:

Josef (1. Mose 37-50)

Eines der besten Beispiele hierfür ist die Geschichte von Josef aus dem Alten Testament. Seine Brüder hassten ihn, weil er davon träumte, eines Tages über sie zu herrschen. Sie warfen ihn in eine Zisterne und verkauften ihn in die Sklaverei nach Ägypten. Danach belogen sie ihren Vater, indem sie ihm sagten Josef sei tot.

Josef machte in Ägypten weiter viel Schlimmes mit, er landete unschuldig im Gefängnis. Dort schienen sich die Dinge etwas zu bessern, weil der Gefängnisaufseher ihm vertraute. Endlich, nach 17 Jahren, in denen sich scheinbar nichts zu seinen Gunsten tat, erklärte er dem Pharao einen Traum und der belohnte ihn damit, dass er ihn zu einer Art Vizekönig mit der Aufgabe machte, alle Nahrungsmittel des Landes für die bevorstehenden 7 Jahre Hungersnot einzusammeln.

Diese Hungersnot bedrohte schließlich auch Josefs Familie in Kanaan und so kamen seine Brüder, die ihn gehasst hatten und ihn los werden wollten zu ihm nach Ägypten. Sie hatten keine Ahnung, was aus ihm in der Zwischenzeit geworden war.

Die Auflösung der Geschichte finden wir in 3 Bibelstellen: In 1. Mose 45,7 sagt Josef zu seinen Brüdern: „Aber Gott hat mich vor euch her gesandt, um das Fortbestehen eures Geschlechts auf Erden zu sichern und um euch, eine große Schar von Erretteten, am Leben zu erhalten.“ Achtet auf das Wort „gesandt“.

Psalm 105,16-17: „Dann, als Er Hunger ins Land kommen ließ und jegliche Stütze des Brotes zerbrach, 17 da hatte Er schon einen Mann vor ihnen her gesandt: Joseph, der als Sklave verkauft worden war.“ Achtet auf das Wort „gesandt“.

Das aktive Eingreifen Gottes kommt auch im zentralsten Text zum Verständnis dieser ganzen Angelegenheit klar zum Ausdruck. Wieder spricht Josef zu seinen Brüdern: „Ihr freilich hattet Böses gegen mich im Sinn, aber Gott gedachte es zum Guten zu wenden, um das auszuführen, was jetzt klar zutage liegt, nämlich um ein zahlreiches Volk (oder: viele Menschen) am Leben zu erhalten.“ (1. Mose 50,20) Dies ist die alttestamentliche Fassung von Römer 8,28. Alle Dinge wirken zum Guten für Gottes Volk zusammen. Alle Dinge, auch die bösen, die Josef und Jakob angetan wurden. All diese Dinge gebrauchte Gott zum Guten.

Gott schaute nicht nur zu, als sich diese üblen Dinge ereigneten. Sie geschahen nicht ohne Sinn und Zweck. Er ordnete sie auch nicht nachher so, dass sie irgendwie etwas Gutes bewirkten. Nein, so wie Josefs Brüder es böse zu machen „gedachten“, so „gedachte, verordnete, gestaltete“ es Gott gut zu machen. Deshalb sagte ich, das Wort „gesandt“ sei wichtig. Der Verkauf durch die Brüder war eine „Sendung“, um zu retten, obwohl diese Sendung durch deren Sünde befleckt war. Wundern wir uns nicht, dass Gott bei der Durchführung Seiner Pläne mit Seinen Kindern oft ganz unheilige Methoden und böse Menschen gebraucht.

Das Kreuz Christi

Die Geschichte Josefs bietet uns eine Vorschau dessen, was Gott durch die Sendung Seines Sohnes Jesus ans Kreuz für uns getan hat, um uns zu retten. In Apostelgeschichte 4,27-28 betete die Gemeinde: „Und so ist es tatsächlich gekommen: Hier in dieser Stadt haben sich Herodes und Pontius Pilatus zusammen mit den heidnischen Nationen und den Stämmen Israels gegen deinen heiligen Diener Jesus verbündet, den du gesalbt hast. Doch indem sie so vorgingen, ist genau das eingetreten, was du in deiner Macht vorherbestimmt hattest und was nach deinem Plan geschehen sollte.

Anders ausgedrückt, obwohl Jesus wegen der sündhaften Handlungen von Herodes, Pilatus, der Heiden und Juden ans Kreuz kam, war es doch zuerst und zuletzt Gottes Sendung, die Ihn ans Kreuz brachte. Sie meinten es böse, aber Gott meinte es gut. Gott brachte nicht nur Gutes aus dem Übel und den Schmerzen des Kreuzes oder aus der Sklaverei des Josef hervor; Er plante es sogar schon zum Guten. Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus plant und kombiniert alle Dinge zusammen zum Guten derer, die Jesus vertrauen und Ihn lieben. (Auch in den Büchern Hiob, Esther, Jona u.a. finden sich ähnliche Parallelen.)

3. Welche Auswirkungen können diese Wahrheiten auf dein Leben haben?

Was lernen wir daraus? Wir lernen, dass Gottes Ruf Seine souveräne Aktion ist, indem Er uns aus dem geistlichen Tod ins Leben bringt, aus der Feindschaft Gott gegenüber in ein Leben des Vertrauens auf Ihn und aus dem Hass gegen Gott in die Liebe zu Gott. Gottes Ruf erschafft den Glauben und die Liebe, die Er verlangt. Gottes Ruf ist schöpferisch. Gottes Wort ist auch heute noch genau so mächtig wie zu Zeiten des Lazarus, als Jesus den toten Lazarus rief und dieser Ruf Leben hervorbrachte (Johannes 11,43)

Die Wirkung eines solchen Rufes oder einer solchen Berufung ist die absolute Gewissheit deines Heils. Es gibt keinen Ausfall bei Gott: Alle Berufenen wurden gerechtfertigt und alle gerechtfertigten werden verherrlicht. Deshalb wirken alle Dinge im Leben der Berufenen zum Guten zusammen.

Aber manche werden ängstlich fragen: Aber wenn ich aufhöre zu glauben, was dann? Wenn meine Liebe zu Gott erkaltet, was dann? - Die Antwort lautet: Das wird bei wahrhaft Berufenen nicht geschehen! Und der Grund hierfür ist nicht, dass es nicht darauf ankäme, ob dein Glaube lebt oder stirbt, sondern der Grund dafür ist, dass der Gott, der dich gerufen hat, dich auch im Glauben erhält! Der Gott, der dich in Seiner souveränen Gnade gerufen hat, der wird dich auch durch dieselbe souveräne Gnade erhalten. (Judas 1,1; 1. Korinther 1,8; Galater 1,6; Philipper 1,6)

Mit anderen Worten: Gott versichert dir, dich durchzutragen bis ans Ende. Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus rief dich für Sein Ziel und Seinen Zweck. Und der ist, dass du Seinem Sohn Jesus Christus gleich wirst. Dieses Ziel verfehlt Er nicht. „Was Er sich vorgenommen und was Er haben will, das muss doch endlich kommen, zu seinem Zweck und Ziel!“ Er rettete dich und wird Sein Werk an dir vollenden. (1. Thessalonicher 5,23-24) Gott ist treu. Wenn Er dich gerufen hat, dann erhält Er dich auch. Daraus erkennen wir: NUR SOLCHE, DIE GOTT LIEBEN SIND WAHRHAFT BERUFEN!

Nun haben wir etwas von der Größe und Herrlichkeit des Fundaments gesehen, auf dem die Verheißung Römer 8,28 ruht. Das Fundament ist nicht nur die Liebe Gottes. Es ist das ewige Ziel Gottes, die Zuvorbestimmung Gottes, der wirksame Ruf Gottes, die Rechtfertigung Gottes und die sichere Verherrlichung Gottes, um uns auf diesem Weg Seinem Sohn gleichzumachen. Deshalb wird sicherlich alles in deinem Leben zum Guten zusammenwirken. Nicht deshalb, weil du die moralische Kraft hättest, Gott dauerhaft zu lieben, sondern weil der Eine, der dich rief treu ist und selbst dafür sorgt, dass du andauernd Gott lieben wirst.

Wenn du heute von Gott gerufen wurdest und du genau weißt, dass du gemeint bist, dann folge Ihm, antworte Ihm, danke Ihm. (1. Korinther 1,22-24) - Amen



Manfred Herold


Manfred Herold