Ist die Bibel Gottes Wort?

In meiner Predigt „Warum wir der Bibel glauben“ sagte ich:

„Wenn der Anspruch der Bibel erst durch eine andere Autorität bestätigt werden müsste, dann könnte dies nur eine höhere Autorität sein. Eine höchste Autorität beweisen zu wollen, in dem man sich auf eine noch höhere Autorität beruft, wäre aber ein Widerspruch in sich. Der Anspruch der Bibel auf göttliche Autorität lässt sich nur durch ihre eigene Beschaffenheit, Zuverlässigkeit und durch die persönliche Erfahrung derer prüfen, die danach zu leben versuchten.“

In welchem Dilemma befinde ich mich bei dieser Argumentation? = Meine höchste Autorität ist ein Buch. Wir bekennen: „Durch das Wort der Bibel kamen wir zum lebendigen Glauben an Jesus Christus und erkannten in ihm den Sohn Gottes, - Gott selbst!“ Johannes 6,68-69

Nun ist Christus unser Herr und Meister, dessen Beurteilungen, Überzeugungen und Willen für uns maßgeblich sind. Also auch seine Stellung zur Heiligen Schrift!

Jesu Stellung zur Heiligen Schrift:

Wie glaubwürdig waren für Jesus die biblischen Geschichten?

Er behandelte die geschichtlichen Erzählungen des AT als zuverlässige historische Fakten:

  • Schöpfung und Erschaffung des Menschen  (Matthäus 19,4f; Markus 10,6-8)

  • Abel  (Lukas 11,51)

  • Noah  (Matthäus 24,37-39)

  • Abraham  (Johannes 8,56)

  • Sodom und Gomorrha  (Matthäus 10,15)

  • Manna  (Johannes 6,31+49+58)

  • Erhöhte Schlange in der Wüste  (Johannes 3,14)

  • Salomo  (Matthäus 6,29)

  • Jona  (Matthäus 12,39-41) etc.

Gerade die Berichte, die dem „modernen Menschen“ am inakzeptabelsten erscheinen, gebrauchte Jesus besonders gern und es gibt nirgends einen Hinweis darauf, dass Jesus sie nicht wörtlich verstanden hat.

Welche Autorität maß er der biblischen Lehre bei?

Jesus beruft sich in strittigen Fragen auf das AT als ausschlaggebende Instanz!

  • Jesus beschreibt seine Stellung zur Schrift in Matthäus 5,17-21. Er macht seinen Jüngern klar, dass sie dem Gesetz gegenüber verpflichtet sind, vor allem dem Geist nach, aber auch dem Buchstaben. Matthäus 23,2f Für Jesus war die Lehre der Schriftgelehrten wertvoll, wenn sie vom Geist belebt wurde. Matthäus 13,52

  • Er kritisiert sie, weil sie die Schrift nicht unter der Anleitung des Heiligen Geistes gründlich genug studierten. Matthäus 22,29 + 23,23

  • Man findet bei Jesus keine Spur einer Abwertung des ATs. Wurde die Lehre richtig verstanden, war sie das Wort und Gebot Gottes. Jede eigenwillige Deutung aber macht das Wort wirkungslos. Matthäus 15,1-9

Allein der Geist Gottes kann eine Erkenntnis der Schriften schenken, indem er den menschlichen Verstand erleuchtet

Jesu Einstellung zur alttestamentlichen Ethik

Für Jesus war das AT auch in ethischen Streitfragen maßgebend.

  • Als ihn der Schriftgelehrte fragt : Markus 12,28 - antwortet Jesus mit 2 Zitaten aus dem Pentateuch (5. Mose 6,4-5 und 3. Mose 19,18). Diese beiden Gebote fassen zusammen, was das AT lehrt. Das erkennt auch der Schriftgelehrte an Markus 12,32.

  • Es gibt kein höheres Gebot und wird kein höheres geben! Auch das NT offenbart kein höheres Gesetz: Es offenbart das Evangelium

Welche Beziehung hat das Gesetz zum Evangelium?

Die Forderungen des Gesetzes verlangen absoluten Gehorsam von uns! Dem darf man sich nicht entziehen, sondern muss das Gesetz seine Wirkung tun lassen, indem es den Menschen verurteilt. Erst dann kann das Evangelium dem völlig Hilflosen und Verurteilten die gute Nachricht der Erlösung bringen. Galater 3,24 „ist“ – nicht „war“.

Setzte Jesus eine Inspiration der Heiligen Schrift voraus?

Jesus hielt die Schriften des AT für inspiriert.

Die Schreiber, bzw. ihre Schriften waren für Jesus Gottes Wort, also inspiriert: 

  • Markus 7,10

  • Matthäus 13,14

  • Markus 12,36

  • Matthäus 24,15

Diese Worte hatten und haben nicht deshalb Autorität, weil sie von Mose, Jesaja oder David gesprochen wurden, sondern weil es Gottes Worte sind.

  • Lukas 4,21

  • Matthäus 11,10

  • Lukas 18,31-33

  • Matthäus 26,24

Für Jesus waren alle prophetischen Schriften von Gott inspiriert, deshalb werden sich auch alle erfüllen.

Hat Jesus nicht einige Aussagen des AT eingeschränkt oder gar aufgehoben?

Das Sabbatgebot - Markus 2,28 Jesus wendet sich nicht von der Schrift ab, sondern er behauptet hier, Gottes Autorität zu besitzen, um die Grenzen dieses Gebots festzulegen.

Die Opfer - Hebräer 9,26-28 Jesus hebt das AT Opfersystem nicht auf, sondern er erfüllt es.

Die Speisegeboten - Markus 7,18f Jesus hebt hier die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren auf. Das bedeutet aber nicht, dass der Ursprung des Gesetzes geleugnet würde.

Ich aber sage euch ..“ - Matthäus 5,17f  Von oberflächlichen Lesern wird der Abschnitt oft als Ablehnung der „barbarischen“ Ethik des AT verstanden. Ganz bewusst aber bezeichnet Jesus das AT als höchste Autorität, um anschließend sich selbst noch darüber zu setzen.

Was lehrte Jesus über das Alte Testament?

  • Zuverlässigkeit - Matthäus 26,54

  • Endgültigkeit – Matthäus 4,4 +7 +10

  • Hinlänglichkeit – Lukas 16,31

  • Unzerstörbarkeit – Matthäus 5,17-18

  • Einheit – Lukas 24,27+44

  • Klarheit – Lukas 24,27

  • Vollmacht – Matthäus 22,43

  • Historizität – Matthäus 12,40

  • Fehlerlosigkeit – Matthäus 22,29; Johannes 3,12;17,17

  • Unfehlbarkeit – Johannes 10,35

Welches sind die menschlichen Aspekte der Bibel?

  • Die Bibel ist in menschlichen Sprachen (Hebräisch und Griechisch) geschrieben.

  • Die Bibel wurde von etwa 35 menschlichen Autoren verfasst.

  • Die Bibel enthält grammatikalische Unregelmäßigkeiten.

  • Die Bibel zeigt unterschiedliche literarische Stile.

  • Die Bibel zeigt menschliche Interessen. 2. Timotheus 4,13

  • Die Bibel spricht von fehlbarem menschlichem Gedächtnis. 1. Korinther 1,15-16

  • Die Bibel vereinigt verschiedene menschlichen Kulturen. 1. Thessalonicher 5,26

  • Die Bibel spricht aus der Perspektive menschlicher Beobachter. Josua 10,12-13

Die Bibel spricht von Gott aus menschlicher Perspektive. (Anthropomorphismen)

Gott sagte = „Die Schrift sagte“

1. Mose 12,3                            =                          Galater 3,8

2. Mose 9,6                              =                          Römer 9,17

Die Bibel sagte = „Gott sagte“

1. Mose 2,24                         =                          Matthäus 19,4-5

Psalm 95,7                           =                         Hebräer 3,7

Psalm 2,1                              =                         Apostelgeschichte 4,24-25

Jesaja 55,3                           =                         Apostelgeschichte 13,34

Psalm 16,10                         =                         Apostelgeschichte 13,35

Psalm 2,7                             =                         Hebräer 1,5

Psalm 97,7                           =                         Hebräer 1,6

Psalm 104,4                        =                         Hebräer 1,7

Sah Jesus Christus sich als unfehlbaren Lehrer göttlicher Wahrheit?

  • In allen synoptischen Evangelien finden wir die Worte Jesu: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ (Matthäus 24,35; Markus 13,31; Lukas 21,33)

  • Jesus lehrte mit Autorität. Er verwendete in der Regel nicht die Formulierungen „Der Herr sprach zu ...“ wie im Pentateuch, oder das prophetische „So spricht der Herr“, sondern er sagte einfach: „Ich aber sage euch“ – Für Juden war klar: Entweder er ist Gott oder er lästert Gott.

  • Jesus verwendete oft das Wort „Amen“ („Wahrlich ich sage euch..“) Der Gebrauch dieses Wortes unterstrich eindringlich die Wahrheit dessen, was er gesagt hat.

  • Matthäus 7,24-27 Die Worte Christi zu akzeptieren und ihnen zu gehorchen, bedeutet, auf einen Felsen zu bauen, der nicht erschüttert werden kann.Markus 8,38; Markus 4,3-20 An Jesus entscheidet sich unser Schicksal.

Jesu Autorität basiert also nicht auf dem AT, sondern liegt in seiner eigenen Person begründet. Man kann sein Wort nicht von seiner Person trennen.

Wer bestätigte das NT?

Jesus selbst und die Apostel.

  • Die Lehrmethode der Rabbinen bestand darin, dass die Schüler die Worte des Lehrers auswendig lernten und dann genau so weitergaben. Matthäus 28,20

  • Johannes 17,20; 20,21; Lukas 24,47f

  • Das Sendungsbewusstsein des Apostels Paulus: 2. Korinther 10,8; 11,10; 13,4+10; 2. Thessalonicher 3,4-14; Galater 1,12: 2,9; 2. Petrus 3,15

Der Heilige Geist

      • Lukas 12,12

      • Johannes 14,26

      • Johannes 16,12f

Das Versprechen Jesu, dass der Heilige Geist die Jünger an alles erinnern und sie in alle Wahrheit leiten würde, hat seine weitreichendste Erfüllung im Kanon des NT gefunden.

Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“ Markus 8,38

Weil du das Wort vom standhaften Ausharren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, damit die versucht werden, die auf der Erde wohnen.“ Offenbarung 3,10


Manfred Herold

Manfred Herold