Warum Christen der Bibel glauben.

Man schrieb das Jahr 431 n.Chr. In Ephesus fand eine große Synode statt. In würdiger Versammlung kamen die geistlichen Vertreter der Kirchen zusammen. Vorn im Versammlungssaal stand ein Thron. Er war nicht für einen Kirchenfürsten reserviert – für keinen Bischof, Metropoliten oder gar Papst. Auf dem Thron lag ein aufgeschlagener Bibelkodex. Man wollte damit zum Ausdruck bringen: Der Ehrenplatz in der Kirche gehört der Bibel, dem Wort Gottes. Die Gemeinden werden nicht von Menschen und ihren Meinungen regiert, sondern von Gottes Wort. Der erhöhte Herr selbst gibt durch sein göttliches Wort den Ton in seiner Kirche an. Er regiert die Kirche durch sein Wort.

Christen glauben, dass dies heute noch der Fall ist bzw. sein sollte. Deshalb hat die Bibel unter uns diesen hohen Stellenwert. Durch ihr Wort kamen wir zum lebendigen Glauben an Jesus Christus und erkannten in ihm den Sohn Gottes, - Gott selbst! (Römer 10,17; Johannes 6,68-69) Seit unserer Bekehrung ist Christus unser Herr und Meister, dessen Überzeugungen und Wille für uns heute maßgeblich sind. Wie Christus die Welt, die Sünde, den Menschen, die Bibel beurteilt, so sind sie in Wahrheit. „Wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt.“ (1. Johannes 4,17) So ist auch die Bibel genau das, was Christus sagt, dass sie ist! - Wir wollen heute herauszufinden versuchen, wie Jesus die heiligen Schriften beurteilte.

1. Wie glaubwürdig waren für Jesus die biblischen Geschichten?

Jesus behandelte die geschichtlichen Erzählungen des Alten Testamentes als zuverlässige historische Fakten: Die Schöpfung und Erschaffung des Menschen (Matthäus 19,4f); Abel (Lukas 11,51); Noah (Matthäus 24,37-39); Abraham (Johannes 8,56); Sodom und Gomorrha (Matthäus 10,15); Manna (Johannes 6,31+49+58); die erhöhte Schlange in der Wüste (Johannes 3,14); Salomo (Matthäus 6,29); Jona (Matthäus 12,39-41) etc. - Gerade die Berichte, die dem „modernen Menschen“ am inakzeptabelsten erscheinen, benutzte Jesus besonders gern und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Jesus sie nicht als zuverlässige historische Fakten verstanden hat.

Was lehrte Jesus über das Alte Testament? Unzerstörbarkeit (Matthäus 5,17-18); Historizität (Matthäus 12,40); Zuverlässigkeit (Matthäus 26,54); Hinlänglichkeit (Lukas 16,31); Einheit und Klarheit (Lukas 24,27); Unfehlbarkeit der Schrift, weil sie Wort Gottes ist (Johannes 10,35); Fehlerlosigkeit (Johannes 17,17).

Jesus machte auch nicht die kleinste Andeutung, dass die Bibel für ihn nur an bestimmten Stellen Gottes Wort „enthielt“, wie der Klondike am Anfang des 20. Jhd. hier und da Gold enthielt, das mühsam gesucht werden musste. Für Jesus war die ganze Bibel uneingeschränkt Gottes Wort und „enthielt“ es nicht nur.

Von oberflächlichen Lesern wird der Abschnitt Matthäus 5,17f („Ich aber sage euch ..“) oft als Ablehnung der „barbarischen“ Ethik des Alten Testamentes verstanden. Ganz bewusst aber bezeichnet Jesus das Alte Testament als höchste Autorität, um anschließend sich selbst noch darüber zu setzen.

Ich stelle also fest: Christen glauben, dass die Bibel unfehlbares und irrtumsloses Wort Gottes ist, weil Jesus glaubte, dass die Bibel unfehlbares und irrtumsloses Wort Gottes ist. Wir haben keinen „papierenen Papst“, sondern wir glauben an den lebendigen Sohn Gottes, der sich uns durch das Wort der Bibel ein für allemal, abschließend und voll gültig geoffenbart hat.

2. Welche Autorität maß Jesus der biblischen Lehre bei?

Jesus berief sich in strittigen Fragen auf das Alte Testament als ausschlaggebende Instanz! Jesus beschrieb seine Stellung zur Schrift klar und deutlich in Matthäus 5,17-20: „Denkt nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer irgend nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht bei weitem übersteigt, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.“

Er machte seinen Jüngern klar, dass sie dem Gesetz gegenüber verpflichtet waren, vor allem dem Geist nach, aber auch dem Buchstaben nach. Für Jesus war die Lehre der Schriftgelehrten wertvoll, wenn sie dem Kontext der Schriften entsprach. (Matthäus 23,2-3: „Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl Moses gesetzt. Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht.“) Er kritisierte sie, weil sie die Schrift nicht gründlich genug studierten (Matthäus 22,29 + 23,23). Man findet bei Jesus keine Spur einer Abwertung des Alten Testamentes. Wurde die Lehre richtig verstanden, war sie das Wort und Gebot Gottes. Jede eigenwillige Deutung aber macht dieses Wort wirkungslos (Matthäus 15,1-9).

Jemand mag einwenden: Hat Jesus nicht selbst einige Aussagen des Alten Testamentes eingeschränkt oder gar aufgehoben? z.B. das Sabbatgebot: Markus 2,28: „..also ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats.“? Aber Jesus wandte sich nicht von der Schrift ab, sondern er behauptete hier lediglich, Gottes Autorität zu besitzen, um die Grenzen dieses Gebots neu festzulegen. Oder die Opfer: Hebräer 9,26-28. Jesus hob das alttestamentliche Opfersystem nicht auf, sondern er erfüllte es. Oder die Speisegebote: Markus 7,18f. Jesus hob hier die Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren auf. Das bedeutete aber nicht, dass er den Ursprung des Gesetzes geleugnet hätte. - Allein der Geist Gottes kann die zutreffende Erkenntnis der Schriften schenken, indem er den menschlichen Verstand erleuchtet.

Wir können deutlich erkennen: Jesus machte keinen Unterschied zwischen so genannten „Glaubensaussagen“ der Bibel, die verbindlich und wahr sind und geografischen, historischen und zoologischen Aussagen, die nicht als bindend, ja die manchmal sogar irrtümlich und unwahr sein können und die der Mensch mit Hilfe seines Verstandes auszusondern habe. Man kann die Bibel nicht in wesentliche und weniger wesentliche, zuverlässige und weniger zuverlässige Abschnitte aufteilen.

Jesus war in der Beurteilung und Anwendung der Heiligen Schrift auch nicht „Kind seiner Zeit“, voller naiver Weltbilder und äußerst begrenzter wissenschaftlicher Kenntnis, sondern er war, ist und bleibt Herrscher der Ewigkeit und wir tun gut daran, die eigentlich wichtigen Dinge des Lebens nicht anders zu beurteilen, als er es tat.

Welche Beziehung hat das Gesetz zum Evangelium? Die Forderungen des Gesetzes verlangen absoluten Gehorsam von uns! Dem darf man sich nicht entziehen, sondern muss das Gesetz seine Wirkung tun lassen, indem es den Menschen verurteilt. Erst dann kann das Evangelium dem völlig Hilflosen und Verurteilten die gute Nachricht der Erlösung bringen. Deshalb heißt es in Galater 3,24 auch: „So ist also das Gesetz unser Erzieher (oder: Zuchtmeister) geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden.“ Das Gesetz soll nach Gottes Willen auch heute noch diese Funktion ausüben. Es „ist“ (nicht „war“) der Erzieher auf Christus hin. Lassen wir das doch sowohl in unserem Leben, als auch in unserem Zeugnis zu und vertrauen der Wirksamkeit des ganzen Wortes Gottes!

3. Worin lag für Jesus die Autorität der Heiligen Schrift?

Für Jesus war die Heilige Schrift von Gottes Geist inspiriert, eingegeben, eingehaucht, deshalb hatte sie für ihn Autorität (2.Timotheus 3,16-17). Wenn wir uns seine Aussagen in Matthäus 13,14; 24,15; Markus 7,10; 12,36 anschauen, dann hatten und haben die zitierten Worte nicht deshalb Autorität, weil sie von Mose, Jesaja oder David gesprochen wurden, sondern weil es Gottes Worte sind.

An der Art des Umgangs Jesu mit den prophetischen Schriften erkennen wir seine Überzeugung, dass sie von Gott inspiriert sind, besonders deutlich. Er rechnete nicht nur mit deren Erfüllung, sondern erkannte die Erfüllung auch als sie sich ereignete. Denn er wurde durch denselben Geist dazu ermächtigt, der den Propheten auch die Verheißungen geschenkt hatte (Matthäus 11,10; 26,24; Lukas 4,21; 18,31-33).

Natürlich hat die Bibel auch ihre menschlichen Aspekte, die niemand leugnet: Sie wurde in menschlichen Sprachen (Hebräisch und Griechisch) von etwa 35 menschlichen Autoren geschrieben. Sie enthält grammatikalische Unregelmäßigkeiten und zeigt unterschiedliche literarische Stile. Die Bibel zeigt menschliche Interessen (2.Timotheus 4,13: „Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“), sie spricht von fehlbarem menschlichem Gedächtnis (1. Korinther 1,15-16: „Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich jemand anders getauft habe.“). Die Bibel vereinigt verschiedene menschlichen Kulturen (1.Thessalonicher 5,26: „Grüßt alle Brüder mit heiligem Kuss.“). Die Bibel spricht aus der Perspektive menschlicher Beobachter (Josua 10,12-13). Die Bibel spricht von Gott aus menschlicher Perspektive.

Heute wird manchmal gefragt: Sah Jesus Christus sich denn wirklich als unfehlbaren Lehrer göttlicher Wahrheit? In allen synoptischen Evangelien finden wir die Worte Jesu: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ (Matthäus 24,35; Markus 13,31; Lukas 21,33) Jesus lehrte mit Autorität. Er verwendete in der Regel nicht die Formulierungen „Der Herr sprach zu ...“ wie im Pentateuch, oder das prophetische „So spricht der Herr“, sondern er sagte einfach: „Ich aber sage euch“ – Für Juden war klar: Entweder er ist Gott oder er lästert Gott.

Das eigentlich Entscheidende ist also unsere Stellung zu der Person Jesu. Wer ist Jesus für dich? Hast du ihn bereits als den Sohn Gottes, als das Lamm Gottes, welches nicht nur der Welt Sünde, sondern deine persönliche Sünde hinweg trug, kennen gelernt? Ist er bereits dein Herr und Meister? Dann solltest du auch seine Sicht der Bibel dir zu eigen machen! Deshalb wies er mit mit Nachdruck darauf hin: Matthäus 7,24-27: „Ein jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf den Felsen gegründet. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann gleich sein, der sein Haus auf den Sand baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, da stürzte es ein, und sein Einsturz war gewaltig.“ Die Worte Christi zu akzeptieren und ihnen zu gehorchen, bedeutet, sein Leben auf einen Felsen zu bauen, der nicht erschüttert werden kann. Wer sich aber „.. meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“ (Markus 8,38) An Jesus und seinem Wort entscheidet sich dein ewiges Schicksal. Denn er sagt ausdrücklich in Offenbarung 22,7: „Siehe, ich komme bald! Glückselig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!“

Manfred Herold

Manfred Herold