Petrus soll Neues wagen.

Auch fromme Menschen, wie Kornelius, müssen das Evangelium hören, um Sündenvergebung empfangen zu können. Das Evangelium wird jedoch nicht durch Engel verkündet, sondern kann nur  von den Menschen weitergetragen werden, die sich bereits zu Jesus haben rufen lassen. Dazu sollten wir bereit und in der Lage sein.

Wie dies im Einzelnen geschehen kann, ist sehr gut am Beispiel des Petrus in Apostelgeschichte 10,9-23 zu verfolgen.

1. Gottes Anknüpfungspunkt – Petrus hat Hunger.

Verse 9-10 - Gott weiß genau, mit wem Er es zu tun hat und Er ist immer größer als unsere landläufige Vorstellung von Ihm. - Petrus will beten. - Ja, ich denke, das ist die beste Vorbereitung für jeden geistlichen Dienst. Nehmen wir das ernst! - Petrus begibt sich an den Ort, wo er herausgefunden hatte, dass er dies am besten tun konnte, auf das flache Dach des Hauses. - Soweit, so gut! - Ich kann Petrus richtig vor mir sehen, wie er sich in eine schattige Ecke kniet und zu beten anfängt.

Aber dann, welcher Beter kennt das nicht, wird er mitten in seinem Beten durch einen Gedanke abgelenkt, der ihn nicht mehr los lässt: „Ich habe Hunger! Ich muss unbedingt etwas essen!“ Er war auf einmal gar nicht mehr bei der Sache. Essen ging ihm durch den Kopf. Der Wunsch zu beten wurde durch den Wunsch nach Essen in den Hintergrund gedrängt.

Nach einigem Zögern stand er auf, ging runter ins Haus und äußerte seinen Wunsch der Hausfrau gegenüber. Diese machte sich, ganz gute Gastgeberin, sogleich an die Arbeit, etwas Leckeres für den besonderen Gast zuzubereiten. Petrus geht zurück aufs Dach. Er will ja beten. Aber er kommt wieder nicht dazu. - Gott greift ein und wie! - Er weist Petrus nicht zurecht nach dem Motto: „Petrus, kannst du dich immer noch nicht richtig aufs Beten konzentrieren? In Gethsemane war es der Schlaf, der dich am Beten hinderte, jetzt der Hunger... Du scheinst ein hoffnungsloser Fall zu sein. - Schäm´ dich!“

Nein Gott macht es ganz anders. Er knüpft an dem Punkt an, wo der Petrus innerlich gerade war, beim Essen. Nicht da, wo er sein wollte, beim Beten, sondern beim Essen. Gott hat Humor und Er ist ein gnädiger, zurecht helfender Gott.

Noch eins: Wir sehen hier, was wir als Störung oder Hindernis zum Beten ansehen, muss in Gottes Augen keine Störung sein. Es kann für Ihn sogar eine besondere Gelegenheit darstellen. Rechne damit: Er findet auch in deinem Leben Seine Anknüpfungspunkte, um dich in der Nachfolge weiter zu bringen! Er kommt auch mit dir ans Ziel. Vertraue nur weiter auf Ihn!

2. Gottes Angebot – Petrus weist es zurück.

Verse 11-16 – Auf einmal hat Petrus eine Vision. Gott kommt offenbar seinem Bedürfnis entgegen. Er serviert ihm eine reichliche Auswahl von Tieren und fordert ihn auf: „Steh auf, Petrus, schlachte und iss!“ - Petrus steckt in einem Dilemma. Einerseits will er Gott gehorchen, andererseits verbietet ihm seine religiöse Erziehung diese unreinen Tieren zu essen. Seine Erziehung ist stärker als sein Hunger und so weigert er sich.

Aber Gott lässt nicht locker. Er bleibt dran, auch wenn die Seinen manchmal etwas begriffsstutzig sind. Bei Petrus muss jedoch fairer weise hinzugefügt werden, dass er von Gott auf eine epochale Grenzüberschreitung vorbereitet wurde. Zwischen Juden und Nichtjuden bestand zu der Zeit eine schier unüberwindliche Kluft. Fromme Juden hatten mit frommen Nichtjuden noch nicht einmal gesellschaftlichen Kontakt. Das gab es einfach nicht. Das war undenkbar. So undenkbar wie das Essen solch unreiner Tiere, die Petrus gezeigt wurden.

Aber Gott weiß, welche Kämpfe Petrus durchmacht. So spricht Er dreimal zu ihm: „Was Gott gereinigt hat, das erkläre du nicht für unrein!“ Und Er hat zugleich die äußeren Umstände so eingerichtet, dass gerade um diese Zeit die Männer von Kornelius bei Petrus eintreffen. Er bringt Sein Wort an Petrus, das Nachdenken des Petrus über diese Worte und diejenigen, denen dieses Wort gilt im entscheidenden Moment zusammen. Das kann nur Er. Also, die scheinbare Ablenkung des Petrus beim Beten (Hunger) wird von Gott benutzt, um ihm Bedeutungsvolles zu sagen, damit sich Sein Reich weiter ausbreiten kann.

Übrigens, wenn du heute von irgendjemandem dazu aufgefordert würdest etwas zu tun, was klar gegen das Wort Gottes verstößt, erwarte nicht, dass Gott dir eine ähnliche Erlaubnis einräumt, wie damals dem Petrus. Die damals vollzogene epochale Grenzüberschreitung war die letzte von Gott autorisierte in der Bibel.

3. Gottes Korrektur – Petrus denkt darüber nach.

Verse 17-19 – Petrus ist noch ganz im Nachdenken über Gottes Wort versunken. Es passte so gar nicht zu dem, was er bisher zu diesem Thema gehört hatte und er wusste nicht, wie er das einordnen sollte.

Und genau hier wird etwas auch für uns heute noch Wichtiges deutlich: Petrus denkt über das Gehörte nach. Er bemüht sich darum zu verstehen, was er von Gott vernommen hat. Er gibt nicht schnell auf. Er befragt nicht seine Gefühle, was das wohl zu bedeuten hat. Er fragt nicht sein Herz, seine Erfahrung, seine Kollegener denkt über die gehörten Worte Gottes nach. Indem Gott uns anspricht, behandelt Er uns als denkende Wesen und möchte, dass wir unseren Verstand anstrengen, um Sein Wort besser zu verstehen.

Und Gott lässt uns dabei nicht allein. Es heißt hier nämlich: „Während Petrus noch immer über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist zu ihm: Da sind drei Männer, die dich suchen.“ Das heißt doch: In das Nachdenken des Petrus hinein spricht Gottes Geist Sein erhellendes, weiter führendes Wort. Es ist bis heute noch ein geheimnisvolles Ineinander von menschlichem Nachdenken über das göttliche Wort und dem Reden des Heiligen Geistes.

Das bezeugt deutlich die unauflösliche Verbindung zwischen Wort und Geist. Der Mensch soll über Gottes Wort nachdenken, weil das der bevorzugte Weg Gottes ist, Seine Nachfolger durch Seinen Heiligen Geist zu erleuchten. Das Wort allein durch eigenes Forschen ergründet reicht nicht. Der Geist allein ohne das geoffenbarte Wort reicht auch nicht. Der Geist knüpft am Wort und unserem Nachdenken über das Wort an und lässt es aufleuchten. Wie der Geist Christus verherrlicht und nicht Sein eigenes Werk betreibt (Johannes 16,14), so erklärt Er auch Jesu Wort und gibt nicht eigene neue Inhalte weiter.

Wenn wir das Wort Gottes verstehen wollen, sollten wir mit dem Wirken des Geistes rechnen und darauf vertrauen. Und wenn wir den Geist Gottes in unserem Leben wirken lassen wollen, dann sollten wir uns in das Wort Gottes vertiefen und damit rechnen, dass der Heilige Geist zu uns spricht.

4. Gottes Weisung – Petrus gehorcht.

Verse 19-23 – Gott hat alles wunderbar bis ins Einzelne vorbereitet. Als dem Petrus die Tragweite des Wortes Gottes deutlich wird, ist es auch schon so weit, dass er diesem Wort gehorchen soll.

Das müssen wir uns auch einprägen: Wenn Gott uns etwas zeigt, dann ist es auch schon höchste Zeit zu gehorchen. Es steht uns nicht frei, dann noch eine kürzere oder längere Bedenkzeit zu fordern. Wenn Gott uns eine Wahrheit deutlich macht, dann dazu, dass wir ihr umgehend gehorchen. (Bekehrung, Taufe, Klärung unklarer Situationen – 2. Korinther 6,2)

Gott teilt Petrus noch weitere Einzelheiten mit: „Mache dich ohne Bedenken mit ihnen auf den Weg! Denn Ich habe sie gesandt.“ Gott nimmt für sich sogar in Anspruch, die Boten geschickt zu haben, obwohl sie doch eigentlich Kornelius beauftragt hatte. Aber Kornelius war eben, ohne es zu wissen, ein Werkzeug Gottes.

Hier wird deutlich, dass Gott selbst das Zeremonialgesetz, also all die Vorschriften, die Israel für die Gestaltung seines Alltags, seiner Feste und Opfer (siehe 3. Mose), seines Gottesdienstes außer Kraft setzt. Nur das Moralgesetz, also die Zehn Gebote bleiben zukünftig in Geltung.

Petrus steigt vom Dach herab. Er stellt sich wieder dem normalen Leben. Er hat bereits gelernt, dass „das Leben das Licht der Menschen ist“ (Johannes 1,4). Und da er ja noch keinerlei Einzelheiten weiß, fragt er nach dem Grund ihres Kommens und erfährt: „Kornelius hat von einem heiligen Engel die (göttliche) Weisung erhalten, dich in sein Haus kommen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast.“ Nun hätte Petrus wiederum zurückschrecken und sagen können: „Also das ist ja jetzt doch zu viel. Zu einem römischen Hauptmann? Muss das sein?“ - Aber er weiß sich von Gott beauftragt und bevollmächtigt. Das verliert er nicht mehr aus den Augen. Deshalb lässt er sich nicht irre machen, bewirtet die Boten, bietet ihnen ein Nachtlager an und freut sich auf den nächsten Tag.

Was hat dir Gott aus Seinem Wort gezeigt? Worauf hat dich der Geist Gottes hingewiesen? Sei gehorsam und tue was Er dir gesagt hat. Überlass Ihm die Folgen deines Gehorsams. Wenn du nicht tust, was Er dir aufgetragen hat, weshalb sollte Er weiter zu dir reden? Wir haben kein Recht, uns auszusuchen, welchen Worten des Herrn wir gehorchen wollen und welchen nicht! Demütige dich unter Gottes gewaltige Hand und sei vertrauensvoll gehorsam. Das ist der beste Weg in diesem Leben und dient der Ehre Gottes.

 

 

Manfred Herold

Manfred Herold