“JESUS ist mein HERR“

In 1. Korinther 12,3 heißt es: „Es kann .. niemand sagen: „Jesus ist der HERR“ als nur durch den Heiligen Geist.“ Was ist damit gemeint? - Es ist nicht gemeint, dass man „Jesus ist Herr!“ nicht auch einfach so dahinsagen könnte. Aber - im wahren Sinn des Wortes und von ganzem Herzen Jesus „HERR“ zu nennen, das kann niemand ohne dass dies der Heilige Geist wirkt (Johannes 21,28 „..mein Herr und mein Gott!“). Wir denken, wir wüßten genau, was das Wort „Herr“ bedeutet. Aber wir gehen dabei heute immer von unserem Vorverständnis des Wortes aus. Das ist aber falsch. Wir haben zu fragen:

1. Wer wurde zur Zeit Jesu „HERR“ genannt?

Das grie. Wort für „Herr“ ist „kyrios“ und kommt fast 750 Mal im Neuen Testament vor. Seine Grundbedeutung war „Herr, Eigentümer, Gebieter, Meister, einer der Vollmacht über andere hat“ und sein Gegenstück war das Wort „Sklave“. Ein solcher „Herr“ hatte immer „Sklaven“ und ein Sklave hatte immer einen Herrn. Die beiden Begriffe bedingten sich gegenseitig. Sklave zu sein bedeutete, einen Herrn zu haben, der absolutes Bestimmungsrecht über seinen Sklaven hatte.

Wenn du also heute Jesus ehrlich „deinen Herrn“ nennst („Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott Ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ Römer 10,9), bekennst du dich damit zugleich als Seinen „Sklaven“; d.h. du bekennst deine Verpflichtung zu absolutem Gehorsam Ihm gegenüber. - Ist das so? Bedenke diesen Zusammenhang!

Dies zu verstehen fällt uns heute besonders deshalb schwer, weil erstens die Sklaverei aus unserem Kulturkreis verschwunden ist und weil zweitens die meisten modernen Bibelübersetzungen das anstößig erscheinende Wort „Sklave“ durchweg mit „Knecht“ oder gar nur mit „Diener“ übersetzen. Aber das sind keine guten Übersetzungen, denn es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Diener, der angestellt und vielleicht noch Mitglied einer Gewerkschaft ist und einem Sklaven, der samt seiner ganzen Familie seinem Besitzer mit Haut und Haaren gehörte.

Ein Sklave galt nicht als Mensch, sondern wurde als Sache angesehen, mit der sein Eigentümer tun und lassen konnte, was er wollte. Wir verabscheuen Sklaverei heute vor allem deshalb, weil wir uns dabei Menschen ungerechter, brutaler, gewissenloser, unwürdiger Behandlung ausgesetzt vorstellen.

Unser HERR Jesus Christus ist jedoch der liebevollste, geduldigste, mitleidigste, verantwortungsvollste Herr, den es gibt. Deshalb ist Sein „Sklave“ der beneidenswerteste unter allen Menschen! Allein Sein Sklave ist der wahrhaft Freie!

Weshalb ist die Bindung an Christus die wahre Freiheit? Weil der Mensch allein in der Bindung an Jesus der universalen Sklaverei der Sünde entfliehen kann und dann so leben kann, wie er leben soll und wofür er geschaffen wurde.

Es ist also gedankliche Arbeit zu leisten, um die Wörter „Herr“ und „Sklave“ heute angemessen zu verstehen und auf unseren Alltag als Christen anzuwenden.

2. In welcher Hinsicht ist Jesus mein „HERR“?

ER hat mich GESCHAFFEN. Jeder von uns ist ein originaler Gedanke Gottes. Alle Menschen fragen: „Woher komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich?“ Gottes Ziel für unser Leben ist es, dass wir zum Glauben an Jesus Christus kommen. Ohne diesen rettenden Glauben gehen wir verloren (Apostelgeschichte 16,31).

Was ist das höchste Ziel des Menschen?“ - ist die erste Frage im Kleinen Westminster Katechismus. Und die Antwort lautet auch für uns Heutige noch zutreffend: „Das höchste Ziel des Menschen ist es, Gott zu verherrlichen und sich für immer an Ihm zu erfreuen.“

ER hat mich ERKAUFT, d.h. von meiner Sünde erlöst. Jesus hat dich durch Sein Sterben und Auferstehen sowohl von deiner Schuld, als auch von der Macht der Sünde befreit („Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes dadurch losgekauft, dass Er für uns zum Fluch (= an unserer Statt oder uns zuliebe ein Verfluchter) geworden ist.“ Galater 3,13). Dadurch bist du jetzt nicht mehr Sklave der Sünde, sondern wurdest ein Sklave Jesu Christi, ein Sklave der Gerechtigkeit („Wisst ihr nicht: Wem ihr euch als Sklaven hingebt, um ihm zu gehorchen, dessen Sklaven seid ihr und müsst ihm gehorchen, es sei der Sünde zum Tode, oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde gewesen, nun aber … seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden.“ Römer 6,16-18). Wir wurden von der Herrschaft Satans befreit, um Sklaven Jesu Christi zu werden. Wir wurden nicht von der Sünde befreit, um dann weiter in ihr zu leben, wie es uns gefällt (Selbstmächtigkeitsbewusstsein – bei Kindern und Senioren).

Ein Sklave wurde für bestimmte Dienste gekauft (1. Thessalonicher 4,3) und er diente nicht an dem Platz, den er sich aussuchte, sondern an dem, den ihm sein HERR zuwies (1. Petrus 4,10). Der Herr war der erkennbare Mittelpunkt im Leben eines Sklaven.

Es reichte nicht aus „Herr“ zu sagen! - Darauf weist Jesus in aller Deutlichkeit hin: „Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was Ich sage?“ (Lukas 6,46) Der Wert eines Sklave wurde allein daran gemessen, ob und inwiefern er seinem Herrn wohl-gefiel und nützlich war (Kolosser 3,17). Während die Welt sie „Christen“ nannte, sprachen die Gläubigen zur Zeit des Neuen Testaments von sich als von „Sklaven Christi“ (1. Korinther 7,22; Galater 1,10).

ER hat mich ADOPTIERT. Durch den von Jesus geschenkten Glauben, wurdest du als Erlöster nicht nur Jesu Sklave, sondern auch Sein Freund („Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was Ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave hat keine Einsicht in das Tun seines Herrn; vielmehr habe Ich euch Freunde genannt, weil Ich euch alles kundgetan habe, was Ich von meinem Vater gehört habe.“ Johannes 15,14-15), Bürger Seines Reiches, ja Mitglied der Familie Gottes (Johannes 1,12).

Aus Sklaven der Sünde machte Gott durch den Glauben an Jesus Christus Söhne und Töchter der Gerechtigkeit und Liebe! - Deshalb sollten wir es in unserem Alltag lernen und uns so daran gewöhnen, als freie Kinder Gottes zu leben (Galater 5,1).

Am 1. Januar 1863 trat in den USA die Emanzipations-Proklamation in Kraft, - deren entscheidender Passus lautete: „Dass vom 1. Tag des Januar im Jahre des Herrn 1863 an, alle Personen, die … als Sklaven gehalten werden, fortan und für immer frei sein sollen.“ - Am nächsten Tag gingen jedoch sehr viele von ihnen gewohnheitsmäßig ihren alten Aufgaben nach, sie dienten ihren alten Herrn und ließen sich ihre Schikanen weiter gefallen. - Warum? - Sie mussten es erst lernen, ihr Freiheitsrecht in Anspruch zu nehmen und als freie Menschen aufzutreten und zu leben. - Bitte keine Minderwertigkeitsgefühle bei Christen mehr!

3. Welche Konsequenzen hat das „HERR-Sein“ Jesu für mich?

Ich gehöre IHM. – Sklaven gehörten ihrem Eigentümer. Zur Zeit Jesu war das Leben eines Sklaven einerseits hart und belastend. Das hing ganz von seinem Herrn ab. Andererseits aber war es auch relativ einfach, denn der Herr versorgte sie in guten wie in Krankheitstagen. Er trat für sie ein und beschützte sie. Bei einem guten Herrn bedeutete dies eine große Freude und Entlastung. Sklaven bekamen auch oft einen neuen Namen (Offenbarung 3,12; 22,4). Daran erinnert uns auch unsere Taufe, bei der ein Bedeutungsstrang die Bedeutung von „auf das Konto einer bestimmten Person gutgeschrieben werden“ hatte.

Zu damaliger Zeit beruhte der soziale Status eines Sklaven vollständig auf dem sozialen Status seines Herrn. Der Sklave eines Senators hatte z.B. unendlich viel mehr Ansehen und Macht als der Sklave eines Schuhmachers oder Händlers. Sie stellten etwas dar, weil sie zu einem Großen gehörten. Sklave des Kaiserhauses zu sein war etwas ganz Besonderes und für normale Menschen in seiner Bedeutung kaum vorstellbar (Philipper 4,22). - Denke darüber nach: Welch eine Ehre ist es, Sklave Jesu Christi zu sein! Kopf hoch!

Ich gehorche IHM. - Die einzige Aufgabe eines Sklaven war es, die Wünsche seines Herrn zu erfüllen und ein treuer Sklave tat dies ohne Zögern und Klagen (Matthäus 6,33). Unterwerfung unter Christus als dem Herrn ist das entscheidende Kennzeichen eines wahren Bekehrten. Die Aufgabe aller Rechte an sich selbst und der Gehorsam aus Liebe ist der entscheidende Beweis für eine echte Wiedergeburt. Warum? Weil dadurch allein deutlich wird, dass du IHN liebst (Markus 12,30). Letzten Endes zählt nur die Anerkennung und Belohnung unseres Herrn.

Ich bin abhängig von IHM. - Als Teil des Haushalts waren Sklaven in den lebensnotwendigen Dingen (Nahrung, Obdach, Kleidung, Schutz, Ansehen) völlig abhängig von ihren Eigentümern. Der Sklave Christi verleugnet sich selbst, hat alles vollständig aufgegeben, um allein Christus zu dienen (Philipper 4,6+13). Sklaven Christi wissen: „Mein Gott aber wird allen meinen Mangel ausfüllen nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.“ (Philipper 4,19) Deshalb lieben wir diesen Herrn!

Ich habe IHM Rechenschaft abzulegen. - Ein Sklave ist in allem, was er tut und lässt seinem Eigentümer verantwortlich. Letzten Endes zählt nur, wie ihr Herr sie beurteilt. Christen sollten sich aufgrund der Tatsache, dass sie eines Tages vor dem Richterstuhl Christi stehen werden, ebenfalls verpflichtet fühlen, ihr Bestes zu geben. Gleichgültig, was Menschen von dir halten, du musst Gott mehr gehorchen als den Menschen. „In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu gewinnen..!“ (2. Korinther 5,11+14)

Ich verehre IHN, weil ich IHN liebe. Ein Sklave hatte keine eigene Ehre. Wer den Sklaven ehrte, ehrte damit dessen Herrn. Und darauf wird die ganze Weltgeschichte hinauslaufen: „Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!“ (1. Korinther 1,31) – Was für eine Freude und welch ein Vorrecht ist es doch, ein Sklave des ewigen Königs Jesus Christus zu sein. Wir werden Ihm für immer Loblieder singen, uns im Glanz Seiner Herrlichkeit sonnen und Ihn aus Herzen voller Verehrung und Liebe anbeten. Sein Name steht über allen Namen und Er wird ewig auf unserer Stirn geschrieben sein (Offenbarung 22,4).

Aus dieser Perspektive betrachtet verliert auch die Frage an Bedeutung: Was ist denn nun die wichtigste Haltung, die ich Jesus Christus entgegenzubringen habe: Ist es der Glaube, die Liebe, der Gehorsam, die Freude, das Vertrauen, die Demut, das Lob … Dieser wunderbare Herr wirkt dies alles in den Seinen durch Seinen Heiligen Geist (Galater 5,22). Sie stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern bedingen sich gegenseitig. Weil Jesus solch ein HERR ist, deshalb liebe ich IHN, gehorche und glaube IHM, rühme IHN, lobe IHN, ordne mich IHM gern unter etc.

Hoffentlich können wir jetzt besser verstehen, dass man Jesus nur dann wirklich „HERR“ nennen kann, wenn man durch die Wirkung des Heiligen Geistes zu fröhlichem Gehorsam bereit ist. Wir müssen es nicht mehr selbst schaffen, Jesus hat uns die Freiheit erworben! Welch eine Ehre ist es, Sklave des höchsten Königs zu sein! Und es übersteigt jede menschliche Vorstellung, von IHM adoptiert worden zu sein, ewig zu Seinem Haushalt, zu seiner Familie zu gehören! Da wundert es nicht, dass die Ewigkeit von purer Freude erfüllt sein wird! Für dieses Ziel will ich leben!


Manfred Herold

Manfred Herold