Was die Sünde zur Sünde macht.

Kennst du den innersten Kern des Bösen, - das, was die Sünde zur Sünde macht? - Das musst du kennen! Denn nur wenn ich weiß, was der innerste Kern des Bösen in der Welt und in meinem eigenen Herzen ist, kann ich es hassen lernen. Nur dann kann ich dagegen vorgehen. Nur dann werde ich den Sieg von Golgatha richtig einschätzen und anwenden können. Nur wenn ich weiß, wie und wodurch die Ehre Gottes beschmutzt, der Triumph Christi geschmälert und dem Namen Gottes Schande bereitet wird, kann ich wirksam dagegen ankämpfen.

Wenn ich vom innersten Kern des Bösen spreche, unterscheide ich die Wurzel der Sünde von der Frucht oder Folge der Sünde. Es geht darum: Was ist die tiefste Ursache, welche Haltungen und Taten hervorbringt, die falsch, böse und sündig sind? Bei der Frage nach dem Wesen der Sünde geht es mir darum zu zeigen, was die Sünde eigentlich so schlimm und böse macht. Anders gefragt: Warum oder weshalb übertreten wir Gottes gute, klare Gebote?

Wir wollen die Heilige Schrift untersuchen, was sie dazu sagt. Da finden wir mehrere, sich ergänzende Antworten, die gemeinsam eine befriedigende und hilfreiche Antwort bieten. - Was macht die Sünde zur Sünde? Oder, weshalb übertreten wir Gottes gute Gebote?

1. Der Mangel an Respekt vor Gott ist eine Ursache.

Paulus nennt in Römer 1,21 als Grund für die universale Dunkelheit des menschlichen Herzens: „Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie Ihn doch nicht als Gott geehrt und Ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.“

Der hier festgestellte Mangel an Respekt bestand und besteht darin, dass wir Menschen Gott nicht ehren, indem wir Ihm nicht danken. Der Grund, weshalb ich Ihn nicht ehre und Ihm nicht danke ist der, dass ich weder mich noch Ihn wirklich kenne. Mir ist sowohl meine prekäre Lage als Sünder, als auch Seine Größe als König und Retter unbekannt. Ich bin auch nicht wirklich an einer Änderung interessiert, denn ich möchte selbst der Größte sein und bleiben. Dabei halten sich Viele durchaus für Gottsucher, weil sie eine diffuse Vorstellung von Gott nicht leugnen kann. Sie suchen Gott überall da, wo es ihnen einfällt oder wo andere behaupten, Ihn gefunden zu haben, nur nicht konsequent da, wo uns die Bibel hinweist: in Jesus Christus, der am Kreuz für uns gestorben und dann auferstanden ist. Ehrst du Jesus dadurch, dass du Ihm regelmäßig für Sein Erlösungswerk dankst? Bringst du bei jeder Mahlfeier wirklich tief empfundenen Dank zum Ausdruck?

Wir haben auch als Christen weithin unseren Respekt vor Gott verloren. Das zeigt sich z.B. auch darin, dass wir wohl die Folgen der Sünde (Verbrechen, Umweltzerstörung, Mobbing, üble Nachrede etc.) verabscheuen, denn sie betreffen uns, aber die Ursache des Bösen gar nicht benennen können. Es ist uns nicht mehr klar, was wahre Bedeutung und echten Wert hat. Wir rechnen zu oft der Majestät Gottes keinen größeren Wert zu als der Kreatur, weil wir uns weder selbst, noch Ihn kennen.

So lautet meine 1. Schlussfolgerung: Eine Ursache der Sünde liegt darin, dass wir uns weder selbst, noch Jesus kennen und wir Ihn deshalb weder ehren noch Ihm danken. - Das Böse fängt, wenn man so will, ganz unscheinbar an: In respektloser Undankbarkeit. - Was macht die Sünde zur Sünde? Oder, weshalb übertreten wir Gottes gute Gebote?

2. Der Mangel an Wertschätzung Gottes ist eine Ursache.

Dem Schöpfergott, von dem wir bisher nur Gutes erhalten haben, nicht zu glauben, ist einfach unerhört. Hier können wir den Zusammenhang mit Punkt 1 erkennen. Jemanden, den ich nicht kenne, werde ich weder wertschätzen, noch vertrauen.

Wenn ich jemanden wertschätze, was entscheidet darüber, ob ich mich auf ihn/sie einlasse? Ob ich aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Informationen ihm/ihr vertrauen will oder nicht! - Ich glaube stets demjenigen, dem ich glauben will. Vielleicht weil er/sie nett, höflich, derb, lustig oder kompetent erscheint. Glaube ist immer auch eine Willensentscheidung.

Du darfst, ja du solltest, wenn du die Bibel liest, oder Gottes Wort hörst, damit rechnen, dass der Heilige Geist dir den Impuls gibt: „Vertraue Jesus dein Leben an!“ - „Danke Ihm, dass Er zur Tilgung deiner Sünden auf Golgatha starb!“ - „Bekenne dich zu Ihm!“ - „Bezeuge Seine Macht und Größe!“ d.h. ja nichts anderes als: Gib deiner Wertschätzung Jesu deutlich Ausdruck! - Je mehr du Jesus kennst und schätzt, je mehr wirst du Ihm vertrauen!

Was sind die Gründe für das tief in uns allen sitzende Misstrauen Gott gegenüber? In der Urgeschichte des Gartens Eden können wir diesem Übel bis auf den Grund sehen (1. Mose 3,1-6). Ich will versuchen, einige für unser Thema wichtige Aspekte zu verdeutlichen. Der Kern der Versuchung bestand darin, dass Gott Adam und Eva etwas vorenthielt, was wirklich aufregend, neu und deshalb verlockend war. Noch spannender wurde alles dadurch, dass Er sie mit der Todesandrohung davon fernhalten wollte.

Was lief hier ab? Achten wir darauf, was in Evas Herz vorging (Vers 6): 1. Der Baum bietet gutes Essen, köstlich, nahrhaft und - Gott verbietet es mir. - 2. Er ist eine Augenweide, wunderschön anzuschauen, - aber Gott gönnt es mir nicht. - 3. Der Baum macht klug und weise. Das brauche ich unbedingt. Dann bin ich selbst in der Lage zu entscheiden, was ich tun soll. - Aber Gott will das nicht. Will Er mich dumm halten? - Ein Kampf brach los.

Was war hier der Kern des Übels? Was führte zum Fall der Menschheit? War es das Essen der verbotenen Frucht? - Nein! (Was ist essen? Essen ist eine physische Bewegung unserer Kaumuskeln, unserer Zähne usw.) Das aber kann niemals der Kern von gut oder böse sein. Wir wissen ja auch: Küssen ist gut und schön. Aber es ist kein Beweis für Liebe. Das Runter-schlucken der verbotenen Frucht war nicht in Ordnung. Aber das war nicht der Punkt, um den es hier ging.

Das eigentliche Verbrechen Adams und Evas war, dass sie in jenen Augenblicken die verbotene Frucht mehr schätzten als Gott. Sie liebten das, was die Frucht für sie sein konnte, oder zu sein versprach mehr, als das, was Gott für sie war. Das Essen der Frucht war hier nicht der Kern des Bösen. Denn bevor sie aßen hatten sie bereits ihr Verlangen, ihren Geschmack, ihre Vorliebe an Gott verloren. Er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr das alles erfüllende Leben und die größte Freude für sie. Sie bevorzugten etwas anderes als Gott. Das war und ist noch bei uns der innerste Kern, die tiefste Ursache des Bösen, d.h. der Sünde. Sie hatten auf einmal an geschaffenen Dingen mehr Freude als an ihrem Schöpfer. Das war und ist der tiefste Kern des Sündenfalls.

Meine 2. Schlussfolgerung lautet: Eine weitere Ursache der Sünde liegt in der Tatsache begründet, dass wir Jesus nicht gut genug kennen, um Ihn angemessen zu schätzen und Ihm deshalb vorbehaltlos zu glauben und zu vertrauen. - Was macht die Sünde zur Sünde?  Oder, weshalb übertreten wir Gottes gute Gebote?

3. Der Mangel an Liebe zu Gott ist eine Ursache.

Weil wir Jesus in Seiner Schönheit nicht kennen und lieben (Philipper 3,10-12), deshalb sind wir auch so dumm und tauschen Ihn gegen Minderwertiges aus. Die Dunkelheit und Dürre des Bösen im menschlichen Herzen kam durch vielfachen Tausch zustande. In Römer 1,23 heißt es: „Sie vertauschten die Herrlichkeit Gottes gegen ein Bild“. Und in Jeremia 2,10-13 werden 2 Gründe genannt: 1. Sie haben mich, die Quelle lebendigen Wassers im Stich gelassen – 2. Sie haben sich selbst Zisternen gegraben, die doch kein Wasser halten.

Gott sagt hier, dass das ganze Universum schockiert sein sollte. Hat man je gehört, dass ein Volk Seinen Gott getauscht hat? Sich von Gott abzuwenden ist eine schockierende Wahrheit. Sie hatten Gott, der einzigen Quelle von Leben und Freude nicht nur den Rücken zugekehrt, sondern sich auch mühsam selbst Zisternen gegraben, die gar kein Wasser halten können. Sie sind nicht dicht. Sie verlieren andauernd, was eben noch zu bieten schienen. Deshalb können sie auch nicht dauerhaft befriedigen, keine dauerhafte Freude schenken. So sehen wir heute deutlich: Die Geldzisterne ist zerbrochen, die Sexzisterne ist zerbrochen, die Zisterne Familie ist zerbrochen, die Zisterne Schönheit und Jugend zerbricht, die Erfolgszisterne, die politische Zisterne und auch die Spaßzisterne (Was Spaß macht, kann doch nicht Sünde sein!) wird versiegen. Keine von ihnen kann Wasser des Lebens geben – nur die verlassene Quelle Jesus kann das! Deshalb ist Umkehr so nötig!

Gott gebot den Menschen als erstes: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.“ (5. Mose 6,5) Warum tut Er das? Weshalb kleidet Gott die Liebe zu Ihm in ein Gebot? - Sofort kommt die Frage: „Kann man Liebe befehlen?“ - Offenbar schon, denn Gott tut es. - Aber wie soll ich damit umgehen, wenn ich feststelle, dass ich Ihn nicht oder nicht mehr liebe? Muss ich resigniert aufgeben? - Nein! Denn Gottes Wort verspricht: „Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach Seinem Wohlgefallen.“ (Philipper 2,13) Dem wiederholten Befehl Gott zu lieben können wir entnehmen, dass Christen dies normalerweise nicht von selbst machen, sondern dass es, wie meist bei Befehlen, einen Widerstand zu überwinden gilt. Bist du dabei deinen Widerstand oder deine Faulheit diesem Befehl gegenüber zu überwinden?

Erkenne, dass du, d.h. dein Egoismus den Willen Gottes nicht tun will, bekenne dies als Sünde und bitte Gott darum, in dir das rechte, Ihm gefällige Wollen zu wirken! Gott tut gern aus Gnade in dir das, was du nicht tun kannst. Auch hier kommt es wieder zum Kampf zwischen unserem Stolz, der eine Sache will und Gott, der besseres vorsieht.

Christus litt und starb, damit in dir und mir eine Sehnsucht nach Gott entsteht, die größer ist als der brennendste Durst und der quälendste Hunger. Sein Ziel ist es, Menschen wie dich und mich dahin zu bringen, sich an der Gemeinschaft mit Jesus zu erfreuen, Ihn höher als alles andere zu schätzen und Seine Freude widerzuspiegeln (Johannes 15,5). Darin liegt der höchste Triumph Christi.

Etwas oder jemand mehr als Gott zu lieben, ist nicht deshalb schlecht, weil es verboten wäre. Es ist verboten, weil es den Kern des Bösen darstellt irgendetwas oder irgendjemanden Gott vorzuziehen. (Lukas 14,26)

Meine 3. Schlussfolgerung lautet deshalb: Der innerste Kern des Bösen besteht darin, etwas oder jemand mehr zu lieben als Jesus Christus. Du bist dafür geschaffen worden, deine größte Zufriedenheit und tiefste Freude in der andauernden Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus zu suchen und zu finden; d.h. die voll befriedigende Schönheit und Größe Gottes widerzuspiegeln und Ihn als den zu würdigen und darzustellen, der allein völlig befriedigen kann.

 

 

Manfred Herold

Manfred Herold