Dienst - Leben für andere

Erfolg, Gewinn, Sieg und Spaß in jeder Phase des Lebens sind DIE Götzen unserer Zeit. „Stehe ich gut da?“ - „Was habe ich davon?“ - „Worauf habe ich Lust?“ - „Was bringt mir am meisten Spaß?“ - Bis in die Reihen der Gemeinde Jesu hinein wird diesen Götzen gehuldigt. „Erfolg, Ansehen, Gewinn, Sieg, Spaß“ gelten allgemein als zuverlässige Erweise des Segens Gottes. Wie das alles erreicht wird, scheint nicht so wichtig zu sein, Hauptsache: Erfolg, Ansehen, Gewinn, Sieg, Spaß!

Wir fragen uns heute: Was war DAS Kennzeichen des Handelns Jesu? - Worin war Jesus für Seine Jünger ein einzigartiges Vorbild? - In Seinem Predigen, in Seinem Wunder-tun, in Seiner Vollmacht? - Johannes 13,1-17 - „Dienen“ könnte man vielleicht so umschreiben: „Freiwillig um Jesu willen für andere da zu sein und es sich etwas kosten zu lassen“.

1. Jesu Dienst - der Ausdruck Seiner Liebe

Verse 1-5: Jesus liebte die Seinen bis zur letzten, zur äußersten Konsequenz, d.h. bis zu Seinem Tod. Und um sie dieser Liebe noch ein letztes mal zu vergewissern, hielt Er ihnen keine Predigt, schenkte Er ihnen keine Einblicke in die unsichtbare Welt Gottes, rief Er sie nicht zu einer Gebetsgemeinschaft zusammen - sondern Er legte Sein Obergewand ab, band sich die Schürze um und wusch ihnen die Füße. Durch diesen niedrigen, selbstlosen, alltäglichen, unscheinbaren Dienst kam Seiner Meinung nach Seine Liebe besonders klar und deutlich zum Ausdruck.

Jesus tat, wovor sich alle anderen gedrückt hatten. Jesus machte den Jüngern keine Vorwürfe. Er ordnete nicht an, dass Petrus oder Jakobus das jetzt endlich tun sollten. Er wartete nicht noch eine Weile, ob sich denn nicht doch noch ein anderer erbarmen würde. - Er tat, was Seine Liebe Ihm zeigte, dass jetzt nötig war. Er machte Seinen Einsatz nicht von anderen abhängig („Wenn der, dann ich auch!“ - „Wenn die nicht, dann ich auch nicht!“). Er machte Seinen Liebeseinsatz allein von der Notwendigkeit abhängig.

Jesus legte Seine Oberkleider ab und diente. Was hast du abzulegen, damit du dienen kannst? Alles, was dich hindern will, für andere da zu sein, solltest du ablegen. (Egoismus, Stolz, Rechthaberei...) Sich in einem gewissen Sinne zu entblößen kostet Überwindung, ist Selbstverleugnung, ist ein Akt der Demütigung. Es hat Jesus gewiss auch etwas gekostet. Aber Er hat diesen Preis bezahlt („Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ Matthäus 11,29). Seine Liebe gab Ihm die Kraft dazu. - Was bist du bereit abzulegen, um zu dienen? Welchen Preis bist du bereit, dich den Dienst an deinem Nächsten kosten zu lassen? Bist du ohne murren auch da zu dienen bereit, wo andere sich drücken?

Jesus machte Seinen Dienst nicht vom Verhalten anderer Menschen oder von bestimmten Umständen abhängig. Ich denke: Wenn Er den neben sich sitzenden Judas anschaute, dann konnte Jesus schon die Lust am Dienen vergehen. - Das Gegenteil aber war der Fall! Jesus sah in dem undankbaren, zum Verrat entschlossenen Judas einen Menschen, der jetzt ganz besonders Seinen Liebesdienst nötig hatte. Jesus wusste: Wenn noch irgend etwas den Judas von Seinem verhängnisvollen Weg abbringen konnte, dann waren das keine großen Reden, sondern ganz konkret erfahrene Liebe. - Wir verweigern häufig da unseren Liebesdienst, wo er am dringendsten gebraucht wird. - Jesus hat sich gewiss nicht danach GEFÜHLT, jetzt Seinen Jüngern die Füße zu waschen. Er war bestimmt nicht von unbändiger LUST getrieben, aber eben von der Liebe, welche die Notwendigkeiten anderer höher einschätzte, als die eigene Befindlichkeit.

Wo findet deine und meine Liebe ihren konkreten Ausdruck? In schönen Worten? Wenn du dich entsprechend fühlst und gerade Lust hast? Oder im stillen, zupackenden Dienen, das nicht viel Aufhebens macht, nicht immer nur nach anderen fragt? Wodurch lassen wir uns abhalten, bis zum Äußersten, bis zum Ziel zu lieben? Nur die Liebe, die durchhält, ist echte Liebe! Was bist du bereit einzusetzen und abzulegen, damit es auch bei dir vermehrt zu echtem Dienst kommt?

2. Jesu Dienst - die Folge Seiner Erkenntnis

In den Versen 1+3 wird zweimal betont, dass Jesus etwas „wusste“. Er hatte den totalen Durchblick - und was tat Er? Ließ Er sich bedauern, dass es jetzt bald mit Ihm zu Ende ging? Ließ Er sich feiern, weil Ihm alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben war? Nein! - Er diente Seinen Jüngern.

Er wusste, dass Er nur noch wenig Zeit hatte und die wollte Er optimal nutzen, - indem Er diente. Menschlich würde man erwarten, dass Jesus es sich noch einmal so richtig gut gehen lassen würde, dass Er sich noch einmal so richtig vorn und hinten bedienen lassen würde. Aber nein - das Gegenteil war der Fall. - Sollten wir aufgrund dieses Vorbilds nicht neue Prioritäten für unsere so knapp bemessene Zeit setzen?

Die Einsicht, dass der Vater Ihm ALLES gegeben hatte, veranlasste Ihn zum Dienst. Weil Er so unendlich viel vom Vater empfangen hatte, konnte und wollte Er unendlich viel weitergeben. Jesus hat nichts für sich zurückbehalten. Er hat sich nichts darauf eingebildet, wurde nicht anspruchsvoll und überheblich. Er gab stets und ständig weiter, was Er empfangen hatte. Sogar Sein Leben war Er bereit herzugeben. - Wir werden ebenfalls nur dann und in dem Maß dienen können, wenn wir uns und in dem Maße wie wir uns vom Vater beschenken lassen.

Das Bewusstsein Seiner Vollmacht motivierte Ihn zum Dienst. Er war sich völlig über die Zusammenhänge, über Sein Woher und Wohin im klaren, aber all dies verführte Ihn nicht zum Herrschen, sondern zum Dienen. - Wo besondere Klarheiten, Einsichten und Erkenntnisse zu einem Herrschaftsanspruch führen, da ist nicht der Geist Jesu am Werk. Jesus gab diese Einsicht unerschütterlichen Frieden, Gelassenheit, Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein. Es machte ihn frei - zum Dienst.

Heute stehen wir alle in der Gefahr, besondere Kompetenzen mit Ansprüchen und Forderungen, anstatt mit selbstlosem Dienst zu verbinden. (Da kann einer etwas und schon erhebt er den Anspruch bestimmen zu dürfen.) Dienen, so hat es Jesus immer wieder gelehrt, ist das Gegenteil von Herrschen (Lukas 22,25f; Markus 10,43-45). In der Gemeinde Jesu wird nichts durch Herrschaft, sondern nur durch selbstlosen Dienst gebessert. Autorität wird nur zum Zweck des Dienstes verliehen! - Willst du dich angesichts des Opfers Jesu nicht neu dazu hingeben? Höre auf zu fragen, was die Gemeinde für dich tun sollte, frage dich vielmehr, was du für die Geschwister tun kannst! (Besuchsdienst, Kassettendienst, Essenseinladung, Gästebetreuung, Fahrdienste) Höre auf damit, Ansprüche zu stellen und Forderungen zu erheben - diene, mit der Gabe, die Gott dir gegeben hat!

3. Jesu Dienst - die Verpflichtung Seines Vorbildes

Wahrscheinlich können wir die Begriffe „Dienst“ und „dienen“ heute in der Gemeinde Jesu nicht mehr ihrer ursprünglichen Bedeutung gemäß wiederbeleben. Zu sehr sind diese Vokabeln mit Missverständnissen und Missdeutungen überfrachtet und von Missbrauch verbogen und beschädigt worden. Trotzdem gilt es, die Sache, die hinter diesen Wörtern steckt, aufs neue in unserem Leben umzusetzen, denn Jesus sagte in den Versen 15-17: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie Ich an euch gehandelt habe. Denkt daran: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr, und ein Bote ist nicht größer als der, der ihn sendet. Ihr wisst das jetzt alles; glücklich seid ihr zu nennen, wenn ihr auch danach handelt!“

„Dienen“ bedeutet also: „Freiwillig um Jesu willen für andere da zu sein und es sich etwas kosten zu lassen“. Der Dienst Jesu und unser Dienst für Jesus in Seiner Gemeinde und Welt war und ist ein freiwilliger Dienst aus Liebe. Dabei ist nicht die Freiwilligkeit, sondern die Liebe die oberste Maxime. Manche Christen missverstehen Freiwilligkeit in der Art, dass sie sagen: „Ich kann von Fall zu Fall selbst entscheiden, ob ich dienen will oder nicht!“ Das ist nicht die biblische Freiwilligkeit, denn ihr fehlt die Verpflichtung der Liebe. (Freiwilligkeit in einer Ehe) Wenn man auf solch eine Ebene von „Freiwilligkeit“ abgesunken ist, sollte man dringend wegen der erkalteten Liebe Buße tun. Wenn dir die Kosten deines Dienstes zu hoch erscheinen, prüfe deine Liebe!

Gib doch dein „Herrschen-wollen“ auf und fange an, dem Vorbild Jesu entsprechend zu dienen! Frage dich: Wie kann ich Mann, Frau, Kinder, Geschwister, Gemeinde, Kollegen, Nachbarn DIENEN? - Dienst du, wenn du schlecht über einen anderen redest? - Nein! Sprich ihn offen an, wenn etwas dran ist! Dann dienst du! Zum Dienen gehört Mut! - Dienst du, wenn du Vorurteile verbreitest - oder wenn du Brücken baust und Verständnis förderst? - Du dienst niemandem, wenn du nicht vergibst! Vergebung ist der Jesus-ähnliche Dienst! - Dienst du, wenn du die Versammlungen verlässt? - Du dienst nicht, wenn du meinst, du hättest keine Gabe empfangen, oder auf deine käme es in der Gemeinde nicht an! - Dienst du, wenn du dich in deinem Engagement für den Herrn überwiegend von deiner Lust und Laune leiten lässt? - Du dienst nicht, wenn du überwiegend selbst gesegnet werden möchtest! Das ist Selbstsucht, Egoismus, aber kein Dienst! Werde ein Segen für andere! - Jesus wusste all das nicht nur, sondern Er handelte danach. Denn: Nicht das Wissen entscheidet, sondern das Tun (Vers 17). Nur das Tun und nicht schon das Wissen bringt Freude. Es gibt auch unter uns soviel freudloses Christentum, weil es so wenig echten Dienst gibt.

Lassen wir die Kraft des Kreuzes unsere Beziehungen gestalten? Sie motiviert uns zu frohem und dankbarem Dienst für Jesus. Der Weg des Kreuzes ist der Weg des Dienstes. Das will unserem stolzen Ich so gar nicht passen. Aber das Dienen ist der sicherste Weg, das Ich im Tode zu halten. Deshalb fließen aus wahrem Dienst auch Lebenskräfte, weil er der Gnade Gottes freie Bahn schafft.

Könnten wir es doch erst einmal ganz glauben, dass es in der Gemeinde Christi nicht darauf ankommt, möglichst angesehen zu sein oder einen berühmten Namen zu haben, sondern zu tun, was Jesus tat: Einander zu dienen!

 

 

Manfred Herold

Manfred Herold