"Zurück zur ersten Liebe!"

Viele Christen sind unglückliche, innerlich zerrissene Zwitterwesen. Warum? Ganz einfach: Sie wissen zu viel über den Himmel, um sich hier auf der Erde rundum wohl zu fühlen – und - sie wissen zu viel über die Erde, um sich im Himmel zu Hause zu fühlen. Umgekehrt stimmt es auch: Sie wissen über den Himmel zu wenig, um alles Irdische hinter sich zu lassen und sie kennen den wahren Charakter des Zeitlichen nicht gut genug (1. Johannes 2,17), um sich voll und ganz auf Gott zu verlassen.

Das macht deutlich: Wir können Jesus nur von ganzem Herzen folgen. Schon der Gemeinde von Ephesus musste der Auferstandene in Offenbarung 2,4 sagen: „Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“ Auch wir sind dieser Gefahr ausgesetzt, vor allem deshalb, weil dieser Prozess schleichend vor sich geht. Deshalb lautet mein heutiges Thema: „Zurück zur ersten Liebe!“

Dazu müssen wir uns ernsthaft prüfen (2. Korinther 13,5), Mängel klar erkennen und abstellen, d.h. „Buße tun“ d.h. umdenken und Neues einüben. Dazu soll und kann uns allein Gottes Wort und Sein Geist verhelfen. Deshalb ist es das Ziel meiner Predigt, eure Liebe zu Jesus und damit euren Lobpreis neu zu wecken und zu stärken.

Wir wollen uns heute fragen, wieso unsere Liebe zu Jesus so leicht und schnell abnimmt (wir wollen das doch gar nicht!) und wie sie wieder gestärkt werden kann. Meine erste Frage zur Selbstprüfung lautet:

1. Weißt du noch, wer du bist?

In 1. Timotheus 1,15 bezeugt Paulus: „Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.“ Paulus schreibt hier nicht: „..von denen ich der größte/schlimmste WAR“, sondern „bin“. Wenn Paulus das so sagt, tut er das aus dem tief empfundenen Bewusstsein seiner eigenen andauernden Unwürdigkeit. Wohl sagt er in Philipper 3,13: „Ich vergesse, was hinter mir liegt..“ Damit meint er aber nur den Weg, den er bisher zurückgelegt hat, nicht seine Herkunft. Er sah das umso klarer, je deutlicher er die Größe der Gnade des Herrn Jesus erkannte.

Wir alle, die wir an Jesus Christus glauben, waren tot in Sünden, und verdanken allein Ihm diese staunenswerte Veränderung vom Tod zum Leben. Das muss Grundbestand unserer Überzeugung sein, soll die Liebe und Dankbarkeit Jesus gegenüber erhalten bleiben. Wer nicht über seine Sünde zu weinen gelernt hat, der kann sich auch nicht richtig über die Erlösung unseres Herrn Jesus Christus freuen. Das sage ich nicht deshalb, weil ich das jetzt schon stets so mache, sondern damit ich es in Zukunft besser mache. Das predige ich euch nicht weil es angenehm ist, sondern weil es richtig ist und damit es in unser aller Leben Wahrheit wird.

Wenn ein wirklich Armer etwas Wertvolles geschenkt bekommt, freut er sich gewiss mehr darüber, als wenn ein Reicher dasselbe bekommt. So ist es auch mit uns Christen. Wenn wir noch meinen, Gutes von Gott verdient zu haben, oder irgend etwas bei Gott vorweisen zu können, werden wir für Golgatha nicht so dankbar sein, als wenn wir es verinnerlicht haben, dass wir gar nichts verdient haben und überhaupt nichts bringen können.

Wenn und in dem Maße wie wir unsere wahre Natur erkennen, bleibt uns angesichts des wunderbaren Werkes Christi am Kreuz nur eine Möglichkeit: Wir bitten Jesus anhaltend darum, uns Seine Liebe durch den Heiligen Geist zu schenken (Römer 5,5). Diese Bitte wird um so eindringlicher von uns vorgebracht werden, je deutlicher wir uns kennen lernen.

Wenn wir jene erstaunliche Liebe Gottes sehen und unsere Wertlosigkeit als dreckige Sünder in Betracht ziehen, können wir nur staunend mit dem Apostel ausrufen: „Seht doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich!“ (1. Johannes 3,1). Kann das ohne jegliche Gefühlsregung ausgesprochen werden? - Nein!

Was ich richtig „weiß“ bestimmt mein Denken und Handeln! „Überfahre keine rote Ampel!“ - „Springe nicht vom Dach eines neunstöckigen Hauses!“ Du „weißt“ es dann, wenn du entsprechend handelst. - Weißt du noch, wer du bist?

2. Weißt du noch, was dir widerfuhr?

Ich betone bewusst, „was dir widerfuhr“ und nicht nur, was dir geschenkt wurde. Was mit uns geschah beschreibt Paulus in Epheser 1,3-7 so: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem Segen geistlicher Art, (der) in der Himmelswelt (vorhanden ist), in Christus gesegnet hat! 4 Denn in ihm hat er uns ja schon vor der Grundlegung der Welt dazu erwählt, dass wir heilig und unsträflich (= untadelig, oder: ohne Fehl) vor seinem Angesicht dastehen sollten, 5 und hat uns in Liebe durch Jesus Christus zu Söhnen, die ihm angehören sollten, vorherbestimmt nach dem Wohlgefallen (oder: Ratschluss) seines Willens, 6 zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade, die er uns in dem Geliebten erwiesen hat. 7 In diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade..“.

Warum können wir darüber nicht mehr staunen und jubeln? - Viele Christen meinen, wenn sie etwas nicht verstehen, könnten sie darüber nicht staunen, jubeln und den Erfinder hoch leben lassen. Ja, die Erwählung und Vorherbestimmung sind komplexe Lehren. Aber ist es nicht purer Hochmut, wenn wir meinen, Gott dafür nicht loben und ehren zu können, weil wir noch nicht alles verstanden haben? Wie vieles nutzen wir in unserem Alltag dankbar und erfreut, ohne alle Zusammenhänge restlos verstanden zu haben! Nur bei Gott sollte das nicht gehen? Purer Hochmut!

Warum dankst du Jesus nicht mehr so aus vollem Herzen für das Werk von Golgatha, wie du es am Tag deiner Bekehrung getan hast? - Hast du vergessen, wer du bist, woher du kommst und welchen Preis Jesus für dich bezahlt hat?!

Ich frage: Hat die Erlösung in den vergangenen Jahren an Wert, an Bedeutung und Wichtigkeit verloren? Ist sie nicht mehr zeitgemäß oder unmodern geworden? - Mit allem Nachdruck: NEIN!

Deshalb feiern wir regelmäßig das Abendmahl, damit wir nicht vergessen, was Er uns Gutes getan hat. Wenn das vergessen wird, schwindet das Gefühl der Dankbarkeit und Freude, alles ein Hinweis darauf, dass deine erste Liebe verloren gegangen ist.

Was tust du, wenn du etwas verloren hast? Du suchst es. Dabei können wir etwas Interessantes feststellen: Die Intensität meiner Suche zeigt allen den Wert dessen, was ich verloren haben. Ist dir die erste Liebe zu Jesus wirklich etwas wert? Dann wirst du sie eifrig suchen, wenn du sie verloren hast. - Weißt du noch, was dir widerfuhr?

3. Weißt du noch, wozu du lebst?

In der Bibel wird immer wieder gesagt, dass der einzige Lebenszweck der gesamten Schöpfung darin liegt, den Schöpfergott zu loben und über Sein wunderbares Werk zu jubeln.

In Epheser 1 wurde auch das deutlich ausgesprochen: „3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen [Regionen] in Christus…. 6 zum Lob der Herrlichkeit Seiner Gnade.. 12 damit wir zum Lob Seiner Herrlichkeit dienten.. 14 zum Lob Seiner Herrlichkeit..!“

In unseren Kreisen kann man auf die 3. Frage auch oft die Antwort hören: „Um Zeugen Jesu zu sein. Um das Evangelium weiter zu tragen. Um zu missionieren, damit andere Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen!“ - Diese Antworten sind gewiss richtig. Aber treffen sie das Endziel der Absicht Gottes? - Nur in folgendem Zusammenhang: Wir sagen anderen das Evangelium, damit sie Jesus kennen- und lieben lernen und IHN dann von Herzen loben und ehren, d.h. so ihr Lebensziel erreichen. Menschen, die Jesus nicht kennen, können Ihn nicht ehren und verfehlen so ihr Lebensziel.

Bedenken wir: Gottes Wort wurde uns in erster Linie dazu gegeben, damit wir Gott kennen lernen und IHN dann angemessen loben, ehren und anbeten können. Dass wir Gottes unendliche Würde und Schönheit immer besser erkennen und immer freudiger anbeten. Wir sind ja Seine Gemeinde, die Er mit Seinem teuren Blut aus allen Völkern, Sprachen, Stämmen und Nationen erkauft hat, damit Seine Verehrung niemals aufhört. Dazu wollen wir uns gegenseitig immer mehr ermuntern, denn das wird unsere Ewigkeit bestimmen (Offenbarung 15,3-4).

Jeder Gottesdienst soll also dazu beitragen, dass wir Jesus mehr, umfassender, ehrlicher, aus tiefstem Herzen loben und ehren lernen. Ist das auch dein Ziel, dein Wunsch und deine Hoffnung gewesen, weshalb du an diesem Gottesdienst teilnimmst?

Bei der Anbetung steht der überragende Wert und die überwältigende Schönheit Gottes, die ich durch das Wirken des Heiligen Geistes aus der Heiligen Schrift erkannt habe und als mein höchstes Gut schätze im Vordergrund. Die Anbetung bringen wir trinitarisch zum Ausdruck: Wir wollen zu Gottes Ehre leben, Christus, den Gekreuzigten verherrlichen und im Geist wandeln.

Aus Dankbarkeit und Freude über Jesus, Sein Schöpfungs- und Erlösungswerk sollte andauernder, lebendiger, glaubwürdiger Lobpreis unser Leben bestimmen. Dieser sollte sich jedoch nicht nur in schönem, harmonischem Gesang im Gottesdienst äußern, sondern auch in sensiblem Alltagsumgang miteinander, in einem hilfsbereitem Anpacken wo Hilfe nötig ist und in einem freundlichen Wesen und vielem mehr, was es unseren Mitmenschen leicht macht, Jesus kennen zu lernen. - Weißt du noch, wozu du lebst?

4. Weißt du noch, dass Jesus wiederkommt?

Die Christen in Thessalonich waren als solche bekannt „..die sich von den Götzen zu Gott bekehrt hatten, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, und um Seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten..“ (1. Thessalonicher 1,9-10) In diesem Zusammenhang haben wir die Mahnung Jesu zu beachten: „Seid also wachsam, denn ihr wisst nicht, an welchem Tage der Herr kommt.“ (Matthäus 24,42) Man freut sich über und ist gespannt auf die Ankunft dessen, den man liebt! Deshalb lieben Christen auch die Bibel, das Wort dieses wiederkommenden Herrn. Deshalb lieben wir die Gemeinde, die Schar derer, die ebenfalls auf Ihn warten.

Die Bibel lässt keinen Zweifel daran: Die Wiederkunft Jesu ist eine absolute Notwendigkeit, denn nur so wird Er Sein angefangenes Werk vollenden! Würde Jesus nicht wiederkommen, dann könnten wir unsere Bibeln wegwerfen, unsere Kirchen schließen und alle Hoffnung fahren lassen. Dann bliebe die Gemeinde ein gescheiterter menschlicher Versuch, Gerechtigkeit und Friede eine Illusion, dann würde die Finsternis über das Licht siegen.

Aber Jesus kommt wieder! Deshalb müssen wir vorbereitet sein; d.h. dafür zu sorgen, dass wir HEUTE vorbereitet sind. - Ich liebe keine Überraschungen, die mich in schwierigen Situationen unvorbereitet treffen.

Achten wir auf Jesu Warnung: „Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.“ (Matthäus 24,12) Weil sich niemand mehr an die Ordnungen Gottes hält, d.h. jeder nur noch an sich selbst denkt, wird die Liebe in vielen erkalten. Liebe „lohnt“ sich nicht mehr. Um Jesu willen jemanden zu lieben, kommt immer weniger vor.

Wissen wir, was Jesus bei Seiner Wiederkunft ganz wichtig ist? Was Er sich erhofft? Worauf Er sich freut? - 2. Thessalonicher 1,10 lässt uns einen Blick in Sein Herz tun: Er freut sich darauf, wenn „Er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben..“ - Wie steht es damit bei dir? Verherrlicht dein Leben Jesus?

Was wirst du Ihm sagen, wenn Er dich unvorbereitet antrifft? „Ja, Herr, ich hatte mir fest vorgenommen, Dich zu lieben! --- Aber erst morgen!“ --- „Entschuldige, aber heute ist mir der Fußball lieber als du, ist mir meine Karriere wichtiger als du, mein Geld, mein Auto, mein Haus... – Morgen liebe ich Dich – versprochen!“

ER lässt uns sagen: „Seht JETZT ist die wohlgefällige Zeit, seht, JETZT ist der Tag des Heils!“ (2. Korinther 6,2) – Weißt du , dass Jesus wiederkommt?

Manfred Herold


Manfred Herold