DAS “EVANGELIUM”

1. Wortbedeutung und Hintergrund

Im NT meint das Verb "eine gute Nachricht bekanntmachen", das Substantiv bedeutet: "gute Nachricht", es kommt am meisten in den Paulusbriefen vor (über 60 mal).

a. Der jüdische Hintergrund

Im AT meint das vergleichbare Verb "eine Siegesnachricht überbringen" Ps.40,9; Jes.52,7 Der Freudenbote proklamiert als Herold "dein Gott ist König". Indem er dies ausruft, werden "Frieden" und "Heil" Ereignis. Das Substantiv "Evangelium" kommt in einem religiösen Sinn im AT nicht vor.

b. Der griechische Hintergrund

Unter Griechen war ein "Evangelium" eine "gute, froh machende Nachricht" (Geburt, Hochzeit). Das Wort wurde oft im Zusammenhang mit der Bekanntgabe eines Sieges gebraucht. Am "Evangelium von Marathon" (Sieg der Griechen über die Perser) lässt sich das innere Gefälle dieses Begriffs gut erfassen:

b 1. die für die Griechen aussichtslose Lage

b 2. die wunderbare Wende

b 3. der Bote, der den Sieg proklamiert ("Marathonläufer")

b 4. die Hörer, die aufgefordert sind, der "guten Nachricht" zu glauben

Hier gibt es in der Struktur eine klare Parallele zu dem Evangelium vom Sieg Jesu.

Auch im römischen Kaiserkult wurde das Wort als Bekanntgabe guter Nachrichten, oder das, was der Herrscher dafür hielt, gebraucht. Schon bevor christliche Verkündiger auftraten, wurde dieses Wort in einem religiösen Sinne gebraucht. Wo der Kaiser seine Regierung als E., sich selbst als "Herr", "Heiland" und "Gott" anpreist, gilt der scharfe Gegensatz: Jesus oder der Cäsar.

2. Die Botschaft des Jesus von Nazareth

a. Das Königreich Gottes

Wie Johannes der Täufer, so verkündigte auch Jesus die Ankunft des Reiches Gottes (Mt.3,1;4,17). Er verkündigte das "Evangelium des Reiches". "Königreich" meint königliche Herrschaft, der allmächtige, souveräne Zweck Gottes und seiner königlichen Autorität, mit all ihren Konsequenzen für den Einzelnen und das Volk. In Mk.1,14 kommt Jesus und predigt das Evangelium. Der Inhalt seiner Botschaft ist der, dass Menschen in Buße und Glauben im Hinblick auf das nahe Königreich dieser Botschaft antworten sollen. Aber diese Gute Nachricht enthält mehr: sie schließt eine enge Beziehung zur Person Jesu selbst ein.

b. Die Einladung an die Beladenen

Das Evangelium wurde bes. den Armen und Unterdrückten verkündigt (Mt.11,5; 11,28; Lk.4,18). Alle "Ich bin"-Worte sind Einladungen, die göttliche Versorgung aller Not persönlich zu erleben. In den Gleichnissen Lk.15 wird deutlich, dass Gott die Initiative ergreift, zu suchen und zu retten.

c. Die Verantwortung der Hörer

Jünger Jesu haben die Verantwortung, persönlich und gemeinschaftlich so zu leben, wie es ihrer Beziehung zu Gott angemessen ist (Mt.5,13-16; 5,48).

d. Das Vorrecht der Gläubigen

Die sich der Herrschaft Jesu unterstellten, sind zum Vater heimgekehrt (Joh.14,6), haben Vergebung und Frieden erfahren (Mt.18,23-35; Joh.14,27). Sie erfahren die Führung und Leitung durch den Heiligen Geist (Joh.14-16).

3. Die Botschaft der Apostel Jesu Christi

Sie bestand aus den beiden Teilen:

a. Die missionarische Botschaft (kerygma)

Wesentliche Bestandteile der missionarischen Botschaft sind: (1.Kor.15,1-11)

a 1. die Auferstehung

a 2. die Erfüllung AT-Verheißungen

a 3. der Tod Jesu Christi

a 4. das Angebot der Vergebung

a 5. die Apostel als Zeugen

a 6. die Kraft des Heiligen Geistes

a 7. der wiederkommende Christus

b. Die christliche Lehre (didache)

Wesentliche Bestandteile der christlichen Lehre sind:

b1. die Vorrechte des Gläubigen

b2. die Verantwortung des Gläubigen

4. Für Paulus ist Evangelium das Schlüsselwort für Theologie und Dienst

Sein Aposteldienst hat nur ein Thema: "das Evangelium Gottes" Röm.1,1

a. Dieses Evangelium hat einen eindeutig definierten Inhalt.

Er lautet: 1.Kor.15,3-5. Gott bringt in Christus die AT-Verheißung zur Erfüllung. Dies E. als "Wort vom Kreuz" (1.Kor.1,18), als "Wort von der Versöhnung" (2.Kor.5,19) hat Gott selbst "aufgerichtet". Es hat amtlichen Charakter: es gilt unbedingt!

b. "Evangelium Gottes" bzw. "Evangelium Christi" (Röm.1,1; 15,19)

meint nicht nur das gute Wort über Jesus (Jesus als Thema), auch nicht nur von Jesus (Jesus als Ursprung und Auftraggeber), sondern das Wort, das Jesus (Gott) selbst sagt: Der Auferstandene ist Subjekt und Herr des Evangeliums. Evangelium ist also Selbstverkündigung Jesu, in, mit und unter dem menschlichen Zeugenwort (1.Thes.2,13). Jesus wirkt im lebendig machenden Geist (1.Kor.2,12f). Darum ist das Evangelium "Gotteskraft" (1.Kor.1,18; Röm.1,17). Als "Kraft Gottes" ist das E. nicht ein Sonderfall menschlicher Worte, sondern Selbstoffenbarung Gottes (1.Thes.2,13). E. ist nicht primär Bericht von oder Information über etwas oder jemand; im schöpferischen E. wird Jesus selbst gegenwärtig. Das E. tut, was es sagt, bringt, was es verheißt, schenkt, was es gebietet.

c. Glaube und Evangelium gehören zusammen

(Röm.1,17). Der Glaube - auf Jesus hören, ihm ge-hören - wird vom E. geschaffen, "kommt aus der Predigt" (Röm.10,17). Ein neuer Mensch wird "gezeugt durchs E." (1.Kor.4,15).

d. Das Evangelium ist die einzige Lebensbotschaft (1.Kor.9,16).

Alle anderen Heilsbotschaften sind Verführer. Der Kosmos soll hören, dass er versöhnt ist (2.Kor.5,19f). Durch das E. entsteht die eine Gemeinde aus Juden und Heiden, die Vorhut der neuen Menschheit.

e. Das freie Evangelium bindet.

Sitzt Paulus im Gefängnis, so ist das E. nicht gebunden. Paulus muss das E. verkündigen (1.Kor.9,1f). Zugleich ist dieses Muss seine ganze Freude. Gerade im Leiden für das E. wird das Leben christusähnlich (2.Kor.11,23f).

f. Das Evangelium ruft über das Horchen ins Gehorchen.

Es schafft den Gehorsam des Glaubens (Röm.1,5). Es will das Alltagsleben in allen Bereichen evangeliumsgemäß prägen. Dazu ist es Kraftquelle und Maßstab. Die ganze Ethik des Paulus steckt in dem einen Satz: "Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi" (Phil.1,27).

5. Die „verschiedenen“ Evangelien:

"Evangelium", so heißt die Freudenbotschaft, welche Gott durch Jesus Christus, und dieser durch seine Apostel Israel hat verkündigen lassen, dass nämlich das Reich Gottes nahe herbeigekommen sei, indem der Sohn Gottes auf Erden erschienen ist, um Sünder selig zu machen.

Vor der Vollendung des Werkes und vor der Erhöhung der Person Christi bildet in mehr allgemeiner und sachlicher Weise das Reich Gottes den Hauptgegenstand dieser Verkündigung (Mth.4,23), danach bestimmter und persönlicher der König dieses Reiches, der Sohn Gottes, oder Jesus mit seiner Herrlichkeit, nämlich mit seiner Messiaswürde und Gottheit (2.Kor.4,4) und mit ihm zugleich das Heil, die Gnade und der Frieden, die uns in ihm geschenkt sind (Eph.1,13; 6,15; Apg.20,24). Von diesem Mittelpunkte aus umfasst der Ausdruck die ganze neutestamentliche oder christliche Lehre, und zwar zunächst die historische Kunde von den Heilstatsachen (1.Kor.15,1-4), zugleich aber auch die Lehre von deren seligen Bedeutung (Röm.1,16). Eigentlich nicht eine Anweisung zu dem Guten, das wir tun sollen, sondern eine Nachricht von dem Guten, das Gott uns getan hat, schließt das Evangelium doch die Forderung der Buße, des Glaubens und eines entsprechenden Wandels als seine Konsequenz ein (Mk.1,15; Phil.1,27).

Insofern es an sich seine Sache nicht ist, zu fordern, sondern zu geben, bildet es den Gegensatz zum Gesetz, wie dieses durch Mose gegeben war (2.Kor.3); indem das Evangelium aber die Gnade Christi zum inneren Antrieb eines heiligen Wandels macht, kann es vergleichsweise gleichfalls als Gesetz bezeichnet werden, jedoch nur im Sinn eines Gesetzes höherer Ordnung, als ein lebendiges Geistesgesetz, das geistliches Leben und geistlichen Sinn gibt (Röm.8,2; Jak.2,12).

a. Das Evangelium vom Königreich Mth.24,24, welches Israel anvertraut ist

b. Das Evangelium Gottes über seinen Sohn, das Paulus für die Gemeinde anvertraut ist Röm.1,3

c. Das ewige Evangelium, das von einem Engel verkündigt wird Offb.14,6

Obgleich das Evangelium aller Zeiten seinen einzigen Grund in Jesus Christus hatte, so stand es stets in Verbindung mit den Wegen, in denen sich Gott in den verschiedenen Zeitperioden offenbarte.

So öffnete das Evangelium nach der vollendeten Erlösung ein weit größeres Gebiet der Gnade Gottes als das, welches der Herr in den Tagen seines Fleisches vor seinem Tode verkündigte. Das Evangelium, welches der Herr verkündigte, stand mit dem Reiche Gottes in Verbindung (Mk.1,14). Er brachte Israel als frohe Botschaft das Angebot, das Reich Gottes in der Person des Erben anzunehmen: Ein Evangelium, das Segnungen auf Erden in sich barg.

Weit umfassender war das Evangelium, das der Herr nach seiner Auferstehung den Jüngern anvertraute (Mk.16,15-16). Es umschloss die Errettung (Apg.2,21+47). Die Gläubigen, die das Evangelium annahmen, verwirklichten ihr Errettet-sein aus dem ganzen Machtgebiet des Feindes derart, dass sie abgesondert von der Welt alles gemeinsam hatten und ein Herz und eine Seele waren, obgleich die Einheit des Leibes Christi, "das Geheimnis", noch nicht geoffenbart war.

Das von Paulus verkündigte Evangelium umfasst nicht nur alles bisher Offenbarte, sondern erweitert sich zur Verkündigung der wunderbaren Verbindung der Gemeinde mit Christus in der Herrlichkeit. Es umfasst den "ganzen Ratschluss" Gottes (Apg.20,27). Es ist das Evangelium der Herrlichkeit. Das Zentrum ist Christus, der Sohn Gottes. Eine neue Schöpfung - ein neuer Mensch - Christus.

Aus der Apostelgeschichte lernen wir, dass bei der Verkündigung des Evangeliums bis zum Tode des Stephanus Israel in dem Vordergrund stand. Gott handelte noch in Gnade mit Israel als Volk. Aber Israel verwarf die Stimme Gottes in den Propheten, die Stimme des Sohnes, indem sie ihm töteten, und jetzt auch die Stimme des Heiligen Geistes in Stephanus. Gottes Gnade beruft nun Saulus, und bestimmt ihn zum Zeugen auch dessen, was ihm noch geoffenbart werden soll (Apg.26,16). Nun wurde die Zwischenwand der Umzäunung zwischen Israel und den Nationen abgebrochen (Eph.2,11-22) und ihm wurde es gegeben, den "ganzen Ratschluss Gottes" zu offenbaren, und sein Evangelium war mit der Weite dieser Offenbarungen in Übereinstimmung. Nicht als ob Paulus ein anderes Evangelium verkündigte als die anderen Apostel, aber das, was teilweise schon in der Verkündigung Petri enthalten war, wurde durch Paulus völlig offenbart.

DIE DARBIETUNG DES EVANGELIUMS

Auch in der Darbietung des Evangeliums muss der innere Charakter desselben erkennbar sein. Das macht es nötig, dass der Hörer

1. Seine schlimme natürliche Lage kennt (was er nicht ist und tun kann) Kennt er sie?

2. Das wunderbare Erlösungswerk Jesu kennt (wer Jesus ist und was er getan hat) Kennt er sie?

3. Seine Verantwortung bezüglich der Annahme kennt (was er jetzt tun kann und soll) Kennt er sie?

1. Die Darbietung des Evangeliums darf nicht

a. zu einem fleischlichen Missverständnis führen.

(Die besten Kräfte mobilisieren und einsetzen, dann gelingt es.)

b. zu einem gesetzlichen Missverständnis führen.

(Die Gebote genau beachten, dann ist Gott zufrieden.)

c. zu einem leistungsorientierten Missverständnis führen.

(Wir müssen uns aktiv für die Ziele Gottes einsetzen, dann sind wir Gott wohlgefällig.)

d. zu einem emotionalen Missverständnis führen.

(Fühlst du dich angenommen, geliebt? Spürst du die Vergebung?)

e. zu einem erfahrungsorientierten Missverständnis führen.

(Wenn du eine Erfahrung mit Gott gemacht hast, dann bist du eine wahrer Christ.)

f. zu einem formalen Missverständnis führen.

(Wenn du 1. den ganzen Ratschluss Gottes gehört hast, 2. Buße getan hast, 3. Sünden bekannt und bereut hast, 4. ein Absagegebet gesprochen hast..…)

Das Evangelium soll die Menschen mit Christus in Kontakt bringen, eine persönliche Beziehung herstellen und stärken. Es geht um eine lebendige Beziehung, die deshalb immer variabel ist und eine bestimmte Bandbreite von Erfahrungen umfasst.

Das Evangelium soll und wird Glauben wecken, hervorbringen, stärken. "Der Glaube ist Anschluss an Jesus, der unter dem Eindruck seiner gebenden Macht entsteht." (A.Schlatter) Glaube bedeutet nicht einfach, die Wahrheit des Wortes Gottes anzunehmen, sondern auch aufgrund dieser Wahrheit zu handeln. Der Glaube ist die Antwort des Menschen auf den Anruf und die Initiative Gottes. Diese Erkenntnis nimmt den Druck der Verantwortung von uns, weil wir ja nicht die Initiative ergreifen müssen und befähigt uns zu einer konstruktiveren Haltung. Du brauchst nicht in ich hineinzuhorchen und zu fragen, wie viel Glauben du wohl hast. Du brauchst nur auf Gott zu sehen und dich zu fragen: Was sagt er mir? Was soll ich tun? Glaube erweist sich in konkreten Taten, die wir als Reaktion auf sein Wort tun.

2. Die angemessene Haltung des Evangeliumsverkündigers:

Der Verkündiger, der das Evangelium seinem Wesen angemessen darbietet, sollte:

a. demütig sein, seine eigene Unwürdigkeit klar erkennen

b. seine eigene Unfähigkeit klar erkennen

c. dem Heiligen Geist bei der Vorbereitung vertrauen

d. das Wirken des Heiligen Geistes beim Vortrag erwarten

e. ein eifriger Schüler des Wortes sein

f. ein eifriger Arbeiter in der Vorbereitung sein

g. eine dankbare Gelassenheit ausstrahlen

h. Wegen dreier Ursachen war die gute Hand Gottes über Esra (7,9-10) Die Reihenfolge ist bedeutsam:

1. Er hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen.

2. Es war ihm ein brennendes Verlangen, nach diesem Gesetz persönlich zu leben und zu handeln.

3. Er wollte seinem armen, versklavten, abgeirrten Volk das Gesetz Gottes lehren.

Wo man so der Schrift gegenüber steht, dass man sie erforschen, ausleben und dann ihre Schätze und Segnungen auch weitergeben will, da ist Gottes gute Hand über uns.

3. Welche Bedeutung haben "Appelle" bei der Verkündigung des Evangeliums?

a. Tiefsitzende gesetzliche Missverständnisse

fördern die Vorbehalte gegen jede Art von Ermahnungen, Appellen, Aufforderungen oder Aufrufen. Man vermutet dahinter sofort eine Neuauflage des Gesetzes ("du sollst, du musst, du darfst nicht").

b. Dem Wesen nach ist das Evangelium:

Reichtum - dem Glaubenden; Gabe - dem Nehmenden; Vergebung - dem Bekennenden; Versöhnung - dem Friede Wünschenden; Friede - dem Vertrauenden.

c. Allein aus diesem Grund sind Appelle wie: "Glaubt doch! Nehmt doch! Bekennt doch! Wünscht doch! Vertraut doch!"

nötig und wichtig. - Nicht "DAMIT", sondern "WEIL" Gott in Christus die Voraussetzungen für uns schuf und schafft, deshalb sind wir nun dafür verantwortlich, sie zu nutzen. Je besser jemand den Schatz kennt, um so dringlicher wird sein Appell ausfallen. Kennen wir diesen Schatz wirklich?

Vor allen Aufrufen, Ermahnungen, Appellen müssen sich Seelsorger, Verkündiger, Berater, welche sich dem Evangelium verpflichtet wissen, fragen: "Kennen die, denen wir mit unseren Appellen kommen, die Schätze wirklich?" Die Annahme, dass dies der Fall ist, ist m.E. in Bezug auf den größten Teil unserer Geschwister falsch. Wir müssen die Schätze, die Gott uns im Evangelium anbietet wieder deutlich als solche herausstellen, damit unsere Appelle richtig greifen und nicht oben aufgeführte Missverständnisse auslösen.

Wir sollten unsere Entfremdung von den Schätzen des Evangeliums (z.B. durch das Leistungsdenken unserer Zeit), unsere Unwürdigkeit in Bezug auf die Schätze des Evangeliums (da wir in der Regel eine viel zu hohe Meinung von uns haben), unseren Mangel an den Schätzen des Evangeliums (durch Weigerung ständigen Nehmens) klar herausstellen, um ein großes Staunen darüber auszulösen, das dann auch zupacken will. Die Beschreibung der Gabe Gottes sollte einen großen Hunger, ein großes Verlangen auslösen.

d. Was könnte jemanden zurückhaltend oder ablehnend den Appellen des Evangeliums gegenüber sein lassen?

- Unwürdigkeit (solchen kann am ehesten geholfen werden)

- Hochmut, Stolz (solchen ist am schwersten zu helfen)

- Misstrauen ("Kommt das dicke Ende nach?" Vertrauen stärken)

- Desinteresse ("Bin satt!")

- Ignoranz (Weiß nicht, wie nötig er das Angebot hat)

Du wirst zu einem Festessen eingeladen. Alle Herrlichkeiten werden aufgetragen und dir wird gesagt: "Bedienen sie sich!" Ist das eine schwer zu erfüllende Forderung?

Das Ziel eines jeden Predigers sollte es sein, die Fülle der Gnade Gottes in Jesus Christus in solch einer Weise zu verkündigen, dass seine Zuhörer von der Armut ihres geistlichen Lebens überzeugt werden, gleichzeitig aber Mut bekommen, zu glauben, dass das überfließende Leben in der Fülle des Geistes auch ihnen zur Verfügung steht.

4. Gesetz, Gnade und Evangelium

a. Das Gesetz

treibt den Menschen in die Verzweiflung, weil er ihm nicht gerecht wird; das Evangelium schenkt ihm den Himmel, obwohl er ihn nicht verdient hat.

Das ist ja gerade das Wesen der Gnade, dass die Rechnung im voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre auch Gnade, wenn sie nicht billig wäre?

Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss. Teuer ist sie, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Jesu Christi ruft; teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt; teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt, Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt. Teure Gnade ist Menschwerdung Gottes.

Gnade heißt, zu bekommen, was man nicht verdient und

Erbarmen heißt, nicht zu bekommen, was man verdient.

Von Gnade kann nur gesprochen werden, wo von Sünde und Gericht geredet worden ist. Gnade ist Freispruch trotz erwiesener Schuld.

Gottes Gnade ist seine huldvolle Herabneigung zu uns Menschen, seine Zuwendung zu uns. So wie ein Kind nicht gedeihen kann, wenn es keine Zuwendung der Eltern oder anderer Menschen erfährt - kein Ansprechen, Betreut-werden, Umsorgt-werden -, so ist auch für ein Gotteskind die Gnade Gottes lebenswichtig. Es lebt von der Gnade, der göttlichen Herablassung, Zuwendung, Hilfe und Rettung.

Gott lässt nicht Gnade vor Recht ergehen, sondern er ist gnädig, weil er gerecht ist, und gerecht, weil er gnädig ist. Wie ist solches aber möglich? Fordert die Sünde des Sünders nicht dessen Tod? Muss der gerechte Gott den Sünder nicht strafen? Ja, Gott vergibt und straft. Während nun die Gerechtigkeit des Gesetzes den Tod des Sünders als Strafe verlangt - selbst dann, wenn ihm vergeben wurde, weiß die Gerechtigkeit des Evangeliums (die im eigentlichen Sinne "Gottes Gerechtigkeit" ist) um das Geheimnis der Stellvertretung. Auch hier fordert Gottes Gerechtigkeit den Tod - aber er selbst nimmt in Christus Jesus am Kreuz das Todesurteil auf sich , und der Sünder kann somit Vergebung und Straferlass finden.

Der Begnadigte ist nicht der Sünder. Zwischen beiden ist ein Vergehen und ein Neuwerden des Menschen. Die Rechtfertigung ist die Gottestat, die als solche den Menschen nicht lässt wie er ist, sondern ihn völlig umgestaltet.

b. Gnade ist:

1. Jesus war ein Fluch für uns Gal.3,13

2. Durch das Blut des Opferlammes wurden unsere Sünden nicht nur zugedeckt, sondern getilgt Röm.3,25

3. Nicht nur sind die Sünden getilgt worden, sondern wir dürfen erkennen, dass mit der Kreuzigung Jesu unser alter Mensch mit-gekreuzigt worden ist,

dass also damit die Schranken niedergerissen und die Fesseln zerrissen sind und der Weg frei ist für eine wirkliche und völlige Befreiung von der Kraft der Sünde. Das geschah alles ohne Gesetz, alles aus Gnade!

4. Weiter dürfen wir, aufgrund der Todeskraft Jesu - weil die Gnade Gottes uns in Christus als der Sünde tot erklärt - damit rechnen, der Sünde tot zu sein.

Es ist gut zu wissen, dass Gnade im biblischen Sinn nicht nur den Erlass von Schuld meint, sondern die lebensspendende Macht Gottes, die unser Leben mit seinem Geist erfüllt und durchpulst, die uns nicht nur begnadigt, sondern auch begnadet mit Begabungen, die wir vorher nicht entdeckt oder vergeudet haben.

Schritte auf dem Weg des Glaubens

  1. Ich entdecke: Gott ist für mich da. Ich bin ihm nicht gleichgültig. Wie viel ich ihm wert bin, erkenne ich an dem Opfer, das er für mich gebracht hat. Er hat sich selbst eingesetzt, um mich zu gewinnen. Deshalb will ich nicht mehr für mich selbst, sondern mit ihm und für ihn leben.

  2. Wer Gott ist und wer ich bin, erfahre ich aus der Bibel. Deshalb lese ich darin - möglichst täglich. Beim Bibellesen benutze ich auch Andachten und Auslegungen.

  3. Mit Gott kann ich über alles reden: In meinem Gebet danke ich ihm für das, was ich bekomme; vor ihm denke ich an andere. Was mich belastet, gebe ich ihm ab. Ich kann ihm auch sagen, dass ich schuldig geworden und vieles schuldig geblieben bin. Er vergibt mir. Ich kann entlastet werden.

  4. Wer zu Gott gehört, gehört immer auch zur Gemeinde; ich kann nicht für mich allein glauben. Von anderen und mit anderen kann ich lernen, wie Christen leben; wie sie sich verhalten, wie sie feiern, wie sie helfen.

  5. Weil ich glaube, werde ich nicht weiterleben wie bisher. Ich halte mich an die guten Ordnungen Gottes; der Glaube hat ordnende Kraft. Ich kann z. B. lieben, "wie er mich liebt", ich kann vergeben, "wie er mir vergibt". So wird Empfangenes weitergegeben.

  6. Was ich mit Jesus erlebe, erzähle ich weiter. Durch mich sollen andere erfahren, dass Gott auf sie wartet, und dass sie ohne ihn vergeblich leben. In meinem Verhalten soll deutlich werden, an wen ich mich halte. Und ich will sagen, wie wichtig Jesus für uns alle ist.

  7. Nicht auf alle Fragen meines Lebens bekomme ich eine Antwort. Krisen bleiben mir auf dem Weg mit Gott nicht erspart. Oft bin ich auch in meinem Glauben angefochten. Nicht alle Konflikte werden gelöst; aber auf eins kann ich mich verlassen: Ich bin erlöst; ich gehöre zu Gott. Deshalb kann ich getröstet leben und sterben. Fritz Gaiser

Vier Schritte zum Christsein

  1. Sieh weg von dir selbst, von deiner Schuld, die dich belastet; von deinen guten Taten, auf die du dich verlässt; von deiner Umwelt und Erziehung, die dir angeblich den Glauben so schwer machen; von deinem vermeintlichen Nicht-Glauben-Können.

  2. Sieh auf Jesus Christus, der jeden Menschen, also auch dich, liebt (Johannes 3,16); der jeden, der zu ihm kommt, annimmt (Johannes 6,37; Lukas 23,42-43); der aus Liebe zu dir am Kreuz sein Leben dahingab, damit du ein Kind Gottes (= Christ) sein kannst (Römer 5,8); der durch seine Auferstehung von Gott als Retter und Herr bestätigt wurde (Johannes 20,24-29).

  3. Übergib dein Leben bewusst Jesus, indem du mit Jesus über deine Schuld sprichst und ihn zum Herrn deines Lebens machst: "Herr Jesus Christus, hiermit übergebe ich mein Leben dir! Dein Wort sagt, dass jeder zu dir kommen darf und von dir als dein Jünger angenommen wird. Ich bekenne dir alles, was bisher nicht richtig war in meinem Leben: ... - Vergib mir bitte. So wie ich mich kenne, wird es auch in Zukunft noch manche Pannen geben. Trotzdem sollst du ab jetzt der Herr meines Lebens sein. Forme mein Leben um, so wie du es haben willst!"

  4. Schließe dich einer Gemeinschaft von Christen an. Nachdem du - durch Gottes Erbarmen mit dir und durch dein von Herzen kommendes Ja zu ihm Christ geworden bist, wirst du dort lernen, wie man als Christ lebt.

Ist Christwerden so einfach? Ja! Das Christwerden ist nicht schwer, das Christsein dagegen schwerer! Das haben die Jünger auch erlebt. Nachdem sie sich Jesus angeschlossen hatten und seine Jünger geworden waren, galt es, eine Menge von Jesus zu lernen. Aber das kam erst danach. Zunächst gilt nur das eine: Christ zu werden, den Ruf Jesu: "Folge mir nach!" zu hören und zu befolgen.

Jürgen Blunck

In der Umkehr liegt die Rettung

Unzählige Nöte des Lebens könnten behoben werden, wenn wir wieder beginnen wollten, an den dreieinigen Gott zu glauben, so wie wir es im apostolischen Glaubensbekenntnis gelernt haben.

1. Ich glaube an Gott, den Vater, Schöpfer Himmels und der Erde.

Wenn dieser Satz stimmt, muss doch der richtig liegen, der sonntags mit der Kamera in die Natur hinausläuft. Das faustisch unbegreiflich holde Sehnen führt an die vom Eis befreiten Ströme und Bäche, und im Tale erblickt man das Hoffnungsglück; "aus der Kirche ehrwürdiger Nacht, sind sie endlich ans Licht gebracht“.

Die mit der Vorsatzlinse eingefangene Blume oder das leuchtende Grün der Wälder geben doch Ahnung vom Lebendigen und Letzten, denn "der liebe Gott geht durch den Wald".

Die unheimliche Weite des Meeres oder das tiefblaue Firmament lässt es auf-klingen: "Droben überm Sternenzelt muss ein guter Vater wohnen." Was brauchen wir die muffigen Kirchenschiffe alter Steinpaläste, die verstaubten und vergilbten Bibelbücher, wenn uns draußen die Göttlichkeit entgegen-leuchtet

"Es war als sängen die Engel", lautet der Erlebnisbericht eines amerikanischen Piloten. Mit seinen Kameraden war er auf dem Ozean abgestürzt. Acht Flieger trieben drei Wochen lang in Schlauchbooten auf dem Wasser. Sie waren ganz genau in der erhabenen Weite des Meeres und unter dem tiefblauen Firmament - aber sie sahen nicht das Gesicht des guten Vaters, sondern nur die Fratze einer mörderischen Verlassenheit.

Als die Piloten im Meer trieben, legten sie eines Abends die Hände zusammen und beteten das Vaterunser. Dabei geschah das Merkwürdige. Das wüste Element war wie verwandelt. Sie merkten auf einmal, dass Gott auch im Wasser seine Straße hat, um sie in die irdische oder ewige Heimat zu führen.

Sie erlebten so etwas wie Frieden, obwohl sich die Haut schälte und der Durst sie an die Grenze des Wahnsinns trieb. Nicht die Natur hatte ihnen das Bild des wahren Gottes erscheinen lassen, sondern Gottes eigenes Wort hatte den Ozean verwandelt. Nicht die Natur schließt die Tür zu Gott auf, sondern umgekehrt.

2. Ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes.

Dieser Satz besagt, dass Gott nicht ein ferner Nebel oder eine nebelhafte Ferne ist, sondern Liebe. Er hat uns so geliebt, dass er den Himmel verlassen hat. In die Krippe ist er heruntergestiegen. Am Kreuz von Golgatha ist er so sehr einer der Unsrigen geworden, dass er mit uns in den Abgrund der Gottverlassenheit und bis in die Angst vor dem völligen Nichts ging. Und wir lehnen ihn ab. Warum eigentlich? Petrus sagte: "Herr, gehe hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch." Wir lehnen Christus ab und fliehen in die religiöse Dunkelkammer, weil wir nicht wollen, dass die bösen Werke aufgedeckt werden. Man will im Grunde nicht befreit sein vom Bösen, sondern nur von den nachteiligen Folgen, dem schlechten Gewissen, der ewigen Unruhe.

Ich las von einer Bestechungsaffäre. Ein Politiker hatte von einer großen Firma ein Geschenk angenommen. Nun stand er vor mußte zugeben, dass er mit dem Geschenk in die Abhängigkeit der Industrie geraten war. Der Richterspruch lautete: Im Namen des Volkes, wegen Aufgabe der Neutralität bestraft.

Auch wir sind in eine "Bestechungsaffäre" verwickelt. Gott will uns bestechen. Er bietet uns das größte Geschenk, den Tod seines Sohnes und die Befreiung von aller Schuld. Nehmen wir an, dann sind wir in die Abhängigkeit Gottes geraten. Der Richterspruch lautet: im Namen Gottes wegen Aufgabe der Neutralität gerettet.

3. Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen.

Wir halten uns an das Versprechen: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", da ist Gottesdienst. Wie auf Flugplätzen die landenden Flugzeuge ihre Einflugschneisen haben, so hat es Gott gefallen, seinen Einzug in der Welt dort zu halten, wo sich Menschen um sein Wort versammeln. Die christliche Gemeinschaft ist keine strapaziöse Norm, die es zu erfüllen gilt. Sie will eine Hilfe sein, damit unser Glaube nicht versickert wie der letzte Tropfen im Reservetank. Wir brauchen die Gemeinschaft, und die Gemeinschaft braucht uns. Was jeder Bergsteiger wissen muss, müssen auch wir wissen: Alleingang ist gefährlich. Privatreligion ist Alleingang. Gottesglaube ist ein gemeinsames Wandern durch die Tage unserer Zeit zur Ewigkeit. Konrad Eißler

Das größte Wunder heißt: Stellvertretung

Wenn der ewige Richter einmal meinen Namen aufruft und die Stunde meiner Verantwortung geschlagen hat, dann wird er fragen: Wer bist du?

Und noch ehe ich antworten kann, wird der Verkläger das Wort ergreifen und zur Antwort geben: Wer dieser ist? Er ist der, der das und das getan hat. Er hat seinen einsamsten Kollegen dicht neben sich übersehen, weil er keine mitfühlende Liebe hatte. Er war ein Knecht seines Ehrgeizes und hat erbärmlich wenig geliebt.

Er war sich immer selbst der Nächste. Er hat nicht gemerkt, wie sie rechts und links von ihm nach seiner Hilfe, nach einem guten Wort und nach einem ganz kleinen Erbarmen schrien.

Und indem der Verkläger das sagt, wird tatsächlich meine ganze Vergangenheit vor mir aufstehen, und ich werde ihm recht geben müssen, so schwer und peinlich mir das auch ist. Denn ich selber bin doch meine Vergangenheit!

Wenn es so mit dem, was ich hinter mir habe, einmal ganz ernst wird - und vor dem ewigen Richter wird es völlig ernst und unausweichlich - dann ist kein Entrinnen, dann bin ich am Ende. Aus dieser Identität mit meiner Vergangenheit finde ich nicht heraus.

Aber dann, wenn es so im Jüngsten Gericht ganz kritisch mit mir wird, tritt mein Anwalt, mein Fürsprecher hervor, dann hat Jesus Christus das Wort. Und dann sagt er: Es stimmt alles, was du gesagt hast, Verkläger. Und doch ist es ganz falsch. Denn das, was dieser hinter sich hat (und er hat wirklich einiges hinter sich), das "ist" er nun nicht mehr. Ich habe es durchgestrichen und als meine Last auf mich genommen. Ich habe die Anklageschrift ausgelöscht und an mein Kreuz geheftet (Kolosser 2, 14).

Und er wendet sich zum Richterthron hin: Wenn du gefragt hast, Vater und Richter, wer dieser hier ist, dann antworte ich: er ist der, für den ich gestorben bin und mit dem und an dem ich gelitten habe. Ich bin sein Bruder geworden, und er hat sich von mir annehmen lassen. Er wusste, dass er leere Hände hatte, er wusste um sein unreines Gewissen, er wusste um seine Erbärmlichkeit, aus der es kein Entrinnen gab.

Er hat es angenommen, dass ich ihm anbot, alles für ihn und mit ihm zu tragen. Er hat unter meinem Kreuz gestanden und gesagt: "Ich will hier bei dir stehen, verachte mich doch nicht." So ist er denn, Vater, mein und dein Eigentum.

Das ist das Wunder der Wandlung: Ich hin nicht mehr identisch mit meiner Vergangenheit, sondern ich bin der Gefährte des Heilandes. Nun vertritt er mich, wenn die Angst nach mir greift, wenn ich meinen letzten Gang antrete. Dass ich so von Jesus angenommen bin, bedeutet, dass mich nichts mehr aus seiner Hand reißen kann. Denn die Würde der Gotteskindschaft, die er mir verleiht, ist unaustilgbar. Unverlierbar hin ich sein Eigentum.

H. Thielicke

Warum gerade Jesus?

Immer dann, wenn die Weltprobleme bedrohliche Ausmaße annehmen, bekommt das Interesse für religiöse Fragen eine besondere Aktualität. So gibt es in den letzten Jahren eine Vielzahl von Publikationen über die religiöse Praxis der Weltreligionen, die sich allerdings bemühen, jede Kritik oder Beurteilung zu vermeiden. Sie wollen - so wird zum Ausdruck gebracht - nur informieren, der Leser soll sich selbst ein Urteil bilden.

Der Leser will aber viel mehr. Er will wissen, ob eine Religion echt ist, das heißt, ob sie von Gott kommt oder von Menschen erdacht und entwickelt wurde.

Eine Religion, die Menschen aus politischen, ehrgeizigen oder wirtschaftlichen Motiven gemacht haben, nützt dem glaubenden oder suchenden Menschen gar nichts, sondern schädigt ihn und führt ihn in die tödliche Sackgasse der ewigen Verlorenheit.

Wir wollen daher gemeinsam eine Methode erarbeiten, die jedem einzelnen gestattet, zu prüfen, ob „seine Religion“, „sein Glauben“ auf göttlicher Offenbarung oder auf menschlichem Machwerk beruht. Entscheidend ist die Wirkung, die eine Religion auf uns Menschen hat. Wir müssen uns daher zuerst ein ehrliches Bild von uns selbst machen. Wer, was sind wir?

  • Wir sind sehr einsame Menschen. Wir sind mit unseren Schmerzen, unseren Ängsten und Sorgen immer allein. Niemand kann sie mit uns teilen.

  • Wir sind sehr beschränkte Menschen. Die Zukunft bleibt uns verschlossen. Wir wissen wohl, dass wir sterben müssen; aber die nächste Minute kann auch die letzte sein.

  • Wir sind sehr begrenzte Menschen. Im für unsere Begriffe unendlichen Weltall hat der Mensch mit seinem begrenzten Gehör- und Gesichtskreis nur einen ganz kleinen Horizont.

Das sind wir.

Unsere Einsamkeit, unsere Beschränktheit, unsere Verlorenheit macht uns zu ängstlichen, sich ständig sorgenden, sehr egoistischen Geschöpfen. Alles in „unserer“ Welt dreht sich um „unsere“ Bedürfnisse, „unsere“ Wünsche und „unsere“ Probleme. Wie Einzelatome sind wir in Familien, Gemeinschaften, Ländern und Staatenbünden zusammengefasst, wobei alle Probleme, die uns heute weltweit beschäftigen, auf unseren Egoismus, auf unsere Ängste und unsere Sorgen zurückzuführen sind.

Wir wollen uns eine Liste unserer ganz persönlichen Ängste, Sorgen und Probleme anlegen, das heißt, einfach Punkt um Punkt niederschreiben, was uns bedrückt. Mit dieser Aufstellung vor Augen, wollen wir nun folgende Fragen beantworten. Es geht letzten Endes um die Auswirkung unseres Glaubens auf unser Leben. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch an irgend etwas glaubt. So zum Beispiel Agnostiker und Atheisten an die Evolutionslehre, die Muslime an den Koran und die Christen an die Bibel.



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Mein Glaube hat mein Leben, meine Persönlichkeit nicht verändert, meine Ängste, meine Sorgen bedrücken mich immer noch.

Ja - Nein

Ich bin nach meiner Religion verpflichtet, religiöse Gesetze und Verbote einzuhalten.

Ja - Nein

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich die vorgeschriebenen Gebote gar nicht einhalten kann und daher keinen Frieden mit Gott habe. Ja - Nein

Wie sehe ich mich selbst?

  • ich habe Angst, Gott nie zufriedenzustellen zu können Ja - Nein

  • ich fürchte mich vor der Hölle. Ja - Nein

  • ich bemühe mich mit einer gewissen Aggressivität um gute Werke. Ja - Nein

Wie sehen meine Mitmenschen mich?

  • hart Ja Nein

  • ungeduldig Ja Nein

  • lieblos Ja Nein

  • treulos Ja Nein

  • unzufrieden Ja Nein

  • zornig Ja Nein

  • gehässig Ja Nein

  • neidisch Ja Nein

Gott, der uns geschaffen hat und von dem wir durch unsere Sünden getrennt sind, will uns helfen. Der Glaube, der von Gott kommt, ändert die Menschen so, dass sie alle obigen Fragen mit nein beantworten müssten. Damit wir Gott in seiner unendlichen Allmacht in unserer begrenzten, beschränkten Dimension kennenlernen können, wurde Gott in Jesus Christus Mensch.

Jesus Christus spricht: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh. 6,47) und „Wer an mich glaubt, der hat ewiges Leben“ (Joh. 14,9). Der Apostel Johannes fasst beide Verse wie folgt zusammen: „Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht, und wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1.Joh. 2,23). Der Glaube an Jesus Christus, den auferstandenen, lebendigen Heiland, den Schöpfer unseres Weltalls und aller Lebewesen, ändert den Menschen. Er gestaltet sie um und gibt ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist. Unzählige Christen haben im Laufe der Jahrtausende diese geistliche Wiedergeburt erfahren und ihre Erneuerung erlebt. Zu ihnen sagt Jesus: „Fürchte dich nicht, habe keine Angst, sorge dich nicht, so lange du lebst bin ich bei dir. Ich bin der Erste und Letzte und der Lebendige. Ich habe das entscheidende Wort auch in deinem Leben. Nachdem du mich bewusst aufgenommen hast, bist du ein Kind Gottes geworden und hast ewiges Leben. Alles, was in deinem Leben geschieht, geschieht zu deinem Besten, und so kannst du dankbar sein in allen Dingen. „Wenn du mich liebst“, so sagt dir Jesus, „so wirst du das Gebot - das alle anderen Gebote beinhaltet - halten, du willst Gott über alles lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“

Jesus Christus hat auch ein besonderes Wort für dich, er fragt gar nicht, ob du Moslem, Atheist, Agnostiker, Hindu oder Christ bist, er sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid ich will euch erquicken“ (Math. 11,28). Jetzt nimm deine Ängste, deine Sorgen und bringe sie zu Jesus Christus, und du wirst erleben, dass er dich freimacht. Es geht im Glauben, der von Gott kommt, immer um dich, um deine Erlösung, um dein Freiwerden, damit du hier auf Erden schon die Fülle des Lebens hast (Joh.10,10).

Dr. Eduard Ostermann

Wenn der Glaube in die Beine kommt....

Finden Sie es nicht auch: Als Christen stehen wir in der Gefahr, viel über Gott, die Bibel und den Glauben zu wissen, aber es kommt so wenig davon rüber. Im praktischen Alltag leben wir es so wenig aus. Wir haben große Mühe, es umzusetzen. Im Bild gesprochen: Wir haben einen großen Kopf und sehr kleine Beine. Und doch wünschen wir es uns sicher, dass wir überzeugend leben. Dazu als Hilfe das folgende Bibelstudium:

1. Sie sind reicher, als sie denken!

1.1 Ehe Sie die folgenden Bibelstellen lesen, notieren Sie einmal in Stichworten, was Ihnen der Glaube an Jesus Christus bedeutet. Etwa unter dem Gedanken: Was habe ich davon, ein Christ zu sein?

1.2 Wussten Sie, dass Sie Millionär sind?

Was besagen die folgenden Bibelstellen? Wenden Sie es auf sich persönlich an:

Epheser 1,3-7;

Philipper 3, 7-9;

Kolosser 1,12-14

Ich habe/ich bin durch Jesus...

1.3 Ganz enorme Zusagen

Warum können wir unsere Ängste in Bezug auf ein missionarisches Engagement getrost beiseite lassen? Was/Wer gibt uns Mut und Kraft dazu?

Apostelgeschichte 1,8

Apostelgeschichte 4,29-31

Matthäus 28,18-20

Römer 5, 5

Nehmen Sie sich jetzt einige Augenblicke Zeit, um Jesus Christus für den Reichtum und die Ausrüstung zu danken.

2. Bei Jesus in die Schule gehen

Ohne Frage, bei Jesus war Glaube keine Kopfsache, sondern getätigte Beziehung zum Vater und zu den Menschen.

2.1 Was können wir von Jesus im Blick auf seine Grundhaltung lernen?

Matthäus 9,36

Matthäus 18,10+14;19,13-15

Matthäus 20,28

Lukas 15,1-7

2.2 Was können wir von Jesus im Blick auf seine Begegnung mit Menschen lernen?

Johannes 4, 5-10

Johannes 5,1-9

Johannes 8,2-11

3. Unser Leben(sstil) ist gefragt

Der Kirchendistanzierte ist skeptisch gegenüber „Sektierern“. Er ist kritisch, wenn er den Eindruck hat, man wolle ihn religiös vereinnahmen. Andererseits sind Nachbarn, Arbeitskollegen und Verwandte durchaus empfänglich, wo ihnen echte Liebe, Interesse, Anerkennung entgegengebracht wird.

3.1 Glaubwürdig im Umgang

Inwiefern sind die folgenden Worte für ein überzeugendes Christsein wichtig:

Römer 12,17

Römer 12,18+19

Römer 12, 20+21

3.2 Unser Leben muss überzeugen

Was ist als Grundhaltung wichtig, damit unsere Umgebung für Christus gewonnen wird? Nennen Sie aus folgendem Text einzelne Gefahren bzw. Hilfen: 1 Petrus 3,1-17

4. Geheimtipp: Im Glauben lieben (auch ohne Gefühle)

4.1 „Liebe“ (=agape) besser verstehen

Was kann ich von Gott in Bezug auf echtes Lieben lernen?

Johannes 3,16

Römer 5,8

1.Johannes 4,10

4.2 Liebe tanken

Nehmen sie sich Zeit, Gott für seine (selbstlose) Liebe zu danken.

4.3 Was echte Liebe ausmacht

Halten Sie sich einige Menschen vor Augen (notieren Sie ihre Namen, mit denen Sie Mühe haben. Inwiefern könnte der folgende Text hilfreich sein?

1 Korinther 13, 4-7

4.4 Der barmherzige Blick

Die folgende Geschichte zeigt uns, was passiert, wenn der Glaube (nicht) in die Beine kommt: Was meint dieser Text für mich im Blick auf die eben von mir notierten Namen?

Lukas 10, 29-37

5. Glaube, der in die Beine geht

Die Bibel zeigt in den Berichten der ersten Christen, wie bei ihnen der Glaube Hände und Füße hatte und dadurch Außenseiter gewonnen wurden. Was wird Ihnen an den folgenden Beispielen wichtig?

Apostelgeschichte 2, 44-47

Apg 6,1-7

Apg 8, 26- 31

Apg 9, 36-39

Apg 16, 23-34

6. Wenn der Glaube Feuer fängt.

Woher hatten die Christen Kraft und Mut, ihren Glauben in die Tat umzusetzen? Was war ihre Motivation, der innere Antrieb für ihr gelebtes Zeugnis?

Apg 2,1-4

Apg 4, 20

Apg 20,19+24

Römer 9,1-2;10,1

1 Korinther 9,16-27

2 Korinther 5 11-15



Zusammenfassung



Ziehen Sie für sich ein Resümee:



* Was ist mir bei diesem Studium wichtig geworden?

* Was will ich umsetzen?

* Wie kann ich das tun?

Tauschen Sie, wenn möglich, Ihre Gedanken mit anderen aus.









Zusammengestellt von Manfred Herold



Manfred Herold