Der Glaube und das Gewissen

Das Gewissen ist das einfachste und eindeutigste Zeichen der Würde des Menschen. Durch das Gewissen wird der Mensch sich seines Menschseins erst bewusst. Er spürt darin, dass er nicht wie das Tier dem Gesetz der Natur (Instinkt) folgen muss, sondern dass es seine Bestimmung ist, nach dem Gesetz des Geistes zu leben.

Wir wollen die Rolle des Gewissens beim Ungläubigen, bei der Bekehrung und im Leben des Christen untersuchen und werden wahrscheinlich alle erstaunt sein, über die entscheidende Bedeutung, die dem Gewissen bei all dem zukommt.

1. Das Gewissen und der Mensch ohne Gott

Römer 2,14-15a

  • Hat jeder Mensch ein Gewissen? = Ja

  • Was ist das Gewissen? = Der Rest des Gottesbewusstseins; das Wissen um eine verantwortlich-machendes Gebot. Durch den Sündenfall wurde das Gewissen jedoch in Mitleidenschaft gezogen.

Beispiel: Das Gewissen des Nichtchristen ist einem Richter zu vergleichen, dem seine Gesetzbücher verlorengingen. Er weiß wohl noch, dass es ein Gesetz gibt. Er weiß jedoch nicht mehr genau, wie es wann und wo anzuwenden ist. Seine Maßstäbe gingen verloren.

Was das Gewissen sagt, ist von den es prägenden Faktoren abhängig. So können verschiedene Menschen über dieselbe Sache zu völlig unterschiedlichen Sichtweisen kommen. So kann es z.B. passieren, dass ein Mensch ohne Gott solange ein relativ gutes Gewissen hat, bis er erfährt: Die Gesetze und Maßstäbe nach denen dein Gewissen urteilte, sind falsch! Du gehst in deinem Leben von falschen Voraussetzungen aus. Das Gewissen muss sich am geoffenbarten Willen Gottes ausrichten!

Deshalb kann das Gewissen niemand erretten. Dazu muss man mit Jesus Christus bekanntgemacht werden.

2. Das Gewissen und der Eintritt in den Glaubensgehorsam

Hebräer 9,13-14; 10,21-22

  • Weshalb zielen wohl das Wort und der Geist Gottes auf das Gewissen des Menschen? ? Das Gewissen ist der Ansatzpunkt Gottes im Menschen (Gottesebenbildlichkeit)

  • Was geschieht, wenn das Wort Gottes uns (d.h. unser Gewissen) trifft? = Entweder wird es durch den Heiligen Geist aufgeweckt, wach gemacht, ODER das Gewissen verhärtet sich.

Das geweckte Gewissen packt die Unruhe, Angst wegen der Sündenerkenntnis und wird durch das Wort und des Geist Gottes zu Buße und Glauben an Jesus gewiesen. Gott zwingt niemanden, sich zu bekehren, aber das Recht, ihn aus seinem Sündenschlaf zu wecken, lässt er sich nicht nehmen. Durch die Erweckung wirkt der Heilige Geist auf den Willen des Menschen ein, sich im Glauben zu Jesus Christus zu bekehren. Tut der Mensch dies, ereignet sich die Wiedergeburt. Damit setzt nun auch der Heilungsprozess für das Gewissen ein. Der Heilungsprozess ist davon abhängig, wie der Glaube das Wort Gottes zur Grundlage seiner Urteilsbildung macht. Das gilt es zu wachsen und zu reifen.

Wir sehen: Wenn das Gewissen stark und kräftig ist, ist das ein Zeichen dafür, dass der betreffende Mensch mit dem Wort Gottes lebt, d.h. im Glauben lebt.

Reihenfolge:

Wort - Glaube - Gehorsam - stärkeres Gewissen -

Wort - Glaube - Gehorsam - noch stärkeres Gewissen...

Wenn ich das Wort für mein Gewissen als verbindlich angenommen habe, dann ist stärkerer Glaube die Folge.

3. Das Gewissen und die Gefahren für den Glaubensgehorsam

  • Worüber wacht das Gewissen überhaupt? = Dass Erkenntnis und Tun miteinander übereinstimmen

  • Gibt das Gewissen auch darüber Auskunft, ob meine Erkenntnis falsch oder richtig ist? = Nein! z.B. Sabbat 1. Timotheus 3,9; 1,19

Beispiel: Der Glaube ist wie eine Schiffsladung, das Gewissen ist einem Schiff zu vergleichen. Wenn das Schiff ein Leck bekommt, geht die Ladung verloren. D.h. wenn das Gewissen stark ist, ist der Glaube stark. Wenn das Gewissen angeschlagen ist, verletzt ist, sickert der Glaube weg.

Wenn das Gewissen mahnt und ich mich weigere zu gehorchen, dann schwächt und mindert dies meinen Glauben (die Treue, die in in jedem Moment nicht erwiesen habe). Ich entferne mich durch Ungehorsam weiter von Gott.

Wenn diese Weigerung häufiger erfolgt, machst du dich selbst untüchtig für den Glauben, für die Unterweisung des Heiligen Geistes; du verlierst bald nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Fähigkeit zu glauben.

Das ist der Grund für die Glaubensschwäche und den Abfall vieler Christen: Das durch den Ungehorsam geschwächte Gewissen. Wir dürfen den Protest des Gewissens nicht unterdrücken.

  • Warum ist es sinnlos mit seinem Gewissen argumentieren zu wollen? = Weil das Gewissen ein vom Verstand unabhängiger Richter ist.

Es lässt, je nach Erkenntnisstand auch keine „Ersatzhandlungen“ zu. 1. Samuel 15,22

4. Das Gewissen und das Wachstum des Glaubensgehorsams

Apostelgeschichte 24,14-16 Gehorsam gegenüber dem Gewissen ist der 1. Schritt in der Heiligung. Wenn ein Christ nicht nach seinem Gewissen handelt, dann zerstört er seine Persönlichkeit, wenn er jedoch danach handelt, baut er sie auf. Dem Gewissen zu folgen, das an Gottes Wort gebunden ist, ist ein Merkmal wahren geistlichen Lebens.

Der Glaube wächst nur, wenn wir ein waches Gewissen haben und es auch wach erhalten. Mit dem Heiligen Geist erfüllt zu leben, hilft am besten dazu, dass das Gewissen immer empfindsamer wird. So kann der Heilige Geist durchs Gewissen zum Christen reden.

Wenn ein Christ geistlich wächst, kommt das Zeugnis des Gewissens und das Zeugnis des Heiligen Geistes immer näher. Wir sollten uns jedoch hüten, irgend eine Sünde verstecken oder unser Gewissen bestechen zu wollen. Die Empfindsamkeit unseres Gewissens ist Prüfstein für unser geistliches Leben.

Viele Christen haben in der Vergangenheit ihr Gewissen nicht beachtet, haben es verletzt und betäubt. Das Ergebnis war, dass ihr Glaube schwach blieb, dass kein Wachstum geschah und keine Frucht gebracht wurde. Hier müssen wir Buße tun! Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes zeigt sich im aufmerksamen Hören auf unser Gewissen, das dem Heiligen Geist als Werkzeug ausgeliefert ist.

Manfred Herold

Manfred Herold