Die Zehn Gebote

Die zehn Gebote

Immer mehr Menschen denken mittlerweile in unserem Land, dass der Ehrliche der Dumme und der Lügner der Schlaue und Erfolgreiche ist. Wenn jedoch für rückständig gehalten wird, wer seine Steuererklärung exakt ausfällt und die Haftpflichtversicherung nicht zur Aufbesserung seines Familienbudgets nutzt, ‑ wenn also nicht mehr klar ist, was gut und böse ist, dann ist die Gesellschaft an ihren Wurzeln krank.

Weshalb wenden sich die Menschen in ihrer Orientierungslosigkeit nicht an Christen? Weil es auf dem Gebiet der Lebensgestaltung zwischen Christen und Nichtchristen häufig gar keinen Unterschied mehr gibt. Auch manche Christen arbeiten schwarz, auch Fromme betrügen das Finanzamt, auch Gemeindeglieder lügen, brechen die Ehe usw. Wir können Rat suchenden nicht helfen, wenn wir selbst im Strom des Zeitgeistes mit schwimmen! Nur wer festen Boden unter den Füßen hat, kann anderen ans Ufer helfen.

Die meisten Menschen suchen heute ihren Weg zum Lebensglück im Alleingang. Andere machen aus der Not der Orientierungslosigkeit eine Tugend. Spaß scheint dabei der wichtigste Faktor der Lebensgestaltung zu sein. - Wir brauchen verlässliche Werte und Normen. Deshalb ist es, wie ich finde, höchste Zeit, sich neu auf das bekannteste Ethikprogramm der Welt, die Zehn Gebote, zu besinnen.

1. Die Gebote Gottes sind...

... eine Hilfe zum Leben.

Die Gebote Gottes sind nach Aussage der Bibel „der Weg zum Leben“ (Jeremia 21,8). Sie weisen uns auf Gott, sein Tun und seinen Willen hin und fordern uns dazu auf, ihn durch praktischen Gehorsam zu ehren. Nur dadurch wird das Leben des Menschen sinnvoll.

Die Zehn Gebote sind der erste und grundlegende Teil des Gesetzes, das Gott gab. Durch diese Weisungen kann man die guten Absichten Gottes kennen lernen, der will, dass Leben nicht zerstört oder eingeengt wird, sondern gelingt. Jedes Kind kann einsehen, dass die Einhaltung der Zehn Gebote die Menschheit wesentlich voranbringen würde.

Gottes Gebote haben Angebotscharakter. Gott zwingt niemanden, seinen Willen zu tun. Die Zehn Gebote sind Gebrauchsanweisungen zum Leben vergleichbar, die wir zu unserem eigenen Wohl beachten sollten. Tun wir das nicht, haben wir die Konsequenzen eines verfehlten Lebens selbst zu tragen. Wer diesen Kompass nicht beachtet, darf sich nicht wundem, wenn er sich verirrt. So gehören das Wort Gottes und die Verantwortung des Menschen untrennbar zusammen!

... ein Grund zur Freude.

Wir können uns freuen, dass Gott uns nicht ohne Gebrauchsanweisungen in dieses Leben schickt. Das wussten die Glaubenden aller Zeiten: Gott ist gut und seine Gebote sind Ausdruck seines guten Willens für die Menschen. Wer das einsieht, der wird den Wert der Gebote nicht nur mit Worten rühmen, sondern er wird vor allem anders leben.

So wird die Freude an den Zehn Geboten allein im Psalm 119 vielfach zum Ausdruck gebracht: „Ich freue mich über deine Gebote wie über großen Reichtum.“(14) „Deine Gesetze machen mich glücklich." (16) „Ich sehne mich sehr danach, deine Weisungen noch besser kennen zu lernen.“ (20)

In den Geboten kommt der Wille Gottes zum Ausdruck, dass der Mensch ihm in moralischer Hinsicht gleich sein soll. Gott will durch die Erlösung in jedem Menschen sein zerstörtes Ebenbild wieder herstellen. Also sind die Zehn Gebote für den Christen nicht nur eine Summe von Vorschriften, sondern ein Stück Abbild des Wesens Gottes selbst (Matthäus 5,48; 2. Korinther 3,18). Deshalb sind sie auch nicht relativ, zeit- oder kulturbedingt, sondern absolut, vollkommen, unveränderlich und ewig.

... die Grenzen der Freiheit.

Gott gibt uns einen großen Freiraum zum Leben. Dieser wird durch die Grenzsteine seiner Gebote abgesteckt. Innerhalb dieses Lebensraums können sich seine Menschen verantwortlich und frei bewegen. Außerhalb dieses Schutzraums nehmen sie Schaden.

Manche Menschen möchten am liebsten „grenzenlos“ leben. Aber der Mensch braucht Grenzen. Sie sind ein Segen. Wer sich nicht abgrenzen kann, verliert seine Identität. Wer sich über Grenzen hinwegsetzt, der verletzt sich und andere. Wer z.B. die Fallgrenze bei den Niagarafällen ignoriert, ist unrettbar verloren. Wer den Grenzwert einer Dosis Gift missachtet, kann zum (Selbst-)Mörder werden.

Also: Gott ist beides wichtig, unsere Freiheit und unser Wohlergehen. Deshalb setzt er uns in seiner Liebe Grenzen, über die er nicht mit sich verhandeln lässt. Hier kann man Gott nur noch vertrauen und ihn als den Herrn des Lebens bekennen oder ihm das Vertrauen verweigern und sich von ihm abwenden. ‑ Du hast die Wahl!

2. Die Gebote Gottes gelten...

... dem Bundesvolk Israel.

Gott erwählte sich ein Volk, erlöste es aus Ägypten und schloss mit ihm einen Bund. Ausdruck der besonderen Zuwendung Gottes war der Dekalog (Zehn Gebote) und die Thora (das Gesetz, die Weisungen Gottes) verbunden mit der Zusage, dass Gott mit ihm sein würde.

Wir beachten: Die Zehn Gebote wurden dem Volk nicht gegeben, um ihm einen Weg zu zeigen, wie es mit Gott ins Reine kommen konnte, sondern sie wurden einem Volk gegeben, das bereits von Gott erlöst worden war. Es sollte durch das Gesetz unterwiesen werden, den Bund mit Gott einzuhalten und nicht aus der Gnade zu fallen.

Das Volk versprach damals: „Alles, was der HERR gesagt hat wollen wir tun!" (2. Mose 19,8). Konkreter Ausdruck der Liebe des Volkes zu seinem Gott sollte das Halten dieser Gebote sein.

Gottes gute Gaben entfalten aber erst dann ihren wahren Reichtum, wenn sie mit anderen geteilt, d.h. wenn sie mitgeteilt werden. So sollten die anderen Völker an Israel sehen, wie gut Jahwe ist und wie wohltuend seine Ordnungen und Gebote sind.

... allen Menschen.

Deshalb sind alle Menschen gut beraten, wenn sie die Zehn Gebote zur Grundlage ihres Verhaltens machen. Sie stellen eine ethische Struktur für alle Menschen dar, die man nirgends ignorieren, verändern oder abschaffen kann, ohne dass dies tödliche Folgen für das Zusammenleben der Menschen hat. Hier zeigt sich der Schöpfer gleichzeitig als der Erhalter des Lebens.

Wer also z.B. für die Erhaltung der Umwelt eintritt, der muss an die Gebote Gottes erinnern. Man kann sich nicht für den Schutz von wandernden Kröten einsetzen und gleichzeitig den Schutz des ungeborenen Kindes im Mutterleib ignorieren! Man kann nicht auf die Verschmutzung der Meere hinweisen und die Verschmutzung der Seele ignorieren. Andererseits kann man nicht nur das geistliche Leben fördern, ohne die Verantwortung für die Geschöpflichkeit und die Geschöpfe wahrzunehmen.

Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt, Gott ist nicht nur der Schöpfer und Erhalter der Welt und der Menschen, sondern auch ihr Erlöser und Vollender. Deshalb gelten die Gebote Gottes auch ...

... der christlichen Gemeinde.

Die Christen haben heute die Aufgabe, die Welt auf die guten Gebote und Ordnungen Gottes, die das Leben gelingen lassen, hinzuweisen. Für Christen werden die Gebote Gottes zu Angeboten des Auferstandenen, die er selbst durch seinen Heiligen Geist in jedem Christen erfüllen möchte (Römer 8,3-4). Das soll unser Leben deutlich machen!

Die Gemeinde hat deshalb auch den Auftrag, die Menschen an die Konsequenzen ihres Verhaltens zu erinnern und daran, dass die Sünde den Menschen und sein Zusammenleben entstellt und letzten Endes zerstört. Die Begierde zerfrisst uns wie Krebs. Sie stiehlt Freude und Frieden. Sie nimmt unser Denken gefangen und erniedrigt es.

Zum Leben gehören aber auch Entbehrungen und Leiden. Deshalb werden Christen nicht versuchen, diese Dimensionen aus ihrem Dasein auszuklammern. Denn das rechte sittliche Verhalten muss sich gerade in solchen Herausforderungen erweisen. Menschen, die ihrem Gott vertrauen lernten, erhalten Kraft zum Verzicht, zum Tragen von Schwerem und zum geduldigen Aushalten. Glaube und ethische Gestaltung des Lebens gehören untrennbar zusammen.

3. Die Gebote Gottes dienen...

... allen Menschen als Orientierungspunkte.

Das Gesetz Gottes wird in der Heiligen Schrift oft mit einem Licht verglichen (Psalm 119,105). Wie eine Straßenlaterne nur das Dunkel aber nicht die Fakten selbst beseitigt, so beseitigt Gottes Gesetz nicht das Böse, sondern nur die Illusionen darüber (z.B. dass es nicht so schlimm sei; Hauptsache es merkt keiner; 1. Timotheus 1,9‑10). Das Gesetz Gottes macht nicht aus bösen Menschen gute Menschen, aber es ist wie ein Damm, der die Mächte des Bösen in der Welt eindämmt, indem sie diese entlarvt.

Man könnte dies die politische Funktion der Gebote Gottes nennen. Durch moralische Maßstäbe wird eine Gesellschaft zusammengehalten. Wo sie verschwinden, geht es mit einem Volk abwärts.

... den Menschen ohne Gott zur Erkenntnis ihrer Sünde.

Wir müssen uns darüber klar werden, was Gott mit den Zehn Geboten erreichen will. Wie das Licht im Waschraum enthüllen die Gebote Gottes die sittlichen Verunreinigungen des Menschen (Römer 7,7). ,Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde." (Römer 3,20) Wenn ich nicht glaube, dass ich schmutzig bin, werde ich mich nicht reinigen wollen. Wenn ich nicht glaube, dass ich verloren bin, werde ich mir auch keinen Retter wünschen. Nur wenn ich weiß, dass ich völlig verdreckt bin und unfähig zu tun, was ich soll, werde ich nach einem Heiland Ausschau halten. Das ist die „Erziehungsarbeit“ des Gesetzes, die uns Christus in die Arme treiben soll (Galater 3,24).

Das Gesetz war niemals dazu bestimmt, Menschen gerecht zu machen. Es gibt zwar Abschnitte im Alten und Neuen Testament, die so klingen, aber Jesus lehrte eindeutig, dass niemand gut ist außer Gott (Markus 10,18) und dass selbst der Beste von Gott wiedergeboren werden muss (Johannes 3,1‑7) und aus Gnade durch den Glauben gerettet wird (V.14‑16). Es wird nicht der gerechtfertigt, der für sich in Anspruch nimmt, das Gesetz erfüllt zu haben, sondern nur derjenige, der bereit ist, Buße zu tun (Lukas 18,14). Die Gebote sollen die Menschen in die Arme Christi treiben (Galater 3,24), der allein bisheriges Versagen vergeben und durch seinen Heiligen Geist bewirken kann, dass endlich das getan wird, was recht ist.

... den Christen als Zielpunkt ihres Lebens.

Für den Christen hat das Gesetz eine ganz andere Funktion. Er begreift, dass die Gebote Ausdruck der Liebe Gottes sind. Liebe, die möchte, dass unser Leben gelingt, die uns echten Grund zur Freude bietet, die uns vor gefährlichen Grenzüberschreitungen warnt. Liebe, die uns Orientierungspunkte gibt, uns unseren wahren Zustand und den Weg zum einzigen Retter Jesus Christus zeigt.

Der so liebt, möchte uns eine Gegenliebe schenken, die den Wunsch entwickelt, Jesus ähnlicher zu werden, d.h. seine Gebote zu halten. „Wenn ihr mich liebt so werdet ihr meine Gebote haken.“ (Johannes 14,15) Deshalb wird sich jedes Christenleben stets im Rahmen der Gebote Gottes entfalten. Jetzt können wir den Willen Gottes tun, wie es das Gesetz schon immer von uns verlangt hat; denn jetzt bestimmt Gottes Geist und nicht mehr die sündige menschliche Natur unser Leben. " (Römer 8,4) „Bleibt niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch gegenseitig liebt! Wer nämlich den anderen liebt der hat das Gesetz erfüllt ... deshalb ist die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ (Römer 13,8 + 10)

Kein Mensch kann aus eigener Kraft die Zehn Gebote halten. Kein Mensch hat von Natur aus Liebe zu Gott und Liebe zu anderen Menschen. Wer jedoch von Jesus Christus Vergebung empfangen hat und die „Liebe Gottes ins Herz gegossen“ (Römer 5,5) bekam, der wird diese Liebe nicht irgendwie zum Ausdruck bringen, sondern so, wie Gott es möchte, nämlich im Rahmen seiner Gebote.

Das erste Gebot

„Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus herausgeführt habe. Du sollst keine andern Götter haben neben mir.“ (2.Mose 20,2-3)

Die Zehn Gebote beschreiben nicht das weite Feld menschlichen Handelns, sondern sie setzen äußerste, feste Grenzen. In den Geboten appelliert Gott nicht an die Einsicht des Menschen, er wirbt auch nicht um die Menschen, um womöglich auch noch den letzten zu gewinnen: Er erlässt sein Gebot. Damit will er klarmachen, dass es Grenzen gibt, über die nicht mehr verhandelt werden kann. Keines dieser Gebote stellt Gott zur Diskussion, bei keinem kann über eine liberalere Auslegung oder eine zeitgemäßere Handhabung verhandelt werden. Es gibt Grenzpunkte, die von uns beachtet werden müssen.

Gott redete, er offenbarte sich in seinem Wort. Und daran, dass hier Gott selbst „alle diese Worte redete“, hängt für den Glauben alles. Moral und Gewissen haben ihre Norm in den Menschen selbst. Die Gebote haben ihre Norm von Gott gesetzt bekommen. Der Glaube ist dem Unwandelbaren verpflichtet und deshalb im Unwandelbaren geborgen.

1. Die Selbstvorstellung Gottes

„Ich bin Jahwe, dein Gott ..“

Jahwe stellte sich zuerst als der Bundesgott Abrahams vor (1. Mose 15,7f). Übrigens, Gott gab die Zehn Gebote seinem Volk nicht am Anfang ihres gemeinsamen Weges, sondern erst nachdem er schon eine lange Geschichte mit ihm hinter sich hatte.

Übrigens dürfen die formalen Ähnlichkeiten moralischer Werte, die in den Zehn Geboten zum Ausdruck kommen, nicht über den grundsätzlichen Unterschied zwischen ihnen und dem Ethos (sittliche Gesinnung) anderer Völker hinwegtäuschen. Sie unterscheiden sich vor allem dadurch, dass sie von dem geschichtlich handelnden Erlösergott Israels gegeben wurden und von ihm, seinem Anspruch und Zuspruch nicht gelöst werden können.

Weiter sehen wir: Die Offenbarung Gottes ist kein innerer, verborgener Vorgang, sondern sie verbindet sich mit konkreten geschichtlichen Orten und Taten (hier das Reden Gottes auf dem Sinai). Die Offenbarung des Gottes der Bibel beruht nicht auf Ideen, nicht auf zeitlosen Weisheiten oder moralischen Gesetzen, sondern auf „großen Taten Gottes“ (Apostelgeschichte 2,11).

An dieser Stelle wird jeder Hörer zum Glauben eingeladen. Denn wenn Gott sich offenbart, kann der Mensch nur mit Glaube oder Unglaube antworten. Niemand, der noch Lebenden war bei der Erscheinung Gottes zu Abrahams Zeit dabei gewesen. Niemand konnte das Wort Gottes untersuchen und verifizieren, ob es sich um die Wahrheit handelte oder nicht. Niemand konnte wissen, ob hier tatsächlich Jahwe sprach oder ein anderer Gott, wenn es denn noch einen gibt. Jahwe gab die Zehn Gebote und deshalb sind sie dem Zugriff der Menschen entzogen, denn Jahwe ist unverfügbar.

Wenn Gott spricht, wenn er sich offenbart, ist das ein so einmaliger und einschneidender Vorgang, dass dem Menschen nur noch Glaube oder Unglaube übrig bleibt. Hier ist der Wille des Menschen gefragt. So ergeht auch heute an dich die Frage: Willst du glauben, dass Gott gerade jetzt zu dir spricht? Dann handle entsprechend.

2. Das Evangelium im Gebot

„.. der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus herausgeführt habe ..“

Diese Worte machen den großen Unterschied zwischen den Gesetzen und Verordnungen anderer Völker und den Zehn Geboten aus. Jahwe stellt sich hier zuerst nicht nur als Herr, sondern auch als der geschichtlich handelnde Erlöser vor (Auszug auf Ägypten)!

Die Zehn Gebote beginnen also nicht mit einem allgemeinen moralischen Appell: „Du sollst!“, sondern mit dem souveränen Indikativ Gottes: „Ich bin!“ Sie beginnen nicht mit dem fordernden Gesetz, sondern mit dem schenkenden Evangelium. Sie stellen den Menschen nicht zuerst unter den Anspruch Gottes, sondern unter seinen wunderbaren Zuspruch: „Ich habe dich erlöst!“ So sind die Gebote nichts anderes als eine Form des Evangeliums, dessen Inhalt Gnade ist.

So besteht noch heute die Einzigartigkeit der Gemeinde darin, dass ihre Glieder durch den Glauben aus der Macht der Sünde Erkaufte, aus den Denk- und Lebensstrukturen dieser Welt Befreite, d.h. Getaufte sind. So wird schon in diesem ersten Satz des ersten Gebotes klar, dass es in allen Geboten im Grunde genommen um die Durchführung der großen Befreiung geht, der Befreiung aus den Fürchterlichkeiten einer sich selbst überlassenen Welt und des sich zum Maß aller Dinge aufspielenden Menschen. Alle Gebote sind Anweisungen zum Freisein, zur Freiheit in der Gebundenheit an diesen Gott, der unser Herr ist. Allen, die das wie Abraham glauben gelten diese Worte. Denn wo Gott wirklich der Herr ist, werden seine Knechte frei von der Knechtschaft anderer Götter und Herren.

Die heilbringende Gnade Gottes hat sein Volk erlöst und aus der Knechtschaft befreit. Das steht am Anfang: die Befreiung oder die Errettung aus Ägypten, aus der Herrschaft der Sünde. Am Anfang steht der Wille Gottes, seinem Volk gnädig zu sein und es zu befreien. Diese Gnade Gottes unterweist und erzieht es, damit es „die Gottlosigkeit und weltlichen Lüste verleugne und besonnen und gerecht und gottesfürchtig lebe in dem jetzigen Zeitlauf, indem es die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit seines großen Gottes erwarte“ (Titus 2,11-13). Das ist der Sinn des Evangeliums und der Sinn der Zehn Gebote.

3. Der Ausschließlichkeitsanspruch Gottes

„.. Du hast keine anderen Götter neben mir.“

Wie selbstverständlich folgt nun der zweite Satz als Aussage in der Gegenwartsform: „Du hast keine anderen Götter neben mir!“ (Die gewohnte Übersetzung „Du sollst ...“ ist zu schwach) Wo Gott wirklich Herr in einem Leben ist, da haben andere Götter einfach keinen Platz mehr. (Wenn einer wirklich verliebt ist....) Gott will in diese exklusive Liebe hinein locken und diese Liebe bedeutet Trennung von allen anderen. Jesus brachte es einmal so zum Ausdruck (Matthäus 6,24): „Niemand kann zwei Herren dienen! Entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird einem anhangen und den andern verachten.“ Unsere Freiheit wird nur in der Treue zu dem einen Gott erfahren.

Solchen spricht Gott zu: Weil du zu mir gehörst, werde ich dich ans Ziel meines Willens bringen! Deshalb bedeutet das „du sollst“ auf lange Sicht ein „du wirst“. Gottes Souveränität und Liebe lässt aus diesem Anspruch einen Zuspruch werden.

Deshalb sind die Gebote Weisungen des guten Hirten, der sein Volk damit durch die Wüste führt. Sie sind keine moralischen Zwangsmaßnahmen, sondern Ausdruck eines liebenden Herzens. Und genau diese Liebe ist es auch, die uns die Kraft zur Umsetzung dieser Gebote verleiht. Umgekehrt ist diese erwiderte Liebe zu Gott und zu dem Nächsten der Keim und die Zusammenfassung des ganzen Gesetzes, ja der ganzen Gottesbeziehung überhaupt.

Lieben kann aber nur, wer sich selbst geliebt weiß. Und genau dies sagt Gott in seiner Präambel seinem Volk zu. Er erinnert an seine mächtige Heils‑ und Befreiungstat aus der Knechtschaft Ägyptens. Menschen, die von der Herrschaft der Sünde befreit worden sind, werden ihn von Herzen lieben und deshalb einfach keinen anderen mehr­ neben ihm lieben wollen (Taufe). Die Zehn Gebote erwarten also keinen blinden Gehorsam einem steilen Gesetz gegenüber, sondern dankbares Erinnern an den Gott, der gewaltig für sein Volk eintritt und handelt. Das unterscheidet die Gebote zutiefst von allen anderen Gesetzen und Vorschriften in dieser Welt.

Gott will, dass wir zwischen ihm und den anderen Göttern wählen, denn nur wer ihn als seinen Herrn wählt, wird frei. Angesichts des ersten Gebotes fallen alle wesentlichen Entscheidungen des Lebens.

Das zweite Gebot

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ 2. Mose 20,4‑6

Unsere nach christliche Zeit ist hinsichtlich der Gottesverehrung durchaus mit der Zeit des alten Israels vergleichbar. Aberglaube und Verehrung fremder Götter ist gesellschaftsfähig geworden. Überall trifft man heute fremdländische Götter‑ und Götzenbilder, exotische Rituale und mystisch‑geheimnisvolle Kulte an. Menschen, die den wahren Gott nicht kennen, nehmen solche Götter an und verehren sie. Man trägt fremde religiöse Symbole an Hals und Ohr. Amulette und Tätowierungen sind in. Scheinbar niemand kennt die Gefahren, die damit verbunden sind.

In unserer heutigen Bilderflut gilt die Verkündigung dem Augenmenschen unserer Tage mehr und mehr als Zumutung. So ist unter der Hand die Frage nach dem Wort in seinem Widerstreit zum Bild eine Glaubensfrage geworden. Das ist sie deshalb, weil der christliche Glaube keine Gefühls- oder Stimmungssache ist, sondern eine Botschaft, die in der Bibel seine Urkunde und seinen Maßstab hat und die gepredigt, gehört, gelehrt, eingeschärft und erfasst werden muss. Und schon sind wir bei der Bedeutungsmitte des 2. Gebots.

1. Die Bedeutung des Bilderverbotes

Das Verbot von Bildern verbietet natürlich nicht die Herstellung von Kunstwerken, wie manche meinen. Hier unterscheidet sich das Christentum vom Islam, der keine den Menschen oder andere Geschöpfe darstellende Kunst erlaubt. Das Gebot ist gegen die Herstellung von Gegenständen zur religiösen Verehrung erlassen worden. Gott ist also auch nicht der Meinung, sie könnten „Hilfsmittel“ zur Gottesverehrung sein, wie die röm.-kath. Kirche lehrt.

Das Bilderverbot im Dekalog Israels war im Alten Orient einmalig. Dort wimmelte es von Göttern und Götterbildern. Bilder repräsentierten im Alten Orient die abgebildete Sache oder Person in materieller Gestalt. („Wer das Bild hat, der hat den Gott.“) Diese Sichtbarmachung der Götter in Bildern und Bildwerken machte den heidnischen Glauben geradezu aus. Deshalb wurden sie mittels des Bildes verehrt, angefleht, besänftigt oder mit ins Alltagsleben hineingezogen. Für jeden Zweck (Saat, Ernte, Fruchtbarkeit, Schutz) konnte man sie, im wahrsten Sinn des Wortes „handhaben“, d.h. in der Hand haben.

Aber genau dem entzieht sich Jahwe, der Gott der Bibel. Er ist unsichtbar und unvergleichlich. Er lässt nicht über sich verfügen. Deshalb darf Gott nicht abgebildet werden, „denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tag, als der HERR ... zu euch redete“ (5. Mose 4,15).

Wir wissen: Bilder „bilden“ uns (Beispiele: Fans von Werder Bremen, von Musikern, anderen Stars) und werden so oft unmerklich zu Göttern. Der Mensch ist nach Gottes Bild geschaffen und soll in das Bild Jesu umgestaltet werden (Römer 8,29). Deshalb ist Gott der einzige, der das Recht hat, uns zu „bilden“. Weil jedoch das Anschauen jeden Bildes mehr oder weniger intensive Prägungen verursacht, deshalb ist Bilderverehrung verboten. Nun ist nicht bereits jedes Anschauen eines Bildes Bilderverehrung, aber wir müssen sorgfältig mit Bildern umgehen, denn sie haben Macht.

Das Gefährliche am Bild ist, dass es durch sein bloßes Vorhandensein wirkt. Dabei ist jedes Bild vieldeutig interpretierbar und viel leichter zu manipulieren, als das geschriebene Wort. Das Medium Bild ist nicht in der Lage, das Medium Wort adäquat zu ersetzen. „Ein Bild sagt mehr als tausend WORTE“ bedeutet eben auch: „Ein Bild sagt MEHR als tausend Worte“ d.h. es hat keine klare Aussage. Das Bild legt mich nicht fest, wie das Wort. Deshalb müssen Christen Bildern, Visionen, Träumen und Eingebungen gegenüber kritisch eingestellt bleiben und sie stets an der höheren Autorität des Wortes Gottes messen (Jeremia 23,28-29).

Es gibt nur einen Zugang zu Gott: Das Anrufen des Namens Jesus im Gebet. Es geht beim Bilderverbot um die Verneinung aller Beeinflussungsmöglichkeiten außer der einen: Im Namen Jesu zu Gott zu beten. Jesus lehrte in Johannes 4,21‑24: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!“ Gott will letztlich keinen äußeren Gottesdienst mit Dingen und Formen, mit von Menschen dar gebrachten Gaben und Leistungen, sondern einen Gottesdienst des empfangenden und anbetenden Herzens. Er will eine Verehrung im Glauben und in der Liebe, die so nur im Geist möglich ist. Gott gefällt ein Gottesdienst, der seine Kraft im Alltag entfaltet und der in der Liebe wirksam wird.

2. Die Verführungsmacht des Bildes

Gott erinnerte sein Volk an sein Erlösungswerk: „Deine Augen haben alles gesehen, was der Herr, euer Gott ... getan hat“ (5. Mose 3,21). Das Volk Gottes sollte die Realität Gottes nicht in toten Bildnissen suchen, sondern in den Tatsachen der Heilsgeschichte und in einer lebendigen Beziehung zu diesem Gott.

Leider hat Israel trotz des Verbots von Bilder‑ und Götzendienst genau dies immer wieder getan. Der Sog, den Unsichtbaren sichtbar zu machen, das Unfassbare an zufassen, zu schauen statt zu glauben, war und ist auch heute noch sehr groß. Machen wir uns bewusst: Die schrittweise Enthüllung aller Geheimnisse durch veröffentlichte Bilder (Bilder des Mikro- und Makrokosmos, intimste Einzelheiten und Enthüllungen aller Art), machen es dem modernen Menschen immer schwerer, an einen UNSICHTBAREN Gott zu glauben.

Unsere Fernsehgeneration meint, das Wesentlichste, Größte, Bedeutendste sei das, was man sieht oder gesehen hat. Darauf könne man sich verlassen. Das stelle DIE Wirklichkeit dar. Gottes Wort aber sagt uns nach wie vor: Nicht das, was man sieht, sondern was man HÖRT ist das Wesentlichste, denn der Glaube kommt nicht aus dem Sehen, sondern aus dem GEHÖRTEN WORT (Römer 10,17). - Welch eine Herausforderung!

Als Christen sollten wir die Gefahren der Bilderflut kennen und z.B. darauf achten, dass wir und unsere Kinder noch Freude am Lesen haben, oder wieder bekommen und vor allem behalten. Denn meinen wir, wenn sich unsere Kinder durch übermäßiges Fernsehen mit der Zeit das Lesen mehr und mehr abgewöhnt und verlernt haben, sie würden dann noch die Bibel lesen? Je mehr christliche Filme es gibt, desto weniger lesen unsere Kinder (und manche Erwachsene) in der Bibel und um so weniger sind sie in der Lage zu prüfen, ob die Bilder, die ihnen präsentiert werden, noch mit dem Worte Gottes übereinstimmen oder ob sie verführt werden. Die rapide zurückgehende Bereitschaft und Fähigkeit zu lesen, zu hören und sich gedanklich mit dem Wort allgemein und mit dem Wort Gottes im besonderen, auseinander zu setzen, sollte uns zu einfühlsamen Gegenmaßnahmen herausfordern.

Übermäßiger Fernsehkonsum macht mit der Zeit unfähig, sich auszudrücken, ernsthafte Gespräche zu führen, soziales Verhalten zu üben. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass der Lärm, dem wir uns freiwillig aussetzen, uns nicht taub, dass die Bilderflut unsere Seele nicht blind macht.

3. Der Vorrang des Wortes vor dem Bild

Heute liegt auch eine unheimliche Gefahr in den geistigen Bilder, die wir uns von Gott machen. Darin stelle ich mir Gott vor und mache ihn mir nach meiner Vorstellung zurecht! Das ist gefährlich. Erinnern wir uns daran, dass die Juden den Messias ablehnten, weil er ihren theologischen Bildern und Vorstellungen nicht entsprach! Sie erwarteten einen politischen Messias, den leidenden Gottesknecht erkannten sie nicht. Und welche Folgen hatte das für sie!

Wie oft kann man z.B. heute hören: „Das kann ich mir nicht vorstellen, dass Gott Menschen im Gericht verdammt.“ Was ich mir vorstellen kann oder nicht, ist überhaupt nicht maßgebend. Alle meine Vorstellungen sind immer unendlich viel kleiner als Gott selbst. Das ist die automatische Tendenz jedes Gottesbildners: Er macht Gott kleiner als er ist. Hier muss besonders die Theologie wachsam bleiben, weil bisher gerade in ihrer Werkstatt viele Bilder von Gott entstanden sind, die in Konkurrenz zum einmal überlieferten Wort der Bibel standen und ihm nicht entsprachen.

DAS Medium der Selbstmitteilung Gottes ist und bleibt das Wort (Johannes 1,1f). Gott hat uns als vernunftbegabte Wesen erschaffen und indem er sein Wort an uns richtet, behandelt er uns als solche. Wahres Christentum nimmt Gottes Wort mit der von Gott erneuerten Vernunft auf, bedenkt es, sinnt darüber nach, prägt es sich ein und lässt sich so zu sittlichem Handeln herausfordern und ermächtigen (Kolosser 3,16-17).

Der christliche Glaube gäbe sich selbst auf, wollte er auf die einzigartige Geltung des Wortes zugunsten bildhafter Darstellungen, Visionen und Träume verzichten. Der Glaube erwächst nicht aus dem Bild und auch nicht aus der Musik, sondern er kommt aus dem Wort, dem verkündigten Wort, der guten Botschaft von Jesus Christus.

Seien wir vorbereitet: Im Buch der Offenbarung wird die vom Antichristen geforderte Bilderverehrung zum endzeitlichen Scheidungsmerkmal, in dem das AT-Bilderverbot noch einmal entscheidend zur Geltung kommt (Offenbarung 13,14-17; 14,9-10).

Zusammengefasst: Weil Gott unsichtbar ist, darf er von Menschen nicht sichtbar oder greifbar gemacht werden. Das Geheimnis der wahren Gottesverehrung ist das Nichtsehen und doch glauben (Johannes 20,29). Im Bilderverbot eröffnet Gott den Weg für eine Religion des Glaubens und Vertrauens, des Glaubens an sein lebendiges Wort und sein rettendes Handeln in Jesus Christus, dem Heiland der Welt.

Das einzige und verbindliche Bild von Gott ist Jesus: „Jesus Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes!“ (Kolosser 1,15). Dieser Jesus sagt: „Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat“ (Johannes 12,45). Deshalb dürfen wir Jesus anbeten und in ihm den Vater. Wer ihn anbetet, braucht keine anderen Bilder mehr. (Das Bild des Geliebten reicht ihm aus!)



Das dritte Gebot

„Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes nicht missbrauchen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ (2. Mose 20,7)

Ist das dritte Gebot heute noch relevant? Für viele Zeitgenossen scheint der „Name Gottes“ wie der Name eines bekannten Kaisers aus alter Zeit zu sein, den man aus Gründen des Allgemeinwissens zwar kennen sollte, der aber heute keine wirkliche Bedeutung mehr hat.

Es ist bekannt: Wer im Namen einer Behörde, eines bekannten Unternehmens oder einer bedeutenden Persönlichkeit auftritt, dem öffnen sich Türen. Beziehungen zeigen gerade hier ihre erfreulichen Auswirkungen. Umgekehrt kann ein Name seinen guten Klang und seine Bedeutung vollständig verlieren, wie wir es bei vielen Firmenpleiten der letzten Jahre erleben konnten. - Was hat es mit dem 3. Gebot auf sich? Welchen Weg weist es uns?

1. Wofür steht der Gottesname?

Ein Name ist mehr als ein melde-polizeiliches Registriermittel oder ein „Rufmittel“. Der Name steht für die Person selbst, für seine Kräfte und Fähigkeiten, seine Macht und Größe. Bei einer gegenseitigen Vorstellung wird das deutlich. Mit der Nennung des Namens macht man sich bekannt, gibt sich zu erkennen, liefert sich ein Stück weit aus. Und nach einer solchen Vorstellung grüßt man sich eben nicht mehr nur mit einem „Hallo“, sondern mit den nun bekannten Namen.

Und genau das war und ist ja in allen Religionen von jeher die entscheidende Frage im Verhältnis Gott – Mensch: „Kann man mit Gott kommunizieren? Lässt er mit sich reden?“ Die Bibel gibt uns hierauf die erfreulich eindeutige Auskunft: Ja, Gott hat sich den Menschen vorgestellt und lässt sich beim Namen nennen.

In 2. Mose 3,14 stellte Gott sich Mose mit seinem geheimnisvollen Namen als der „Ich bin, der ich bin“ vor. Der davon abgeleitete Gottesname lautet „Jahwe“ und war der eigentliche Name des Gottes Israels und bedeutet so viel wie „Ich werde für euch da sein“ (M. Buber). Mit dieser Bekanntgabe seines Namens stiftete und ermöglichte Gott Gemeinschaft mit ihm selbst. Er bezeugte damit auch seine unbedingte Treue zu seinem Eigentumsvolk Israel. Gott brachte Israel gegenüber mit der Nennung seines Namens zum Ausdruck: „Ich begleite euch durch eure Geschichte. Ich bin euch in allen Lebenslagen nahe. Ich bin für euch da!“ Gott nahm mit der Nennung seines Namens deutliche Konturen an. Er sagte damit bereits Wesentliches über sich aus.

Als Jesus Mensch wurde, war sein wichtigster Auftrag, den himmlischen Vater noch bekannter zu machen. In Jesus stellte sich der Vater den Menschen sozusagen leibhaftig und persönlich vor. („Ich und der Vater sind eins.“ Johannes 10,30) Jesus war und ist der große, einmalige Brückenschlag Gottes zu uns Menschen hin. Seit Jesus kam, wissen wir endgültig, wer Gott ist, wie er ist und was er will.

Dieser Gott bietet uns mit der Nennung seines Namens die Möglichkeit des Gebets an. Er hat mit seinem Namen gleichsam seine Telefonnummer, die nicht im Telefonbuch steht, weitergegeben. „Nun weißt du, wie du mich erreichen kannst.“ Welch eine ungewöhnliche Vergünstigung, welch ein Vorrecht. Mit der Nennung seines Namens sagte er: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“ (Psalm 50,15)

So wird also auch im dritten Gebot zuerst ein Wort des Schenkens und Gewährens gesagt, bevor das Gebot und Verbot ausgesprochen wird. Gott eröffnet uns die große Chance, das unerhörte Privileg des Gebets. Es gibt nur EINE Grenze dieser fast grenzenlosen Freiheit, Gott anzurufen: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“

2. Was ist Missbrauch des Gottesnamens?

Gott vertraute uns Menschen seinen heiligen Namen an. Wir sollen ihn kennen und gehören, wenn wir uns durch Jesus Christus unsere Schuld und Sünde vergeben ließen, zu seiner Familie. Nun ist es nur zu verständlich, dass er seinen guten Namen, seinen exzellenten Ruf nicht in den Schmutz gezerrt, d.h. nicht missbraucht sehen möchte. - Worin besteht nun aber der Missbrauch des Namens Gottes?

Es fällt uns leicht einzusehen, dass es ein Missbrauch des Namens Gottes ist, wenn im Namen Gottes Dinge getan werden, die dem Wesen und Geist Gottes, seiner Liebe und Heiligkeit, widersprechen: Wenn im Namen Gottes und der Kirche Menschen manipuliert, gegängelt, unterdrückt, missbraucht oder gar getötet werden (Kreuzzüge, Inquisition, Segnung von Waffen, Legitimierung von Ideologien), dann wird der Name Gottes missbraucht.

Du missbrauchst aber auch den Namen Gottes, wenn du so tust, als würdest du ihn nicht kennen, obwohl du ihn kennen gelernt hast. Oder wenn du leugnest, ihm zu gehören, obwohl du dich ihm in der Taufe zum Eigentum hingegeben hast. Ich missbrauche den Namen Gottes, wenn ich ungehorsam bin, obwohl ich an anderer Stelle bezeugt habe, seinen guten Willen tun zu wollen.

Er missbraucht den Namen Gottes, wenn er seine Treue und Zuverlässigkeit in Zweifel zieht, obwohl Jesus sich doch auch in seinem Lebens immer treu erwiesen hat. Sie missbraucht den Namen Gottes, wenn sie seine Vergebung nicht ernst nimmt, sondern sich fortwährend mit ihrem schlechten Gewissen herum-quält.

Du missbrauchst den Namen Gottes, wenn du überhaupt nicht betest, denn dann nimmst du das große Privileg nicht wahr und verachtest damit den, der es dir gegeben hat. Ich missbrauche ihn, wenn ich den Namen Gottes wie einen Zauberspruch benutze, wenn ich Gott zum hilfreichen Tun nötigen will. Wenn ich meine, es käme auf bestimmte Formulierungen und Redewendungen im Gebet an.

Ich missbrauche den Namen Gottes, wenn ich ihn benutze, ohne ihn wirklich zu meinen. („Ach Gott“, „Herr Je“, „o Gott“) In vielen Gebeten ist das häufig ausgesprochene „Herr Jesus“ zu einem bedeutungslosen Füllwort herabgesunken. Über heilige Dinge respektlos zu reden, Witze darüber zu machen oder in einer Weise über sie zu reden, die sie herabwürdigt, verstößt gegen das dritte Gebot.

Wenn Handlungen, die Gott in seinem Wort verbietet oder verwirft, in seinem Namen gutgeheißen werden (z.B. Segnung homosexueller Paare), dann wird der Name Gottes missbraucht. Wenn die Gnade Gottes in pauschalen und billigen Segnungen Menschen zugesprochen wird, die gar keine Beziehung zu ihm haben und sie auch gar nicht wünschen, wenn also „Heiden“ im Namen Jesu getauft, getraut und beerdigt werden, dann wird der Name Gottes missbraucht.

Wenn andere Menschen in deiner Umgebung den Namen Gottes missbrauchen, d.h. das Ansehen unseres himmlischen Vaters oder unseres Herrn Jesus Christus beschmutzen, sollten wir uns davor hüten, ihnen mit säuerlichen oder empörten Vorhaltungen entgegenzutreten. Wir sollten uns vielmehr bemühen, ihnen wenn möglich, die Ursache unserer Wertschätzung und Liebe zu erklären, und sie dann bitten, solche Beleidigungen unseres Gottes in Zukunft doch zu unterlassen. Dennoch wird es aber manchmal nötig sein, eine Gesprächsrunde zu verlassen, eine Fernsehsendung abzuschalten, ein Buch oder eine Zeitschrift wegzulegen (Psalm 1,1), um sich nicht mitschuldig zu machen. - „Herr, zeige mir neu, was ich an dir habe, damit ich dich recht ehren lerne!“

3. Wie gebraucht man den Gottesnamen recht?

Im dritten Gebot zeigt uns Gott also, wozu er uns seinen heiligen Namen anvertraut hat: um ihn bei seinem Namen anrufen zu können. Gott will von uns nicht angeschwiegen werden. Das ist die eigentliche Mitte des dritten Gebots: Die Einladung zum einzig rechten Gebrauch des Namens Gottes im Gebet.

Deshalb sagt die Heilige Schrift: „Wer den Namen des Herrn anruft, der wird gerettet werden“ (Römer 10,13). Das Anrufen des Namens Gottes im Vertrauen auf das vollbrachte Versöhnungswerk Jesu auf Golgatha, kann die große Lebenswende bei dir einleiten, kann den Neuanfang setzen, nach dem du dich schon so lange sehnst. So ehrst du Gott! Wer dies möchte und nicht weiß, wie er das machen soll, spreche mich nach dem Gottesdienst an. Ich möchte ihm helfen, diese einfachen Schritte zu gehen. Es ehrt Gott, der Sünder einlädt, zu ihm zu kommen, wenn wir uns nicht schämen und kommen!

Manchen mag die Androhung von Strafe im 3. Gebot irritieren. Aber das Wort Gottes stellt durchgängig die Alternativen, vor denen wir alle stehen, deutlich heraus: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“ (Johannes 3,18)

Das dritte Gebot ist so ein Wegweiser zu dem Platz, wohin uns unsere Dankbarkeit für die Güte Gottes treiben sollte: an den Platz des Beters. Das rechte Beten ist die eigentliche Frucht, die aus der Wurzel dieses großen Geschenkes Gottes, der Offenbarung seines Namens, erwachsen will. Das Gebet, das Segnen ist der wahre, richtige Gebrauch des Namens Gottes. Dabei möchte Gott, dass wir es lernen, ihn um seiner Größe und Hoheit willen anzurufen.

Jesus lehrte deshalb seine Jünger im Vaterunser als erste, d.h. als wichtigste Bitte, zu beten: „Geheiligt werde dein Name!“ (Matthäus 6,9). Das ist der genaue Gegensatz von Missbrauch, - die Heiligung des Namens Gottes. Dieses Verlangen ist der tiefe Wunsch, dass unser himmlischer Vater umfassend zu seinem Recht komme, dass er so geliebt werde, wie er es verdient! - Gottes Name wird dann bei uns geheiligt, wenn wir den Namen Jesu anrufen und uns retten lassen, wenn wir uns ihm erneut ganz zur Verfügung stellen, wenn wir es ihm erlauben, seine Korrekturen in unserem Leben anzubringen, wenn unsere Mitmenschen es uns abspüren, dass wir große Stücke von unserem Gott halten!

Das vierte Gebot

Achte den Sabbat als einen Tag, der mir allein geweiht ist!“ (2.Mose 20,8-11)

Von der tief empfundenen Sehnsucht nach Ruhe, Entspannung und Erholung leben heute ganze Wirtschaftszweige. Unzählige Zeitschriften und Bücher beschäftigen sich regelmäßig mit dieser Thematik.

Es ist schon paradox: Noch nie hatten wir in der westlichen Welt so viele „freie Zeit“ wie heute und zugleich gab es noch nie so viele gestresste und gehetzte Menschen. Hier wird wieder einmal deutlich: Die Gesellschaft, die meint, auf die Einhaltung der guten Gebote Gottes verzichten zu können, leidet gleichzeitig an den Folgen dieser Nichtbeachtung.

Das vierte Gebot erinnert uns daran, dass Gott der Herr unserer Zeit ist und dass er voll Liebe und Güte auf unsere wahren Bedürfnisse eingeht. Es ist das wortreichste aller 10 Gebote. Gott möchte uns offensichtlich etwas äußerst Wichtiges nahe bringen.

1. Gott (ge)-bietet, was wir brauchen.

Wir brauchen Arbeit!

Der Gott der Bibel ist ein arbeitender Gott. Und weil der Mensch nach dem Bild Gottes erschaffen wurde, deshalb gehört seit dem Paradies, wo ihm Gott die Schöpfung anvertraut hat, Arbeit elementar zu seinem Leben. Es ist demzufolge nicht die Arbeit an und für sich Folge des Sündenfalls, sondern nur ihre aufreibende Last und Mühsal, ihr häufiges Misslingen und das Missverhältnis zwischen Arbeit und Erfolg, das uns an ihn erinnert.

Das Sabbatgebot enthält, oft wird das vergessen, zuerst das Gebot der Arbeit: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.“ Das macht deutlich: In der Bibel kann das Gebot des Ruhens nur auf dem Hintergrund des Gebotes der Arbeit und der Stellenwert der Arbeit kann nicht ohne das Ruhegebot recht verstanden werden. Der Mensch soll arbeiten, aber seine Arbeit ist immer nur begrenzte Arbeit. Nach Gottes Ansicht darf Arbeit niemals zum Selbstzweck werden, sondern hat den ihr von Gott zugewiesenen Platz einzunehmen.

Im Neuen Testament werden Menschen, die sich zu Christus bekehren, angehalten, fleißig zu arbeiten und Gutes zu tun (Apostelgeschichte 20,35). Faulheit wird von Gott als Sünde angesehen (Sprüche 6,6; 2. Thessalonicher 3,10). Erst auf dem Hintergrund des hohen Stellenwerts der Arbeit macht das Gebot des Ruhens Sinn. Gott hat den Rhythmus von Anspannung und Entspannung, von Tun und Ruhn, von Arbeiten und Feiern, von Säen und Ernten eingesetzt und weist uns im vierten Gebot mit Nachdruck darauf hin. Wir brauchen Arbeit – jeder stimmt dieser Forderung heute zu.

Wir brauchen Ruhe!

Als ob Gott von Anfang an gewusst hätte, wohin sich seine Menschen entwickeln, gebietet er ihnen zu ihrem eigenen Nutzen und zu seiner Ehre mit dem vierten Gebot inne zu halten, Pausen zu machen! Hierbei geht es nicht um die Frage, ob der Sabbat oder der Sonntag gefeiert werden soll. Das ewig gültige Gebot lautet: „Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tag sollst du ruhen!“ (2. Mose 34,21) Hier wird von Gott kein spezieller Wochentag, sondern lediglich ein Rhythmus festgelegt: nach 6 Arbeitstagen soll ein Ruhetag eingelegt werden.

Deshalb geht es beim Sabbatgebot auch nicht um das formale Einhalten bestimmter Regeln. Das wäre ein typisch pharisäisches Missverständnis, dem zu allen Zeiten gewisse Fromme erlegen sind und die damit Gottes Absicht mit diesem Tag in sein Gegenteil verkehrten. Man verstand den Sabbat zu lange nicht als Chance zum Aufatmen, zur Heilung und Wiedergewinnung von Kraft durch Erinnerung und Konzentration auf Gott, sondern als Möglichkeit einer frommen Leistung durch Verzicht. - Das ist der entscheidende zweite Punkt in diesem Gebot: Der Mensch lebt nicht allein von der Arbeit, sondern er braucht die Ruhe vor Gott.

2. Gott ist besorgt um uns.

Nehmen wir sein Ruheangebot an?

Nach sechs Tagen Arbeit soll es einen Tag der Ruhe geben (das hebr. Wort shabbat kommt von dem Verb „ruhen“). Wenn Gott einen Tag als Ruhetag vorgesehen hat, denken wir, wir kämen ohne ihn aus? Und indem das vierte Gebot im Alten Testament einmal von der Schöpfung her (2. Mose 20,11) und einmal vom Auszug Israels aus Ägypten her (5. Mose 5,15) begründet wird, macht Gott deutlich, dass wir diesen Tag der Erinnerung und der Pflege der Gottes‑ und der Gemeinschaftsbeziehung widmen sollen. So wird er ein Tag der Erholung und des Auftankens geistlicher Kraft. Der Ruhetag soll dazu dienen, sich dankbar an die Befreiung aus der Sündenknechtschaft durch Jesus Christus zu erinnern. (Wann hast du zuletzt einen Sonntag damit verbracht?) Er bietet uns Gelegenheit zur Selbstprüfung, ob wir nicht erneut in falsche Abhängigkeiten geraten sind und um Zeit für Gott zu haben. (Nutzen wir den Sonntag für die von Gott dafür vorgesehenen Zwecke?)

Nehmen wir sein Ruhegebot ernst?

Nehmen wir Gottes Ruheanweisung wirklich in seinem Sinne ernst? Oder kranken wir nicht auch an dem, was Forscher herausgefunden haben, dass nämlich versucht wird, immer mehr in diese uns zur Verfügung stehende „freie Zeit“ hineinzupacken? Uns bestimmt auch hinsichtlich der Zeit weithin ein quantitatives Denken und selbst viele Christen meinen, je mehr sie erleben, desto mehr hätten sie vom Leben. Das ist Unsinn. Dadurch kommt es lediglich zu der heute überall wahrzunehmenden Kurzlebigkeit.

Es ist also auch im Gemeindeleben nicht so sehr eine Frage der Organisation unserer Zeit, sondern das Problem bildet ihre Überfüllung. Hier benötigen wir heute mehr denn je eine Besinnung auf das Wesentliche. Und genau darauf weist Gott uns in seinem Wort hin. Nur wer sich auf dieses „Eine-was-Not-tut“ konzentriert, bekommt mehr Gelassenheit und Frieden (Lukas 10,42).

Es ist heute Mode geworden, ständig seine Lebensgeschwindigkeit erhöhen zu wollen. Das geht aber nicht. Bestimmte Vorgänge haben ihre vorgegebenen Eigenzeitlichkeiten, die wir nicht verändern können. Versucht einmal, ganz schnell hintereinander zu schlucken. Ihr braucht es nicht zu versuchen, es geht nicht. Der Körper hat seine Eigenzeitlichkeit zum Aufnehmen von Nahrung. Wenn man versucht, das zu beschleunigen, verschließt sich die Kehle. Und wenn man diesen Widerstand brechen will, erbricht man sich. Das gilt jedoch nur für biologische Prozesse, nicht für technische. Maschinen können (noch) immer schneller werden. Nur, wir sind keine Maschinen und sollten uns deshalb auch nicht ihnen angleichen wollen.

Gott bietet uns einen Ruhetag, ja er ge-bietet ihn, weil er weiß, wie dringend wir ihn nötig haben. Sollten wir sein Wort nicht ernster nehmen?

3. Gott ist der Herr der Zeit.

Hüten wir Gottes Leihgabe!

Gott allein „hat“ Zeit. Wir „haben keine Zeit“, d.h. wir haben kein Eigentumsrecht auf die Zeit. Alle Zeit ist Gottes Zeit. Jeder Sonntag sollte uns daran erinnern, dass „unsere Zeit“ uns als Leihgabe von Gott zur Verfügung gestellt wurde, damit wir sie recht nutzen (Kolosser 4,5). So wird auch im vierten Gebot zuerst und vor allem von Gottes guter Gabe gesprochen, aus der sich dann unsere Aufgabe ergibt. Bei Gott fängt alles mit seinem Schenken an.

Welche Konsequenzen würde es haben, wenn wir uns neu bewusst machten, dass alle unsere Zeit, also auch „unser“ Sonntag, geliehene Zeit ist? Wir werden einmal gefragt werden, was wir mit dieser wertvollsten Leihgabe, die Gott uns anvertraute, gemacht haben.

Obwohl Gott also der Herr aller unserer Tage ist, will er, um das zu verdeutlichen, besonders klar erkennbar der Herr EINES Tages sein. Deshalb ehren wir ihn als Herrn des Ruhetags und lernen durch diese ständig sich wiederholende Lektion, ihn als Herrn aller unserer Tage zu ehren. Wenn wir ihn jedoch nicht einmal mehr an diesem besonderen Tag ehren, tun wir es dann überhaupt noch?

Gehorchen wir zum Lobe Gottes!

Reden wir nicht darum herum: die Mitte und Hauptsache des christlichen Sonntags ist die Teilnahme am sonntäglichen Gottesdienst. So gewiss der Ruhetag nicht ausschließlich für den Gottesdienstbesuch da ist, so sicher ist es ebenso, dass dem Sonntag das Wichtigste und Entscheidende fehlt, wenn der Gottesdienst wegfällt. Denn, auch im vierten Gebot geht es um Gottes Ehre und Verherrlichung und das ist genau der Grund, weshalb sich die christliche Gemeinde am Sonntag versammelt.

Wer als hart arbeitender Mensch sonntags den Weg zum Gottesdienst findet, wird zum lebenden Gegenbeweis zu der vorgefassten Meinung seiner Kollegen, Nachbarinnen und Freunde, sie seien von der Tretmühle der Woche zu erschöpft, um sonntags morgens zum Gottesdienst gehen zu können. Und wenn dann noch überzeugend davon berichtet wird, wie sie der Gottesdienstbesuch ruhiger, gestärkter, zuversichtlicher in die neue Arbeitswoche gehen lässt, als das jede andere Art der Erholung vermöchte, dann wird dies zu einem Zeugnis, das auch andere Zeitgenossen hier und da aufhorchen lassen wird.

Bereiten wir uns auf die Ewigkeit vor!

Jeder Sonntag ist zuletzt auch ein Hinweis darauf, dass es eine Vollendung gibt, in der nicht mehr die Arbeit, mit ihrem ständigen Immer-wieder-von-vorn-anfangen-müssen unser Dasein bestimmen wird, sondern die Freude an Gottes Ziel angekommen zu sein.

Gott führt uns mit diesem Gebot vor Augen: Alle unsere Zeit ist begrenzte Zeit. Jeder Ruhetag soll uns daran erinnern, dass unser Leben ein Ziel hat: die ewige Ruhe Gottes. Deshalb ist die Bibel voller Ausrufezeichen, die Begrenztheit unserer Zeit nicht zu vergessen. (Psalm 90,12; Lukas 13,8; Römer 13,12) - So weist auch dieses vierte Gebot ‑ wie alle Gebote ‑ zurück auf das erste, das Hauptgebot: „Ich bin der HERR, dein Gott, du sollst keine andern Götter neben mir haben.“ Wer Gott verloren hat, der verliert auch göttliche Ruhe.

Das fünfte Gebot

„Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt.“ (2.Mose 20,12)

Die Zahl der intakten Familien nimmt ständig ab. Es ist längst nicht mehr normal, dass der Mann im Haus auch der Vater oder die Frau im Haus die Mutter ist. Häufig hat der Vater keine Zeit, schlägt die Kinder wegen jeder Kleinigkeit, ist die Mutter überfordert oder betrunken. Die Kinder werden vor den Fernseher abgeschoben und irgendwann betrachten sie diese Lebensgestaltung dann als den Normalzustand.

Auf der anderen Seite leiden auch immer mehr alte Menschen an Vereinsamung, sowie unter psychischer und physischer Gewalt. Es mehren sich die Stimmen, welche immer unverhohlener fordern, dem Leben ab einer gewissen Altersgrenze oder ab einer gewissen Krankheitsintensität ein Ende setzen zu können. Allein schon aus Kostengründen. Das müsse doch jedem einleuchten. (Ich gebrauche in dieser Predigt bewusst nicht den geschönten Begriff „Senioren“, sondern den kantigeren Begriff der „Alten“, weil er m.E. dem Sinn des 5. Gebots mehr entspricht.) - Droht ein „Krieg“ der „Jungen gegen die Alten“?

In diesem Zusammenhang betrachten wir das fünfte Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Land, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.“ Es ist ein Gebot zum Frieden unter den Generationen.

1. Die Stoßrichtung des Gebotes

Auf die Gebote, die Gott betreffen (1-4), folgen Gebote, die den Nächsten betreffen. Diese haben alle zweierlei gemeinsam: 1. Sie beziehen sich alle auf Situationen, in denen andere schwächer sind als wir und wir die Möglichkeit haben, ihnen etwas Unrechtes anzutun, sie an Leib, Hab und Gut, Ehe und Ehre zu schädigen. Darum tritt 2. Gott in diesen Geboten als der Beschützer der Schwächeren gegen unsere Macht auf. Deshalb und nur deshalb sind Gottes Gebote strenge Gebote, für uns oft unbequem: weil Gott als der Bundesgenosse der Schwächeren auftritt, als der Beschützer derjenigen, die in irgendeinem Sinne unserem eigensüchtigen Zugriff preisgegeben sind.

Zwar erscheint Gott im 5. Gebot auf den ersten Blick als Bundesgenosse der Eltern im Machtkampf mit den Kindern. Aber das Gebot ist nicht als Waffe für die Eltern gegen ihre aufsässigen Kinder gedacht: Es geht hier gar nicht um Erziehungsfragen und auch von Gehorsam ist hier nicht die Rede, wie man es jahrhundertelang hineingelesen hat.

Wir wissen mittlerweile: Autorität in der Erziehung, wie allgemein, kann nicht angemaßt werden durch Amt, Bildung oder Stand, sondern sie wird erworben durch Vertrauen, Kompetenz und Bereitschaft zum Dienst. Und auch das andere Extrem, Eltern als gleichrangige Kumpel anzusehen, die man mit dem Vornamen anredet um sich so von der Eltern‑Kinder‑Rolle zu emanzipieren, bringt offensichtlich auch nicht entscheidend weiter.

Das 5. Gebot ist keine Verstärkung der Stärke der Eltern gegen die Kinder, sondern ein Schutz der Schwäche der Alten gegen die Jungen. Denn die Jungen sind die an Macht Zunehmenden, die Alten sind die an Macht Abnehmenden. Im Kampfe der Generationen aber versuchen die Alten oft ihre Machtposition gegen die Jungen möglichst lange zu behaupten, die Jungen nicht ran-zulassen, sicherzustellen, dass alles möglichst lange nach ihrem Kopf geht - und die Jungen begehren dagegen auf und setzen gegen die Missachtung, die sie von den Alten erfahren, ihre Missachtung der Alten. In diesem Machtkampf lässt keiner den anderen wirklich gelten. Gott aber hat dafür gesorgt, dass es weder den Alten noch den Jungen auf diesem Weg gelingt.

Der Kampf der Alten ist ein Kampf auf verlorenem Posten. Wie zäh sie auch ihre Positionen fest zu halten und das Leben der Jungen nach ihren Prinzipien zu dirigieren suchen, eines Tages müssen sie abtreten und den Jungen Platz machen, und nun sind sie den Jungen ebenso hilflos ausgeliefert wie diese früher ihnen. Gott ist als Schöpfer der Zeit der Verbündete der Jungen, indem er sie zunehmen und die Alten abnehmen lässt. Und zugleich ist Gott mit seinem Gebot der Verbündete der Alten, indem er sie gerade für die Zeit schützt, wo sie zu keinerlei Kampf mehr fähig sind, wo sie sich vielleicht überflüssig vorkommen und nur noch ohnmächtig zusehen können, wie die Jungen alles nach ihrem eigenen Kopf machen.

An dieser Stelle wollen wir uns noch einmal die Rangfolge der Gebote bewusst machen. Sie ist typisch für die Bibel. Gott muss den ersten Platz in allem einnehmen, soll alles andere gelingen. Deshalb lehrte Jesus auch seine Jünger zuerst beten: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Und dann erst: „Unser täglich Brot gib uns heute“ usw. (Matthäus 6,9‑13). Hier gilt, - wo Gott nicht geehrt wird, kommt es auch nicht zum angemessenen Respekt Vater und Mutter gegenüber.

2. Die Aufgabe des Gebotes

Es ist bemerkenswert, dass Vater und Mutter die einzigen Menschen sind, die im Dekalog ausdrücklich benannt werden. Das weist auf ihre herausgehobene Stellung als Beauftragte Gottes hin. Er schenkt nämlich jedem Menschen durch Vater und Mutter das irdische Leben. Deshalb sollen wir Vater und Mutter ehren.

Gott aber weiß natürlich, dass es keine sündlosen, fehlerfreien Eltern gibt. Dennoch hat er dieses Gebot erlassen und es gilt ohne Ausnahme allen Kindern. So will uns der Vater zum Vergeben, zum Frieden zwischen den Generationen verhelfen; dazu, dass der Kreislauf von Schuldig-werden und Versagen durchbrochen und Neues im Geist seiner Liebe gewagt wird. So soll unter den Seinen die neue Normalität aussehen.

Von der Ehre, dem Ansehen, der Würde Gottes werden durch das fünfte Gebot also einige Strahlen auf die Eltern umgeleitet. Zugleich macht das Gebot aber deutlich: Das JA des Kindes zu Vater und Mutter gründet sich nicht darauf, dass oder wie sie für das Kind lebten, es liebten, nährten, kleideten, es in jeder Beziehung umsorgten und ihm lebenslang gute Ratgeber blieben, sondern dass sie Vater und Mutter SIND. Das JA zu deinen Eltern sollst du also nicht davon abhängig machen, ob sie es verdient haben. Es ist nicht abhängig von der Ehr‑Würdigkeit von Vater und Mutter, sondern allein davon, dass sie dein Vater und deine Mutter SIND.

„Ehren“, das heißt: Dankbar zu sein. Nicht alle Menschen sind Eltern, aber alle Menschen sind Kinder und das heißt: Empfänger des Lebens durch andere Menschen. Und solange wir gern leben, so lange haben wir Grund, für das Leben zu danken, und wir sollen das auch dadurch tun, dass wir unseren Eltern, von denen wir es empfangen haben, danken.

„Ehren“, das heißt: Den Hochmut der Jungen gegen die Alten ablegen und bescheiden werden. Am deutlichsten kann man das heute vielleicht beim Umgang mit den modernen Medien wie Handy, Computer oder Internet ablesen. Man ist manchmal schon fast geneigt zu glauben, man müsse sich ein ärztliches Attest beschaffen, um den Nachweis seiner Zurechnungsfähigkeit erbringen zu können, wenn man eingesteht, mit diesen Apparaten seine Probleme zu haben oder, o Schreck, sie vielleicht gar nicht zu besitzen.

„Ehren“, das heißt: Mitreden zu lassen. Den Ton angeben können die Alten irgendwann nicht mehr. Aber leben heißt, sich mitzuteilen und Anteil zu geben. Wer den Alten das verweigert, der behandelt sie wie Tote, obwohl sie noch leben. Wer sie mitreden lässt und ihren Rat wenigstens anhört, der wird um ihre Erfahrungen reicher und schenkt ihnen Lebenssinn.

„Ehren“, das heißt: Dem Schwächeren seine Würde zu lassen. Im Umgang mit den Alten gewinnen leicht unbedachte Gewohnheiten die Oberhand, etwa wenn von „unseren lieben Altchen“ gesprochen wird oder sie mit allerlei anderen Verkleinerungsformen angeredet und damit ins Säuglingsalter zurückversetzt werden. Altern ist an und für sich schon mit vielen Entwürdigungen verbunden, mit vielen entwürdigenden Diensten, die ein alter Mensch benötigt. In der Behandlung der Alten, besonders in der Pflege nicht der Versuchung zur Entwürdigung nachzugeben, das heißt sie zu ehren.

Jeder Jüngere denke daran, dass auch er einmal alt wird, und er tue seinen Eltern, was er sich von seinen Kindern wünschen wird! Besucht sie viel, schreibt ihnen oft, schickt die Enkel und Urenkel zu ihnen, kontrolliert die Verhältnisse in ihrem Altersheim, versorgt sie mit Geld, habt Geduld mit den Eigenheiten des Alters, denkt euch immer neue Freuden für sie aus, zeigt ihnen auf allerlei Weise eure Dankbarkeit und eure Achtung, wie wunderlich und hinfällig sie auch werden mögen!

Manchmal meinen die Jungen, sie könnten am Nullpunkt anfangen und eine neue Welt aus dem Nichts erschaffen. An diesem Scheideweg erinnert Gottes Gebot sie daran, dass sie Glieder in der Kette der Generationen, dass sie Erben sind. Deshalb ist es so wichtig, dass hier nichts von Gehorchen steht. Das Erbe ist ihnen gerade nicht gegeben worden, um sie der Tradition zu unterwerfen, sie an die Meinungen und Sichtweisen der Alten festzubinden. Nein! Die Jungen sollen und dürfen freie Menschen sein, Neues entdecken, Altes wiederentdecken und sogar ihre eigenen Fehler machen.

3. Die Verheißung des Gebotes

... auf dass du lange lebest“ Warum denn lange? - Nun, keiner stirbt gern. Auch für Christen trifft das in der Regel zu. Nun kann man zwar auf die mir unerklärliche Tatsache hinweisen, dass auch Menschen, die es mit dem fünften Gebot ernst genommen haben, früh gestorben sind, dennoch bleibt die Ankündigung des fünften Gebotes bestehen: Wer Vater und Mutter ehrt, lebt länger. Das steht fest.

Aber welchen höheren Wert hat denn ein längeres Leben gegenüber einem kürzeren? Die Antwort der Bibel lautet: Die uns von Gott anvertraute Lebenszeit kann zu vielerlei Dingen und Aufgaben genutzt werden. Die bedeutendste Aufgabe während unseres, in jedem Fall kurzen Erdenlebens besteht jedoch darin, die rechte Entscheidung für Jesus Christus, unseren einzigen Erlöser und Herrn zu treffen. Und so ist es in jedem Fall eine verlängerte Gnadenfrist, wenn der Vater im Himmel uns eine längere Zeitspanne lässt, Jesus Christus persönlich kennen, ihn lieben und ihm vertrauen zu lernen.

Manchmal braucht man auch ein längeres Leben, um bestimmte Dinge von einer anderen Warte oder aus einer anderen Lebenserfahrung heraus beurteilen zu können. Denn im Erbe, das wir von unseren Eltern übernommen haben, ist neben vielem, wofür wir danken können, auch die Schuld der Eltern enthalten. Mit den Jahren wird uns immer klarer, dass auch wir unseren Kindern ein Erbe von Schuld hinterlassen werden. Spätestens mit dieser Erkenntnis muss aller Hochmut gegenüber den Alten schwinden. Zusammen mit den Alten auf Vergebung angewiesen zu sein – auf die Vergebung Gottes und auf die Vergebung der eigenen Kinder –, das lässt uns unsere Eltern immer besser verstehen und ihnen immer gerechter werden.

Gott die Ehre zu geben bedeutet, ihn uneingeschränkt Gott sein zu lassen und zu begreifen, dass Gott nicht das tun muss, was wir für gerecht halten, sondern dass wir das als gerecht erkennen müssen, was Gott tut. Gottes Tun, wenn es denn als solches anerkannt wird, wird nicht diskutiert, es wird angebetet und geehrt. Liebe kann, wie wir wissen, unter Umständen auch in kräftiger und beharrlicher Kritik, ja in der Zurechtweisung dessen bestehen, den man wirklich liebt. Wo man aber Ehre erweist, ist dafür kein Raum mehr. Da schweigt jegliche Kritik.

Jesus will die Schwachen und die Starken, die Kranken und die Gesunden, die Alten und die Jungen zum Leben miteinander und füreinander versöhnen. Und wir, die wir uns von ihm haben rufen lassen und deshalb zu ihm gehören, kehren aus dem Gegeneinander des Hochmuts, der Rücksichtslosigkeit des Egoismus´, des Machtkampfes um und wenden uns einander wieder respektvoll zu. Darauf zielt das schöne, hilfreiche 5. Gebot.

Das sechste Gebot

„Du sollst nicht töten.“ (2.Mose 20,13)

Gott will das Leben, deshalb schenkt und erhält er Leben. Der Tod gehört nicht zur Schöpfung Gottes. Der Tod ist „der Sünde Lohn“ (Römer 6,23), also die Antwort Gottes auf die Rebellion des Menschen gegen ihn und sein Gebot. Erst seitdem der Mensch Gott den Gehorsam aufgekündigt hat gibt es den Tod (1. Mose 3,33). Das Leben ist und bleibt Geschenk Gottes, das von jedem Menschen verantwortet werden muss. Im sechsten Gebot tritt Gott als der Herr des Lebens vor uns hin.

Die Bedeutung dieses Gebotes reicht tiefer in unser Leben hinein, als vielen von uns bewusst ist. Das sechste Gebot stellt die Alleinhoheit Gottes über jedes Menschenleben fest. Nur Gott darf über den Anfang, das Werden und über das Ende eines Menschen bestimmen.

1. Gott allein ist Herr des Lebens

Weil jedes Menschenleben ein Geschenk aus der Hand des Schöpfers ist, ist das Gebot „Du sollst nicht töten“ zuerst einmal die Willensbekundung eines liebenden Gottes, der das Leben bejaht und deshalb schützt. Es begrenzt ja nur an einer äußersten Stelle den weiten Raum der Freiheit, die Gott dem Menschen gibt und ist auf diese Weise vor aller Begrenzung und Einschränkung, wie die anderen Gebote auch, eine positive Lebenshilfe.

Über den Beginn und das Ende eines Lebens entscheidet Gott allein. Beides ist sein ausschließliches Majestätsrecht. Und dass Gott einmal sogar alle Gestorbenen in der Auferstehung wieder lebendig macht, ist die Vollendung des Evangeliums vom Leben (Offenbarung 20,12). Deshalb sollst du nicht töten, denn Gott allein ist der Herr des Lebens.

Die Bibel spricht es in 1. Samuel 2,6 klar aus: „Der Herr tötet ...!“ Das eigentlich Bemerkenswerte ist hier jedoch nicht, DASS er es tut, sondern WARUM er es tut: Weil der Tod der deutlichste Hinweis Gottes darauf ist, dass diese Welt nicht heil, gut und schön, sondern durch die Sünde des Menschen verdorben, böse und dem Untergang verfallen ist. Krankheit, Katastrophen, Leid und Not weisen zeichenhaft auf dieselbe Tatsache hin: „Der Tod ist der Sünde Lohn“ (Röm.6,23). Der Tod ist die überaus ernste Antwort Gottes auf die Sünde der Menschen, nicht unbedingt individuell, aber sehr wohl allgemein. Der Tod ist das große Mahnmal der unantastbaren Heiligkeit Gottes, der den Aufstand des Sünders nicht hinnimmt, sondern niederschlägt.

Darum freundet sich die Bibel auch nirgends mit dem Tod an, wie es andere Religionen und Ideologien tun, die uns glauben machen wollen, der Tod sei ein Freund oder müsse als ein Naturer­eignis eben hingenommen werden. Der Tod wird in der Bibel unmissverständlich als der „letzte Feind“ (1.Kor.15,26) und Gottes Gericht beschrieben, obwohl dies nicht ihr letztes Wort zu diesem Thema ist. Das letzte Wort ist die Siegesbotschaft des für uns gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus. Wer sich in lebendigem Glauben mit dem Auferstandenen verbindet, der empfängt bereits in dieser Zeit ewiges Leben („Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.“ Joh.3,36), das kein Tod und kein Sterben mehr auslöschen kann.

Mord

Das sechste Gebot untersagt jedoch nicht das Töten überhaupt! Es lässt sich nicht zur Begründung eines pauschalen Pazifismus heranziehen. Die Bibel ist zu realistisch, als dass sie der Meinung wäre, mit der Abschaffung des Schwertes kehre automatisch der Friede auf Erden ein. Die Zielrichtung des Gebotes kommt in seiner genauen Übersetzung zum Ausdruck: „Du sollst nicht morden!“ Hier geht es um jegliche Art von Mord, die Gott sein alleiniges Verfügungsrecht über alles Leben streitig macht. Nicht eingeschlossen ist in diesem Spezialbegriff der hebräischen Sprache vor allem zweierlei: das Töten durch den Staat und das Töten im Krieg.

So selbstverständlich wie das Gebot klingen mag, ist es leider heute überhaupt nicht, wenn man die Energie würdigt, mit der gewisse Mörder nicht nur im Licht mildernder Umstände dargestellt werden, sondern wie sie geradezu zu Opfern ihrer Verhältnisse erklärt werden, für deren Taten ganz andere Leute als sie selbst verantwortlich zu machen seien. Gottes Gebot lässt solches Ausweichen nicht zu. Falls andere eine Mitschuld an einer tödlichen Kurzschlusshandlung tragen, dann ist solcher Mitschuld ernstlich nachzugehen. Das Gesetz gibt dazu genügend Handhaben. Aber an einem Mord ist sowohl vor Gott als auch vor Menschen in erster Linie der Mörder schuld. Das muss klar bleiben.

Abtreibung

In Deutschland ist die Abtreibung zwar nicht gesetzlich freigegeben, Straftaten gegen das werdende Leben werden aber innerhalb eines gewissen Schwangerschaftszeitraums strafrechtlich nicht mehr verfolgt (daher „Fristenlösung“). So ist das Problem der Abtreibung zu einem Musterfall des christlichen Glaubens dafür geworden, dass das Recht Gottes über dem Recht des Menschen, das Gesetz Gottes über dem Gesetz des Staates steht. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29). Aus der staatlichen Erlaubnis zur Tötung ungeborenen Lebens im Mutterleib darf der Christ kein Recht ableiten, dass auch ihm dies gestattet sei. Für Christen behalten Gottes Gebote immer ihre Gültigkeit, gleichgültig, welche Gesetze die Obrigkeit erlässt.

Über schicksalhafte Grenzsituationen kann hier nicht ausführlich gesprochen werden. Aber man löst die Probleme des Lebens gewiss nicht durch Töten, sondern nur durch Umkehr zu Gott und den Gehorsam gegen Gott.

Selbstmord

Die Frage des Selbstmordes bleibt eine notvolle Frage, gerade weil dieser Schritt nur in ganz und gar ausweglos erscheinenden Lebenslagen gegangen wird. Wer Hand an sich selbst legt, der hat zuvor wohl Tiefen des Daseins durchschritten, die gesunde Lebende in der Regel nicht nachvollziehen können. Das gilt wohl besonders für die heute erschreckend ansteigende Zahl jugendlicher Selbstmörder. Der Schritt in den Tod wird nur getan, weil kein Weg mehr durchs Leben zu führen scheint.

Bei aller Behutsamkeit, dieser ernsten Frage gerecht zu werden, kann die Antwort dennoch nur lauten: Gott verwehrt das. Kein Mensch hat das Recht, „seinen Todestag“ selbst zu bestimmen, wie das heute auch genannt wird, um den Mord an sich selbst zu umschreiben. Psalm 73,26 kann gerade Selbstmordgefährdeten eine Einladung zum Vertrauen sein: „Wenn mir auch Leib und Seele verschmachten“, also wenn ich äußerlich und innerlich völlig am Ende bin, „SO bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ Gott selbst kann und will diesen Glauben gerade auch in ausweglos erscheinenden Situationen schenken.

Sterbehilfe

Wenn heute von „Sterbehilfe“ gesprochen wird, bleibt häufig offen, ob damit eine Hilfe beim Sterben oder eine Hilfe zum Sterben, also zutreffender eine „Sterbe-Nachhilfe“, gemeint ist. Zur ersten Form der Sterbehilfe sagen wir aus Überzeugung JA, zur zweiten Form, bei der sich ein Mensch an die Stelle Gottes aufschwingt, sagen wir NEIN! „Tötung schwacher Menschen um ihrer für die anderen beschwerlichen Schwäche willen kann nur auf Verkennung des einem jeden Menschen in seiner Form und so auch in seiner Schwachheit von Gott gegebenen Lebens beruhen. Eben was aus dieser Verkennung folgt, kann aber nur Mord sein und auf gar keinen Fall Gehorsam gegen Gottes Gebot.“ (Karl Barth)

Auf der anderen Seite muss man sich heute auch der Frage stellen, ob es geboten ist, ein verlöschendes Leben mit allen Mitteln der modernen Chemie, Pharmazie, Mechanik und Elektronik zu verlängern oder nicht. Hat ein sterbendes Leben nicht dasselbe Recht, sterben zu dürfen, wie ein lebendes Leben das Recht hat, leben zu dürfen?

Es ist ausgeschlossen, auf diese Grenzfragen einfache Antworten zu finden. Sie können nur im jeweiligen Einzelfall in der Gemeinschaft mit Gott und im offenen Austausch mit geistlich reifen Vertrauenspersonen entschieden werden - und ob sie damit auch wirklich beantwortet sind, muss offen bleiben.

Straßenmord

Hier spreche ich vom Tod auf unseren Straßen. Bis auf wenige Ausnahmen geht es dabei nicht um absichtliche Tötung, sondern um das, was der Jurist fahrlässige Tötung nennt. Aber genau diesen Unterschied macht das fünfte Gebot ausdrücklich nicht! Es gibt Länder wie die USA, in denen in allen Kriegen, die diese Nation bis heute geführt hat, insgesamt nicht so viele Menschen ums Leben gekommen sind wie auf den Straßen des Landes.

Es ist hier nicht meine Aufgabe über Ursachen und Abhilfen zu sprechen. Eines aber ist sicher: Ohne eine Veränderung in der inneren Einstellung zum Nächsten im Verkehr bleiben alle Änderungsmaßnahmen nur Kosmetik und werden darum wohl nie viel Erfolg haben.

Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass in jedem von uns Autofahrern etwas von einem „Hoppla-jetzt‑komm‑ich“‑Egoisten steckt. Die Frage hier lautet, ob unser Christsein bis in unseren Fahrstil hinein erkennbar wird, d.h. ob wir es lernen, so viel Rücksicht zu nehmen wie möglich, oder ob wir darauf aus sind so viel Durchsetzungsvermögen zu beweisen wie möglich. Ob einer also seinen Nächsten bei Gelb genau so liebt wie sich selbst, - das ist der Knackpunkt aller Entscheidungen. Hier sind wir ebenfalls als Zeugen Jesu gefragt. Solange Autofahrer in ihrem Fahrzeug nur ein technisches Instrument zur grundgesetzlich garantierten Durchsetzung ihrer Selbstverwirklichung sehen, muss man alle Hoffnung auf Besserung fahren lassen.

Die Frage des Krieges gehört nicht ins sechste Gebot. Gottes Gebot bezieht sich auf das dem einzelnen Menschen anzulastende Vergehen gegen das Leben anderer Menschen.

2. Wo Gott alles gilt, gilt der Mensch viel

Noch einmal zurück zu der biblischen Erkenntnis, dass der Tod nicht die natürliche Erfüllung eines biologischen Ablaufs ist, sondern Gottes Gericht über die Sünde des Menschen. Ohne die Sünde gäbe es den Tod nicht. „Wer sündigt, muss sterben.“ (Hesekiel 18,20)

Gott tötet, weil er der Richter der Welt und ihrer Sünde ist. Ausdrücklich deshalb „sollst du nicht töten“, denn in diesem Sinne bist du niemandes Richter, so wenig wie du der Eigentümer des Lebens bist, auch nicht deines eigenen. Wer seine Hände in wahrer Verehrung zu Gott erhebt, der wird seine Hand nicht gegen seinen Nächsten erheben.

Umgekehrt stimmt es aber auch: Wo man seine Hände nicht mehr zu Gott aufhebt, d.h. wo man Gott den Abschied gegeben hat, wo man sich nicht mehr um ihn und sein Wort kümmert, da folgt die „Abschaffung“ des Menschen auf dem Fuß. Es ist einfach nicht wahr, dass es auch ohne Gott eine Humanität gäbe. Nur da, wo Gott alles gilt, gilt der Mensch sehr viel. Wo Gott abgeschafft wird, tritt automatisch der Mensch an seine Stelle, jederzeit auswechselbar, weil reif für den „Schrottplatz“ der Welt. Wo Gott für tot erklärt wird, darf sich der Mensch nicht wundern, wenn es ihm selber ans Leben geht. Die Unverletzlichkeit des Menschen wird dort am meisten respektiert, wo Gott geehrt wird. Nur wer um die Heiligkeit Gottes weiß, kennt den wahren Grund der Unantastbarkeit des Menschenlebens.

Von den Reformatoren haben wir gelernt, dass Gott auf zwei unterschiedliche Weisen seine Herrschaft über diese bestehende Welt ausübt. In seinem „Reich zur Linken“ regiert Gott mit den Mitteln von Gesetz, Ordnung, Obrigkeit und Gewalt, die das Recht schützen und die Welt erhalten sollen (Römer 13,1-7). Im „Reich zur Rechten“, dem Reich Gottes, der Gemeinde, regiert er durch Christus, die Liebe, die Gnade, die Barmherzigkeit, die Vergebung und Versöhnung. Diese neue Welt Gottes hat mit Christus bereits begonnen und ereignet sich inmitten der alten Welt unter neuen Bedingungen. Hier gilt die Bergpredigt und das Gebot der Liebe. Dort gelten Vergeltung und Bestrafung der Bösen. Hier gilt vergeben, dort vergelten, hier nachgeben, dort widerstehen. Die Berufung des Christen ist es, in zwei Welten zugleich zu leben. Das macht die ungeheure Spannung für ihn aus.

Ein Christ ist jemand, der in dieser Welt „sein Kreuz auf sich nimmt“ und unter allen Umständen Christus nachfolgt. Das kann in bestimmten Situationen für ihn bedeuten, bewusst auf jede Art von Gewaltanwendung zu verzichten. Das kann für ihn jedoch auch bedeuten, sich zur Sicherung seines Rechts der obrigkeitlichen Gewalt zu bedienen. Er ringt stets darum, keine Gewalt anzuwenden, weder in Gedanken, noch mit Worten oder gar Taten, sondern sich stattdessen eifrig für Versöhnung einzusetzen (Matthäus 5,9). Glieder der Gemeinde sollten zur Klärung ihrer Streitigkeiten keine weltlichen Gerichte anrufen (1. Korinther 6,1-8), sondern einen Weg aus ihren Problemen heraus zu finden, der ihrer Berufung angemessen ist (Epheser 4,1f).

Im Allgemeinen wird Mord als das schlimmste Verbrechen überhaupt angesehen und zugleich geschieht er am häufigsten. Wie ich zu dieser Aussage komme? Weil Jesus es nicht dabei bewenden ließ, das Gebot auf diejenigen zu beschränken, die anderen die Kehlen durchschneiden oder die Köpfe wegschießen. Er sagte: „Ihr habt gehört, dass es im Gesetz des Mose heißt: 'Du sollst nicht töten! Wer aber einen Mord begeht, muss vor ein Gericht.' Doch ich sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, den erwartet das Gericht. Wer zu seinem Bruder 'Du Idiot!' sagt, der wird vom Obersten Gericht abgeurteilt werden ....“ (Matthäus 5,21-22) Achten wir darauf: Sogar unser Zorn verletzt bereits das sechste Gebot. Nur indem wir Jesus immer ähnlicher werden, bleiben wir davor bewahrt.

Das siebte Gebot

„Du sollst nicht ehebrechen!“ (2. Mose 20,14)

Bei keinem anderen Gebot ist der so genannte „Wertewandel“ in unserer Gesellschaft so klar zu erkennen, wie beim siebten. Der allgemeine Drang nach Freiheit und Ungebundenheit hat zusammen mit der wachsenden Individualisierung zu einem starken Streben nach Selbstbestimmung und Befriedigung persönlicher Bedürfnisse und persönlichen Glücks geführt. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf Ehe und Familie. Denn, wenn nur das gut ist, was „gut für mich“ ist, dann hat das eigene Wohlbefinden stets Priorität vor dem des Partners. Gerechtfertigt wird dann alles, was dem eigenen Glück dient.

Nachdem außereheliche Beziehungen in Deutschland schon lange nicht mehr strafbar sind, gilt Ehebruch in unserer Gesellschaft nur noch als Kavaliersdelikt. In den Medien und der Werbung wird Ehebruch geradezu propagiert. Die Ehe wird oft schon wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit behandelt. Dass man ein Leben lang glücklich zusammenleben kann, das glaubt heute fast keiner mehr.

Hat das siebte Gebot angesichts dieser Tatsachen noch eine aktuelle Bedeutung? Und wenn ja, welche? - Im siebten Gebot gibt Gott allen Menschen, Verheirateten und Singles, Befreundeten und Verlobten, Geschiedenen und Verwitweten gute Weisung für den Umgang mit der Sexualität.

1. Ehe – was ist das?

Die Ehe ist nach biblischem Verständnis keine zeit‑ und kulturbedingte Institution, die jeweils abgeändert oder gar abgeschafft werden könnte. Die Ehe ist die vom Schöpfer selbst gesetzte Ordnung für das alle Lebensbereiche umfassende lebenslange und exklusive Zusammenleben eines Mannes und einer Frau. Sie ist jedoch durch die Sünde ständig gefährdet und muss deshalb geschützt werden. So markiert auch das siebte Gebot als Verbot des Bruchs der Ehe die Grenze eines im übrigen großen Freiraums, den Gott den Menschen zu ihrer partnerschaftlichen Entwicklung und Reifung schenkt.

Die biblische Ehe hat 2 Pole. Einmal ist bei der Stiftung der Ehe am Anfang von keinem anderen Grund die Rede als davon, dass der Mann eine „Gehilfin“ bekomme (1. Mose 2,18), und dass die beiden „ein Fleisch“ sein werden (2,24). In einer Ehe soll es also zu einem totalen Für-einander-da-sein zweier Menschen vor Gott kommen. - Der andere Pol der Ehe wird als Werkzeug des Schöpfers beschrieben, der durch Mann und Frau neues Leben schafft. Eine Ehe ohne den Willen zum Kind ist keine Ehe, wie Gott sie gestiftet und mit seinem Mandat ausgerüstet hat. Wo Gott den Kinderwunsch verweigert, da hat er anderes mit diesem Ehepaar vor. Es soll im Vertrauen auf Gott einfach fröhlich zu zweit leben und die Aufgaben erfüllen, die Gott ihm stellt.

Biblische Ehe ist mehr als Partnerschaft, obwohl jede gute Ehe auch eine Partnerschaft ist. Ein verheirateter Mensch ist eben mehr als nur ein selbständiger Teilhaber im Rahmen einer gemeinsamen Vereinbarung. Eine Partnerschaft ist bei Bedarf grundsätzlich auflösbar, fristlos oder fristgerecht je nach Abmachung. Einem Partner kann man immer kündigen.

Eheleute aber bleiben ihr Leben lang aufeinander angewiesen. Der Hauptgrund dafür ist: Das eheliche Verhältnis von Mann und Frau ist ein Abbild des Verhältnisses Jesu Christi zu seiner Gemeinde (Epheser 5,22-32). Da Gott nun offensichtlich die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen kennt und um unseren Hang zur Untreue, sowie um unsere Unwilligkeit, an Beziehungen auch unter Belastungen festzuhalten, weiß, gab er das Gebot, die Ehe nicht zu brechen.

2. Ehe – was trägt sie?

Der gemeinsame Glaube an Jesus Christus ist die feste Basis gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung. „Macht nicht gemeinsame Sache mit Leuten, die nicht an Christus glauben. Gottes Gerechtigkeit und die Gesetzlosigkeit dieser Welt haben so wenig miteinander zu tun wie das Licht mit der Finsternis.“ (2. Korinther 6,14) Also nicht die moderne feministische Sicht von Mann und Frau ist die Basis gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung, sondern der gemeinsame Glaube an Jesus Christus und seine Wertmaßstäbe für die Ehe, wie sie in der Bibel niederlegt sind. Das setzt natürlich gemeinsames Bibelstudium voraus, damit man Gottes Willen gemeinsam erkennen und dann tun kann.

Zu einer Ehe gehört grundlegend der Wille zur Kommunikation. „Das Schweigen der Männer“ und manchmal auch der Frauen ist in vielen Ehen ein großes Problem. Es gibt keine Alternative zu umfassender Kommunikation. Die eigene Meinung ‑ ohne den anderen zu verletzen ‑ kundzutun, muss gelernt werden, genauso wie das richtige „Streiten“.

Zu einer Ehe gehört grundlegend Vergebungsbereitschaft und Treue. In einer Ehe geht es ohne Schuldig-werden am Partner, ohne Verletzungen, ohne Missklänge nicht ab. Jeder wird in vielfältiger Weise am anderen schuldig, ob er es merkt oder nicht ‑ immer wieder. Hier gilt es, sensibel zu werden und Vergebungsbereitschaft einzuüben. Das Gespräch nach Auseinandersetzungen und dem Schuldig-werden zu suchen, ist geradezu überlebensnotwendig. Es beinhaltet sowohl die konkrete Bitte um Vergebung durch den, der schuldig geworden ist, als auch die Gewährung derselben durch den, der darum gebeten wird. Dazu gibt es für Christen ebenfalls keine Alternative (Matthäus 6,12).

Zu einer Ehe gehört grundlegend die Unterordnung unter Christus. Die Bibel spricht häufig in diesem Zusammenhang von der „Unterordnung“ der Ehefrau (Epheser 5,22+24+33). Was bedeutet das? „Unterordnung“ setzt eine Ordnung voraus, in die ich mich einordne. Bei der christlichen „Unterordnung“ geht es darum, dass sich jeder der ihm geltenden und in der Bibel geoffenbarten göttlichen Ordnung willig unterstellt. Erst dann leben wir „im Willen Gottes“.

Dem Wort von der Unterordnung der Frau steht das Wort an den Mann gegenüber, seine Frau nicht etwa als sein Eigentum oder gar als Objekt zu behandeln, sondern sie zu lieben, „gleichwie Christus die Gemeinde geliebt hat“ (5,25), also sich für seine Frau hinzugeben und aufzuopfern. Jeder mag für sich entscheiden wem hier die größere Verantwortung auferlegt wird. Allein Christus vermag durch den Heiligen Geist diese Aufgaben sowohl in der Frau, als auch im Mann zu erfüllen. Das dürfen und sollen wir glauben!

3. Eheschließung – was macht sie aus?

Die Eheschließung war und ist ein öffentlicher Rechtsakt, der vor Zeugen vollzogen wurde und wird. Das öffentlich abgelegte Eheversprechen bildet die rechtliche Grundlage für das verbindliche Zusammenleben der Eheleute (Maleachi 2,14). Das grundlegende Wort von der Ehe lautet: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die beiden werden ein Fleisch sein.“ (1. Mose 2,24) Jede Eheschließung hebt die Beziehung der beiden Menschen von der individuellen Ebene auf die soziale Ebene, die dann zugleich auch der Schutzraum für die Gestaltung der Ehe ist. Jeder soll wissen können, ob einer verheiratet ist oder nicht.

Das Wort vom „Verlassen der Eltern“ (Epheser 5,31) beschreibt die Voraussetzung für die Beziehungs‑ und Bindungsfähigkeit eines Menschen und bedeutet, ein Mann muss geistig und wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen, um die Ehe eingehen zu können. Für Eltern bedeutet das, ihre Kinder auf dieses Verlassen hin zu erziehen und sie nicht festhalten zu wollen. Mehr Ehen scheitern aufgrund einer nicht gelösten Elternbindung als infolge von Partnerschaftskonflikten.

Das „Ein‑Fleisch‑Werden“ meint die ganzheitlich vollzogene Einheit zwischen Mann und Frau in der Ehe. Diese geschlechtliche Vereinigung soll nach dem Willen Gottes aber nur in dem Schutz‑ und Lebensraum der Ehe vollzogen werden. Deshalb steht dieses Element nicht zufällig nach dem „Verlassen“ und dem „Anhangen“ an dritter Stelle. Jede sexuelle Vereinigung außerhalb, also auch vor der Ehe, wird in der Bibel nicht gestattet, sondern „Hurerei“ genannt.

Obwohl die Sexualität ein wichtiger Teil der ehelichen Liebesbeziehung ist und deshalb sowohl geschützt als auch kultiviert werden muss, bedeutet das „Ein‑Leib‑Werden“ aber wesentlich mehr als die rein körperliche Sexualgemeinschaft. Es sollen sich nicht nur zwei Körper, sondern zwei Menschen zu einer neuen Ganzheit verbinden. Das geschieht in einem Prozess, der lebendig gehalten und gestaltet werden muss, damit Mann und Frau sich aufeinander zu entwickeln und zugleich jeder in seiner eigenen Persönlichkeit heranreift.

4. Ehebruch – wann ist er passiert?

Die Ehe ist nicht nur ein statisches Ordnungsgefüge, sondern viel mehr das Lernfeld Nr. 1 für Liebe, Vergebung und Geduld, für Annahme und Treue, für Glücklich-werden und Glücklich-machen. Wo dieses miteinander- und aneinander-lernen nicht mehr geschieht, fängt die Ehe an zu zerbrechen.

Ehebruch ist der Ausstieg aus dem Einssein von Mann und Frau. Häufig beginnt er schleichend und unerkannt. Die Beendigung der intellektuellen, emotionalen, physischen und psychischen Zuwendung zum Partner ist eine Form des Ehebruchs. Zur Liebe gehört auch die Zärtlichkeit und das sensible Eingehen auf die Bedürfnisse des anderen. Sie dauernd zu missachten, sich über die Bedürfnisse des Partners dauernd hinwegzusetzen, ist eine Form des Ehebruchs. Auch die Beendigung der sexuellen Gemeinschaft ist ein Indikator für das Zu-Ende-gehen einer Ehe. Wer andauernd auf Kosten des anderen Partners lebt, bricht die Ehe. Alles was die ganzheitliche Gemeinschaft der Liebe zerstört ist Ehebruch.

Es kann in der Ehe keine Freundschaft zwischen den Geschlechtern geben, die einen der beiden Partner ausschließt. Der Mann kann keine Freundin haben, die nicht zugleich ohne jeden Vorbehalt die Freundin seiner Frau ist, und umgekehrt: Eine Frau kann keine Freundschaft mit einem Mann pflegen, die den Ehepartner auch nur im Geringsten ausklammert. In zahllosen Fällen sind es gerade die besten Freunde, die für Mann und Frau Anstoß oder Anlass zu einem Ehebruch werden.

Das Einssein beider Ehepartner zu erhalten, zu festigen, zu sichern, auszubauen und zu vertiefen ist die große lebenslange Herausforderung beider Partner. Ehe funktioniert nur im Miteinander, in der Ergänzung des einen durch den anderen als vollwertiges Gegenüber. Wo dieses Ergänzen, das Gegenüber-sein aufhört, fängt die Ehe an auseinander zu brechen. Deshalb lässt Gott sagen, dass er den Ehebruch und die Ehescheidung hasst (Maleachi 2,15b).

5. Ehebruch – wie schützt man sich davor?

Bereits im ältesten Buch der Bibel finden wir eine Strategie gegen den Ehebruch. Dort sagt Hiob: „Ich hatte einen Bund mit meinen Augen gemacht, dass ich nicht begehrlich auf eine Jungfrau blickte ...“ (Hiob 31,1+7) Auf dieses Wort nimmt Jesus in der Bergpredigt Bezug wenn er sagt: „Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen“ (Matthäus 5,28). Die Folgerung aus dieser Lehre ist nicht die Einführung von Scheuklappen für Männer oder die Verschleierung von Frauen wie im Islam, sondern die Reinheit des Herzens und der Augen.

Reinheit ist das Resultat von Reinigung und Heiligung durch Gott auf der einen Seite und gegenseitige Verantwortung der Menschen auf der anderen Seite. Der Mann sollte seiner Verantwortung nachkommen und darauf achten, wie er Frauen ansieht. Die Frau sollte ihrer Verantwortung nachkommen und darauf achten, wie sie sich kleidet und sich Männern gegenüber gibt. Das reine Herz ist ein Geschenk Gottes. Luther hat gesagt, dass man jede Frau ansehen darf, nur nicht wie seine eigene.

Wovor Jesus bewahren will, ist das bewusste begehrliche Schauen, das intensive Betrachten einer Frau, das Anheizen und Stimulieren der Phantasie. Männer, die Christen sind, müssen ihren Weg der Freiheit finden und sich in dieser Welt ein reines Herz bewahren. Sie müssen es lernen, diszipliniert zu sein und die Medien kritisch zu benutzen. Es kostet etwas, nicht in Sexmagazinen zu blättern. Es kostet viel, tagtäglich seine Augen und Gedanken in Zaum zu halten! Wir müssen die Fallen kennen und wissen, wie leicht wir eingefangen werden können. Wir dürfen Gott um Kraft bitten und sollten es lernen, wie lebendige Fische gegen den Strom zu schwimmen. So werden wir erfahren, dass sich dieser „Kampf des Glaubens“ (2. Timotheus 4,7) lohnt. Das Böse kann niemand aus eigener Kraft überwinden. Im Glauben können wir mit der Kraft des Heiligen Geistes rechnen, der ein „Geist der Kraft, der Liebe und Selbstbeherrschung“ ist.

An mehreren Stellen rät uns die Bibel auch die Flucht nach vorn. Der junge, erfolgreiche und attraktive Manager Josef sieht nur eine Möglichkeit, den Avancen der unbefriedigten Frau seines Chefs zu entgehen, indem er flieht. Flucht zeigt sich hier nicht als Zeichen von Schwäche, sondern als Ausdruck von Charakterstärke. Es gibt Situationen, da ist ein naives und unüberlegtes Spielen mit der Sünde bereits eine verlorene Schlacht! Es muss uns bewusst sein, dass Flucht vor der Hurerei Sieg bedeutet. Dies gelingt am ehesten, wenn wir die Einstellung Josefs haben: „Wie sollte ich ein so großes Unrecht begehen und mich gegen Gott versündigen!“ (1. Mose 39,9)

Das achte Gebot

„Du sollst nicht stehlen!“ (2. Mose 20,15).

Eigentlich braucht dieses Gebot gar keine weitere Erklärung. Jedem müsste es sofort einleuchten: „Nimm nichts, was dir nicht gehört!“ Was so einfach klingt, ist es im Alltag jedoch nicht. Natürlich denkt jeder: „Lass DU die Finger von MEINEN Sachen! - Was ich tue, geht dich nichts an!“

Wie das vorhergehende Gebot, so hat auch dieses es mit der Beherrschung unseres Verlangens und Begehrens zu tun. Das achte Gebot setzt unserer Gier nach irdischen Gütern die nötigen Grenzen. Diebstahl ist, allgemein ausgedrückt, das unrechtmäßige Nehmen oder Behalten dessen, was von Rechts wegen einem anderen gehört. Hier wird in der Bibel bereits ein wesentlicher Unterschied zu uns im 21. Jahrhundert klar. Wir denken vielleicht: „Man soll die großen Haie fangen und sich nicht mit den kleinen Fischen aufhalten.“ Aber es geht Gott nicht um viel oder wenig stehlen. Es geht im achten Gebot darum, überhaupt nicht zu stehlen.

Du sollst nicht stehlen!“ - Diebe sind nicht nur Millionenbetrüger oder korrupte Menschen, sondern auch diejenigen, welche in der Firma private Telefonate führen, ohne dass dies ausdrücklich erlaubt ist. Es sind Menschen, die hier mal einen Kugelschreiber und da mal ein „überflüssiges“ Werkzeug „mitgehen“ lassen. Wucher ist ebenso eine Form von Diebstahl, wie das schuldhafte Versäumnis der Begleichung seiner Schulden. Ein Mann, der seiner Ehefrau sein Eigentum überträgt, bevor er Insolvenz beantragt, begeht in den Augen Gottes Diebstahl. Wer leiht und nicht zurück gibt, ist ein Dieb. Das Gebot wird auch von Mietern gebrochen, die achtlos das Grundstück und Mobiliar des Besitzers verkommen lassen. Auch das ungesetzliche Kopieren von Computerprogrammen ist Diebstahl, genau wie Steuerbetrug. Christus hat uns ein anderes Vorbild gegeben (Matthäus 17,24). Werbung, die Lügen verbreitet, ist Diebstahl. Geschäftsleute machen sich schuldig, wenn sie absichtlich minderwertige Waren verkaufen. Einer, der etwas zurückhält, was eigentlich seinem Nächsten gehört, ist genauso ein Dieb wie einer, der seinem Nächsten Eigentum entwendet.

Du sollst nicht stehlen!“ - Das gilt sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer. Genau so, wie jeder Arbeiter seines gerechten Lohnes wert ist und jeder Arbeitgeber, der das außer acht lässt, sich des Diebstahls schuldig macht, genau so hat auf der anderen Seite auch jeder Arbeiter für seinen Lohn gute Arbeit abzuliefern, sonst wird er des Diebstahls schuldig. Dabei ist die Schaffung von Arbeitsplätzen für alle Arbeitswilligen eine öffentliche Aufgabe.

Soviel ist sicher: Es liegt ein Fluch auf dem, was man sich durch Diebstahl oder Betrug verschafft hat. In der gerechten Ausübung seines Gerichts lässt Gott häufig die eine Sünde zur Strafe für die andere werden. Das durch Diebstahl Gewonnene wird durch Trunksucht oder ein verkürztes Leben wieder verloren. Deshalb steht geschrieben: „Wer Gott missachtet und sich weigert, ihm zu gehorchen, schadet sich selbst durch seine Bosheit und Gewalt.“ (Sprüche 21,7)

Die erschreckende Zunahme dieses Delikts in unserer Zeit ist auch darauf zurückzuführen, dass keine angemessene Strafe dafür verhängt wird. Falls sich jemand bewusst wird, andere in der Vergangenheit bestohlen zu haben, sollte er darauf achten, was Gott von ihm erwartet und dies auch tun. Sprich das konkrete Vorgehen vertrauensvoll mit einem Seelsorger ab.

Du sollst nicht stehlen!“ - Die Wurzel jeden Diebstahls ist die Unzufriedenheit. Christen glauben, dass Gott es ist, der unser Leben in der Hand hält und dem wir alles verdanken, egal ob wir gerade viel, genug oder nur wenig haben (Philipper 4,11b-13). Er hat den Seinen versprochen, sie nicht unversorgt zu lassen (Hebräer 13,5). Wer dies jedoch nicht wirklich glaubt, ist dem Begehren seines Herzens nach dem was andere haben hilflos ausgeliefert. Diesem Verlangen, das immer von der falschen Annahme ausgeht, der Mensch lebe von den Gütern, die er sich selbst gesammelt hat, kann er nicht entfliehen. Glaube es deinem Herrn und Erlöser: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.“ (Matthäus 4,4)

Deshalb ist das alte Gebet Agurs immer noch aktuell: „Falschheit und Lügenwort halte fern von mir! Armut und Reichtum gib mir nicht! Lass mich (aber) den mir zukommenden Teil von Nahrung verzehren, damit ich nicht aus Übersättigung dich verleugne und sage: Wer ist der HERR?, aber auch nicht infolge der Armut zum Diebe werde und mich am Namen meines Gottes vergreife (d.h. den Namen Gottes entehre).“ (Sprüche 30,8‑9)

Du sollst nicht stehlen!“ - Es ist bemerkenswert, dass die erste Sünde der Menschheit mit Diebstahl zu tun hatte: Eva nahm (stahl) von der verbotenen Frucht. Jakob stahl seinem Bruder Esau den Segen. Ebenso war die erste Sünde in Israel, nachdem sie ins Land Kanaan gekommen waren, ein Diebstahl: Achan stahl etwas von der Beute (Josua 7,21). Auch die erste Sünde, welche die Urgemeinde befleckte war Diebstahl. Ananias und Saphira hielten „etwas von dem Geld zurück“ obwohl sie den Eindruck erweckten, es sei der ganze Verkaufserlös (Apostelgeschichte 5,2). Und wie oft ist dies die erste offene Sünde, die von Kindern begangen wird! Deshalb sollten sie dieses Gebot Gottes von frühester Kindheit an gelehrt bekommen. - Eine Mutter berichtete, dass sie ihre kleine, vier Jahre alte Tochter zufällig dabei beobachtete, wie sie ins Wohnzimmer kam, wo eine Schale mit Pralinen auf dem Tisch stand. Die Kleine schaute sie sehnsüchtig an, ging zu dem Tisch und sagte dann: „Geh weg, Satan. In der Bibel steht: „Du sollst nicht stehlen!“; dann lief sie schnell aus dem Zimmer.

Du sollst nicht stehlen!“ - Positiv ausgedrückt mahnt uns das Gebot: Du sollst mit allen nötigen und richtigen Mitteln sowohl deinen als auch deines Nächsten Besitz erhalten und fördern. Es verlangt Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in unserem Umgang miteinander und ist gegründet auf jenen obersten, praktischen Grundsatz alles menschlichen Verhaltens: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ (Matthäus 7,12).

Du sollst also deinen Besitz, sei er groß oder klein, mit solcher Sorgfalt und solchem Fleiß verwalten, dass du dich selbst und die, welche von dir abhängig sind, versorgen kannst. Faulheit ist deshalb genau so eine Form des Diebstahls, wie Verschwendung, denn beide Einstellungen ignorieren den klaren Willen Gottes für unser Leben, wie er uns in der Bibel geoffenbart wurde. - Paulus unterweist die Gemeinden, dass diejenigen, die (selbstverständlich und wie in der Antike üblich) gestohlen haben, nicht mehr zu stehlen, sondern stattdessen „mit ihren Händen zu arbeiten, um Gutes tun zu können“ (Epheser 4,28). Hier wird deutlich, dass es im Neuen Testament nicht nur um eine Vermeidungsethik geht, sondern um eine positive und konstruktive Ethik. Nicht nur nicht stehlen ist das Ziel, sondern ehrlich zu arbeiten, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen und denen abgeben zu können, die bedürftig sind.

Gott als Geber aller Gaben gestattet dem Menschen also Eigentum und mit dem 8. Gebot umgibt er diesen Besitz mit einem Zaun, den niemand ohne Zustimmung des Besitzers übersteigen darf. Auf der anderen Seite ist Eigentum in der Bibel immer „sozialpflichtig“, wie das Alte und Neue Testament sehr deutlich zeigen. Der Besitzende hat Verantwortung für die Nicht‑Besitzenden. Aus der Freiheit des Evangeliums heraus kann und soll man abgeben. Immer jedoch, wenn der Mensch nicht das Eigentum besitzt, sondern er von ihm besessen wird, dann ist die Freiheit verloren gegangen und das Eigentum nimmt die Stelle Gottes ein. Am Beispiel des reichen Kornbauern macht das Jesus deutlich (Lukas 12,16‑21). Bei ihm wird der Reichtum zum Götzen.

Du sollst nicht stehlen!“ - Die schlimmste Form dieser Sünde kommt dort vor, wo sie sich gegen Gott richtet, wenn wir Gott das stehlen, was ihm rechtmäßig zusteht. Wir sollten z.B. uns stets vor Augen halten: „Mein ist das Silber und mein das Gold – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen.“ (Haggai 2,8) Auch all das Geld, das Gott uns zwischenzeitlich zur Verwaltung anvertraut, gehört weiter ihm. Er möchte uns durch das anvertraute Gut prüfen, ob wir es in seinem Sinne und nach seinen Wünschen einsetzen oder nicht. Das ist eine große Verantwortung und wenn wir ihr nicht recht nachkommen, werden wir zu Dieben an Gottes Eigentum.

Zum Schluss noch einige Ratschläge, die bei der Einhaltung des achten Gebots helfen können:

  • Suche dir eine ehrliche Arbeit, oder, wenn du gutes Auskommen hast, eine Gott ehrende Aufgabe, mit der du anderen Gutes tun kannst. Vor allem sind es die Faulen, die zum Stehlen versucht werden.

  • Bekenne Jesus deine Unfähigkeit mit dem Geist der Selbstsucht fertig zu werden. Bitte ihn durch seinen Heiligen Geist, der in dir wohnt, dies zu vollbringen und erwarte es, indem du das Wohlergehen anderer suchst. Dulde keine Habsucht oder Geldgier in deinem Leben, denn der Mensch lebt nicht davon, dass er viele Güter hat. (Lukas 12,15) Glaubende werden nicht stehlen, weil Jesus ihre größte Freude und die Erfüllung all ihren Verlangens ist.

  • Übe dich in der Zufriedenheit. Dazu hilft es, sich die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge vor Augen zu halten. Unterstelle dich dem Willen Gottes und denke viel über seine Verheißungen (1. Petrus 5,7) nach. Sei zufrieden mit dem, was Gott dir zugeteilt hat. Er weiß genau, was du brauchst. „Seid nicht hinter dem Geld her, sondern seid zufrieden mit dem, was ihr habt. Gott hat doch gesagt: Niemals werde ich dir meine Hilfe entziehen, nie dich im Stich lassen." (Hebräer 13,5)

Heute kann und wird letztlich nur der ehrlich bleiben, wer in der Beziehung zu Jesus lebt, in seinem Wort zu Hause und in seinem Gewissen an seinen Willen gebunden ist. Nur wer von der Wahrheit und Gerechtigkeit göttlicher Weisungen überzeugt ist, hat die Kraft, gegen den Strom der Betrüger und Diebe, Verheimlicher und Lügner, der Gierigen und Geizigen zu schwimmen. Nur dann, wenn er in seinem Gewissen an Gott gebunden ist, kann er frei und unbestechlich bleiben. - Glücklich die Ehrlichen, auch wenn sie in diesem Leben eine Zeit lang als die Dummen erscheinen!

Das neunte Gebot

„Du sollst kein falscher Zeuge sein gegen deinen Nächsten!“ (2. Mose 20,16)

Der Mann auf der Straße akzeptiert heute bereits stillschweigend, dass er belogen wird: von der Werbung, von den Behörden, den Handwerkern, ja sogar hin und wieder von seinen Freunden. Freundliche Ausreden, ernsthaft klingende Beteuerungen, Mitleid erregende Schilderungen usw. sind mittlerweile weithin gesellschaftliche Konventionen der Lüge geworden. Politiker, die heute etwas mit Nachdruck behaupten, müssen, spätestens wenn ihnen die Medien das Gegenteil nachgewiesen haben, „einräumen“, dass es bei der Geschichte noch „andere Aspekte“ gegeben hat. „Ehrenworte“ stellen sich im Nachhinein als Lügenworte heraus. Eine allgemeine Skepsis hat sich breit gemacht. Sagt man mir die Wahrheit oder will man nur mein Geld? Wem kann ich heute noch trauen?

Auf der anderen Seite werden ehrliche Menschen durch Rufmord-Kampagnen „erledigt“. Ist erst ein Gerücht in die Welt gesetzt, lässt es sich nicht mehr zurücknehmen, selbst nach erfolgter Rehabilitation. - Offiziell werden Falschaussagen immer noch geahndet. Zeugen werden vor Gericht darauf hingewiesen, dass ihre Aussagen wahr sein müssen und dass Falschaussagen empfindlich bestraft werden. Aber im Alltag? - Welchen Maßstab gibt uns Gott an dieser Stelle an die Hand?

1. Die eindeutige Stoßrichtung des Gebotes

Der Wortlaut des neunten Gebots bezieht sich im engeren Sinn auf Aussagen vor Gericht. Der Zeuge eines Vergehens ist verpflichtet, vor Gericht wahrheitsgemäß auszusagen (3. Mose 5,1). Tut er das nicht, lädt er Schuld auf sich. Das Gebot sagt also zuerst einmal nichts anderes als: „Du darfst gegen niemanden falsche Anklage erheben, denn die könnte ihm das Leben kosten!“ Deshalb heißt es in Sprüche 14,25: „Ein wahrhaftiger Zeuge ist ein Lebensretter.“

Neben diese Bedeutung tritt aber von Anfang an die Sinnerweiterung der üblen Nachrede. So wird in 2. Mose 23,1 gefordert: „Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten!“ - „Lügenlippen sind dem HERRN ein Gräuel; wer aber die Wahrheit übt, gefällt ihm wohl.“ (Sprüche 12,22) - Wie das achte Gebot das Eigentum unseres Nächsten sichert, so soll das neunte Gebot seinen Ruf und Namen schützen.

2. Das klare Verbot des Gebotes

Dieses Gebot hat es vor allem mit der Beherrschung unseres Redens zu tun. Die Sprachfähigkeit gehört zum Adel des Menschen. Aber wie auf keinem anderen Gebiet tobt sich hier die Sünde zum Schaden der Menschen aus. „Tod und Leben stehen in der Gewalt der Zunge, und wer sie viel gebraucht, wird das, was sie anrichtet, zu schmecken bekommen.“ (Sprüche 18,21) Dass wir uns vor leichtfertigen oder gedankenlosen Worten hüten sollen, macht der ernste Ausspruch unseres Herrn deutlich: „Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden“ (Matthäus 12,36‑37). Wie wichtig ist es deshalb für uns zu beten: „HERR, stelle eine Wache an meinen Mund, bewahre die Tür meiner Lippen!“ (Psalm 141,3)

Das neunte Gebot verbietet alle falschen und verletzenden Reden über unseren Nächsten und befiehlt uns zugleich die Wahrheit zu sagen. Wahrhaftigkeit ist die genaue Beachtung der Wahrheit in unserer Verständigung. Die Bedeutung dessen macht die Tatsache klar, dass fast alles, was wir wissen, von Verständigung herrührt. Der Wert der Aussagen, die wir von anderen übernehmen, hängt ausschließlich von ihrer Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit ab. Wenn sie falsch sind, sind sie wertlos, irreführend und böse. Wahrhaftigkeit ist demnach nicht nur EINE Tugend, sondern sie ist die Wurzel ALLER anderen Tugenden. „Wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann..“ (Jakobus 3,2)

In erster Linie wird also die Sünde des Lügens verboten. Bei einer Lüge müssen drei Aspekte zusammen kommen: (1) Vorsätzliches (2) Sprechen der Unwahrheit, (3) in der Absicht, jemanden zu betrügen. Nicht jede Unwahrheit ist eine Lüge. Es mag sein, dass wir falsch informiert oder getäuscht wurden und ernsthaft glaubten, von Tatsachen zu sprechen, also nicht die Absicht hatten, andere irrezuführen. Andererseits kann man die Wahrheit sagen und dabei doch lügen. Beispiel: Wenn ich etwas erzähle, was zwar wahr ist, was ich aber selbst für falsch halte und mit der Absicht zu täuschen ausspreche; oder wenn ich weitertrage, was jemand übertragen, oder im Spaß gesagt hat, und so tue, als habe er es wörtlich und ernst gemeint. Das war der Fall bei denen, die gegen Christus falsches Zeugnis ablegten (Matthäus 26,61). Die übelste Form des Lügens (zwischen Menschen) ist, wenn man böswillig eine Unwahrheit erfindet zu dem Zweck, den Ruf seines Nächsten zu schädigen; das ist es auch, was beim Wortlaut des neunten Gebots in erster Linie anklingt.

Der entscheidende Charakterzug Satans und das Kennzeichen der Sünde ist die LÜGE. Lüge ist somit die Sünde, die den Menschen am meisten dem Teufel gleich macht. Der Teufel ist ein Geist, und deshalb entsprechen plumpe fleischliche Sünden nicht seinem Wesen. Seine Sünden sind subtiler, wie z.B. Stolz und Bosheit, Täuschung und Falschheit. „Er ist ein Lügner und der Vater der Lüge" (Johannes 8,44), und je mehr Bosheit in eine Lüge eingeht, desto mehr gleicht man ihm. Lüge ist demnach eine Sünde, die dem Wesen und Charakter Gottes zutiefst widerspricht, denn der Herr ist ein Gott der Wahrheit (Psalm 31,6). Es geht bei dem neunten Gebot offensichtlich darum, als Person wahrhaftig zu werden, d.h. Anspruch und Wirklichkeit seines Lebens in das Licht und die Gegenwart Gottes zu stellen. In der Begegnung mit dem, der die Wahrheit ist, entsteht Wahrheit. So ist es wichtig, in der personalen Begegnung mit Jesus ein wahrhaftiger Mensch zu werden, der sich vom „Geist der Wahrheit ... in alle Wahrheit leiten“ lässt (Johannes 16,13). Wer die Wahrheit über sich selbst zu erkennen bereit ist, der ist schon einen großen Schritt auf dem Weg zur Wahrhaftigkeit weiter. Wer seine eigenen Lebenslügen durchschaut hat, der wird auch sensibler für Heuchelei ‑ laut Jesus eine der am weitesten verbreiteten Sünden der Frommen.

Wir sollten uns ernsthaft vornehmen, auf schlechtes Reden über einander Zukunft zu verzichten. Statt Multiplikatoren der Neuigkeiten über andere, sollten wir Blockierer des Geschwätzes werden. Wenn bei dem anderen etwas nicht stimmt, sollten wir es ihm persönlich sagen. Die häufigsten Formen der Verleumdung sind Übertreibungen, bewusstes Weglassen wichtiger Informationen, die den anderen schützen könnten, ungeprüftes Weitererzählen von gehörtem Unerhörtem usw. Wie schnell ist jemand ein Opfer von Verleumdung: Geschickte Bemerkungen in einem Gespräch, beiläufig hingeworfen, können das Bild eines anderen nachhaltig beschädigen. Selektive Wahrnehmung - als vollständige Sichtweise ausgegeben ‑ ist verleumderisch und eine Lüge. - Haben wir acht auf uns selbst!

3. Die Herausforderungen des Gebotes

Die positive Formulierung des neunten Gebotes findet sich in Sacharja 8,16: „Rede einer mit dem andern Wahrheit“. Wenn Wahrheit aber, wie wir sagten, an den Schutz des Nächsten gebunden ist und nicht absolut gefordert wird, werden mögliche Konfliktfälle deutlich.

Einerseits wird uns gesagt, dass wir die Wahrheit sagen müssen, andererseits gibt es eine Ehrlichkeit und Direktheit, die dem andern ernstlich schaden kann. So gehört zum Anspruch der Wahrheit auch das Bedenken der Situation. Wird eine wahrheitsgemäße Auskunft dem andern nützen oder schaden? Die volle Wahrheit ist nicht immer angebracht. Aber zugleich gilt: „Du musst Gott mehr gehorchen, als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5,29) (Beichte angesichts des Todes der Ehefrau.)

Ein weiteres Prinzip, das wir bedenken sollten: Nicht jeder hat das Recht, von uns die Wahrheit gesagt zu bekommen. Wir sind nicht verpflichtet, Dieben zu sagen, wo unsere Wertsachen versteckt sind. Nicht jeder Neugierige hat das Recht, von uns DIE Wahrheit über den und jenen zu hören. Mit der Wahrheit muss man richtig umgehen können, sonst hat man kein Recht, sie zu erfahren. Die Wahrheit müssen wir denen sagen, denen wir sie schuldig sind.

Kann es in bestimmten Situation sogar notwendig werden, nicht die ganze Wahrheit zu sagen? Die Hebammen ließen trotz der Anordnung Pharaos die neugeborenen Jungen am Leben und wichen auf Befragung geschickt, wohl übertreibend, aber wohl kaum lügend, aus (2. Mose 1,15ff.). Deutlicher schon scheint Jeremia in einer verzweifelten Situation auf Drängen des Königs die Unwahrheit zu sagen (Jeremia 38,24ff.). Daraus kann man keine generelle Berechtigung der sog. „Notlüge“ folgern. Im extremen Notfall kann ein Mensch zum Schutz von Leben in eine Situation geraten, die ihm keine andere Wahl lässt. Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass Lüge deshalb von Gott verworfen wird, weil sie die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch zerstört.

So lässt dich die Verpflichtung für unser Reden in zwei Worten zusammenfassen: „Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe“ (Epheser 4,15). Wie das achte Gebot das Eigentum unseres Nächsten sichert, so soll dieses Gebot seinen guten Namen dadurch schützen, dass wir die Wahrheit über ihn in Liebe reden.

Wie wichtig ist es, dass die Erwachsenen jungen Menschen gerade auf diesem Gebiet ein gutes Vorbild sind und ihnen so eine heilige Achtung vor der Wahrheit ans Herz legen. Viele gute Belehrung wird dadurch unwirksam gemacht, dass die Eltern Versprechungen geben, die sie nicht halten, oder Drohungen aussprechen, die sie nicht wahr machen. Es ist ein Zeichen von Weisheit und Reife, nur sehr zurückhaltend umfassende Versprechen abzugeben. Aber wenn sie einmal gegeben wurden, müssen sie um jeden Preis erfüllt werden, sofern dies uns nicht dazu zwingt, gegen Gott zu sündigen.

Folgende Leitlinien können uns helfen, vor dieser verbreiteten Sünde bewahrt zu bleiben.

  • Lass dich nicht von parteiischer Gesinnung mitreißen. Vorurteile nehmen uns die Bereitschaft, Gutes über Menschen zu hören und anzuerkennen und machen uns stattdessen bereit, das Schlimmste über sie zu glauben. (Jakobus 2,1)

  • Einem Menschen zu schmeicheln ist auch eine Art, dieses Gebot zu verletzen. Wenn wir jemandem nur Komplimente machen, um ihm zu gefallen oder seine Eitelkeit zu befriedigen, versündigen wir uns an ihm. (Jakobus 2,9)

  • Mische dich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute, es sei denn, du hast einen Auftrag Gottes hierzu. (1. Petrus 4,15)

  • Denke viel über deine eigene Sündhaftigkeit und Fehler nach. Statt mit dem Splitter im Auge deines Bruders, beschäftige dich mit dem Balken in deinem Auge! (Matthäus 7,5)

  • Meide die Gesellschaft von Klatschtanten und Schwätzern; unnützes Geschwätz ist schädlich für deine Seele. (Sprüche 14,27)

  • Wenn dir wirklich etwas an dem treuen Gott liegt, dann wirst du darauf achten, dass du dich von Lüge und Verleumdung fern hältst. (3. Johannes 4) Du ehrst Gott als den treuen Gott nur dann wirklich, wenn du als Menschen bekannt bist, der wahr und klar ist.

Das zehnte Gebot

Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgendetwas, das dein Nächster hat!“ (2. Mose 20,17)

Dieses Gebot, so scheint es mir, klingt am unzeitgemäßesten von allen Geboten, mit Ausnahme vielleicht des ersten. Heute springen uns doch ganz andere Slogans an: „Du darfst!“ - Das weckt „Begehrlichkeit ohne Reue“, „Lust ohne Last“, „Spaß am Leben“ - und klingt auch noch viel besser als: „Du sollst nicht!“ - „Genuss sofort!“ ist gefragt. Permanente Werbung weckt permanent neue Bedürfnisse. Begehrlichkeit ist „in“.

Bei dem 10. Gebot geht es um eine Dimension der Freiheit, die viele noch gar nicht kennen. Es geht hier nicht um unser Tun und Lassen, sondern um unsere Motive. Es geht um die Freiheit des Herzens, mit Freude das Richtige zu tun. Was auf den ersten Blick wie eine Wiederholung des achten Gebots: „Du sollst nicht stehlen!“ aussieht, bezieht sich in Wirklichkeit auf das innere Motiv, auf das Begehren, das zum Raub führt.

Obwohl sich, wie wir gesehen haben, jedes der ersten neun Gebote bereits auf unser Denken und die verborgenen Absichten unserer Seele erstreckt, weist uns der Herr im 10. Gebot noch einmal ausdrücklich auf die Gefahr des Begehrens, auf das erste Liebäugeln unseres Herzens mit dem geschützten Hab und Gut unseres Nächsten hin. Daher ist das zehnte Gebot das Band, das allen anderen Stärke verleiht.

1. Die Stoßrichtung des Gebots

Als der erste Mensch sich von Gott als seinem einzigen, voll befriedigendem Gut abwandte, begann seine Seele, sich in das Geschaffene zu verlieben. Daher wohnt im Inneren jedes Menschen dieses starke Verlangen nach Irdischem, Zeitlichem, Sichtbaren. Dieses unmäßige Haben-Wollen von Dingen, die an und für sich harmlos sind, die aber dadurch verwerflich werden, dass der Mensch sie weder als von Gott kommend empfängt noch sie zu seiner Ehre gebraucht, beleidigt Gott.

Gott kennt und bejaht unsere Bedürfnisse. Er gewährt uns das Recht auf Eigentum, das ja im 10. Gebot durch das Verbot des Begehrens bestätigt wird. Die Bedeutung von Haus und Grundbesitz bildeten in Israel die Existenzgrundlage der Familie. Da der Begriff „Haus“ im übertragenen Sinn auch „Familie“ bedeutete, kann das zehnte Gebot auch als Verbot verstanden werden, die Familie des Nächsten anzutasten. In diesem Gebot steht in erster Linie der Schutzgedanke im Vordergrund. Es sagt nicht, dass die Frau oder der Sklave Eigentum des Mannes sei oder als „Sache“ verstanden würde. Geschützt wird auch alles, was zum Haus gehört, nämlich der gesamte Vieh‑ und Mobilienbesitz. Es geht im 10. Gebot also um den Schutz von Familie und Eigentum durch eine grundlegende Weichenstellung.

2. Das sündige Begehren

Das zehnte Gebot hat, genau wie Jesus, deutlich im Blick, dass jeder Sünde ein sündiges Begehren vorausgeht (Matthäus 15,19; 5,28). Von Israel wird gesagt: „Sie gierten voller Begierde in der Wüste, versuchten Gott in der Einöde. Da erfüllte er ihre Bitte, aber er sandte Schwindsucht in ihre Seelen. Sie wurden eifersüchtig ...“ (Psalm 106,14). Äußerliche Erfüllung aller Wünsche führt nicht automatisch zu echter Befriedigung!

Es war von Anfang an das falsche Unbedingte-Haben-Wollen, das zur Sünde führte:

  • Von Eva heißt es: „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß.“ (1. Mose 3,6)

  • Josua 7,21 schildert, wie Achan sich an der Beute Israels vergriff und dadurch einen Bann über sich, seine Familie und das Volk brachte. Die Sünde entwickelte sich auch hier: „Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel ... sowie Silber und Gold ... ich bekam Lust danach und nahm es.“

  • Oder David, der die Frau seines Nachbarn haben wollte (2. Samuel 11) - und Ehebruch, Lüge, Raub und Mord waren die Folge.

  • 1. Könige 21 König Ahab wollte unbedingt den Weinberg seines Nachbarn und seine Frau Isebel ließ den umbringen, um an den Weinberg zu kommen.

  • Jakobus beschreibt den Kreislauf des Begehrens: „Ein jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“ (Jakobus 1,14‑15)

Die Habgier ist das Begehren dessen, was man nicht hat, aber haben möchte. Man liebt etwas (oder jemanden), weil es im Moment für einem wertvoll und deshalb begehrenswert ist. Habgier ist also ein Haben-Wollen und Haben-Müssen. Solches Begehren kann krank und abhängig machen. Wer im Kreislauf des Begehrens gefangen ist, ist unfrei und hat keine hohe Lebensqualität.

3. Die Ursache des Begehrens

Warum begehren wir? Im tiefsten Grund unseres Herzens sind wir unzufrieden und unbefriedigt. Ein unermesslicher Hunger quält unsere Seele und schreit andauernd: „Ich will mehr!“ Dem weisen König Salomo offenbarte Gott selbst: „Die Augen des Menschen werden nicht satt!“(Sprüche 27,20).

Wenn wir genauer hinschauen, merken wir: Wir schätzen das Haben-wollen, das Begehren mehr als das Haben! (Vorfreude ist die schönste Freude!) So wie die Beschleunigung aufregender ist als die Geschwindigkeit, so schätzen wir das Begehren mehr als das Haben. Von manchen wird deshalb die Habgier als eine Tugend angesehen. (Der Kommunismus funktioniert u.a. deshalb nicht, weil jeder selber etwas haben und bekommen will. Wer nur arbeiten muss, um abzugeben, ist auf Dauer nicht motiviert.)

Im Grunde glauben wir, unsere Identität hinge von materiellem oder ideellem Haben ab. Das unersättliche Begehren ist die Ursache des Haben-Wollens. Das Trachten des Herzens nach materiellem oder ideellem Gut ist die Ursache von Unbefriedigt-sein und Unlust. Materielles Gut, Geld, Reichtum, größeres Auto oder ideelles Gut wie Ehre, Anerkennung, Zustimmung, Gemocht-Werden, Karriere machen aber letztlich nicht glücklich. Die wesentlichen Dinge des Lebens kann man nicht kaufen: Liebe, Friede, Zufriedenheit, Glück. Man kann sie sich nur schenken lassen.

Deshalb finden heute viele unbefriedigte Menschen den Buddhismus so attraktiv. Denn er versucht die - wie er meint - Ursache des Leidens, das Begehren, auszulöschen! Dazu bietet er Wege an, die auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, letztlich aber nicht zum Ziel führen. Denn es geht gar nicht um das Auslöschen, sondern um die Sättigung elementarer und vitaler Lebensbedürfnisse. Nicht das unpersönliche Nirwana, sondern die persönliche Gemeinschaft mit Gott und auf diesem Wege die totale Sättigung unseres inwendigen Hungers, Dursts, Verlangens ist das Ziel des Christenlebens.

4. Der Weg in die Freiheit

Deshalb sagt die Bibel auch: „Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“ (Psalm 37,4) Gott kennt, bejaht und stillt unsere tiefsten Bedürfnisse. Deshalb ruft Jesus seine Jünger zur Umkehr in die Lebensgemeinschaft mit dem himmlischen Vater, der schon hier auf dieser Erde satt macht.

Die Stillung des Schmerzes unerfüllter Sehnsüchte kann letztlich nur durch den geschehen, der gesagt hat: „Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmer mehr dürsten.“ (Johannes 6,35) Jesus macht wirklich satt. Was er zu bieten hat stillt ‑ im Unterschied zu den vergänglichen Angeboten dieser Zeit und Welt ‑ den Hunger und Durst unserer Seele tief und vollständig.

Wie ist das zu verstehen? Wer von Jesus Vergebung seiner Sünden erbeten und empfangen hat und so durch den Glauben ein Gotteskind geworden ist, der weiß sich trotz seines möglichen Versagens von ihm angenommen, geborgen und geliebt. Der erfährt in aller Hektik seines Alltags den Frieden Gottes. Der weiß, dass sich sein Wert nicht von seiner eigenen Leistung und seinem frommen Tun, sondern von der Tat Jesu am Kreuz ableitet. So wird er satt.

Der Weg in die Freiheit hat also mehrere Etappen:

  1. Gilt es die eigene Unfähigkeit einzusehen, sein Wünschen und Begehren eindämmen, ignorieren oder mit Zeitlichem stillen zu können.

  2. Dann gilt es, seine Sünde zu bekennen, dass man es z.B. doch immer wieder mit ungeeigneten Mitteln versucht hat.

  3. Jesus um Vergebung und Befreiung zu bitten und es

  4. seinem Heiligen Geist zu gestatten, alle unsere tiefen Wünsche, Bedürfnisse und Begierden zu stillen und darüber hinaus noch Gottes ganzen Willen durch uns zu erfüllen.

Wer das 10. Gebote ehrlich bedenkt, muss seine totale Sündhaftigkeit erkennen und zur Einsicht kommen, wie hilflos er ist. Genau darin liegt die eigentliche Absicht dieses Gebots, ja aller Gebote. Gott gab sie uns, damit wir die absolute Hoffnungslosigkeit unserer Situation sehen, wenn wir uns selbst überlassen bleiben. Seine Absicht war es, uns zu Christus zu treiben (Galater 3,24) und uns die Größe seiner Gnade zu zeigen, die an Sündern wirksam wird, wenn sie Buße tun und an seinen geliebten Sohn glauben, der dem Gesetz in vollkommener Weise gehorchte und an dem der Vater Wohlgefallen hat.

Die Prinzipien der Zehn Gebote

Jeder Mensch, angefangen bei Adam und Eva, ist moralisch an die Zehn Gebote gebunden, denn sie sind Ausdruck des moralischen Wesens Gottes. Deshalb sind in einem bestimmten Sinn sogar die erlösten Heiligen der Ewigkeit noch an diese Gebote gebunden. Sie werden sich nämlich freuen, in alle Ewigkeit diese Zehn Gebote halten zu wollen und zu können. Deshalb wird in der Ewigkeit auch Gerechtigkeit und Friede regieren.

Die Zehn Gebote sollen den Menschen an seine moralische Pflicht dem Schöpfer und seinem Mitgeschöpf gegenüber erinnern. Die Zehn Gebote waren, als Mose sie von Gott auf Steintafeln empfing, also keine neuen Standards, sondern lediglich eine Festschreibung dessen, was schon von Anbeginn der Schöpfung an Gültigkeit hatte. - Ich möchte heute einige Gedanken weitergeben, die uns helfen können, die 10 Gebote noch besser zu verstehen und anzuwenden:

1. Das Grundprinzip der Gebote im Auge behalten.

Das Grundprinzip, das Ziel der Gebote, das wir im Auge behalten sollen, ist LIEBE. Jesus lehrt, dass das ganze Gesetz an 2 Geboten hängt (Matthäus 22,37-40): Gott zu lieben und seinen Nächsten, wie sich selbst. Beachten wir: Beide Gebote haben EIN Ziel, nämlich die Liebe, d.h. Gott zu lieben und seinen Nächsten zu lieben. Deshalb heißt es in Römer 13,10: „Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.“ Und in 1. Timotheus 1,5 sagt Paulus: „Das Endziel des Gebotes aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.“ Die Zehn Gebote sind eine göttliche Zusammenfassung zum Thema Liebe.

Die ersten vier Gebote lehren uns die Liebe zu Gott und die anderen sechs die Liebe zum Nächsten. (Römer 13,9-10) Die Zehn Gebote sind keine Pflichten um der Pflichten willen. Es sind praktische Instruktionen, wie wir lieben können. Das ist das Herz und die Seele aller biblischen Ethik: LIEBE. Die Zehn Gebote sind ein Wunder an Klarheit, Kürze und Prägnanz. Sie fassen alle unsere Pflichten gegenüber Gottes Moralgesetz zusammen.

Die Gebote sind also eine Zusammenfassung, ein Überblick und keine ausführliche Liste. Man kann nicht sagen: die Zehn Gebote meinen nur das, was sie konkret ausdrücken. Ich muss z.B. darauf achten, was Jesus zu den Geboten gesagt hat und was Paulus dazu sagte. Die ganze Bibel hat eine Menge über die Zehn Gebote zu sagen.

Die Hauptaufgabe der Zehn Gebote ist es, uns zur Ehre Gottes in das Bild Jesu umzuformen. Das Ziel der Gebote ist Liebe zur Ehre Gottes. Dieses göttliche Ziel der Gebote müssen wir im Auge behalten. Die Pharisäer hatten dieses Ziel völlig aus den Augen verloren und deshalb aus ihrer Gesetzestreue ein Schauspiel für die Menschen gemacht. Sie machten aus dem Gesetz ein Werkzeug der Selbsterhöhung.

2. Die Prinzipien der Gebote als Lebensgrundlage ansehen.

Es sind geistliche Prinzipien. - „Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist.“ (Römer 7,14) Normalerweise haben Menschen die Tendenz in sehr oberflächlicher Weise über die Gebote zu denken. Wir meinen z.B., das Gesetz wolle nur unsere äußeren Handlungen regulieren und nicht auch unsere Herzen. Die wahre Aufgabe des Gesetzes ist es jedoch, unser Denken und Fühlen zu regieren und zu beherrschen. Der Herr des Gesetzes ist Geist. Er sieht, was in unserem Herzen vor sich geht und ist deshalb keineswegs nur mit äußerlichen Richtigkeiten zufrieden. Er kennt sowohl unsere unreinen Gedanken, als auch unser falsches Tun.

Gott gibt uns durch die Zehn Gebote die Möglichkeit, seinen Willen kennen und schätzen zu lernen. Wir sollen wissen, was zu lieben und was zu hassen ist. Es ist nicht genug die verbotenen Handlungen zu unterlassen, wir sollten schon die Gedanken daran meiden. Jesus sagt, dass der ehebrecherische Gedanke nicht weniger sündig ist, als die Tat selbst. Dasselbe Gebot, das Ehebruch verbietet, verbietet auch die zum Ehebruch führende Lust (Matthäus 5,28). Hier können wir sehen, dass das Gebot unser Herz meint und nicht nur unser Verhalten.

In gleicher Weise sagt Jesus, dass es nicht genügt, den Nächsten nicht umzubringen, sondern du sollst auch keine bösen Gedanken über ihn haben, weil die schlechten Gedanken zu schlechten Taten führen (Matthäus 5,21f). Das heißt, dasselbe Gebot, das uns verbietet zu morden, verbietet uns auch rachsüchtige Gedanken. Dieser Grundsatz gilt für das ganze Gesetz. Es geht Gott um unser Herz. Hier erkennen wir den wahren Ansatzpunkt echten Gehorsams: nicht nur äußerlich, sondern von Herzen.

Die einzelnen Gebote stehen immer als Teil für ein Ganzes. Es ist im einzelnen Gebot immer mehr enthalten, als ausgesprochen wird. Z.B. sagt das 5. Gebot: „Ehre Vater und Mutter...“ Die Bibel lehrt jedoch klar, dass mit diesem Gebot die Unterordnung unter jede uns übergeordnete Autorität gemeint ist. Deshalb nannte Elisa Elia seinen Vater, obwohl er nicht sein natürlicher Vater war. („Sprich nie unhöflich mit einem älteren Mann, sondern ermahne ihn mit allem Respekt, als wäre es dein eigener Vater. Mit den jüngeren Männern sprich, als wären es deine Brüder. Behandle die älteren Frauen wie deine eigene Mutter und die jüngeren Frauen mit Zurückhaltung, als wären sie deine eigenen Schwestern.“ 1. Timotheus 5,1-2)

Das 5. Gebot gibt uns Auskunft darüber, wie wir uns jedem gegenüber verhalten sollen, der Autorität hat. („Erweist jedermann Achtung, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König!“ 1. Petrus 2,17; „In der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor!“ Römer 12,10) Das schließt sogar ein, dass wir Kinder ehren sollen. Den Kindern wird gesagt, dass sie ihre Eltern ehren sollen. Implizit heißt das jedoch für Eltern, dass sie sich ehrenhaft verhalten sollen, also der „Ehre wert“ sein sollen. Wer die Gebote nur auf ihren Wortsinn reduziert, der macht sich in gleicher Weise schuldig, wie es die Pharisäer und Schriftgelehrten waren. Der Buchstabe des Gebotes ist niemals der ganze Sinn des Gesetzes.

Es sind perfekte Prinzipien. - Das Gesetz ist perfekt und beansprucht totalen Gehorsam. Teilweiser Gehorsam ist dasselbe wie Ungehorsam. Jakobus sagt, dass das Gesetz in all seinen Geboten miteinander verbunden ist, sodass ich das ganze Gesetz gebrochen habe, wenn ich ein Gebot breche (Jakobus 2,10).

3. Die Prinzipien der Gebote haben stets zwei Seiten.

Immer wenn in den Geboten etwas Schlechtes verboten wird, ist gleichzeitig das gegensätzliche Gute geboten. Und wo etwas Gutes geboten wird, ist das gegensätzliche Schlechte verboten. - Z.B. wenn Gott uns verbietet, seinen Namen zu missbrauchen, gebietet er uns damit zugleich, ihn d.h. seinen Namen zu loben (2. Mose 34,14). - Wenn Gott uns verbietet zu stehlen, gebietet er uns zugleich die Güter unseres Nächsten zu schützen (Matthäus 7,12). - Wenn er uns verbietet zu töten, gebietet er uns zugleich zu lieben (1. Petrus 1,22). - Wenn er verbietet etwas zu begehren, gebietet er uns zugleich uns mit dem, was wir haben genügen zu lassen (Hebräer 13,5). Jedes Gebot enthält ein Verbot und ein Gebot. Hier sehen wir: Die Pflichten des Gesetzes sind nicht bereits dann erfüllt, wenn wir sie dem Buchstaben nach halten, sondern erst, wenn wir die Implikationen beachten und erfüllen.

Die Gebote sind nicht nur negativ, sie sind negativ und positiv zu gleicher Zeit. Alles Positive hat eine negative Seite und umgekehrt. In Epheser 4,28 wird zuerst das Verbot unterstrichen: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr..“, dann wird die positive Seite des Gebotes hinzugefügt: „sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe.“ Das Gebot einzuhalten bedeutet also nicht nur nicht zu stehlen, sondern zu arbeiten und anderen abzugeben.

Wenn eine Sünde verboten wurde, sind alle Sünden derselben Art verboten und wenn eine Pflicht geboten ist, sind alle Pflichten derselben Art ebenso geboten. Wenn der Herr Ehebruch verbietet, verbietet er damit alle Arten unreiner sexueller Beziehungen (Sodomie, Inzest, Homosexualität etc.). So verstand Jesus die Gebote.

Wenn die großen Sünden einer Art verboten sind, sind die „kleineren“ Sünden derselben Art ebenso verboten. Durch das Verbot des Schlimmsten soll uns eine heilige Scheu vor dem befallen, was es anbahnt und ermöglicht. Wenn der Herr uns verbietet jemanden zu töten, verbietet er uns auch ihn zu schlagen oder zu hassen. Weil das Stehlen verboten ist, ist auch alle Betrügerei verboten, die darauf hinausläuft.

Wenn eine Sünde verboten ist, sind die Ursachen und Gelegenheiten zu dieser Sünde ebenfalls verboten. Wir dürfen bestimmte Dingen nicht nur nicht tun, sondern es ist uns auch verboten, Gelegenheiten zu dieser Sünde herbeizuführen. (Personen ohne Führerschein den Autoschlüssel zu geben; großzügig Partys zu gestatten; Jugendliche und Alkohol) Wenn Totschlag verboten ist, sind Eifersucht und Zornausbrüche auch verboten, denn sie bieten Anlässe zum Totschlag. Da Ehebruch verboten ist, ist alles was dazu führen könnte auch verboten (Sprüche 5,8). Da Kinder angehalten sind, ihre Eltern zu ehren, sind diese auf der anderen Seite verpflichtet, ihre Kinder nicht zu provozieren (Kolosser 3,20-21). Deshalb ist Hass genau so verboten, wie Mord, weil aus ihm der Mord entsteht. („ Meidet das Böse in jeglicher Form!“ 1. Thessalonicher 5,22; „Gebt dem Teufel keine Chance“ Epheser 4,27) Christus als Herrn angenommen zu haben bedeutet, alles abzulehnen, was ihm entgegensteht.

4. Die Prinzipien der Gebote verpflichten uns.

Das Gebot legt uns die Verpflichtung auf, unseren Einfluss oder unsere Möglichkeiten zu nutzen, andere zu ermutigen und anzuleiten, das Gesetz einzuhalten. - Andererseits verbietet uns die Schrift irgend etwas mit der Sünde eines anderen Menschen zu tun zu haben, ihn dazu zu ermutigen oder ihm gar dabei zu helfen. Christen dürfen sich nicht an Übertretungen des Gesetzes beteiligen (1. Timotheus 5,22). Wir haben andere zu unterrichten, dass die es lernen, die Gebote zu halten. (Matthäus 5,19f)

Unsere Verpflichtung Gott gegenüber ist größer, als unsere Verpflichtungen Menschen gegenüber. - Die erste Tafel der Gebote muss die 2. Tafel regieren. - „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.“ (Lukas 14,26) Es klingt hier so, als verletze Jesus das 5. Gebot. Aber er will nur sagen: Die Liebe zu mir ist höher zu bewerten, als jede andere Liebe. Sogar als die Liebe zu sich selbst. Im Vergleich mit unserer Liebe zu Gott soll jede andere Liebe wie Hass aussehen. Das 1. Gebot kommt vor dem 2. Gebot. Jesus betont hier die Wertigkeiten der Gebote.

Apostelgeschichte 5,29 „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ d.h. manchmal müssen wir unsere Pflichten Menschen hinter die Verpflichtungen, die wir Gott gegenüber haben, zurückstellen.

Werden wir Christen es lernen, dass Liebe zur Gerechtigkeit notwendigerweise Hass gegen die Sünde bedeutet? Dass Christus annehmen heißt, sich selbst zu verwerfen? Dass wir nur dem guten Weg folgen können, wenn wir vor dem bösen fliehen? Dass ein Freund dieser Welt ein Feind Gottes ist? Dass Gott keine Grauzone erlaubt, in die der Ängstliche und Zweifler fliehen kann, um einerseits der Hölle zu entrinnen und andererseits der Strenge gegenwärtiger Züchtigung zu entgehen?

Zum Schluss: Was will ich mit dieser Predigt erreichen?

  1. Dass wir wahre Gottesfurcht lernen.

  2. Dass wir Gottes Wort gegenüber sensibler werden.

  3. Dass wir unsere Sündhaftigkeit deutlicher erkennen.

  4. Dass wir die Auferstehungskraft Christi noch mehr schätzen lernen, weil er uns allein durch seinen Geist dazu verhilft, all das zu auszuleben, was seine Gebote sagen.



Manfred Herold



Manfred Herold