So genannte Widersprüche in der Bibel

Einleitung:

Die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit ihrer Do­kumente. Sind die Dokumente voller Irrtümer, wäre es töricht der christlichen Botschaft Glauben zu schenken. Die Bibel (Dokument) enthält aber keine Wi­dersprüche = Unwahrheiten und deshalb bleibt das Christentum „glaubwürdig“.

Es gibt tatsächlich Stellen in der Bibel, die scheinbar im Widerspruch zueinander stehen, die der aufmerksame Bibelleser selbst beobachtet. Auch wenn er nicht sofort geneigt ist, dem Text einen Fehler zu unterstellen, sind wir ihm eine Antwort schuldig. Er möchte wissen, wie diese Aussage im Kontext zu verstehen ist und welche Funktion gerade diese Formulierung hat.

Ursprünge der so genannten Widersprüche:

Wie sind so genannte Widersprüche in Gottes unfehlbarem Wort entstanden? Dafür gibt es sowohl textbezogene als auch leserbezogene Erklärungen.

Textbezogene Erklärungen:

a. Einige Probleme sind im Laufe der langen Textüberlieferung entstanden. (wiederholtes Kopieren der Texte drangen manchmal Fehler ein: durch Hörfehler (gleich lautende Worte), Sehfehler (man überspringt gleich beginnende oder gleich endende Sätze) und Kopierfehler (besonders bei Zahlen). So können Widersprüche im Text entstanden sein, die nicht in den Urtexten vorhanden waren.

b. Einige so genannte Widersprüche stammen aus der langen Geschichte der Entstehung des Alten Testamentes. Stellt euch vor, ihr lest eine Geschichte des deutschen Volkes von 800 bis 1800 n.Chr., die auch zwischen 800 und 1800 geschrieben wurde. Welche unterschiedlichen, scheinbar widersprüchlichen Ausdrucksweisen, Erklärungen und Perspektiven würdet ihr von den verschiedenen beteiligten Autoren erwarten? So auch in Bezug auf das Alte Testament.

Leserbezogene Erklärungen:

Die meisten so genannten Widersprüche stammen aus der chronologischen und kulturellen Distanz zwischen uns und dem Text in seinem ursprünglichen Kontext:

a. Einerseits sind wir zu wenig vertraut mit der hebräischen Sprache.

b. Andererseits fordern wir unberechtigterweise von den biblischen Texten einen chronologischen oder logischen Aufbau, eine lückenlose Erzählung, eine naturwissenschaftliche Genauigkeit und eine historische Vollständigkeit, die unseren heutigen Vorstellungen entsprichen.

c. Weitere so genannte Widersprüche entstehen erst durch eine irreführende Übersetzung und werden von dem Leser als solche verstanden, weil er auf Übersetzungen angewiesen ist.

Bedenkt man, dass die Niederschriften der Berichte vom Leben Jesu früh eingesetzt haben, so kann es oberflächlich gesehen zunächst in Erstaunen versetzen, dass es in den Evangelien Differenzen gibt. Ein Großteil dieser Abweichungen kann jedoch leicht im Sinne von Ergänzungen verstanden wer­den.

Insgesamt geben die Evangelien trotz aller Differenzen im wesentlichen ein klares Ge­samtbild von Jesus. (Dies ist bei aller De­tailforschung zu beachten!) Nur selten fällt sofort auf, dass eine oder die andere Einzel­heit anders dargestellt ist.

Erst wer einmal aufmerksam geworden ist und nun planmäßig vergleichend forscht bemerkt Abweichungen in den einzelnen Schilderungen. Der Historiker nun weiß nur allzu gut, dass auch in der gesamten Profangeschichte - et­wa in der Memoirenliteratur - derartige Dif­ferenzen und Abweichungen häufig vorkommen, und zwar auch bei Quellen, die man insgesamt als gut bezeichnen muss.

Einige Beispiele so genannter Widersprüche und schwer verständlicher Abschnitte im Wort Gottes:

1. Woher nahm Kain seine Frau?

Die Frage nach Kains Frau will nicht verstum­men, so oft sie auch schon beantwortet wurde. 1. Mose 4,16-17 Es heißt hier nicht, dass er sich im Lande Nod eine Frau nahm, sondern dass ihm dort ein Sohn geboren wurde. Sie war also bereits seine Frau. Er hatte sie wohl nach Nod mitgenommen. Woher kam sie?

1. Mose 5,4 Seine jüngere Schwester? Ja, warum nicht? - In Apostelgeschichte 17,26 heißt es, dass die Menschen von „einem Blut“ abstammten. Das war Gottes Plan. Darum war es am Anfang auch nicht verboten seine Schwester zu heiraten, es war sogar notwendig.

Wir dürfen in den Ereignissen, die in den ersten Kapiteln der Bibel geschildert werden keine exakte chronologische Reihenfolge vermuten!

2. Kämpft Gott mit einem Menschen?

1. Mose 32,22-33 Zuerst hatte es den Anschein, dass der Gegner Jakob nicht besiegen konnte, dass also Jakob stärker war - dann rührte der Gegner die Hüfte Jakobs an und sie war verrenkt. Hierzu war eine Riesenkraft nö­tig. Also war der Gegner stärker. Der Gegner bittet: „Lass mich gehen!“ kann also nicht ohne Weiteres, also erscheint Jakob stär­ker, dann wieder bittet Jakob: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Also ist der Andere wieder der Größere.

Scheinbar lauter Widersprüche. Der Gegner war der Herr selbst. Warum ringt Gott mit Jakob? Das erkennen wir aus dem Ergebnis des Ringens: Jakobs Hüftgelenk wurde verrenkt. Das Gelenk der Kraft, es gibt uns Halt, dass wir stehen und gehen können. Wird es verrenkt, sinkt man kraftlos zu Boden. Das Hüftgelenk ist ein Bild unserer eigenen Kraft, Selbst­ständigkeit, Stärke.

Darauf arbeitete Gott bei Jakob und arbeitet er bei uns hin, unsere falsche Selbstständigkeit zu zerbrechen. Wie schlau war Jakob! In allen Lagen wusste er Rat, immer konnte er sich helfen. Gott brauchte er nicht. Darum konnte Gott ihn nicht segnen und nicht das aus ihm machen, was er sich vorgenommen hatte. Ja­kobs eigenes stolzes Wesen war das Hindernis, das beseitigt werden musste.

Gott geht planmäßig und zielbewusst vor. Es ist nicht Gottes Art jemanden gegen seinen Willen nieder zu werfen. Als er bei Jakob die überhebliche Selbstsicherheit, sich schon überall herausmogeln zu können sah, das schier unbegrenzte Selbstvertrauen, das gepaart ist mit Hochmut und das sich Gott einfach nicht unterordnet, wahrnahm, da wurde deutlich: Solange er diese Lebenseinstellung hatte, würde Gott nichts für ihn tun können. So ist es auch heute noch bei uns.

Gegen die dann folgende Behandlung bäumen wir uns auf. Darum muss Gott uns die „Hüfte“ verrenken. Er will ja zum Ziel kommen und er weiß, dass es Jakobs und unser Glück ist, wenn die eigene alte Wesensart zu Tode kommt. (Taufe)

Es war eine furchtbare und gesegnete Stunde. An die Stel­le der Selbstständigkeit trat die Abhängig­keit. Wollte Jakob nicht haltlos zu Boden sin­ken, musste er sich an den Herrn klammern. Deshalb sprach er: „Ich lasse dich nicht...“ Was hielt ihn jetzt auf­recht? Der Herr!

Dann folgte die Frage: „Wie heißt du!?“ Antwort: „Jakob“ - Merkwürdig, hatte Gott jemanden überfallen und wusste nicht wen? Nein - Namen bedeuteten etwas. „Jakob“ hieß der Listi­ge, der Betrüger. Als Gott fragte, bedeutete das soviel wie: „Wer bist du?“ Gott wollte wissen, ob Jakob zur Selbsterkenntnis gekommen wäre. Auch wir! Römer 7,18

Gott schenkt ihm durch seine Gnade einen neuen Namen, d.h. einen Neuan­fang. Da ging die Sonne auf. Bis dahin war Jakob ein „Nachtwandler“ gewesen, nun fing sein „Wandel im Licht“ an.

Aber eins nahm er mit, die verrenkte Hüfte. Mit seiner eigenen Kraft war es ein für alle­mal vorbei. Dass auch wir uns nie wieder auf die eigene Kraft verlassen würden, arm blie­ben in uns selbst. Jakob ist ein Vorbild für uns!

3. Wie ist das mit der Reue Gottes zu verstehen?

4. Mose 23,19 heißt es: „Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch ein Menschen­sohn, dass er bereue.“ Und doch redet die Bibel an vielen Stellen von der Reue Gottes. (Es reute ihn, dass er die Menschen gemacht hatte.) - Die Begründung für die Reue Gottes ist überall die Sün­de des Menschen oder dessen Umkehr von der Sün­de. 1. Mose 6,5; 1. Samuel 15,11

Von der Reue Gottes kann nur geredet werden, weil der Mensch die Freiheit hat, zu sündigen, oder sich zu bekehren. Reue empfindet Gott dann, wenn der Mensch seine freie Willensent­scheidung zur Sünde missbraucht (und dadurch Gottes ursprünglicher Plan zu Heil, Glück der Menschen nicht erfüllt werden kann). Umge­kehrt empfindet Gott Reue über beschlossenes Unheil, wenn der Mensch sich von seiner Sünde abkehrt und sich Gottes Plan dadurch erfüllen kann.

Beispiel Ninive: Gottes Grundplan für Ninive wie für alle Menschen ist: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, dass der Sünder sich bekehre und lebe. Dieser Grundplan ändert sich nicht, obwohl er den Niniviten Gericht verkünden lässt. Als sie sich bekehren, wendet Gott auch wieder das Unheil, weil sie ihre Stellung zur Sünde geändert haben und sie allein Grund für die göttliche Reue gewesen ist.

4. Wie war das mit Davids Volkszählung?

Wenn wir die zwei Berichte von Davids Volkszählung vergleichen (2. Samuel 24 und 1. Chronik 21), dann fallen einige Hauptunterschiede sofort auf:

  1. Nach 2. Samuel reizte vermutlich Jahwe David zum falschen Handeln; nach 1. Chronik tat es Satan.

  2. Nach 2. Samuel wurden 800.000 Kriegsmänner in Israel gezählt und 500.000 in Juda, nach 1. Chronik 1.110.000 in ganz Israel und 470.000 in Juda.

  3. Nach 2. Samuel betrug der Kaufpreis für die Tenne Araunas 50 Schekel Silber, nach 1. Chronik 600 Schekel Gold.

Viele Ausleger sehen darin schwerwiegende Widersprüche, die sie als weiteres Beweismaterial für die späte Entstehung, die Neigung zur Übertreibung (evtl. um Gott dadurch zu verherrlichen) und die historische Unzuverlässigkeit vom Buch der Chronik ansehen. Was können wir darauf antworten?

Jahwe oder Satan?

Eine zweifache Ursächlichkeit ist nicht grundsätzlich widersprüchlich. Auch in Hiob bleibt Gott die letzte Ursache für das Leiden Hiobs, das durch Satan verursacht wurde. Dass Satan das Gericht Gottes ausführen kann, bestätigt auch 1. Korinther 5,5.

Auch sonst sehen wir im Alten Testament, dass Gott nur Men­schen zum Bösen reizt, wenn sie gegen ihn ge­sündigt haben. Der Reiz besteht darin, dass Gott den Sünder antreibt, die Bosheit seines Herzens in Tatsünden offenbar werden zu lassen. Der An­reiz des Sünders zum Bösen ist eine besondere Weise Gottes, Sünden durch Sünder zu strafen. Gott reizt nur zum bösen Tun gegen Menschen, die sich Gottes Gericht durch ihre Sünde zu­gezogen haben.

Widersprüchliche Truppenzahlen?

Die 500.000 aus Juda in 2. Samuel ist eine aufgerundete Zahl, die der genaueren Zahl 470.000 in 1. Chronik entspricht. „Israel“ in 2. Samuel bezeichnet allein das Nordreich, „ganz Israel“ in 1. Chronik das ganze Land. So sind die zwei Summen 1.300.000 in 2. Samuel aber 1.110.000 in 1. Chronik. Das hieße, dass Chronik untertreibt! Da 1. Chronik 21,6 ausdrücklich sagt, dass Joab die Stämme Levi und Benjamin nicht gezählt habe, und 1. Chronik 27,24, dass er die Volkszählung weder vollendet noch deren Gesamtzahl aufgeschrieben habe, ist es durchaus berechtigt, die Gesamtzahl in Chronik um ungefähr 100.000 pro Stamm zu reduzieren. Dann verschwindet der Widerspruch ohne Hinweis auf 'höhere' Mathematik.

Widersprüchliche Kaufpreise?

1. Chronik hebt Davids Opferbereitschaft hervor: Gold statt Silber; zwölffach so viele Schekel (= 50 pro Stamm x 12 = 600). Doch in 2. Samuel wird lediglich die kleine Tenne und die Rinder für diesen Betrag gekauft (Vers 24); in 1. Chronik wird dafür der ganze Platz gekauft, deshalb ein höherer Preis. Am Ende vom 2. Samuel wird Davids vorbildliches Verhalten in zwei Krisensituationen in Israel hervorgehoben (Kapitel 21 und 24, das Wort „wieder“ in 24,1 bezieht sich wahrscheinlich auf Kapitel 21), um ihn dabei mit Saul zu kontrastieren (Saul verschuldete die erste, David die zweite Krise). In 1. Chronik hat diese Geschichte eine ganz andere Funktion: Sie erklärt, wie David den ganzen Tempelplatz erworben hat (2. Chronik 3,1). Das bildet die Grundlage für die darauf folgenden Kapitel in 1. Chronik 22-29, die vor allem beschreiben, wie David den Tempelbau und Tempeldienst vorbereitet hat. Aus Davids Sünde geht Gutes hervor: eine Stätte, wo Gott angebetet wird! Eine weitere Lösungsmöglichkeit wäre: Der Kaufpreis in 1. Chronik wird den Inflationsraten der nachexilischen Zeit angeglichen (d.h. ein Preis von 50 Silberschekeln zur Zeit Davids entspricht 600 Goldschekeln in der persischen Zeit).

Auch bei diesen Texten gibt es keine unlösbaren Widersprüche.

5. Was lag in der Bundeslade?

1. Könige 8,9 sagt, dass außer den Gesetzes­tafeln nichts in der Bundeslade war. Hebräer 9,4 berichtet, sie hätte noch den Aaronsstab und den Mannakrug enthalten. 2. Mose 16,33-34 berichtet, dass der Manna­krug vor dem Zeugnis aufbewahrt wurde. Das gleiche sagt auch 1. Mose 17,10 vom Aaronsstab aus. Was stimmt nun?

Hier wird dem Schreiber des Hebräerbriefes ein Missverständnis oder gar ein Irrtum unter­stellt. Das stimmt nicht.

Zur Erinnerung an die Speisung in der Wüste wurde der Mannakrug „vor dem Zeugnis“, hiermit sind die Gesetzes­tafeln gemeint, die Tafeln des Zeugnisses Gottes ans Volk (2. Mose 40,20;31,18). Dieses „Zeugnis“ wurde in die Lade hinein gelegt 2. Mose 25,16 Der Krug war also in der Lade zusammen mit den Tafeln. Dasselbe gilt auch für den Stab Aarons.

In 1. Könige 8,9 wird berichtet, dass nur die Ta­feln in der Lade waren. Daraus wird gefolgert dass der Krug und der Stab nicht in der Lade gewesen sein könnten. Die Stelle besagt aber keineswegs, dass die Lade niemals mehr enthal­ten habe. Es wird hier nur erwähnt, was zur Zeit des Tempelbaus in der Lade gefunden wurde. Der genaue Sinn des Wortlauts ist, dass noch andere Gegenstände in der Lade zu erwarten waren, als nur die beiden vorgefunde­nen Tafeln.

Wie sind die beiden anderen Gegenstände ver­schwunden? Aus der Geschichte ist bekannt, dass die Lade wiederholt mit in den Krieg genommen worden ist und sogar einmal von den Philistern erbeutet wurde. (1. Samuel 4-6) Hier und bei den noch folgenden häufigen Ortswechseln konnte sehr leicht der Inhalt verändert worden sein.

6. Wer war der Vater Josefs?

Nach Matthäus 1,16 ist der Vater Josefs Ja­kob und nach Lukas 3,23 ist es Eli. - Nach jüdischem Gesetz musste ein Jude seines Bruders Frau heiraten, wenn der kinderlos starb. Dies kam recht häufig vor. Nun besagt eine früh­christliche Überlieferung, dass Jakob (Matthäus) und Eli (Lukas) Söhne einer Mutter waren, jedoch aus 2 Ehen. Eli starb ohne Kinder und Jakob heiratete die Witwe (seines Bru­ders Frau) und zeugte Josef. So sind beide Evangelien im Recht: Matthäus, wenn es sagt: Jakob zeugte Josef und Lukas, das sagt, Josef war der gesetzliche Erbe und Sohn des Eli.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu be­merken, dass die Juden den Stammbaum Jesu nie angegriffen haben. Das hätten sie ge­wiss getan, wenn etwas falsch gewesen wäre. Sie konnten das nachprüfen, wir nicht!

7. Darstellung oder Flucht?

Wie harmonisiert Lukas 2,22 (Darstellung) mit Matthäus 2,14 (Flucht)? - Herodes starb 750 nach der Gründung Roms. Der Kinder­mord in Bethlehem war etwas früher. Die Darstel­lung, die nach dem Gesetz 10 Tage nach der Geburt erfolgen sollte, kann also dem Besuch der Weisen ohne weiteres vor­ausgegangen sein, so dass kurz nachher die Flucht nach Ägypten unternommen werden konnte. Der Aufenthalt in Ägypten war demnach nur von kurzer Dauer.

8. Wer waren die 12 Jünger?

Matthäus 10,3 und Markus 3,18 ein Bartholomäus und Johannes 1,45f ein Nathanael. - Nathanael wurde durch Philippus zu Jesus ge­führt. In den anderen 3 Evangelien wird der Name Nathanael überhaupt nicht erwähnt. Im Johannes dagegen kommt der Name Bartholomäus nicht vor. - In der Aufzählung Matthäus + Markus wird Philippus mit Bartholomäus zusammen genannt, als wäre es ganz selbstverständlich und unver­meidlich, die beiden miteinander zu ver­binden. Zweitens handelt es sich bei Bartholomäus um einen Zweitnamen, der Sohn des Tholmai bedeutet. Bartholomäus muss also noch einen anderen, ersten Namen gehabt haben. Deshalb sind auch die allermeisten Bibellehrer der Auffassung, dass es sich bei Bartholomäus und bei Nathanael um dieselbe Person unter 2 ver­schiedenen Bezeichnungen gehandelt hat.

9. Hand, Fuß, Auge: fort damit?!

Matthäus 18,8-9 - Hier handelt es sich um eine bildliche Rede. Jesus will sagen: „Die Se­ligkeit ist jedes Opfer wert, das dafür zu bringen ist.“ Darum ist seine Schlussfolgerung: „Fort mit allem, was uns arg und böse machen könnte, was uns hindern könnte, selig zu werden.“

Von den 3 Gaben Gottes spricht er: Hand, Fuß, Auge. Das sind kostbare Gaben, die man aber auch missbrauchen kann.

Hand: Wie viel Nützliches kann man mit der Hand tun, arbeiten, helfen, künstle­risch wirken, segnen. Doch wie viel Unheil kann sie im Dienste Satans anrichten! Kain erhob seine Hand gegen Abel. - Achan nahm und verursachte den Tod von 36 Mann vor Ai. - Der Herr meint nicht buchstäblich, dass wir uns die Hand abhauen sollen. Er meint, dass wir unsere Hand um keinen Preis in den Dienst der Sün­de stellen sollen.

Fuß: Der Fuß ist eine Gottesgabe. Wir können damit zur Arbeit gehen, wan­dern, zur Gemeinde, das Evangelium verkünden... Aber die Sünde will sich unserer Füße bemächtigen: Simson ging nach Timnath zu dem Philistermädchen; Gehasi eilte Naeman nach, um reich zu werden; Judas ging mit denselben Füßen mit denen er 3 Jahre dem Herrn folgte, zu Hohepriestern und verriet ihn; Petrus ging in den Palasthof und verleugnete Jesus. - Wir sollen darauf achten dass unsere Füße nicht einfach weiter auf alten Wegen gehen und uns so zum Ärgernis werden. Nicht vom Weg Jesus nach abirren.

Auge: Das Auge ist noch kostbarer, denn es kann nicht ersetzt werden. Welches Geschenk sind unsere Augen! Aber auch der Feind sucht sich unserer Augen zu bemächtigen. Eva schaute die Frucht an; Lot hob seine Augen auf und sah das fruchtbare Tal Sodom! Wehe, dass er seine Augen aufhob, er hätte sie zum Gebet schließen sollen. David sah auf Dach die badende Bathseba und eine sündhafte Lust wurde entfacht, die ihn zu einem Ehebrecher und Mörder werden ließ! Unseren Leib an Jesus hingeben und ihn dort belassen! Römer 12,1-2

Zusammenfassend:

Es ist möglich, dass meine vorgeschlagenen Lösungen nicht unbedingt die richtigen sind. Doch dass es auf diese bekannten so genannten Widersprüche in der Bibel logische, überzeugende und wahrscheinlich sogar mehrere Lösungen gibt, wurde hoffentlich deutlich. Wir können dem biblischen Text voll vertrauen.

Wie sollen wir dann darauf reagieren, wenn jemand behauptet, die Bibel sei voller Widersprüche, und sogar meint, dass solche Widersprüche mit der Bibeltreue vereinbar seien? Um den Propheten Samuel zu zitieren (1. Samuel 15,29): „Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist“ - auch nicht in den Menschenworten durch die er sich geoffenbart hat. Gleason Archer schreibt: „Es gibt keinen unwichtigen Fehler in der Bibel.“ Und wenn wir zeigen können, dass es keine grundlegenden Widersprüche in der Bibel gibt, dann räumen wir Hindernisse zum Glauben aus dem Weg und helfen denjenigen, die durch so genannten Widersprüche verwirrt werden.



Manfred Herold

Manfred Herold