Lektion 18 - Liebe und Wahrheit

Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und her geworfen und umher getrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, die mit Arglist auf Irreführung ausgehen. Lasst uns aber die Wahrheit reden (festhalten) in Liebe und in allem hin wachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.“ Epheser 4,14-15

Man kann unmöglich diese beiden Verse für sich allein betrachten. Der Zusammenhang lehrt uns: Wir können nur auf dem einmal gelegten FUNDAMENT (ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung, ein Herr.. Verse 4-5), nur mit den von Gott uns gegebenen MITTELN (Gaben Verse 8+11), das uns von Gott gesteckte ZIEL (Heilige tüchtig machen, damit Einheit, Vollmass), auf dem in Vers 15 genannten WEG erreichen werden.

Wie sieht dieser Weg aus? Wie kann es zu dieser Einheit kommen, nach der sich jeder bewusste Christ sehnt? Indem wir „die Wahrheit in Liebe reden (üben), lasst uns in allen Stücken hineinwachsen in ihn, der das Haupt ist, Christus!"

Was heißt das konkret? Wahrheit ist nichts Abstraktes, sondern eine Person: Jesus Christus (Johannes 14,6). Von dieser Person erfahren wir ausschließlich und völlig zuverlässig in der Bibel, die uns durch vom Heiligen Geist erleuchteten Menschen erklärt wird. Also: WAHRHEIT = JESUS CHRISTUS = BIBEL + HEILIGER GEIST! („Der Geist ist die Wahrheit“ 1. Johannes 5,6;4,6) Die Wahrheit ist deshalb dynamisch und nicht statisch. Sie ist aber dennoch nicht fließend, beliebig oder wechselnd. Sie ist ein für allemal festgelegt und verändert sich nicht. Sie steht nicht zu unserer Disposition. Es kann also nicht heute wahr sein, was gestern Lüge war und umgekehrt.

Kein Christ kann für sich allein beanspruchen, die ganze Wahrheit Gottes erkannt zu haben. Jeder von uns erkennt „stückweise“ (1. Korinther 13,9). Obwohl wir nun alle „nur Stücke“ der Wahrheit haben, ist sie dennoch klar von Unwahrheit, Lüge und Menschenweisheit zu unterscheiden. Diese „Stücke“ können nicht falsch sein, - wohl aber sind sie nicht alles. Auch wir als Gemeinde haben noch nicht die ganze Wahrheit erkannt. Deshalb bin ich bereit, auch von anderen Christen zu lernen. Wenn ich z.B. durch einen Pfingstler oder Lutheraner etwas von der Wahrheit Gottes neu erkenne, dann bin ich verpflichtet, diese neuen Aspekte in mein Leben und meinen Dienst einzubeziehen. Das geschieht aber nur dann recht, wenn ich die Wahrheit, welche ich durch die Gnade Gottes (die schließt allen Stolz aus) bereits erkannt habe, unbeirrt festhalte (Philipper 3,16). Wir müssen bereit sein, die Wahrheit immer umfassender zu erkennen. Deshalb sollen wir „in der Wahrheit wandeln (d.h. leben)“ (3. Johannes 3+4; 2. Petrus 2,2; 2. Johannes 4+9) und so auf diesem Weg vorankommen.

Auf der anderen Seite muss ich jedoch den Irrtum bei mir nahe stehenden Menschen und Gruppierungen besonders warnend hervorheben, weil durch die weitgehende Übereinstimmung mit ihnen, die Fehler und Irrlehren, die sich eingeschlichen haben, nicht von jedermann erkannt werden. Viele Christen sind einfach nicht in der Lage z.B. die Veröffentlichungen von Dr. Wolfhard Margies, Kenneth Hagin, Dr. Robert Schuller u.a. recht zu prüfen und nur das Beste daraus zu behalten. Viele von ihnen gehen in den Irrtümern zugrunde, die sie nicht früh genug erkannt haben. Um angemessen prüfen zu können, muss ich in der Wahrheit Gottes befestigt sein. Dazu soll unsere Bibelstunde verhelfen.

Wir haben „die Wahrheit in Liebe festzuhalten“ (Epheser 4,15). Das ist nicht einfach. Es gab Zeiten, in denen der Stellenwert der Wahrheit zu stark betont wurde. Z.Zt. erleben wir den gegenläufigen Pendelschlag in der Gemeinde Jesu. Wurde früher schnell jede private Erkenntnis eines Predigers als „DIE Wahrheit“ für eine ganze Gemeinde verpflichtend dargestellt, so trauen sich heute viele Verkündiger um der „Liebe willen“ kaum mehr, von DER Wahrheit zu sprechen. Zu leicht wird man der Lieblosigkeit und Überheblichkeit geziehen.

Viele Christen sind sogar, angesteckt vom Zeitgeist, zu der Überzeugung gekommen, dass es DIE Wahrheit gar nicht gibt und dass sich jeder mit dem „Fünkchen Wahrheit“, das er empfangen hat, zufrieden geben soll und kann. Absolute Wahrheiten stören nur, bauen Fronten auf, riechen nach Fundamentalismus und Intoleranz und damit möchte man nichts zu tun haben.

Wir haben es zu lernen, die Wahrheit zu lieben und in der Liebe wahr zu sein. Zu lange war die Wahrheit überwiegend ein Instrument der Abgrenzung und Verurteilung anderer. Aber das ist sie doch gar nicht. Jesus, die Wahrheit, ist zugleich ganz einladende Liebe. Nur wenn wir es lernen die von uns erkannte Wahrheit so liebevoll einladend weiter zusagen, werden wir sowohl die anziehende Kraft der Liebe, als auch die überzeugende Kraft der Wahrheit neu erleben. Ernste Christen werden nie aufhören danach zu fragen, was ihr Herr und Meister will, wie sein Wort und seine Offenbarung verstanden werden soll und wie es heute unter der Leitung des Heiligen Geistes im vollen Gehorsam zum Wohl unserer Mitmenschen umgesetzt werden kann. Dazu sollten wir uns gegenseitig ermuntern!

Bei alledem gründen wir die Ansprüche der Wahrheit Gottes, die wir verkünden, nicht auf die Fleckenlosigkeit unseres Charakters, sondern allein auf die Autorität des Wortes Gottes („Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, uns aber als eure Sklaven um Jesu willen.“ 2. Korinther 4,5). Deshalb müssen wir auch mit anderen Christen nicht in einen Wettstreit der Meinungen eintreten, sondern dürfen darauf vertrauen, dass sich die Wahrheit durchsetzt. Sie findet im Gewissen wahrheitssuchender Menschen ihre Bestätigung, so dass sie zu einer Überprüfung ihrer eigenen Standpunkte angeleitet werden.

Weil wir Jesus lieben, lieben wir auch alle seine Glieder als unsere Geschwister und möchten sie kennen lernen. Weil wir Jesus lieben, lieben wir die ganze Wahrheit Gottes und möchten sie immer umfassender kennen lernen! Wenn beides beisammen bleibt, dann werden wir die Einheit ausleben von der Jesus gesprochen hat und die DAS ZEUGNIS für die Menschen unserer Umgebung ist.

Manfred Herold

Manfred Herold