Lektion 19 - Demut

Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6,8)

..lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!“ (Matthäus 11,29)

Einer der gefährlichsten Feinde des Neubekehrten ist Stolz oder Überheblichkeit. Keine andere Sünde wirkt so raffiniert und so heimlich. Sie dringt in alles ein, sogar in unseren Gottesdienst, in unsere Gebete, sogar in unsere Demut. Da ist nichts zu klein im irdischen Leben, nichts zu heilig im geistlichen Leben, aus dem Überheblichkeit nicht ihre Nahrung zieht. (2. Chronik 26,5+16) Der Glaubende muss deshalb davor auf der Hut sein, muss hören, was die Schrift über den Stolz lehrt und über die Demut, durch welche die Überheblichkeit ausgetrieben wird.

Der Mensch wurde erschaffen, um an der Herrlichkeit Gottes teilzuhaben. Er erreicht dies, indem er sich der Verherrlichung Gottes widmet. Je mehr er danach strebt, dass nur die Herrlichkeit Gottes in ihm gesehen werden soll, desto mehr ruht diese Herrlichkeit auf ihm. (1. Korinther 10,31; Johannes 12,28) Je mehr er sich selbst vergisst und verliert und wünscht, nichts zu sein, damit Gott alles sei und damit Gott allein verherrlicht werde, desto glücklicher wird er sein. Durch die Sünde ist dieser Plan vereitelt worden. Der Mensch sucht sich selbst und seinen eigenen Willen durchzusetzen. (Römer 1,21+23)

Die Gnade erschien, um wiederherzustellen, was die Sünde zerstört hat und den Menschen zu neuer Ehre zu bringen, indem er sich selbst stirbt und nur für die Ehre Gottes lebt. Dies ist die Demut oder Niedrigkeit, für die Jesus selbst das Vorbild ist: er hat nicht an sich selbst gedacht; er hat sich selber völlig hingegeben, um den Vater zu verherrlichen. (Johannes 8,50) Wer von Selbstüberheblichkeit befreit werden will, kann dies nicht erreichen, indem er einfach gegen deren Wirken ankämpft. Nein, Stolz wird nur ausgetrieben und ferngehalten durch Demut. Der Geist des Lebens in Christus, der Geist seiner Demut, wirkt in uns wahre Demut. (Römer 8,2; Philipper 2,5)

Das Mittel, das Gott zu diesem Zweck hauptsächlich anwendet, ist sein Wort. Durch das Wort werden wir von Sünde gereinigt; durch das Wort werden wir geheiligt und mit der Liebe Gottes erfüllt. Beobachte, was das Wort darüber sagt. Es spricht von Gottes Hass gegen den Stolz und von der Strafe, die darauf steht. ( Sprüche 16,5; 1. Petrus 5,5) Es gibt die herrlichsten Verheißungen für den Demütigen. (Psalm 34,19) In fast allen Briefen der Apostel wird die Demut den Christen als eine der ersten Tugenden empfohlen. (Römer 12,3+16; Philipper 2,3) Sie ist der Zug im Bilde Jesu, den er seinen Jüngern besonders einprägen will. Seine ganze Menschwerdung und Erlösungstat hat ihre Wurzeln in seiner Demut. (Philipper 2,7-8)

Nimm einige dieser Worte Gottes von Zeit zu Zeit und bewahre sie in deinem Herzen. Der Lebensbaum bringt viele verschiedene Samen hervor ‑ auch den Samen der himmlischen Pflanze, die Demut heißt. Die Samen sind die Worte Gottes. Trage sie in deinem Herzen; sie werden aufwachsen und Frucht bringen. (1. Thessalonicher 2,13; Hebräer 4,12) Betrachte, wie lieblich und angenehm und wohlgefällig die Demut vor Gott ist.

Dem Menschen, der ja zur Ehre Gottes erschaffen ist, scheint die Demut etwas ganz natürliches. Als ein Sünder, der sich zutiefst unwürdig weiß, hast du nichts, was du dagegen geltend machen kannst. (Hiob 42,6; Jesaja 6,5) Als Erretteter weißt du, dass du nur durch den Tod des natürlichen „Ich“ den Weg ins neue Leben gewonnen hast und du findest die Demut unerlässlich. (Römer 7,18; Galater 2,20) Als ein Kind des Vaters, das von seiner Liebe überwältigt ist, musst du Demut höher schätzen als alles andere. (1. Petrus 5,6-10)

Aber lass auch hier wie überall im Leben der Gnade den Glauben das wichtigste Element sein. Glaube an die Kraft des ewigen Lebens, die in dir wirkt. Glaube an die Macht Jesu, der ein Leben ist. Glaube an die Macht des Heiligen Geistes, der in dir wohnt. Versuche nicht deinen Stolz zu verbergen oder ihn zu verdrängen, oder ihn selbst auszurotten. Bekenne diese Sünde und jede ihrer Wirkungen, die du ausfindig machen kannst, in der sicheren Zuversicht, dass das Blut dich reinigt und der Geist dich heiligt.

Lerne von Jesus, der sanftmütig und demütig von Herzen ist. Ziehe in Betracht, dass er dein Leben ist mit allem, was er zu geben hat. Glaube, dass er dir seine Demut gibt. Die Worte „Tut es in dem Herrn Jesus“ bedeuten: „Seid überkleidet mit dem Herrn Jesus.“ Seid in Demut gekleidet, um mit Jesus überkleidet zu werden. Christus in dir wird dich mit Demut erfüllen.

Gebet

Lieber Herr Jesus, nie war einer unter den Menschenkindern so hochgestellt, so heilig, so herrlich wie du. Und nie war einer so demütig und so bereit, sich selbst zu verleugnen und Diener aller zu sein. 0 Herr, wann werde ich es lernen, dass Demut die Gnade ist, durch die der Mensch der göttlichen Herrlichkeit am nächsten kommt? Oh lehre mich das! Amen.

Denke darüber nach und sprecht miteinander über:

  1. Hüte dich, den Stolz anderer zu mehren. Hüte dich, dass andere nicht deinen Stolz mehren. Hüte dich vor allem, dass du nichts tust, um selbst deinen Stolz zu mehren. Lass Gott immer und in allen Dingen die Ehre zukommen.

  2. Beobachte alles, was an seinen Kindern gut ist und danke ihm dafür von Herzen. Danke ihm für alles, was dir hilft, dich selbst gering zu achten, egal ob es durch Freund oder Feind geschieht. Entschließe dich, keinesfalls nach deiner eigenen Ehre zu trachten. Stelle dies dem Vater anheim. Sei nur auf seine Ehre bedacht.

  3. Denke nicht, dass Zaghaftigkeit oder Zweifel mit Demut identisch seien. Tiefe Demut und starker Glaube passen zusammen. Der Hauptmann, welcher sagte: „Ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach“ und die Frau, die sagte: „Ja, Herr, doch sogar die Hunde erhalten die Krumen", diese beiden waren die Demütigsten und zugleich die Gläubigsten, die der Herr fand. (Siehe Matthäus 8, 10, 15, 28.) Der Grund ist dies: Je näher wir Gott sind, desto weniger sind wir in uns selbst stark und desto stärker sind wir in ihm. Je mehr ich von Gott erkenne, desto geringer werde ich mir selbst und um so tiefer ist mein Vertrauen in ihn. Fülle deine Augen und dein Herz mit Gott ‑ so wirst du demütig. Wo Gott alles ist, ist keine Zeit oder kein Platz für unser Ich.

(A. Murray „Spurwechsel – Orientierung zum Leben“ – bearbeitet von Manfred Herold)



Manfred Herold