Lektion 21- Kraft in der Schwachheit

Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2. Korinther 12, 9+10)

Kaum ein anderes Wort wird im christlichen Leben so wenig verstanden wie das Wort Schwachheit. Sünde und Unvollkommenheit, Nachlässigkeit und Ungehorsam werden unserer Schwachheit zugeschrieben. Mit dieser Auslegung von „Schwachheit“ werden echtes Schuldgefühl und aufrichtiges Streben nach Fortschritt zunichte gemacht.

Sollte ich mich denn schuldig fühlen, wenn ich das nicht vollbringe, wozu Gott mir nicht die Kraft gegeben hat? Der Vater verlangt nichts von seinem Kind, wofür er nicht schon Vorsorge getroffen hätte. Der Vater des neuen Bundes tut das nicht. Er verlangt von uns nicht mehr als das, wozu er uns durch seinen Heiligen Geist befähigt hat. Das neue Leben ist ein Leben in der Kraft Christi durch den Geist. Der Irrtum dieser Denkweise bringt die Leute dazu, ihre Schwäche nicht zu überschätzen, sondern zu unterschätzen. Sie möchten immer noch etwas tun in eigener Kraftanstrengung mit der Hilfe Gottes. Sie sehen nicht ein, dass sie vor Gott ein Nichts sind. (1. Korinther 1,27-28) Du denkst immer noch, du hast eine geringe Kraft und der Vater muss dir helfen, indem er etwas von seiner eigenen Kraft deiner schwachen Energie hinzufügt.

Dieser Gedanke ist falsch. Deine Schwachheit erweist sich in der Tatsache, dass du nichts zu tun vermagst. Es ist besser, von äußerstem Unvermögen zu sprechen. Das ist es, was die Schrift unter dem Wort „Schwachheit“ versteht. „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5)

Immer wenn der neue Christ seine Schwachheit anerkennt, lernt er das Geheimnis der Kraft Jesu zu verstehen. Er sieht dann, dass er nicht warten und beten muss, um stärker zu werden oder sich stärker zu fühlen. Nein, in seiner Unfähigkeit muss er die Kraft Jesu bekommen. Im Glauben kann er sie empfangen. Er kann damit rechnen, dass sie für ihn bereit ist und dass Jesus selbst in ihm und durch ihn wirken will. (Epheser 1,18-19) Dann wird ihm die Bedeutung der Worte des Herrn klar: „Meine Stärke ist in deiner Schwachheit vollendet.“ Er weiß nun die Antwort: „Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“ Ja, je schwächer ich bin, desto stärker werde ich. Und er lernt, mit Paulus zu singen: „Ich rühme mich meiner Schwäche.“ „Wir rühmen uns unserer Schwäche.“

Wie wunderbar wird das Glaubensleben für den, der damit zufrieden ist, nichts zu haben, nichts in sich selbst zu fühlen, und immer in der Kraft seines Herrn zu leben. Er lernt zu verstehen, welch freudige Erfahrung das ist, dass Gott seine Stärke ist. „Der Herr ist meine Kraft und mein Lied.“ (Psalm 118,14) Was er erlebt, drücken die Psalmen so aus: „Ich liebe dich, o Gott, meine Stärke!“ (Psalm 18,2) „Ich will singen von deiner Stärke; dir, oh meine Stärke, will ich Lobpreis singen!“ Er versteht, was der Psalm meint, wenn er sagt: „Bringt dar dem Herrn Ehre und Stärke! Der Gott Israels wird seinem Volk Kraft und Macht geben." (Psalm 29,1+11) Wenn wir Gott alle Macht zuschreiben, dann gibt er sie uns zurück. „Ich habe euch geschrieben, junge Männer, denn ihr seid stark und das Wort Gottes wohnt in euch, und ihr habt den Bösen überwunden." (1. Johannes 2,14)

Der Christ ist stark in seinem Herrn ‑ nicht manchmal stark und manchmal schwach, sondern immer schwach und deshalb immer stark. Er muss einfach seine Stärke kennen und vertrauensvoll gebrauchen. Stark zu sein ist ein Gebot, ein Wort, dem gehorcht werden muss. Aus dem Gehorsam kommt noch mehr Stärke. Im Glauben muss der Christ einfach dem Gebot gehorchen: „Sei stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke." (Epheser 6,10)

Gebet

Der Gott des Herrn Jesus, der Vater der Herrlichkeit, gebe uns den Geist der Weisheit und der Offenbarung in der Erkenntnis Jesu, sodass wir erkennen, was die außerordentliche Größe seiner Macht ist uns, die wir glauben. Amen.

Denke darüber nach und sprecht miteinander über:

  1. Solange der Christ denkt, der Dienst Gottes oder die Heiligung seien etwas Hartes und Schwieriges, wird er darin keinen Fortschritt erzielen. Er muss erkennen, dass dies einfach unmöglich für ihn ist. Dann wird er aufhören, danach zu streben, selbst etwas zu tun; er wird sich ausliefern, dass Christus alles in ihm vollbringen kann.

  2. Die Klage über unsere Schwachheit ist oft nichts anderes als eine Ausrede für unsere Faulheit. Kraft kann in der Gemeinschaft mit Christus von denen empfangen werden , die sie haben wollen.

  3. „Sei stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Gehorche diesem Wort! Ich muss in Gemeinschaft mit dem Herrn bleiben und in der Macht seiner Stärke; dann bin ich stark. Um seine Kraft zu haben, muss ich ihn selbst haben. Die Stärke ist sein und bleibt sein; die Schwachheit bleibt mein. Er, der Starke, wirkt in mir, dem Schwachen. Ich, der Schwache, bleibe im Glauben in ihm, dem Starken. Und ich weiß, dass ich gleichzeitig schwach und stark bin.

  4. Die Stärke ist für das Werk gegeben. Wer nur stark sein will, um heilig zu sein, dem gelingt das nicht. Doch der, welcher in seiner Schwäche beginnt, für den Herrn zu arbeiten, wird stark werden.

(A. Murray „Spurwechsel – Orientierung zum Leben“ – bearbeitet von Manfred Herold)

Manfred Herold