Lektion 22 - Der Kampf um die Reinheit unserer Gedanken

Ich aber sage: Wer eine Frau auch nur mit einem Blick voller Begierde ansieht, hat im Herzen schon mit ihr die Ehe gebrochen. Wenn dich also dein Auge ‑ auch wenn es dein gutes Auge ist ‑zur Begierde verführt, reiß es heraus und wirf es weg! Besser, du verlierst einen Körperteil, als dass dein ganzer Körper in die Hölle geworfen wird.“ (Matthäus 5,28‑29)

Was machen wir, wenn wir sexuell versucht werden? Kämpfen wir innerlich gegen dieses Bild an? Sagen wir Nein zu ihm und versuchen anschließend mit aller Kraft, unser Gehirn mit Gegenbildern zu füllen, die das verführerische Bild abtöten? »Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben« (Römer 8,13).

Zu viele Christen bilden sich ein, sie hätten gegen die Versuchung ausreichend angekämpft, wenn sie Gott um seine Hilfe bitten und hoffen, dass die Versuchung weggeht. Das ist zu passiv. Doch, Gott wirkt in uns, damit wir seinen Willen tun, aber dies hat zur Folge, dass wir »mit Furcht und Zittern« (Philipper2,12-13) an unserer Erlösung arbeiten. Das Herausreißen des Auges ist ein drastisches Bild. Unser Gehirn ist ein »Muskel«, mit dem wir Reinheit trainieren sollen, und beim Christen hat er die Extrakraft des Geistes Christi.

Was bedeutet dies praktisch? Dass wir dem sexuellen Bild oder Impuls nicht mehr als fünf Sekunden geben dürfen, bevor wir einen entschlossenen Gegenangriff starten. Fünf Sekunden ‑ das meine ich ernst. In den ersten beiden Sekunden rufen wir: »Nein! Raus aus meinem Kopf« Und in den nächsten beiden rufen wir: »Gott, im Namen von Jesus, hilf mir! Rette mich jetzt, ich gehöre dir! «

Kein schlechter Anfang. Aber danach fängt der eigentliche Kampf erst an. Dies ist ein Krieg der Gedanken, in welchem unser Ziel darin besteht, dieses Bild bzw. diesen Impuls aus unserem Kopf herauszubekommen. Wie wir das schaffen? Mit einem Gegenbild, das Christus groß macht und unsere Seele fesselt. Kämpfen, stoßen, drücken Sie, geben Sie nicht auf. Es muss ein Bild sein, das so mächtig ist, dass das andere Bild nicht überlebt. Ja wohl, es gibt Bilder und Gedanken, die Lust zerstören.

Haben Sie in jenen ersten fünf Sekunden schon einmal Ihren inneren Augen befohlen, auf das Bild des gekreuzigten Jesus zu schauen? Nehmen wir an, Sie haben gerade einen allzu freizügigen Blusenausschnitt gesehen, der Ihre Fantasie in Gang setzt. Sie haben fünf Sekunden. »Nein! Raus aus meinem Kopf! Gott, hilf mir!« Und jetzt befehlen Sie Ihrem Gehirn ‑ und Sie können das durch den Geist Gottes (Römer 8,13) ‑, seinen Blick auf Christus am Kreuz zu richten. Stellen Sie sich die Spuren der Geißelung auf seinem Rücken vor. Nach 39 Hieben hing die Haut in Fetzen. Sehen Sie, wie Christus sich keuchend immer wieder hochzieht, den Rücken am Stamm des Kreuzes, dass jeder Atemzug Holzsplitter in seine Striemen treibt. Hören Sie, wie er keucht, dann und wann aufschreit vor Schmerz. Er versucht, sich von dem Holz zu lösen, und die Holznägel reißen prompt in die Nervenenden seiner Handgelenke hinein. Er schreit wieder, versucht, sich hoch zu schieben, um seinen Händen Erleichterung zu verschaffen, worauf die ebenfalls durchbohrten Füße vor Schmerz explodieren. Bald ist seine Kehle rau vom Schreien. Er bekommt keine Luft mehr, sein ganzer Körper ringt nach Luft, und die nächste Schmerzexplosion kommt. In seiner Qual wirft er, die Dornenkrone vergessend, seinen Kopf zurück, und einer der massiven Dornen dringt ihm halb in den Schädel. Seine Stimme bricht vor Schmerz, er beginnt zu schluchzen, jeder Schrei bringt nur neuen Schmerz.

Wenn ich mir dies vorstelle, sehe ich den Ausschnitt der fremden Frau nicht mehr. Ich bin auf Golgatha. Die beiden Bilder beißen sich einfach. Wenn Sie den »Muskel« Ihres Gehirns konsequent benutzen, um sich den gekreuzigten Christus vorzustellen, mit derselben Energie, mit der Sie sich sonst sexuellen Fantasien hingeben, werden Sie diese Fantasien töten. Aber Sie müssen in den ersten fünf Sekunden damit anfangen und dürfen nicht locker lassen.

Meine Frage an Sie ist also: Was tun Sie, wenn die Versuchung anklopft? Beten Sie nur und warten dann ab, oder kämpfen Sie? Es ist ein Kampf der Bilder, ein blutiger geistlicher Krieg. Stellen Sie sich an meine Seite in diesem Kampf, mein Herz und meinen Körper rein zu halten für meinen Herrn, für meine Frau und für meine Gemeinde. Jesus hat unvorstellbare Leiden durchgemacht, um uns »zu reinigen und uns zu seinem eigenen Volk zu machen« (Titus 2,14). Mit seinem Todeskampf am Kreuz wollte er meine Lust töten. »An seinem eigenen Körper hat er unsere Sünden an das Kreuz hinauf getragen, damit wir für die Sünde tot sind und für die Gerechtigkeit leben können« (1. Petrus 2,24).

Gebet

Vater, erbarme dich über uns in unserem ständigen Kampf mit der Lust. Oh, wie wir die Siege lieben, die du uns gibst! Gib uns noch mehr von diesen Siegen, hilf, dass wir Nein sagen können zu jeder Versuchung. ja, gib uns noch mehr, als nur Nein zu sagen; hilf uns zu kämpfen. Gib uns den Willen, den Kampf gegen unsere Sünden aufzunehmen. Zeige uns die unendliche, das Herz stillende Herrlichkeit des gekreuzigten Christus. Möge dein Name uns so kostbar sein, dass wir ihn unter keinen Umständen beflecken möchten. Im mächtigen Namen von Jesus bitten wir dies. Amen.

Aus: John Piper „Bis ins Innerste“ - Hänssler – S.71f

Manfred Herold