Lektion 23 - Das Gefühlsleben

Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.“ (2. Korinther 5,7)

Glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20, 29)

Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Johannes 11, 40)

Deiner Bekehrung stand kein größeres Hindernis entgegen als das Gefühl. Du dachtest vielleicht jahrelang, dass du etwas erleben, etwas in dir fühlen oder wahrnehmen müsstest. Es schien zu gewagt, einfach und ohne irgendwelche Gefühle an das Wort zu glauben, dass Gott dich angenommen hat und dass deine Sünden vergeben sind. Aber endlich hast du anerkannt, dass der Weg des Glaubens ohne Bestätigung durch das Gefühl der biblische Weg ist. Und das ist dir zum Weg der Errettung geworden. Durch den Glauben allein bist du gerettet worden und hat deine Seele Ruhe und Frieden gefunden. (Johannes 3,36; Römer 5,1)

Im Christenleben ist keine Versuchung anhaltender und gefährlicher als die des Gefühls. Das Wort „Gefühl“ ist in der Heiligen Schrift nicht enthalten. Was wir „Fühlen“ nennen, bezeichnet die Bibel mit „Schauen, Wahrnehmen“. Sie sagt uns wiederholt, dass wir nicht auf irgend eine menschliche Art von Wahrnehmung warten sollen, sondern glauben, d.h. uns an das von Gott gegebene Wort halten sollen. Das bringt uns die Erlösung. „(Abraham) wurde nicht schwach im Glauben und zog nicht seinen Leib in Betracht ...“ (Römer 4,19) Glaube hält sich einfach an das, was Gott sagt. Der Unglaube, der sehen und wahrnehmen möchte, wird nicht sehen oder wahrnehmen. Der Glaube, der nicht sehen muss, sondern sich an Gott genügen lässt, wird die Herrlichkeit Gottes sehen. (Psalm 27,13; Jesaja 7,9b)

Der Mensch, der auf Gefühle wartet, wird nichts finden. Dem Menschen, der sich nicht darum kümmert, dem wird es überfließend zuteil werden. „,Wer sein Leben retten will, wird es verlieren und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“ Später wird der Glaube an das Wort besiegelt werden mit echten Gefühlen durch den Heiligen Geist. (Johannes 12,25)

Neuer Christ, lerne durch den Glauben zu leben. Begreife, dass der Glaube Gottes Weg zu einem gesegneten Leben ist. Wenn du beim Gebet die Gegenwart Gottes nicht spürst, wenn du dich kalt und stumpf im Geiste fühlst, dann lebe durch den Glauben. Erfasse im Glauben Jesus als nahe mit seiner Macht und Treue. Und obwohl du ihm nichts bringen kannst, glaube, dass er dir alles geben wird. Gefühl sucht immer eine Selbstbestätigung. Glaube beschäftigt sich nur damit, wer Jesus ist. (Hebräer 11,5-6; Jakobus 5,15-16)

Wenn du das Wort Gottes liest und kein Interesse oder keinen Segen spürst, lies es noch einmal im Glauben. Das Wort ist wirksam und bringt Segen: „Das Wort wirkt in jenen, die da glauben.“ Wenn du keine Liebe empfindest, glaube an die Liebe Jesu und sage im Glauben, dass er weiß, dass du ihn noch liebst. Wenn du kein Gefühl der Freude hast, dann glaube an die unaussprechliche Freude, die für dich in Jesus vorhanden ist. Glaube ist Seligkeit und wird denen Freude schenken, die sich nicht um die Selbstbefriedigung kümmern, die aus der Freude kommt, sondern um die Verherrlichung Gottes, die aus dem Glauben hervorgeht. (Römer 15,13) Jesus wird sicher sein Wort erfüllen: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ „Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubtest, würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“

Täglich muss der Christ zwischen dem Gefühlsleben und dem Glaubensleben wählen. Glücklich ist, wer ein für allemal die Wahl getroffen hat und jeden Morgen den Entschluss erneuert, nicht nach Gefühlen zu suchen, sondern nur im Glauben zu wandeln gemäß dem Willen Gottes. Der Glaube, der sich mit dem Wort beschäftigt, und durch das Wort mit Gott selbst und Jesus, seinem Sohn - dieser Glaube wird die Seligkeit eines Lebens in Gott schmecken. Gefühle zielen auf uns selber ab. Glaube ehrt Gott und wird von ihm geehrt. Der Glaube gefällt Gott und das Herz des Glaubenden empfängt von Gott das Zeugnis, dass er von Gott angenommen ist.

Gebet

Herr, mein Gott, das eine, einzige, was du von deinen Kindern verlangst, ist ihr Vertrauen in dich und dass sie mit dir in diesem Glauben immer Gemeinschaft haben. Herr, lass dies das eine sein, worin ich mein Glück suche - dich zu ehren und zu erfreuen durch einen Glauben, der an dir festhält, an dir, dem Unsichtbaren - und dir in allen Dingen vertraut. Amen.

Denke darüber nach und sprecht miteinander über:

  1. Das neue Leben ist etwas Wunderbares. Es ist schwer, es dem Neubekehrten klar zu machen. Der Geist Gottes lehrt ihn, das zu verstehen, nachdem er ein Leben der Gnade geführt hat. Jesus hat mit dem ersten Wort der Bergpredigt die Grundlage für dieses Leben gelegt: „Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Ein Gefühl tiefster Armut und königlichen Reichtums, äußerster Schwachheit und königlicher Macht, existiert gleichzeitig in der Seele. Nichts in sich selbst zu haben, aber alles in Christus zu haben - das ist das Geheimnis des Glaubens. Und das wahre Geheimnis des Glaubens ist es, dies wirklich anzuwenden und in Stunden der Dürre und Leere dennoch zu wissen, dass wir in Christus alles haben.

  2. Vergiss nicht, dass der Glaube, von dem Gottes Wort spricht, nicht nur im Gegensatz steht zu Werken, sondern auch im Gegensatz zu Gefühlen. Um ein reines Glaubensleben zu führen, musst du damit aufhören, deine Erlösung in Werken zu suchen, aber auch in Gefühlen. Lass immer den Glauben dem Gefühl widersprechen. Wenn das Gefühl sagt: „Ich bin sündhaft, ich bin dunkel, ich bin arm, ich bin schwach, ich bin traurig“, dann lass den Glauben erwidern: „In Christus bin ich heilig, bin ich Licht, bin ich stark, bin ich reich, bin ich voll Freude.“

(A. Murray „Spurwechsel – Orientierung zum Leben“ – bearbeitet von Manfred Herold)



Manfred Herold