Lektion 37 - Ungeteilte Hingabe

Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann mein Jünger nicht sein.“ (Lukas 14, 33)

Geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt kein Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein.“ (2. Korinther 6, 17-18)

Ja ich erachte alles für Schaden... um Jesu Christi, meines Herrn, willen...“ (Philipper 3, 8)

Hingabe an den Herrn ist etwas, das immer weitere und tiefere Bedeutung für den Christen gewinnt. Er kommt dahin, zu verstehen, dass diese Auslieferung nichts geringeres als eine vollkommene und ungeteilte Hingabe bedeutet, ausschließlich, immer und völlig für Jesus zu leben. So vollständig, wie der Tempel allein dem Dienst Gottes geweiht war, so dass jeder wusste, dass der Tempel nur zu die­sem Zweck existierte; so gänzlich, wie das Opfer auf dem Altar nur nach dem Gesetz Gottes verwendet werden durfte und niemand ein Recht hatte, über einen Teil davon anders zu verfügen, als der Herr gesagt hatte ‑, so ganz gehörst du deinem Herrn, und so ungeteilt muss deine Weihe an ihn sein. Gott erinnerte Israel fortgesetzt daran, dass er sie erlöst hatte, damit sie sein Besitztum seien. (2. Mose 19,5; Römer 12,1; 1. Korinther 3,16-17) Lass uns sehen, was das umfasst.

Da ist einmal die persönliche Verbindung mit Jesus und die persönliche Gemeinschaft mit ihm. Er will und muss der Geliebte, die Sehnsucht und Freude unserer Seele sein. Wir müssen nicht so sehr dem Dienst Gottes hingegeben sein als vielmehr Jesus persönlich, unserm Freund, unserm König, unserm Erlöser und Gott. (Johannes 14,21; 15,14-15; Galater 2,20) Nur der geistliche Impuls einer herzlichen persönlichen Liebe lässt uns imstande sein, ein Leben totaler Hingabe zu führen. Jesus verwendete immer wieder die Redewendung: „um meinetwillen“, „folge mir“, „sei mein Jünger“. Er muss der Mittelpunkt sein. (Matthäus 10,32-33+37-38) Er gab sich selbst hin. Der Wesenszug eines Jüngers ist es, nach ihm zu verlangen, ihn zu lieben, sich auf ihn zu stützen.

Dann gibt es das öffentliche Bekenntnis. Was jemandem gegeben wurde, wird jedermann als dessen Eigentum aner­kennen. Sein Besitz ist seine Ehre. Wenn der Herr Jesus einer Seele seine große Gnade erweist, sie zu erretten, dann wünscht er, dass die Welt das sehen und wissen soll. Er möchte als ihr Eigentümer erkannt und geehrt werden. Er wünscht, dass jeder, der ihm gehört, ihn als König aner­kennt. (Josua 24,15; Johannes 8,35) Ohne dies öffentliche Bekenntnis ist die Über­gabe nur eine halbherzige Sache.

Als ein Teil dieses öffentlichen Bekenntnisses ist es erfor­derlich, dass wir uns seinem Volk anschließen und es als unser Volk anerkennen. Brüderliche Liebe ist das eine neue Gebot, das der Herr uns gab; an der brüderlichen Liebe soll man erkennen, dass wir seine Nachfolger sind. Mögen die Gotteskinder an einem bestimmten Ort vielleicht nur wenige sein, oder verachtet, oder sehr unvollkommen ‑ du musst dich ihnen dennoch anschließen. Liebe sie; habe Gemeinschaft mit ihnen; verbinde dich mit ihnen bei Gebetstreffen und anderswo. Liebe sie glühend; brüder­liche Liebe hat die wunderbare Kraft, das Herz der Liebe und dem Innewohnen Gottes zu öffnen. (Johannes 15,12; Römer 12,5)

Um die Hingabe vollständig zu machen, gehört dazu auch die Abwendung von der Sünde und der Welt. Wisse, dass die Welt unter der Macht des Bösen steht. Frage nicht, wie viel davon du festhalten kannst, ohne verloren zu gehen. Frage nicht, was Sünde und was gesetz­lich erlaubt ist. Sogar an das, was gesetzlich erlaubt ist, muss der Christ oft eine freiwillige Absage machen, um ganz für seinen Gott leben zu können. (1. Korinther 8,13; 9,25; 2. Korinther 6,16; 2.Timotheus 2,4) Enthaltung sogar von gesetzlich erlaubten Dingen ist oft unvermeidlich für die völlige Ebenbildlichkeit mit dem Herrn Jesus. Lebe als einer, der wirklich abgesondert ist, für Gott und seine Hei­ligkeit. Wer allem absagt und um Jesu willen alles andere für Verlust erachtet, wird noch in diesem Leben Hundertfaches empfangen. (Philipper 3,8; Lukas 18,29-30)

Und wer von allem andern abgesondert ist, lässt sich gebrau­chen. Ganze Hingabe macht uns nützlich und brauchbar für Gott und seinen Dienst. Zweifle nicht daran, dass Gott dich braucht und dich zu einem großen Segen machen kann. Gib dich nur vorbehaltlos in seine Hände. Bringe dich ihm selbst dar, dass er dich mit seinem Segen füllen kann, mit sei­ner Liebe, mit seinem Geist. Du sollst ein Segen sein. (2.Timotheus 2,21)

Niemand soll befürchten, dass diese Anforderung völliger Hingabe ihn überfordert. Du stehst nicht unter dem Gesetz, das fordert, aber keine Kraft verleiht. Du stehst unter der Gnade, die bewirkt, was erforderlich ist.(2. Korinther 9,8) Wie die erste Auslieferung, so ist jede neue Übergabe diesem Jesus zuge­dacht, den der Vater dir gegeben hat, um alles für dich zu vollbringen.

Hingabe ist eine Tat des Glaubens, ein Teil des herrlichen Glaubenslebens. Deshalb musst du sagen: „Nicht ich selbst, sondern die Gnade Gottes in mir wird es vollbringen. Ich lebe nur im Glauben an ihn, der in mir das Wollen und das Vollbringen schafft.“ (1. Korinther 15,10; Philipper 2,13)

Gebet

Lieber Herr, öffne die Augen meines Herzens, damit ich sehen kann, wie völlig du mich für dich selbst haben willst. Sei du in den verborgenen Tiefen meines Herzens die eine Kraft, die mich im Gang hält und mich zu eigen hat. Jedermann soll wissen, dass du mein König bist, dass ich nur nach deinem Willen frage. In meiner Trennung von der Welt, in meiner Hingabe an dein Volk und deinen Willen lass es deutlich werden, dass ich ganz, ,ja ganz, des Herrn bin. Amen.

Denkt darüber nach und sprecht miteinander über:

  1. Da gibt es keinen Aspekt des Christenlebens, den Gott dir klarer machen will als sein Verlangen nach deiner tota­len Hingabe. Ich entdecke in mir und anderen die Unfähig­keit, gedanklich ganz zu erfassen, wie vollständig Gott von unserm Willen Besitz ergreifen möchte und in uns wohnen möchte. Der Heilige Geist muss uns dies offenbaren. Nur dann wird uns klar, wie wenig wir dies verstehen. Wir dürfen nicht denken: "Ich erkenne, wie völlig ich für Gott leben soll, aber ich schaffe das nicht." Nein, wir müssen sagen: "Ich bin noch blind. Ich habe noch nicht die Herrlichkeit eines Lebens gesehen, in dem Gott ein und alles ist." Wenn ich es gesehen hätte, würde ich mich sehr danach sehnen, und daran glauben, dass nur Gott es in mir bewirken kann.

  2. Es sollte in deinem Sinn nicht der geringste Zweifel bestehen, ob du dich selbst Gott geschenkt hast, um ganz und einzig als sein Eigentum zu leben. Drücke diese Über­zeugung oft vor ihm aus. Gib zu, dass du jetzt noch nicht siehst oder verstehst, was es bedeutet, aber bleibe dabei, dass du danach verlangst, es möge so sein. Verlass dich auf den Heiligen Geist, dass er dich versiegelt, dich als Gottes Eigentum abstempelt. Auch wenn du strauchelst und Eigensinn in dir entdeckst, halte unzweideutig daran fest, und bestätige dir erneut, dass es die feste Entscheidung dei­nes Herzens ist, in allen Dingen für Gott zu leben.

  3. Halte dir immer vor Augen, dass die Kraft der Hingabe an den Herrn aus der Tatsache erwächst, dass er alles für dich gegeben hat. Wie du ganz für ihn da bist, ist er ganz für dich da. Der Glaube daran, was er für dich tat, ist die Kraft für das, was du für ihn tust.

(A. Murray „Spurwechsel – Orientierung zum Leben“ – bearbeitet von Manfred Herold)



Manfred Herold