Lektion 38 - Gottesfurcht

Wohl dem Menschen, der den HERRN fürchtet, ..Vor der Unglücksbotschaft fürchtet er sich nicht; sein Herz vertraut fest auf den HERRN. Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich nicht ... " (Psalm 112, 1+7+8)

So hatten nun die Gemeinden Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samaria und wurden auferbaut und wandelten in der Furcht des Herrn und wuchsen durch den Beistand des Heiligen Geistes.“ (Apostelgeschichte 9, 31)

Die Bibel benützt das Wort „Furcht“ auf zweifache Weise. An manchen Stellen spricht sie von Furcht als von etwas Schlechtem und Sündhaften, und verbietet uns aufs strengste, uns zu fürchten. (1. Mose 15,1) Die Worte „ fürchte dich nicht!“ kommen an fast hundert Stellen vor. An vielen andern Bibelstellen wird die Furcht gelobt als der wahre Ausdruck der Frömmigkeit, angenehm vor dem Herrn und segensreich für uns. (Psalm 22,24; 115,13) Das Volk Gottes trägt den Namen „die den Herrn fürchten“. Der Unterschied zwischen den beiden Begriffen liegt einfach darin, dass die eine Furcht ungläubig ist und die andere gläubig.

Wo Furcht aus Mangel an Gottvertrauen besteht, ist sie sündhaft und sehr schädlich. (Matthäus 8,26) Andererseits ist die Furcht, die mit Vertrauen und Hoffnung auf Gott verbunden ist, ganz unerlässlich für das geistliche Leben. Die Furcht vor Menschen, die Furcht vor allem Vergänglichen, wird ver­urteilt. Die Furcht, die mit kindlichem Vertrauen und mit Liebe den Vater ehrt, wird geboten. (Psalm 33,18; 147,11) Es ist die gläubige, nicht die sklavische, sondern kindliche Furcht des Herrn, die in der Heiligen Schrift als Quelle des Segens und der Kraft dargestellt wird. Wer den Herrn fürchtet, wird nichts sonst fürchten. Die Furcht des Herrn ist der Anfang aller Weisheit. Die Furcht des Herrn ist der sichere Weg, Gottes Gunst und Schutz zu genießen. (Psalm 56,12; Sprüche 1,7; 9,10)

Manche Glaubende wurden bei ihrer Erziehung zur Furcht des Herrn geführt, noch ehe sie zum Glauben gelangt waren. Das ist ein großer Segen. Eltern können für ein Kind nichts Besseres tun, als es in der Furcht des Herrn zu erzie­hen. Wenn diese dann zum Glauben kommen, haben sie einen großen Vorteil: Sie sind schon darauf vorbereitet, in der Freude des Herrn zu wandeln. Wenn, im Gegensatz dazu, andere sich bekehren, die diese Vorbereitung nicht haben, brauchen sie eine besondere Belehrung und Wach­samkeit, um diese heilige Furcht zu entwickeln und im Gebet darum zu bitten.

Diese Furcht setzt sich aus verschiedenen Wesenszügen zusammen. In der Hauptsache sind es folgende: Heilige Ehrfurcht und Staunen vor der herrlichen Majestät Gottes, dem allein Heiligen. Das ist ein Schutz gegen die Oberfläch­lichkeit, die vergisst, wer Gott ist, und sich keine Mühe gibt, ihn als Gott zu verehren. (Psalm 5,8; Jesaja 6,3) Tiefe Demut, die vor sich selbst auf der Hut ist und ein star­kes Vertrauen in Gott mit einem totalen Misstrauen in sich selbst verbindet. Bewusste Schwachheit, die das Zartgefühl des eigenen Herzens kennt, das sich fürchtet, irgendetwas gegen den Willen oder die Ehre Gottes gerichtetes zu tun. Weil er Gott fürchtet, klammert sich so jemand fest an ihn als seinen Beschützer. Und dieselbe Demut kennzeichnet alle seine mitmenschlichen Beziehungen. (Lukas 18,2-4; 1.Petrus 3,2) Vorsicht oder Wachsamkeit. Mit heiliger Vorsicht sucht diese Eigenschaft den rechten Weg, hütet sich vor dem Feind und bewahrt sich vor aller Flüchtigkeit und Hast im Gespräch, bei Entscheidungen und im Benehmen. (Sprüche 2,11; 8,12-13) Heiliger Eifer und Mut im Wachen und Ringen. Die Furcht, dem Herrn zu missfallen, indem man sich nicht in allem als sein Diener verhält, führt dazu, im geringsten treu zu sein. Die Furcht des Herrn nimmt alle andere Furcht hinweg und verleiht unfassbaren Mut in der Gewissheit des Sieges. (Jesaja 12,2)

Aus dieser Furcht wird Freude geboren. „Freut euch mit Zittern!“ Die Furcht des Herrn gibt der Freude ihre Tiefe und Festigkeit. Furcht ist die Wurzel, Freude ist die Frucht. Je tiefer die Furcht, desto größer die Freude. In dieser Hin­sicht wird gesagt: „Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn!“ (Psalm 22,24) „Die ihr den Herrn fürchtet, lobet den Herrn!“ (Psalm 135,20)

Neuer Christ, höre die Stimme deines Vaters: „Fürchtet den Herrn; ihr seine Heiligen!" Möge tiefe Gottesfurcht und Angst vor allem, was ihm missfallen oder ihn betrüben könnte, dich erfüllen. Dann wirst du nie irgend ein Übel fürchten müssen. Für die, welche den Herrn fürchten und alles tun, was ihm wohl gefällt, tut Gott alles, was sie begeh­ren. Die kindliche, gläubige Gottesfurcht wird dich in die Liebe und Freude Gottes führen, während die sklavische, ungläubige, feige Angst ausgetrieben wird.

Gebet

O mein Gott, lehre mein Herz deinen Namen zu fürchten! Ich möchte immer unter denen sein, die den Herrn fürchten und auf seine Gnade hoffen. Amen.

Denke darüber nach und sprecht miteinander über:

  1. Was sind einige der Segnungen, die aus der Gottesfurcht resultieren? (Psalm 31, 20; 115, 13; Sprüche 1, 7; Apostelgeschichte 10, 35)

  2. Aus welchen Gründen müssen wir Gott fürchten? (5. Mose 10, 17; Josua 4, 24; 1. Samuel 12, 24; Jeremia 5, 22; 10, 6, 7; Matthäus 10, 28; Offenbarung 15, 4)

  3. Es ist besonders die Erkenntnis Gottes in seiner Größe, Macht und Herrlichkeit, welche die Seele mit Furcht erfüllt. Aber zu diesem Zweck müssen wir uns still vor ihn hinset­zen und unserer Seele Zeit lassen, den Eindruck seiner Majestät in sich aufzunehmen.

  4. „Er hat uns aus all unserer Furcht befreit.“ Lässt sich das auf jede Art von Furcht anwenden, durch die du behindert wirst? Da gibt es Menschenfurcht (Jesaja 2, 12+13; Hebräer 13, 16); die Furcht vor schweren Prüfungen (Jesaja 40,1+2); die Furcht vor unserer eigenen Schwachheit (Jesaja 12, 10). Furcht vor der Arbeit für Gott (1. Chronik 28, 20); Furcht vor dem Tod (Psalm 23, 4).

  5. Verstehst du nun das Wort: „Gesegnet ist der Mann, des­sen Furcht in dem Herrn ist. Sein Herz ist fest, er muss sich nicht fürchten."?



(A. Murray „Spurwechsel – Orientierung zum Leben“ – bearbeitet von Manfred Herold)



Manfred Herold