Lektion 46 - Wille Gottes - 1.

„Wie erkenne ich den Willen Gottes?“ 1.

Wir wollen die Frage erörtern: „Auf welche Art und Weise führt ein unendlicher Gott endliche Menschen?“ Drei Grundthesen zu Anfang: Gott führt uns stets Schritt für Schritt. Eine beständige, intakte Beziehung zu ihm ist deshalb absolut nötig. Führung geschieht in einem Geflecht von Vorgängen, die miteinander verbunden erst die rechte Klarheit ergeben. Einmal tritt dieser, dann jener Punkt stärker in den Vordergrund, entbehrlich ist keiner. Klare Erkenntnis des Willens Gottes hängt vom Zusammenwirken folgender Faktoren ab:

1. Der Heilige Geist - Apostelgeschichte 16,6-7

Genau genommen schenkt Gott uns gar keine „Führung“, er gab uns etwas viel Besseres, einen „Führer“, den Heiligen Geist. Es kommt also nicht darauf an, die richtigen Fragen in den himmlischen Computer einzuspeisen, sondern darauf, mit Jesus zu leben. Wenn ich Gemeinschaft mit dem Hirten habe, ist der Weg kein Problem. (Römer 8,14) Alles hängt von einer lebendigen Beziehung zu Jesus ab. Ziehst du den Stecker einer Lampe aus der Steckdose, so geht das Licht aus, der Stromkreis ist unterbrochen. Steckst du den Stecker wieder hinein, geht das Licht sofort wieder an. Der Strom ist ständig da, was sich ändert, ist einzig die Position des Steckers. - Der Christ gleicht solch einem Stecker. Es ist seine Bestimmung in der Steckdose zu stecken. Wenn er seiner Bestimmung nicht nachkommt, also „keine Gemeinschaft mit Gott“ hat, lebt er im Dunkeln, er geht aus eigenem Entschluss seinen unabhängigen Weg. Genau das meint die Bibel, wenn sie von Sünde und Schuld spricht. - Prüfe, ob eine Unklarheit in deinem Leben auf die unterbrochene Gemeinschaft mit Gott zurückzuführen ist!

2. Das Wort Gottes - Psalm 119,105

Sehr oft knüpft der Heilige Geist an einem Bibelwort an und lenkt unsere Gedanken auf bestimmte Aussagen der Heiligen Schrift. Gottes Wille basiert auf seinem Wort. Sein Wort gibt untrügliche Auskunft über seinen Willen: durch direkte Befehle, Hinweise, Gebote und durch allgemeine Prinzipien, die auf verschiedene Fragen Antwort geben. Bei aller Auslegung des Worte ist die Beachtung der heilsgeschichtlichen Position des Schriftabschnittes und des Fragenden zu berücksichtigen. Der Heilige Geist lässt uns das „alte“ Wort in einer ganz neuen Weise hören, so dass es genau in unsere Situation spricht und uns so Klarheit schenkt. Dabei vergewaltigt der Heilige Geist nie jemanden. Es ist stets der Wille Gottes, dass wir seinem Wort gehorchen.

3. Die Geschwister - Apostelgeschichte 16,8-10

Paulus nahm nicht nur die empfangene Weisung Gottes, sondern auch die Brüder ernst. Der Rat geistlicher Menschen sollte unter uns gefragt sein. Hier wird die Wichtigkeit und die Möglichkeiten der Gemeinde deutlich! Rat von Geschwistern einzuholen ist eine Frage des Vertrauens zu Gott und in die Geschwister und beinhaltet, soweit es die Menschen betrifft, ein Risiko. Hier muss in der Regel zuerst Vertrauen investiert werden. Stolz ist in diesem Zusammenhang ein großes Hindernis. Wer sich grundsätzlich nichts von seinem Bruder/Schwester sagen lässt, wird auf die Dauer keine Klarheit über den Willen Gottes bekommen. Wenn wir von anderen Menschen Klarheit über unseren Weg erbitten, kann mehrfaches geschehen:

3.1. Wir suchen Unterstützung

Manchmal bitten wir Menschen um Rat, von denen wir wissen, dass sie die Entscheidung, die wir bevorzugen, unterstützen werden. Auch in der Gemeinde geschieht das häufiger, als wir ahnen. Jeder Christ sollte wachsam sein, wenn er um Rat gefragt wird und niemand sollte sich vor einen menschlichen Karren spannen lassen, nur weil er dem gefällt, der ihn gebaut hat. Bei Kindern ist dieses Verhalten normal: Sie wissen instinktiv, wer von den Eltern mitziehen wird und bitten daher gerade diesen Elternteil um seine Zustimmung. - Jeder prüfe sich selbst an dieser Stelle!

3.2. Wir suchen nach Weisheit

Manchmal wird Beratung gesucht, weil man wirklich bereit ist zu hören, was man tun sollte. Aber dieser positive Punkt ist zugleich der Schwachpunkt bei diesen Menschen. Sie haben ein permanent starkes Bedürfnis nach weisen Beratern, die sie bei allen wichtigen Entscheidungen konsultieren, denn sie haben es nie gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen. Was solche Ratsuchenden vor allem brauchen, ist nicht noch ein guter Rat, sondern die Reife, selbst Entscheidungen treffen zu lernen. Verantwortungsbewusste Mitchristen sollten niemanden an sich als Ratgeber binden.

4. Der Frieden - Philipper 4,6-7

Der Wille Gottes wird durch den Frieden Gottes in unserem Herzen bestätigt. Nur wenn Jesus dein Führer ist, wirst du seinen Frieden, der höher als alle menschliche Vernunft ist, erfahren! Frieden ist Gottes Ordnung in der Unordnung dieser Welt. Der Herr will uns, wenn wir ihm vertrauen (z.B. indem wir beten), von unseren Sorgen (= Zeichen der Unordnung, der gestörten Gemeinschaft, des gestörten Vertrauens) „erlösen“ und uns auf diesem Wege Frieden schenken. Frieden bedeutet also nicht, wie ein weit verbreitetes Missverständnis meint, die Abwesenheit von Aufruhr und Streit. Frieden bedeutet, dass Gott alles unter Kontrolle hat, den Umständen zum Trotz. Jesus hat diesen Frieden sein Leben lang im Vertrauen auf den Vater vorgelebt. Niemals geriet er in Unruhe, Aufregung oder Panik. Er war sich der steten Führung des Vaters völlig gewiss. Wenn du über einer Angelegenheit noch unruhig bist, prüfe dich, ob es der richtige Weg ist! (Römer 14,23) Frieden ist das Gütesiegel eines Lebens, das in Abhängigkeit von Gott geführt wird.

Manfred Herold

Manfred Herold