Lektion 48 - Wille Gottes - 3.

Klare Erkenntnis des Willens Gottes hängt vom Zusammenwirken folgender Faktoren ab:

8. Der Glaubensgehorsam - Johannes 7,17

Irgendwann kommen wir mit all unserem Nachdenken und Beten nicht mehr weiter. Wir müssen etwas tun. Sachzwänge oder Zeitvorgaben bedrängen uns. Sage in solchen Momenten dem Herrn, dass du dies oder jenes als richtig ansiehst und deshalb jetzt DEN Schritt tun willst. (Johannes 7,17) Solch ein Glaubensschritt oder Gehorsamsschritt ist entscheidend wichtig. Er ist ein Indiz wahren Glaubens, der sich nie in frommen Träumereien erschöpft, sondern etwas tut. Manchmal kommen wir nicht weiter, weil wir den nächsten Schritt nicht tun. Hier kann die Ursache für eine jahrelange Stockung in einem Glaubensleben liegen. Durch die vertrauensvolle Bereitschaft zum Gehorsam bringen wir zum Ausdruck, dass wir Gott wirklich vertrauen. Einen Weg erkenne ich erst dann endgültig als den richtigen, wenn ich ihn gehe (Johannes 1,4) Die Erkenntnis des Willens Gottes ist stets ein lebendiges, niemals nur ein theoretisches Wissen. Man hat den Willen Gottes nie ein für allemal erkannt. Wenn du dich deshalb daran gewöhnst, die Bibel zu lesen, ohne den ernsten und bestimmten Vorsatz zu gehorchen, wirst du, vielleicht ohne es zu merken, im Ungehorsam verhärtet werden.

Philippus erhielt eine Anweisung vom Herrn und ging sofort gehorsam los (Apg.8,26f). Wäre er nicht sofort gehorsam gewesen, hätte er den Kämmerer nicht mehr angetroffen. Der Geist wies ihn dann wohl auf den Wagen hin (V.29), aber Philippus musste gehorsam aktiv werden. (Gott versetzte ihn nicht in den Wagen.) Der Herr weckte wohl die Retterliebe, das entscheidende Wort aber musste Philippus selbst gehorsam sprechen. Philippus hätte km-weit hinter dem Wagen herrennen können und auf weitere Wirkungen des Geistes warten können. Er wäre wohl irgendwo erschöpft liegen geblieben. Es ist nicht die Art des Heiligen Geistes unseren Verstand, unseren Willen und unser Gefühl auszuschalten! Wir erkennen auch hier wieder deutlich das Ineinander und Miteinander der Fügungen Gottes und des spontanen Gehorsams des Philippus, der darin bestand, die ihm gebotenen Möglichkeiten aktiv zu nutzen.

Das gefährliche Gegenteil eines klaren Gehorsamsschrittes ist dumpfe Passivität. Sie entspringt häufig einer verkehrten Auffassung von dem, was völlige Hingabe an Gott bedeutet. Manche Gläubige meinen, ein hingegebener Wille sei gleichbedeutend mit Willenlosigkeit, mit Passivität und so lehnen sie es nun ab zu wählen oder sich zu entscheiden. Unsere geistliche Lernfähigkeit ist so groß, wie unsere Bereitschaft zum Gehorsam.

9. Ehrt diese Sache Gott? - 1. Korinther 10,31

Den Willen Gottes zu lieben und deshalb auch zu tun, ist nicht nur das Beste für uns, nicht nur das klarste Zeugnis für Gott, - es trägt auch am meisten zur Ehre Gottes bei. (Reihenfolge?!) „Was ihr auch tut, denkt immer daran, dass alles zur Ehre Gottes geschieht.“ (1. Korinther 10,31) So soll auch das Fragen nach dem Willen Gottes nicht in erster Linie dazu dienen, dass unser Leben leichter und erfolgreicher verläuft, sondern dass Gott durch unser Leben geehrt wird.

10. Einige abschließende Gedanken

Gottes Wissen ist unbegrenzt. W­ir Menschen aber würden nicht mehr ehrlich sein können, wenn wir alle Tatsachen über die Zukunft wüssten. Unser Glaube und unser Gehorsam wären bedeutungslos, wenn wir das unvermeidliche Ergebnis einer bestimmten Handlungsweise kennen würden. Die menschliche Freiheit würde sich in nichts auflösen.

Eine echte Beziehung mit Gott leben.

Wir haben gesehen, dass wir Führung noch immer viel zu sehr als eine Technik und zu wenig als Aspekt einer Beziehung ansehen. Die Bibel gibt uns wenige Hinweise zur technischen Seite der Führung. Gottes, sagt uns aber eine Menge darüber, auf welche Weise wir eine Beziehung der Liebe zu ihm pflegen sollen. Er sehnt sich danach, dass ich immer, wenn ich eine Entscheidung treffe, bewusst seine Gegenwart suche.

Aufrichtig und ehrlich sein.

Ich empfehle, die Psalmen unter dem Aspekt der Beziehung und der darin eingebetteten Führung Gottes zu studieren. Man kann die Psalmen als eine Art geistliches Tagebuch ansehen. Die Autoren waren erschütternd aufrichtig. Sie registrierten nicht nur alles Gute aus der Liebesbeziehung, sondern auch die gewaltigen Enttäuschungen. David, der als der Schreiber vieler Psalmen gilt, wird „ein Mann nach dem Herzen Gottes“ genannt. Warum? David nahm Gott ernst. Er nahm Gott in jeden großen oder kleinen Erfolg, in jeden großen oder kleinen Misserfolg mit hinein. Er fuhr Gott an, erhöhte ihn, zweifelte an ihm, pries ihn, fürchtete ihn, liebte ihn. Aber was auch geschah, immer brachte David alles, was er erlebte mit Gott in Verbindung.

Ich denke, dass das Thema „Führung Gottes“ stark überschätzt wird. Das eigentliche Thema bei allen Fragen der Führung lautet eigentlich „intakte Beziehung“. Wahre Führung wird sich immer im Bereich der Beziehung des Christen mit seinem Gott abspielen. Und wo es diese Beziehung gibt, wird Gottes Führung nicht zum Selbstzweck, sondern ist sie nur eines der Mittel, die Gott anwendet, um unseren Glauben zu stärken.

In diesem Zusammenhang kommen bei manchen Christen Fragen auf wie: Gibt es DEN Willen Gottes für mein Leben? Ich meine, der gute Gott hat sehr wohl einen guten Plan für das Leben eines jedes seiner Kinder. Das bedeutet jedoch nicht, dass der gute Plan des guten Gottes von uns auch immer als GUT erlebt wird oder etwas GUTES Leben für uns darstellt. Wir sind da oft zu kurz schlüssig in unserem Denken. (Hiob, Paulus) Gott wartet nicht allezeit hinter den Kulissen unseres Lebens auf seinen Einsatz, um im Handumdrehen alle unsere Probleme zu lösen und alle unsere Krankheiten zu heilen. Sich besser zu fühlen ist für viele Christen heute ein wichtigeres Ziel geworden, als Gott zu suchen. Und schlimmer noch, wir meinen, dass Menschen, die nach dem Willen Gottes fragen, sich auch besser fühlen müssten.

Wohl behält Gott das Gute für uns immer im Auge, aber wir dürfen nicht meinen, wir würden das auch allezeit als das GUTE für unser Leben erkennen. Er hat immer die Ewigkeit mit im Auge, wir meistens nicht. Bei sehr vielen Fragen nach dem Willen Gottes geht es uns gar nicht um Gott, sondern doch noch immer um uns. Wir sind viel korrupter, als wir meinen. Wir möchten z.B. im Glauben gestärkt werden, berücksichtigen jedoch zu wenig, dass der Glaube sich erst durch Leid und Schmerz hindurch bewährt. Der Schmerz, der unseren Glauben fester werden lässt, wird allerdings sehr tief gehen. Immer dann, wenn mir die Lösung meiner Probleme wichtiger ist als Gott, bin ich auf dem Holzweg.

Manfred Herold

Manfred Herold