Lektion 49 - Wichtigkeit biblischer Lehre

Heute wird oft behauptet: „Lehre trennt, Liebe eint.“ Es fällt weiter auf, wie Christen immer unwilliger über biblische Lehre nachdenken, sie verteidigen und falsche Lehre bekämpfen. Das ist ein Zeichen geistlichen Niedergangs. Wofür man nicht kämpfen will, das hält man nicht für so wertvoll, dass es den Kampf lohnt. Lehre ist für viele Christen unwichtig geworden.

In den ersten Jahrhunderten der Kirche war Lehre sehr wichtig. Man musste die Eckpunkte des Evangeliums bestätigen und allgemein verständlich festlegen. In der Reformation rückte biblische Lehre wiederum ins Zentrum des Interesses der Kirche. Lehrpredigt und Katechismus (= griechisch für Unterweisung) führten zurück zum Willen Gottes, wie er in der Bibel niedergelegt ist. Alle nachfolgenden Erweckungen waren Bibelerweckungen.

Niemand behauptet, gute und richtige Lehre allein genüge. Wir wissen alle, dass zur Lehre der Glaubensgehorsam und die Liebe kommen müssen. Aber ohne die Lehre wird es weder Glauben noch Gehorsam noch Liebe je geben können. Das bedeutet:

Wir brauchen Lehre, denn sie ist das Fundament

Gott ist Licht (1. Johannes 1,5) und Gott ist Liebe (1. Johannes 4,16), beides in vollkommener Weise. Gottes Wort und Gottes Wahrheit, d.h. Gottes Evangelium - ist das Licht, das alle Finsternis vertreibt; es ist das Schwert, das zwischen Gott und Mensch, zwischen Himmel und Erde, zwischen Tag und Nacht, zwischen Geist und Fleisch scheidet (Hebräer 4,12). Dieses Schwert richtet das Haus Gottes (Offenbarung 1,16), und dieses Schwert wird alle Mächte der Welt richten (Offenbarung 19,15). Gott ist Licht, und gar keine Finsternis ist in ihm. Der gleiche Gott, der in seiner Wahrheit unbeugsam und dessen Lehren unerbittlich sind, ist Liebe - vollkommene Liebe, unbeschreibliche Liebe. Lehre und Liebe gehen Hand in Hand. Lehre ohne Liebe ist Menschenlehre, die sehr wohl trennen kann. Aber das tut Gottes Lehre nicht. Und Liebe ohne Lehre ist Humanismus und kein Christentum. Gute Lehre nährt die Liebe zu Gott, den Mitchristen und den Nächsten. Wir müssen in der Glaubenslehre gegründet bleiben (Kolosser 1,23). Sonst werden wir abkommen von der Hoffnung des Evangeliums. Wie aber sollen wir gegründet bleiben, wenn wir die Lehre vernachlässigen? Die Lehre ist ja der Grund, und wir werden gegründet, indem wir die Lehre lernen und lehren.

Lehre trennt

Gute Lehre trennt von bösen Lehren. Gute Lehre trennt von bösem Umgang. Der Apostel sagt das in 2. Korinther 6,14-18. Das ist aber ein ganz unbeliebtes Schriftwort. Könnte es sein, das wir unheiligen Umgang lieben? Dass wir darum das scharfe Schwert der Lehre nicht mögen? Sollte das einer der Gründe sein, warum in uns allen ein verborgener Widerstand gegen klare und verbindliche Lehre steckt?

Gute Lehre bewahrt vor falscher Einheit. Vor jener Einheit, die uns das Gleichnis vom Unkraut im Acker beschreibt (Matthäus 13), wo es heißt, dass am Ende der Tage das Unkraut gebündelt wird (V. 30). Das Unkraut, das sind die „Söhne des Bösen", die sich ins Reich Gottes eingeschlichen haben (V. 38). Sie rücken zusammen zu Verbänden und bilden Allianzen. Es ist Gott, der sie bündelt zum Gericht; denn die Bündel werden in den Feuerofen geworfen (V. 40+41).

Lehre eint

Gute Lehre trennt von Bösem, und gute Lehre verbindet die Herzen; gute Lehre lässt die Gläubigen zusammenwachsen. Oder waren die Christen je einiger als in den Tagen der Apostel? Als sie ein Herz und eine Seele waren, waren sie an vier Dingen erkennbar: Apostelgeschichte 2,42. Die Lehre der Apostel wird als Erstes genannt. Sie war das „Bindemittel“ der ersten Christen; sie war der feste Grund, auf dem sie alle standen, die Mauer, die sie vor den falschen Lehren des Judentums und dem Betrug der griechischen Philosophie schützte.

Ohne Lehre wächst nichts

Man muss das Wort der Wahrheit hören, sonst kann man kein ewiges Leben empfangen. Das Evangelium Gottes ist die Kraft, die uns rettete (Römer 1,16). Die Lehre Jesu ist das Fundament, auf dem das persönliche Glaubensleben ruht (Matthäus 7,24+25). Und sie ist das Fundament der ganzen Gemeinde, die aufgebaut ist auf der Grundlage der Apostel und Propheten des Neuen Testaments (Epheser 2,20). Gute Lehre ist die Nahrung die uns heranwachsen lässt (1. Timotheus 4,6). Wenn wir für andere ein Vorbild sein wollen, dann müssen wir die Lehre gut kennen; denn kennen wir sie nicht, können wir sie nicht befolgen. Was Paulus seinem geistlichen Kind und Mitarbeiter Timotheus sagte, gilt auch für die Christenheit des 21. Jahrhunderts (1. Timotheus 4, 12-16).

Ohne Lehre hält nichts

Der Lehrer ist eine der großen Gaben des erhöhten Herrn an die Gemeinde (Epheser 4,11-12). Der Lehrer lehrt das Volk Gottes, damit die Gläubigen heranwachsen im Dienst und heranwachsen „zur Einheit des Glaubens, und der Erkenntnis des Sohnes Gottes". Wir halten noch einmal fest, dass es Einheit des Glaubens nur geben kann, wenn die Lehre des Glaubens gelehrt, geglaubt und befolgt wird. Wird die Gemeinde nicht gelehrt, werden wir „Unmündige sein, hin- und her geworfen und umher getrieben von jedem Wind der Lehre" (Epheser 4,14).

Die Lehre und die Endzeit

Winde der falschen Lehre stießen schon immer gegen das Haus der Gemeinde (Matthäus 7,25+27). Diese Winde werden in der letzten Zeit heftiger werden. (Matthäus 24,4+5+24; 2. Thessalonicher 2,3; 1. Timotheus 4,1; 2. Timotheus 3,13; 2. Petrus 2,1). Wenn die falschen Lehren sich immer weiter verbreiten und die Irrlehrer immer zahlreicher werden, müssen wir noch entschlossener als je zuvor die gute Lehre lernen und lehren. In seinem letzten Brief sagt Paulus dem Timotheus zuerst: „Du hast genau erkannt meine Lehre", und dann fährt er fort: „Verharre in den Dingen, die du gelernt hast, da du weißt, von wem du gelernt hast" (2. Timotheus 3,10+14). Er hatte vom Apostel die Lehre empfangen; und er hatte am Apostel gelernt, wie wichtig die Lehre ist.

Wir leben in jenen „letzten Tagen" (2. Timotheus 3,1), in denen „böse Menschen und Gaukler es je länger je ärger treiben" (3,13). Daher können wir es uns weniger leisten als je zuvor, in der Lehre gleichgültig oder halbherzig zu sein. In den beiden letzten Briefen des Apostels kommen die Worte „Lehre", „lehren", „lehrfähig" 23-mal vor. Die Verwirrung wird immer größer; der Druck auf das Volk Gottes wächst. Der Zeitgeist reißt immer heftiger an uns. Wir werden fallen, unsere Gemeinden werden stürzen wie das Haus, das auf Sand gebaut wurde, wenn die gesunde Lehre fehlt. Denn dann wird keine Wahrheit uns halten. Wenn wir das Wort der Wahrheit nicht geliebt, studiert, geglaubt und gelehrt haben, haben wir uns von ihm abgewandt, wird er uns dem Irrtum dahin geben, den wir mehr liebten als seine Wahrheit (2.Thessalonicher 2,10). Wenden wir uns aber Gott zu, dann haben wir in seinem Wort ein tragfähiges Fundament, das Bestand hat.

(zusammengestellt von Manfred Herold)

Manfred Herold