Lektion 51 - Was das Wort bewirkt – 2.Timotheus 3,16-17 – 1.

Die „Belehrung“ durch das Wort Gottes ist nicht in erster Linie dazu da, unseren Kopf mit immer mehr Wissen anzufüllen, sondern es soll bestimmte Aufgaben erfüllen. Es soll unser Leben formen. Dazu muss es vom Wissen zum Erkennen kommen. Das aber kann nur Gott durch seinen Heiligen Geist erreichen. (1. Korinther 2,14; Johannes 17,3; 1. Korinther 8,2; Epheser 3,19) Römer 6,17 Die Gläubigen sind einer Lehre, genauer einer Lehrform, einem „Lehrtypus“ (Typus = Gussform in die Metall gegossen wird) übergeben worden, u.z. so übergeben worden, dass sie von dieser Form geformt wurden. Also:

  1. Nicht der Gläubige formt die Lehre, sondern die Lehre formt den Glaubenden.

  2. Nicht der Gläubige hält die Lehre fest, sondern die Lehre hält den Glaubenden fest.

  3. Die Lehre war so genau im Umriss wie eine Gussform (nichts Undeutliches).

  4. Die Lehre war wie eine Form, dafür bestimmt, das Leben der Menschen zu formen.

Gesunde Lehre...

  • besitzt ihre Quelle in der biblischen Offenbarung. 2.Tim.3,16

  • hat Jesus Christus, den gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Herrn zum Inhalt und Ziel.

  • und geistliches Leben stehen in untrennbarem Zusammenhang.

  • schützt vor Irrlehren.

  • können wir nicht durch Polemik ersetzen.

Didasko“ (lehren) beinhaltet die Absicht, die Kenntnisse desjenigen zu beeinflussen, der gelehrt wird. Diesem Wort entsprechen auf der anderen Seite „akouo“, (hören, um zu verstehen), und „manthano“, (lernen). Der eine lehrt und der andere lernt, indem er das Gehörte in sich aufnimmt (vgl. Matthäus 10,24f; Lukas 6,40; 19,39).

Kerüsso“, verkündigen, herolden, predigen, beinhaltet nicht dieselbe Erwartung des Lernens und der Aufnahme dessen, was gelehrt wird (Matthäus 4,23; 9,35; 11,1; 13,54; Lukas 20,1; Apostelgeschichte 5,42; 15,35). Die Sache, auf die jemand hinzielt, wenn er lehrt, ist die Formung des Willens dessen, der gelehrt wird, durch die Mitteilung von Wissen (Matthäus 5,19; Apostelgeschichte 21,21; Kolosser 1,28). Es ist absolut von Jesu Lehren gebraucht (Markus 9,31; 10,1; Johannes 18,20; Kolosser 1,28); vom Unterweisen im christlichen Glauben und in der christlichen Lehre (Apostelgeschichte 11,26; Römer 12,7; Kolosser 1,28; Hebräer 5,12).

Weshalb traf der König Joas die Anordnung zur Renovierung des Tempels und die Könige vor ihm nicht? 2. Könige 12,5f Der Priester Jojada unterwies ihn im Wort des Herrn. 2. Könige 12,3 Genau: „er tat was dem Herrn wohl gefiel, SOLANGE der Priester Jojada ihn unterwies...“ Heute ist das nicht anders. Wenn man sich nicht mehr ans Wort hält, hört man auf, fehlt die Möglichkeit Gott wohlgefällig zu wandeln.

Die Frage ist, lassen wir das Wort Gottes seine ihm von Gott zugedachte Arbeit tun? Es will uns zuerst „überfüh­ren“, dann will es uns „wiederherstellen“ und „erziehen“. Was heißt das konkret? Wie kann das heute vom „einfachen Bibelleser“ erlebt werden?

Als erste praktische Wir­kung der „Belehrung“ wird hier die „Überführung“ genannt. Das hier verwendete griechische Wort „elegmos“ wird nur an dieser Stelle im Neuen Testament ge­braucht und bedeutet „Überführung“, „Aufdeckung“ sowohl der Schuld, als auch der Wahrheit. Es soll also eine gewisse Überzeu­gung vermittelt werden, die der Lehre entspricht. Unter dem Eindruck der Lehre soll der Mensch dazu kommen, in seinem eigenen Leben alles zu erkennen, was unecht, unlauter und un­richtig, aber auch das, was echt, rein und wahr ist.

Dieses Wort kommt modernen Lesern und Hörern in unserem Zusammenhang vielleicht deplatziert und fremdartig vor. Von „Überführung“ ist heute doch meistens im Zusammenhang von aufgedeckten Vergehen oder Verbrechen die Rede. Weshalb wird hier solch ein scharfes Wort verwendet? Haben wir es nötig, „überführt“ zu werden? „Überführt“ wird doch in der Regel gegen hartnäckige Widerstände des Beschuldigten!

Nach Johannes 16,8 („Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt Augen überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Ge­richt.“) ist dieses Überführen von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht eine der Haupt­aufgaben des Heiligen Geistes. Hierzu bedient er sich bevorzugt, wenn auch nicht ausschließlich des Wortes Gottes. Es wirkt unter der Leitung des Heiligen Geistes als „Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebräer 4,12). Es will aufdecken, bloßlegen, ans Licht bringen, offenbaren, enthüllen, klar­machen.

Diese Wirkung der Lehre wird heute, wie wohl zu allen Zeiten, weil sie durchaus unangenehm und schmerzhaft sein kann, wenig geschätzt, ist aber gerade deshalb umso nötiger. Denn viele Christen sind nach meiner Beobachtung in Bezug auf ihren tatsächlichen geistlichen Zustand wahre Meister der Selbsttäuschung. Jedoch nur wenn wir die Wahrheit über uns erfahren und wir dadurch die Illusionen über uns verlieren, kann für Verlorene die Rettung und für Christen die Erneuerung beginnen.

Es hat nie einen Christen gegeben, der in seinem geistlichen Leben Fort­schritte gemacht hat, ohne sich selbst immer klarer zu erkennen. Kein Christ kann geistlich über das hinauswachsen, was er von der Bibel her an sich selbst erkannt hat. Wir wer­den z.B. nicht eher die Macht der Gnade in unserem Leben erfahren, bevor wir nicht die Wahrheit über uns erkannt und bejaht haben („Wahrheit“ nicht im Sinne von dogmatischer Richtigkeit, sondern von Realität, von Offenbarung der Dinge, wie sie wirklich sind). Und weil das Erkennen der Wahrheit ein lebens­langer Prozess ist, kann man geradezu sagen: Nur in dem Maße, wie wir uns vom Geist Gottes überführen, d.h. die Wahr­heit sagen las­sen, kann uns geholfen werden.

Weil das so ist, dürfen wir diesen überführenden Aspekt des Wortes Gottes niemals unterschlagen. Auch ein momentanes Unbehagen beim Hörer muss von einem Verkündiger des Evangeliums ausgehalten werden. Dieses Unbehagen kann im wahrsten Sinne des Wortes not-wendig sein. Es zeigt dem Hörer seine Hilfsbedürftigkeit und weist ihn damit auf Chri­stus, den Retter hin. Das gehört zu unserer Aufgabe als Botschafter Christi. Denn nur wenn diejenigen, denen wir das Wort Gottes zu sagen haben, von ihrer Sünde überführt werden, werden sie begreifen, weshalb sie sich an den Retter Jesus Christus wenden sollten. Nur so kann der Geist Gottes uns nicht nur unseren unbefriedi­genden Zu­stand, sondern auch die Gerechtigkeit, welche durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt wird, zeigen.

Wir müssen jedoch klar zwischen der Überführung des Geistes und der Anklage des Teufels unterscheiden. Der Teufel ist der Verkläger der Brüder, der Gottes Volk Tag und Nacht anklagt. Die Symptome dieser Anklage werden ein allgemeines Schuldgefühl oder ein Mangel an Frieden sein, ohne spezifischen Grund. Wenn uns der Heilige Geist überführt, werden wir uns in fast 95% der Fälle genau darüber im Klaren sein, worum es geht. Er wird seinen Finger auf einen bestimmten Bereich unseres Lebens legen, der Gott nicht gefällt.

Fragen fürs Gespräch:

  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen der überführenden Wirkung des Wortes Gottes und meiner manchmal deutlich ausgeprägten Abneigung ihm gegenüber?

  • Weshalb ist mir die Eindeutigkeit des Wortes Gottes in manchen Situationen peinlich?

Ansatzpunkte fürs Gebet:

  • Wir bitten den Vater darum, dass wir Mitarbeiter selbst mutig den Geist Gottes sein überführendes Werk durch das Wort Gottes an uns tun lassen.

  • Wir wollen ehrlich und offen unsere Sünden bekennen und uns selbst zur Erneuerung anspornen lassen.

(zusammengestellt von Manfred Herold)

Manfred Herold