Lektion 55 - Gemeinde Jesu Christi - 3.
Jesus spricht: „Ich werde meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.“ Matthäus 16,18
Wir haben die Gemeinde anzusehen und zu bauen als...
3.) Der Leib Christi
Als einzelne Glieder sind wir der Leib Christi Römer 12,5; als Ortsgemeinde sind wir Leib Christi 1. Korinther 12,12; alle Christen aller Zeiten bilden den ganzen Leib Christi Epheser 1,23; „Das Geheimnis des Wachstums eines jeden Gliedes liegt im Leib!“ Kolosser 1,24
Es ist überaus wichtig, dass wir die einzigartige Beziehung des Christen zu Christus und zu seinen Mitchristen, d.h. zur Gemeinde verstehen. Denn nur dann können wir die praktischen Konsequenzen zu unserem, unserer Mitchristen und der Welt Nutzen ziehen. Nur so wird es zu einer geistlichen Neubelebung und Neuorientierung in unserer Gemeinde kommen.
„Christi Leib“ - das beschreibt die organische Verbundenheit und Zusammengehörigkeit von Haupt und Gliedern durch seinen Geist. Diese Zusammengehörigkeit geht bis zur Identifikation (Apostelgeschichte 9,4). Haupt und Glieder sind untrennbar. Der Mensch kann zur Not ohne Arm oder Fuß, nie aber ohne Kopf leben. (Kolosser 2,19) - Wir brauchen Gemeindeglieder, die sich ihrer Berufung, in der Friedenskirche Mitglied zu sein, unerschütterlich bewusst sind. (Oder soll sich nur der Pastor seiner Berufung, hier zu arbeiten, bewusst sein? Wo bleibt da das allgemeine Priestertum?) Damit soll keine konfessionalistische Enge gezüchtet, aber die Bedeutung der gebotenen Treue betont und bewusst gemacht werden. (Oder hat nur der Pastor treu und zuverlässig seinen Dienst in der Gemeinde zu versehen? Ist das NT-gemäß?)
„Christi Leib“ - das bedeutet, dass die Gläubigen durch ihr Anteilhaben an Christus und am Heiligen Geist (d.h. ihr „Sein in Christus“) miteinander verbunden sind. Indem der Heilige Geist da ist, ist die Gemeinde da. Darum geht die Gemeinde als Träger des Wortes und Geistes Christi stets dem individuellen Glauben voran. Man wird nicht zuerst ein Glaubender und tritt dann in die Gemeinde ein; sondern man wird dadurch ein Glaubender, dass man an dem, was der Gemeinde gegeben ist, Anteil bekommt. Deshalb lässt man sich taufen und vollzieht nach, was von Gott her bereits Wahrheit ist. So ist es übrigens überall bezüglich des Heils Gottes.
Und genauso, wie das Leben begonnen hat, so wächst und entwickelt es sich auch. Das Wachstum des Leibes Christi hängt von 3 wichtigen Faktoren ab: 1. vom rechten Verhältnis des Leibes zum Haupt; 2. vom rechten Verhältnis der Glieder des Leibes zueinander; 3. von der persönlichen Verantwortung eines jeden Gliedes für das Wachstum des gesamten Leibes.
„Christi Leib" - das bedeutet, der Leib ist das ausführende Organ für die Gedanken des Kopfes. Das Bild verdeutlicht, dass die Glieder Mitarbeiter Gottes sind. Die Gemeinde ist also zuerst und vor allem für Gott da. (Nicht so schnell von der „Gemeinde für die Welt“ sprechen!) Das wird deshalb nicht zu einer passiven, nur am eigenen Seelenheil interessierten Frömmigkeit führen, weil Jesu Gedanken die Rettung der Welt zur Verherrlichung des Vaters zum Gegenstand haben. Alles, was Christus als das Haupt denkt und plant, was ihm der Vater an Aufgaben zugeteilt hat, führt er durch seinen Leib, die Gemeinde aus (2. Korinther 1,20). Kann er das durch uns tun?
„Christi Leib“ - das bedeutet, dass die Glieder in ihrem Verhältnis zueinander wichtige Grundsätze beachten:
1. Ein gesundes Glied wird Verantwortung übernehmen! 1. Korinther 12,15-16 Verantwortung zu übernehmen ist ein elementarer Ausdruck vorhandenen Lebens. Es gibt kein gesundes Leben, ohne vermehrte Übernahme von Verantwortung. Man lernt etwas, um auf diesem Gebiet Verantwortung übernehmen zu können. Gott schenkt Gaben, Aufgaben und die entsprechende Platzanweisung. In der Gemeinde findet sich für jedes Glied ein Platz zum Dienst, d.h. um Verantwortung zu übernehmen. Wo nie Verantwortung übernommen wird, stimmt etwas mit dem geistlichen Leben nicht.
2. Ein gesundes Glied wird die Verschiedenheit bejahen! 1. Korinther 12,17-20 Die Vielfalt ist, recht besehen, ein Grund zur Freude. Statt neidisch, kritisch oder geringschätzig auf die Gabe des anderen zu schauen, sollten wir uns über seine Gabe freuen. Häufig kommt uns die Verschiedenartigkeit der Gaben als Bedrohung vor, weil wir nur die eigene Gabe kennen und von anderen oft gar nichts oder wenig wissen. Hier gilt es zu lernen und Rücksicht zu nehmen. Die Harmonie entsteht und wird bewahrt, wenn alle Glieder Christus gehorchen und auf ihn achten.
3. Ein gesundes Glied wird die Verbundenheit sehen! 1. Korinther 12,21-24 Christen wissen sich nicht durch Sympathie, gleiche Meinung, gleiche Interessen o.ä., sondern durch die neue geistliche Geburt miteinander verbunden. Gerade darin erweist sich die Besonderheit der Gemeinde Jesu, dass total verschiedene Menschen durch Jesus miteinander und füreinander leben können. Deshalb muss die Gemeinde als Leib immer im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen. Zugleich müssen wir uns davor hüten, wieder die unserem „alten Menschen“ entgegenkommenden Strukturen der Gleichförmigkeit aufzurichten. Es ist also nicht nur wichtig, dass wir die Verschiedenheit bejahen, sondern dass wir auch die Verbundenheit sehen, denn nur zusammen wird beides sinnvoll (Leib).
4. Ein gesundes Glied wird Fürsorge praktizieren! 1. Korinther 12,24-27 Glieder am Leibe Jesu sorgen sich nicht mehr nur um sich selbst, sondern auch um andere. Solange das in einer Gemeinde noch nicht so ist, wurde das Wesen des Leibes Christi in keiner Weise erfasst. Die Glieder der Gemeinde sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Wer einmal zum Leib Christi gehört, der kann sich nicht mehr von seinen Geschwistern trennen. Er kann nicht mehr unabhängig von Christus und seinen Geschwistern leben. Der Leib Christi ist eine unauflösliche Schicksalsgemeinschaft.
5. Ein gesundes Glied wird Vertrauen haben! 1. Korinther 12,28-30 Ohne Vertrauen ist ein Zusammenleben und ein Zusammenarbeiten in der Gemeinde (wie in jeder anderen Lebensgemeinschaft) unmöglich. Wenn wir feststellen, dass Gott unseren Geschwistern vertraut, ihnen Gaben und Aufgaben anvertraut, wer sind wir, dass wir ihnen nicht auch vertrauen? Vertrauen muss immer zuerst investiert werden, bevor man etwas „herausbekommt“. (Lukas 22,32; Johannes 20,19; Johannes 21,15)
„Christi Leib" - das bedeutet, dass die Glieder auf die sichtbare Vereinigung mit ihrem Haupt warten. Viele Verheißungen, die Gott seiner Gemeinde gegeben hat, stehen in ihrer Erfüllung noch aus. Darum ist sie eine wartende Gemeinde. (1.Thessalonicher 4,15-17; Kolosser 3,4) Der Herr erwartet von den Seinen: 1. Korinther 4,2; Matthäus 24,45; 25,23; 2.Timotheus 4,7-8; Offenbarung 2,10 Achten wir auf unsere Treue und Zuverlässigkeit? Wenn ich weiß, dass ein wesentliches Hauptfach in der abschließenden Prüfung Gottes die Treue ist, bin ich dann nicht im höchsten Maße dumm, wenn ich sie nicht konsequent einübe?!
Gerade weil wir Christen die letzte Lösung vom wiederkommenden Christus erwarten, können wir uns illusionslos aber ohne Resignation für vorletzte gesellschaftliche Lösungen engagieren. Der größte Dienst, den wir unserer Gesellschaft leisten können, besteht im Aufbau lebendiger Gemeinden.
Manfred Herold