Lektion 57 - Gemeinde Jesu Christi - 5.

Jesus spricht: „Ich werde meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.“ Matthäus 16,18

Wir haben die Gemeinde anzusehen als...

7. Das Salz der Erde

Matthäus 5,13: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird.“

Hier beschreibt Jesus in einem Bild, welche Auswirkungen unser Christsein in dieser Welt haben soll. Infolge der Sünde befindet sich die Welt in einem Verwesungszustand. Die Welt, sich selbst überlassen, tendiert immer mehr zum Verfall und nicht zur Höherentwicklung, wie uns evolutionistisch geprägtes Denken weismachen will.

Die Gemeinde und allein sie ist berufen, das Salz der Erde zu sein. Was bedeutet das? Zuerst einmal soll und muss sie ganz anders als die Welt sein. Salz unterscheidet sich grundsätzlich von der Sache, für die es gebraucht wird. Es kann ihre Aufgabe nur dadurch erfüllen, dass es ganz anders ist. So auch der Christ.

Jesus betont hier zuerst einmal die rein negative Funktion des Christen. Die Hauptaufgabe des Salzes ist es nicht, Gesundheit zu verleihen, sondern den Fäulnisprozess aufzuhalten und wie ein Antiseptikum zu wirken. z.B. Auf der Oberfläche eines Stück Fleisches befinden sich verschiedene Keime. Es besteht nun die Gefahr, dass das Fleisch schlecht wird. Die Aufgabe des Salzes, mit dem das Fleisch eingerieben wird, ist es, das Stück Fleisch gegen die Keime zu schützen, die den Fäulnisprozess fördern. So ist also die Hauptfunktion des Salzes negativer und nicht positiver Art. Das ist eine wichtige Klarheit. Es ist nicht die einzige Funktion eines Christen in dieser Welt, aber zunächst einmal soll dies die Wirkung eines Christen auf diese Welt sein.

Was ist die Eigenart des Salzes? Es gibt sich ganz für seine Aufgabe auf. Ihr ganzes Wesen ist eine Art Selbstverleugnung. Wenn das Salz seine Existenz festhalten und auf Dauer sichern wollte, wäre es nicht in der Lage, seine ihm zugedachte Aufgabe zu erfüllen. Salz ist nicht für sich selbst, sondern immer für anderes da! Salz im Salzstreuer hat Dienstcharakter. Der Salzstreuer ist für das Salz keine sichere Burg, die sie vor der Außenwelt abschotten soll.

Das Salz zur Zeit Jesu (gewonnen aus dem Toten Meer) nahm wegen der stärkeren Beimischung von Kalk, Gips und anderen Mineralien leicht einen faden Geschmack an. Es durfte darum nicht lange im Salzfass lagern. Es musste verbraucht werden. - So gehören die lebendigen Christen mitten in die Welt hinein. Wenn das Salz seine Salzkraft verliert, dann ist es zu nichts mehr nütze, als zertreten zu werden. Salz ist im Alten Testament wichtig als Zeichen der Dauer. Beispielsweise sagt Abia in 2. Chronik 13,5, David habe das Königtum durch einen „Salzbund“, d.h. ewiglich empfangen. Ähnlich wird das „ewige Anrecht“ der Priester auf die Opfergaben in 4. Mose 18,19 als ein „Salzbund“ bezeichnet. Die Bestimmung, alle Speiseopfer zu salzen (3. Mose 2,13), soll wohl ebenfalls auf die dauernde Verpflichtung Israels zeichenhaft hinweisen. Versucht man von hier aus Matthäus 5,13 zu verstehen, dann ergibt sich, dass die Jünger die Erde „konservieren“ sollen, d.h., um ihretwegen und um ihrer Mission willen hält Gott die Vollstreckung des Gerichtes noch zurück und verlängert die Gnadenzeit.

Was bedeutet dies in der Praxis? (In der Gegenwart von Christen wird sich manches nicht oder nicht so ausgeprägt ereignen, wie in ihrer Abwesenheit.) Sind wir eine Art Konservierungsmittel in der Welt, um sie vor dem Prozess der Fäulnis und des Zerfalls zu bewahren? - Eine Nebenfunktion des Salzes ist die Geschmacksverfeinerung. Das Leben ohne den Glauben an Christus ist fade und ohne wirklichen Geschmack. Es wird ein Leben der Sucht und nicht des wahren Genusses. Die Gemeinde soll den Menschen Zugang zu wahrem Genuss, der auch in der Ewigkeit nicht gereut, verschaffen. Christen, die als Christen leben beeinflussen fast automatisch ihre Gesellschaft.

Kompetente Historiker in England sind sich darin einig, dass England im 18. Jahrhundert vor einer Revolution, wie sie in Frankreich stattfand, und deren Folgen zweifelsohne nur durch die Erweckung unter Wesley und Whitefield verschont wurde. Und das geschah nicht, weil die methodistische Bewegung eine politische gewesen wäre, sondern weil sich unzählige Einzelne in ihrem Verhalten in ihrem Alltag verändern ließen.

Müssen wir uns nicht eingestehen, dass unsere Gegenwart nur noch selten erkennbaren Einfluss auf unsere Umgebung hat? So geht es auch heute nicht darum, dass die Institution Kirche oder Gemeinde etwas tut, sondern dass der einzelne Christ das Richtige und Gute tut. Deshalb ist die große Hoffnung für unsere Gesellschaft eine immer größer werdende Anzahl von Christen. Die Gemeinde Jesu sollte sich auf ihre Aufgabe konzentrieren, Menschen zu Jüngern zu machen.

Dass „Salz fade wird“, ist schier unmöglich. Ebenso wenig sollten Jünger ihren Auftrag versäumen. Leider geschieht es bei den Jüngern eher als beim Salz. Die Verantwortung wird in zwei knappen Sätzen beschrieben. Der erste ist ein Fragesatz: „Womit wird es dann gesalzen werden?“ Auf diese Frage kann keine Antwort gegeben werden. Denn niemand außer den Jüngern kann den Aufschub des Gerichts über die Weit erreichen. Niemand ist überhaupt im Stande, die Aufträge der Jünger durchzuführen, wenn die Jüngerschaft versagt. Schon jetzt zeigt sich, wie berechtigt unsere obige Erklärung war. Denn die Auflösung der Gemeinde in die Welt hinein würde ja gerade dem Fall des „Fadewerdens“, entsprechen, den Jesus verhindern will. Der zweite Satz ist ein Gerichtssatz. Verfehlen die Jünger durch Ungehorsam ihren Auftrag, dann kann sie Gott nur noch „hinauswerfen“. Das Wort „hinauswerfen“ ist ein typisch endzeitliches Wort und bedeutet die Verdammnis im Endgericht (Matthäus 8,12; 22,13; 25,30). Der große Rahmen des Endgerichts macht deutlich, dass es nicht um tägliche Vorgänge unseres Versagens geht, die durch göttliche Vergebung und Reinigung immer wieder in Ordnung gebracht werden. Es geht auch nicht um einzelne schwere Versagensfälle, die wir unter die Kraft des Blutes Jesu bringen dürfen. Sondern es geht um den grundsätzlichen Ungehorsam, die überlegte und dauernde Rebellion, die zwar Gottes Gaben einheimst, aber sich selbst der Verfügung Gottes entziehen will.

Biblische Besinnung:

Beeinflusse ich meine Umwelt, oder beeinflusst sie mich?

Halte ich Fäulnis auf oder beschleunige ich sie?

Mache ich Menschen Appetit auf Gott oder verderbe ich ihn ihnen?

Komme ich meiner Berufung nach oder nicht?



Manfred Herold

Manfred Herold