Lektion 58 - Gemeinde Jesu Christi - 6.

Jesus spricht: „Ich werde meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.“ Matthäus 16,18

Diese Verheißung drückt DEN Willen Gottes für unse­re Zeit aus. Es ist DER Herzenswunsch Jesu für unsere Zeit, den er den Jüngern offenbarte, die ihm glaubten, nachfolgten und gehorchten. Denn der „Felsenmann“ war Petrus allein durch das, was er GLAUBTE und BEKANNTE. Seine Stärke war die Stärke dessen dem er glaub­te und den er bekannte - Christus (1. Korinther 3,11). Wir haben die Gemeinde anzusehen als...

8. Den Ort der Verheißung (Baustelle)

Epheser 2,14-22 „Apostel und Propheten“ bezeichnet die inspirierten Träger der neutestamentlichen Offenbarung. Was normativ für die Gemeinde gelten sollte, wurde durch sie offenbart. Paulus hat seinen eigenen Dienst als autoritativ für die Gemeinden angesehen und immer wieder seine göttliche Berufung zum Apostelamt betont. Dass durch die Apostel und Propheten das Fundament für den gesamten Bau der Gemeinde gelegt ist, hat eine große Bedeutung auch für die Frage nach dem neutestamentlichen Kanon: Fundamente werden nicht immer wieder gelegt, sondern grundlegend am Anfang. Und so bedarf die Gemeinde des Neuen Bundes im Lauf ihrer Geschichte auch nicht immer neuer grundlegender Offenbarungen - nein, mit den Aposteln und Propheten wurde unwiederholbar der Grund gelegt, auf dem im folgenden gebaut wird.

Die Apostel gaben als autorisierte Augen - und Ohrenzeugen das normative Zeugnis von Jesus; seither gibt es kein weiteres ursprüngliches Zeugnis von ihm. Die Apostel selbst und von Gott inspirierte Propheten vermittelten in ihrer Verkündigung und in den Schriften, die wir im Neuen Testament finden, Weisung für Glauben und Leben der Gemeinde. Das ist der Grund, auf dem gebaut wird. Von diesem „Grund der Apostel und Propheten“ gilt, dass sein „Eckstein Christus Jesus ist“ (V. 20b). Das Wort, das wir hier mit „Eckstein“ übersetzt haben, kann eben diese Bedeutung „Eckstein“ haben (also den maßgeblichen Stein bezeichnen, von dem aus sich die Richtung des Fundaments im Blick auf die Länge und Breite ausrichtet), oder aber den „Schlussstein“ bezeichnen (der bei einem Torbogen oder Gewölbe keilförmig als Letzter eingesetzt wurde und das ganze Gebäude zusammen hielt).

Der Schlussstein bildet den Abschluss oben in einem gewölbten Bauwerk; der Eckstein liegt im Fundament. Das meint der Text hier: es ist ja von dem Fundament die Rede, „dessen“ (!) Eckstein Christus ist. Wenn es um die Grundlagen der neutestamentlichen Gemeinde geht, ist Jesus maßgebend und richtungweisend. Den Hintergrund bildet eine prophetische Verheißung aus dem Buch Jesaja: „Darum spricht Gott, der Herr: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht“ (Jesaja 28,16).

Was Christus WILL, das KANN und WIRD er gewiss auch tun (Hiob 23,13; Psalm 135,6; Philipper 1,6). Jesus, das Haupt, baut heute durch sein kraftvolles WORT (Kolosser 3,16) und seinen mächtig wirksamen GEIST (Epheser 5,18) seine Ge­meinde. 2.Timotheus 3,16-17 - Geist und Wort bewirken zusammen die Auferbauung der einzelnen Glieder. Ohne sie ist alle Bemühung zum Bau der Gemeinde wirkungslos. Diese Tatsa­chen weisen dem Glaubenden den Weg und geben ihm Zuversicht, Hoffnung und Geduld. Christus will, indem er durch seine beiden bevorzugten Wirkungs­weisen (Wort und Geist) auf seine Glieder einwirkt, seine Gemeinde bauen (Epheser 4,15+16;Kolosser 2,19). So ist aktive Gemeindegliedschaft das verpflichtende äußere Zeichen einer inneren Hingabe an Christus. Deshalb müssen wir uns in unserem persönlichen und in unse­rem Ge­meindeleben von der Liebe bestimmen lassen, d.h. für eine At­mosphäre der Liebe sorgen und in ihr sowohl dem Wort, als auch dem Geist, große Wirkungsmöglichkeiten einräumen.

Die Verheißung gibt den Weg an, den wir zu gehen haben. Um des großen Zieles willen haben wir immer das Ganze, die Gemeinde, im Auge zu behalten. Alle Gruppenaktivitäten müssen immer wieder auf ihre Dienstfunktion für die ganze Gemeinde hin überprüft wer­den. Ei­genleben, Eigentinteressen und Eigendynamik in Gruppen und Krei­sen, die in ihren Aktivitäten nicht mehr klar auf die Gemeinde ausge­richtet sind, nehmen nur Leben und Kraft vom Eigentlichen, der Ge­meinde, weg.

9.) Des Christen Lebenselement

Wie das Lebenselement für einen Fisch das Wasser ist, so ist das Lebenselement für einen Christen das „In-Christus-sein“ (Epheser 1,1). Das „In-Christus-sein“ heißt aber immer auch „in-der-Gemeinde-sein“! Es ist kein Christentum ohne lebendige Beziehung zu einer Ge­meinde möglich. Es besteht eine unauflösliche Wechselbeziehung zwi­schen dem Christus und seiner Gemeinde, in der er durch sein Wort und seinen Heili­gen Geist wirkt. Christus offenbart und schenkt sich in WORT und GEIST und GEMEINDE selbst. Er beauftragt und sendet durch Wort, Geist und Gemeinde. Apostelgeschichte 13,1-3 Stets sind alle 3 Komponenten beteiligt, selbst wenn hier und da eine besonders hervortritt. Epheser 1,3 losgelöst von Christus und seiner Ge­meinde sind diese Segnungen nicht zu bekom­men.

Die Bezeichnungen „in Christus“, „in Liebe“, „in der Gemein­de“, „im Geist“, „im Wort“ sind nur verschiedene Aspekte ein und derselben Sa­che, näm­lich des wirksamen Verbundenseins mit Christus und seinen Gliedern. Epheser 1,13 Durch das WORT entsteht der GLAUBE und die­ser verbindet mich mit CHRISTUS, d.h. macht mich zu einem GLIED an seinem Leib, der Gemeinde. Ohne die Lebensverbindung mit Chri­stus können wir nicht glauben, denn niemand kann aus sich heraus glauben. Deshalb nimmt der Glaube in dem Maße ab, wie man sich von der Ge­meinde löst. Das „in Christus sein“ wird in dem „in der Gemeinde sein“ kon­kret, genau wie die Gottesliebe in der Bruderliebe konkret wird. In Epheser 6,10 werden wir aufgefordert „stark zu sein im Herrn“, was gleichzeitig heißen kann „stark zu sein durch den Herrn“. Auch hier muss sowohl an die Gemeinschaft mit Christus, dem Haupt, als auch an die mit seinem Leib, der Gemeinde, gedacht werden. Viele sind in ihrem Glaubensleben schwach, weil sie in ihrer Gemeindebezie­hung schwach sind!

„In-der-Gemeinde-sein“ heißt auch „Heilig-sein“! „Heilig“ ist kei­ne Beschreibung eines Zustandes, sondern eines Standes (des „in Chri­stus seins“). Dieser muss bewusst eingenommen werden, dann be­stimmt er auch unseren Zustand. Die Heiligung ist das fortlaufende Anziehen der Gnade Jesu (Römer 13,14). In der Gnade bleiben = in Je­sus Christus bleiben (Apostelgeschichte 13,43) = in der Gemeinde bleiben (Apostelgeschichte 11,23). Die Heiligung lässt uns immer tiefer wurzeln im Herrn und entwurzelt uns im Ich und in der Welt. Nur in dem Maße, wie Jesus durch den Geist in uns zum Zuge kommt, kann er andere durch uns erreichen. Die Wirkungen die­ser Leibesgemeinschaft waren in der Urgemeinde deutlich erkenn­bar (Apostelgeschichte 2,42f): Es kam Furcht über alle - Es geschahen Zeichen und Wunder - Es kam zum Lob Gottes - Es ereignete sich Wachstum.

Manfred Herold

Manfred Herold