Die 4 Pfeiler der Reformation

Heute ist Reformationstag – wir sollten uns erinnern. Was verdanken wir der Reformation? War sie Menschen-Werk oder Gottes-Werk? Ich bin davon überzeugt, dass sie Gottes Werk war. Aber die Beurteilung von Fakten und Zuständen ändern sich.

In unseren Tagen wird uns von allen Seiten immer wieder versichert, die römisch-katholische Kirche habe sich seit Luthers Tagen sehr zu ihrem Vorteil verändert. Stimmt das? Würde Luther heute hinsichtlich der 4 zentralen Wahrheiten des Evangeliums keinen Reformbedarf mehr in der römisch-katholischen Kirche sehen?

Ich will versuchen die Frage heute kurz zu beantworten und hoffe, dass jeder Christ daraus Ermutigung, Trost, Korrektur, Neuausrichtung und Hoffnung gewinnt. Im Mittelpunkt der Reformation stand die Bibel, Gottes Wort, die Heilige Schrift. Die Stellung zu ihr ist und bleibt der zentrale Punkt, mit dem noch heute die Kirche steht oder fällt. Jedes „Sola“ wandte sich gegen eine von der Bibel abweichende Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche. Das waren ...

1. Sola Scriptura – Allein die Heilige Schrift

Die Bibel ist göttlich inspiriert und damit vollkommen irrtumslos (2. Timotheus 3,16+17). Das bedeutet, dass die Bibel uns in jeder Hinsicht die Wahrheit über Gott, Sein Wesen, Seinen Heilsplan, die Welt und die Menschen sagt. Jede Bibelübersetzung ist nur insofern Gottes Wort, als sie sich gewissenhaft an den Grundtext hält.

Weder die neuesten Umfrageergebnisse, noch psychologische Lehrbücher, weder die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse, noch persönlich empfangene Offenbarungen, Träume oder Visionen, sondern allein das Wort der Bibel ist und bleibt für Christen maßgebend und hilfreich (2. Petrus 1,21).

Der Evangelist Ulrich Parzany stellte jedoch im Blick auf die Evangelische Kirche Deutschlands heute besorgt fest: „Im Grunde ist „Jesus Christus“ eine Leerformel geworden, die jeder nach seinen Vorstellungen füllt. Wenn das reformatorische Prinzip „Allein die Bibel“ nicht mehr gilt, verliert auch das „Allein durch Jesus Christus“ seinen Inhalt. Auch die beiden daraus folgenden Grundsätze „Allein durch die Gnade“ und „Allein durch den Glauben“ lösen sich dann auf.“

Gottes Wort muss in der Ihm eigenen Kraft verkündigt werden. Alle weiteren Zusätze sind zurück zuweisen. Sie muss aus sich selbst, d.h. durch Ihre eigenen Aussagen erklärt werden. In der Bibel teilt uns Gott Seinen Willen in der Dopplung von Gesetz und Evangelium mit. Sie ist das Licht auf unserem Weg. Wir benötigen keine zusätzlichen Lichter (Psalm 119,105). Sie ist das Wort des Heiligen Geistes. Durch Sie schafft Er beim Menschen Glauben und Erneuerung. (Judas 1,3; Matthäus 5,18; Johannes 17,17; Psalm 119,160)

Einer der grundlegenden Unterschiede zwischen dem römisch-katholischen und dem reformatorischen Denken besteht darin, dass der Protestantismus die Heilige Schrift aufgrund Ihres Selbstzeugnisses, Gottes Wort zu sein, als letzte und unfehlbare Autorität ansieht.

Nun hat heute die Bibel in der römisch-katholischen Kirche zweifellos einen höheren Stellenwert als zu Luthers Zeit, aber ist Sie tatsächlich letzte und unfehlbare Autorität? - Nein! - Der Katholizismus präsentiert heute zwar AUCH die Bibel, diese aber NUR in der Auslegung durch das „unfehlbare päpstliche Lehramt“ und die „Tradition“. Hier wird deutlich, dass und wie sich die römische Kirche vor Christus schiebt. Ihre Interpretation der Bibel wird für allein maßgeblich erklärt und zwar zum Teil gegen andere deutliche Aussagen der Heiligen Schrift. (1. Korinther 2,12+13)

Die römisch-katholische Kirche sagt:

„Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes authentisch auszulegen, ist allein dem lebendigen Lehramt der Kirche – das heißt den Bischöfen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri, dem Bischof von Rom – anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 85)

„Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene wie die ungeschriebene, der sei verflucht.“ (Der Glaube der Kirche, Nr. 85)

Wenn die Kirche durch ihr oberstes Lehramt etwas „als von Gott geoffenbart“ und als Lehre Christi „zu glauben vorlegt“, müssen die Gläubigen „solchen Definitionen mit Glaubensgehorsam anhangen“.(Katechismus der Katholischen Kirche, § 891)

Die Bibel sagt:

„Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, sodass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist; und davon reden wir auch, nicht in Worten, die von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern in solchen, die vom Heiligen Geist gelehrt sind, indem wir Geistliches geistlich erklären.“ (1. Korin- ther 2,12-13)

„Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt“ (Matthäus 22,29)

„Seht zu, dass euch niemand verführe! ... viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen (Matthäus 24,5+11)

Wir müssen begreifen, dass wir im Gespräch mit katholischen Freunden etwas anderes meinen, wenn wir von „Gottes Wort“ sprechen. Wir meinen das Wort der Bibel, sie meinen das Wort der Bibel und die kirchliche Deutung dieser Worte.

Ich betone das alles nicht, um den Graben zwischen Evangelischen und Katholiken noch tiefer zu machen, als er ohnehin schon ist, sondern weil ich meine katholischen Freunde ernst nehme, in dem, was sie bekennen zu glauben! - Ist der Grund für den mahnenden Hinweis auf das „Sola Scriptura“ der Reformation heute im Gespräch mit den Katholiken gegenstandslos? - Nein!

2. Solus Christus – Allein durch Christus

Die Reformation hat dafür gesorgt, dass Jesus Christus wieder zu Seinem Recht kommt. Christus allein hat das ganze, freie und für alle offene Rettungswerk Gottes des Vaters vollbracht:

Christus ist unsere Gerechtigkeit. Jesus Christus, war, obwohl ganz Mensch, doch ganz Gott und als solcher völlig ohne Sünde (Hebräer 4,15). Er hat in Seinem irdischen Leben durch Seinen aktiven Gehorsam gegenüber den Geboten alle Forderungen Gottes an unserer Stelle erfüllt (Matthäus 3,15). Darüber hinaus wurde Er, indem Er die Strafe für unsere Sünden erlitt (Galater 3,13f), unsere Gerechtigkeit (Römer 1,17), sowie unsere Weisheit, unsere Heiligung und unsere Erlösung (1. Korinther 1,30). Mit diesen Begriffen zeigt die Bibel, dass uns „in Christus“ der ganze Reichtum des Heils gegeben ist. Alle Rettung und Erlösung haben und erfahren wir allein in der Gemeinschaft mit Christus. (Epheser 1,3-14).

Christus ist unser Stellvertreter. Er handelte an unserer Stelle. Er versöhnte uns mit Gott. Er tat es ohne unsere Beteiligung, aber uns zugute. Er hat alles vollbracht, was zu unserer Errettung notwendig war (1. Korinther 1,30). Jeder, der dies im Glauben annimmt, soll wissen, dass er gerettet ist. Christus anzunehmen ist aber nun kein Akt, den wir zum Werk Christi hinzufügen müssten. Wenn wir Christus annehmen, dann geschieht das im Glauben, der weiß, dass von Ihm schon alles vollbracht ist, was zu unserer Rettung nötig ist. Die Stellvertretung ist eine zentrale biblische Tatsache, die von der Reformation ebenfalls neu ins Licht gestellt wurde.

Christus ist der einzige Mittler. „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der Sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung“ (1. Timotheus 2,5-6). Darum sind weitere Mittler überflüssig. Weil Christus so total für uns da ist, brauchen wir z.B. auch Maria als Miterlöserin nicht. Ebenso wenig haben für uns die Heiligen einen Platz als Mittler neben Jesus. Wir benötigen sie nicht als „Türöffner zum Heil“. Gott hat Seinen eigenen Sohn für uns dahin gegeben (Römer 8,32). Weil Er der Hohepriester ist, darum sind sowohl alle menschlichen Priester, als auch der angebliche „Stellvertreter Christi“ an ihrer Spitze überflüssig. Christus ist die offene Tür zum Vaterhaus, und im Namen Jesu können wir Gott als Vater anrufen. Sein Name hat bei Gott Gewicht, denn Er ist der Versöhner. Darum bekennen wir: Christus allein genügt. (Johannes 3,16; Apostelgeschichte 4,12; 17,31; 2. Korinther 5,18-21)


Die römisch-katholische Kirche sagt:

„Weil Christus den Dienst der Versöhnung seinen Aposteln anvertraut hat, üben ihre Nachfolger, die Bischöfe, und deren Mitarbeiter, die Priester, diesen Dienst weiter aus. Die Bischöfe und die Priester haben kraft des Sakramentes der Weihe die Vollmacht erhalten, „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" alle Sünden zu vergeben.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 1461)

„Wer sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wirkliches und eigentliches Opfer dargebracht oder die Opferhandlung bestehe in nichts anderem, als dass uns Christus zur Speise gereicht werde, der sei verflucht. - Wer sagt, das Messopfer sei nur Lob- und Danksagung oder das bloße Gedächtnis des Kreuzesopfers, nicht aber ein Sühneopfer, oder es bringe nur dem Nutzen, der kommuniziere, und man dürfe es nicht für Lebende und Verstorbene, für Sünden, Strafen, zur Genugtuung und für andere Nöte aufopfern, der sei verflucht.“ (Konzil zu Trient, 1562)

Die Bibel sagt:

„Dieses tut zu meinem Gedächtnis“ (Lukas 22,19)

„Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen“ (1. Korinther 10,17)

„Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Korinther 11,26)

„Christus aber … mit seinem eigenen Blut, ist ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.“ (Hebräer 9,12)

„Jetzt aber ist er (Christus) einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ (Hebräer 9,26)

Es ist irrig davon auszugehen, Evangelische und Katholiken meinten dasselbe, wenn sie von „Christus“ sprechen! Wir sprechen (hoffentlich) vom auferstandenen Herrn Jesus Christus, sie denken an die geweihte Hostie, in der sie Christus zu begegnen meinen. Hier ist viel liebevolle Aufklärungsarbeit nötig.

Darauf bestehe ich, nicht weil ich mich arrogant über andere erhebe, sondern weil es um die geoffenbarte Wahrheit Gottes (Jesus Christus) geht (1. Korinther 13,8). - Ist der Grund für den Hinweis auf „Solus Christus“ der Reformation heute nicht mehr nötig? - „Nein“

3. Sola Gratia – Allein aus Gnade

Gott wäre völlig gerecht, wenn Er alle Menschen in die Hölle schicken würde. Aber Er hat Mitleid mit uns. Er will nicht den Tod des Sünders (Hesekiel 18,23). Darum suchte Er einen Weg, um ihm gnädig zu sein, ohne dass Er dabei Seine Gerechtigkeit leugnen musste. Er hat diesen Weg in Jesus Christus gefunden. Ihm hat Er alle Sünden der Welt aufgelegt und durch Seinen Tod die Sühne geschaffen, die Seine Gerechtigkeit erforderte. Nun vergibt Gott Sünden, indem Er den Sündern ihre Sünden nicht mehr zurechnet, sondern in Seiner Gnade die Gerechtigkeit Christi (2. Korinther 5,20-21).

Es gibt kein „Recht auf Gnade“! Gnade ist nach den Aussagen der Bibel nichts, was dem Menschen von Natur aus zusteht. Gnade ist immer unverdientes Geschenk. „Gnade zu erweisen“ bedeutet, einen zum Tode verurteilten Verbrecher frei zu sprechen. Wir Menschen sind von Natur aus alle Kinder des Todes (Epheser 2,1). Nur derjenige, der das stellvertretende Opfer Jesu im Glauben für sich in Anspruch nimmt, wird begnadigt.

Gnade bedeutet, der Mensch kann nichts zu seiner Rettung beitragen. Sie wird ihm umsonst geschenkt, ohne dass er es in irgendeiner Art und Weise verdient. Man darf auch nicht scheinbar biblisch klingende Bedingungen aufstellen, indem man sagt: „Es ist deine Entscheidung! Tue Buße! Bekehre dich, dann nimmt Gott dich an!“ Natürlich „will“ der Mensch, der umkehrt, Jesus als seinen Erlöser. Aber die Schrift sagt ausdrücklich: „Es liegt also nicht am Menschen mit seinem Wollen und Bemühen, sondern an Gott und Seinem Erbarmen.“ (Römer 9,16). Wenn Gott es einem Menschen schenkt, dass dieser durch das Gesetz Gottes seine Sünde erkennt und versteht, dass er allein durch Christus Rettung findet, er Gott anruft und Ihn um Vergebung seiner Sünden bittet, dann ist das keine vom Menschen erbrachte Leistung, sondern die Art und Weise, in der Gott mit dem Menschen gnädig ist.

Die einzige Tür, durch welche die Gnade in dein Leben kommt, nennt die Bibel „Buße“, d.h. Umkehr, Umdenken, eine Sache oder eine Verhaltensweise in einem ganz anderen, nämlich in Gottes Licht zu sehen. Deshalb versucht Gott uns durch Seinen Heiligen Geist ständig zur Buße zu führen, denn sie ist das Tor der Gnade. Die römisch-katholische Kirche dagegen sagt: „Die göttliche Gnade wird den Menschen durch die Sakramente der Kirche mitgeteilt.“ - Das sagt die Bibel nicht!

Die römisch-katholische Kirche sagt:

„Der Mensch ist durch den Sündenfall zwar verwundet oder verletzt worden, er hat aber dennoch die Fähigkeit behalten, aus eigenem Antrieb heraus Gott zu suchen. Der Kern des Menschen ist gut geblieben und er ist daher in der Lage, sich selbst aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien sowie gute Werke zu tun und sich Verdienste vor Gott zu verschaffen.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 1730-1731)

„Gnade wird durch gute Werke verdient.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 2010, 2027)

„Das ewige Leben ist ein verdienter Lohn.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 1821, 2010)

„Heilig-machende Gnade ist eine Eigenschaft der Seele, eine übernatürliche Neigung, die die Seele vervollkommnet.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 1999-2000

Die Bibel sagt:

„...denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ (Römer 3,23-24)

„Von innen aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken hervor: Unzucht, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut, Torheit.“ (Markus 7,22-23)

„Gnade ist ein kostenloses Geschenk“ (Römer 11,6)

„Das ewige Leben ist ein kostenloses Geschenk Gottes.“ (Römer 6,23)

„Gnade ist die unverdiente Gunst Gottes.“ (Epheser 1,7-8)


Wir müssen wissen, dass wir im Gespräch mit katholischen Freunden unterschiedliches meinen, wenn wir von „Gottes Gnade“ sprechen. Wir meinen mit Gnade ein völlig unverdientes Geschenk, sie verstehen unter Gnade einen mit Gottes Hilfe verdienten Lohn. - Gnade ist der Reichtum Gottes auf Kosten Christi als Geschenk für uns zur Ehre Gottes. (Römer 11,6; Johannes 1,16+17; Epheser 2,8+9)

Ich sage das nicht, weil ich meine klüger zu sein als andere, sondern weil es um göttliche Weisheit geht, die allemal weiser ist, als wir Menschen sind. - Ist der nachdrückliche Hinweis auf das „Sola Gratia“ der Reformation in der Auseinandersetzung mit der römisch-katholischen Kirche heute unnötig geworden? - Nein!

4. Sola Fide – Allein durch den Glauben

Die Gerechtigkeit Gottes erhält nur, wer im Glauben das von Jesus vollbrachte Erlösungswerk für sich persönlich annimmt (Apostelgeschichte 16,30-31). Der Glaube wird Menschen geschenkt, indem sie auf das Wort Gottes hören (Römer 10,17). Der Glaube ist also kein menschliches Werk, sondern ein Geschenk Gottes (Epheser 2,8).

Christus kommt durch die Heilige Schrift, d.h. durch die Verheißungen des Evangeliums zu uns. Sie sind gewissermaßen die Griffe, an denen wir Christus „fassen“ können, so wie man einen Koffer an seinem Griff fassen kann. Wenn Er z.B. in Johannes 6,35 sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ Zu Christus kommen heißt, Ihn in sein Leben aufzunehmen, Ihn um Vergebung zu bitten, Ihn Herr seines Lebens sein zu lassen, sich nach Seinem Wort zu richten. Mit Seiner Hilfe zu rechnen.

Ohne Gottes Wort gehört zu haben kann niemand Christ sein und genau so wenig kann man ohne ständiges Beschäftigen mit dem Wort Gottes Christ bleiben, als Christ wachsen und für Jesus Frucht bringen. Er sagte: „Bleibt in mir!“ (Johannes 15,4+8,31) und da Er sich so mit dem Wort Gottes identifizierte, dass Er sich selbst „das Wort“ nannte, ist klar, dass Gemeinschaft mit Jesus Gemeinschaft mit Seinem Wort meint. Wer also nicht auf Gottes Wort hört, noch sich dauerhaft mit Ihm beschäftigt (Kolosser 3,16), ist kein Christ. (Sprüche 8,13)

Um noch ein weit verbreitetes Missverständnis hinsichtlich des Glaubens auszuräumen, möchte ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Glaube an und für sich gar nichts bewirkt oder bedeutet. Es geht beim christlichen Glauben immer um das Objekt des Glaubens, also um Christus und niemals um uns, d.h. unseren Glauben. Sobald es heißt: „Der Glaube hilft!“ - „Der Glaube rettet!“ - „Der Glaube befreit!“ besteht immer die Gefahr, dass ein zu großes Gewicht auf den menschlichen Glauben und nicht mehr auf Christus gelegt wird. Denn wahr ist: Christus hilf, rettet und befreit! Nichts und niemand sonst. Der Glaube ist die ausgestreckte Hand, die Gottes Gabe in Empfang nimmt. Nun muss aber nicht die Hand, sondern die Gabe und der Geber gerühmt werden.

Der Glaube wird dem Christen als Gerechtigkeit angerechnet. So sagt es Römer 4,3-5 und Jakobus 2,23. Das ist so, weil der Glaube Christus und Seine Gerechtigkeit ergreift, d.h. der Glaube gibt Gott recht. Der Glaube bekennt: In Christus habe ich Vergebung und Gerechtigkeit. Keine Kirchenzugehörigkeit, keine Taufe, kein Ritual oder gute Werke retten den Menschen sondern nur der Glaube an Jesus Christus allein.

Während die Bibel sagt, dass das Ergebnis, also die Frucht des Glaubens eines Christen gute Werke sind, so lehrt die römische Kirche, dass ein Mensch sich an seinen guten Werken vergewissern muss, dass er überhaupt Glauben hat. An seinen Werken liest er ab, dass er gerettet ist. So verschmilzt der Katholizismus den Glauben mit der Vielzahl religiöser Werke und Übungen, so dass die Klarheit und Gewissheit eines in der Bibel gegründeten Glaubens verblassen. (Galater 2,16; 5,22; Römer 1,16+17)

Die römisch-katholische Kirche sagt:

„Wir haben unsere Rechtfertigung der Gnade Gottes zu verdanken.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 1996)

„Werkzeugliche Ursache [der Rechtfertigung] ist das Sakrament der Taufe ..“ (Der Glaube der Kirche, § 799)

Die Taufe macht uns zu Gliedern des Leibes Christi … Die Getauften sind „wiedergeboren zu Kindern Gottes ...“ (Katechismus der Katholischen Kirche, § 1239, 1262, 1267, 1270)

„Wer behauptet, dass der sündige Mensch durch den Glauben allein gerechtfertigt werde, und darunter versteht, dass nichts anderes als Mitwirkung zur Erlangung der Rechtfertigungsgnade erfordert werde und dass es in keiner Weise notwendig sei, sich durch die eigene Willenstätigkeit zu zurüsten und zu bereiten, der sei verflucht.“ (Der Glaube der Kirche, Nr. 827 unfehlbar)

Die Bibel sagt:

„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ (Römer 5,8)

„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.“(Johannes 11,25)

„Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ (Römer 1,17)

„Wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.“ (Römer 3,2

„Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht! Wie wir früher gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht!“ (Galater 1,8-9)

Wir müssen wissen, dass wir im Gespräch mit katholischen Freunden unterschiedliches meinen, wenn wir von „Glauben“ sprechen. Wir meinen das von Gott durch Sein Wort gewirkte Vertrauen in den auferstandenen Herrn Jesus Christus, sie meinen etwas, was angeblich ohne ihr Zutun durch die Taufe in ihnen gewirkt wurde.

Ich beharre auf dem Wort Gottes, weil ich vor dem Richterstuhl Gottes einmal nicht hören will: Du hast den richtigen Weg zum Himmel gekannt und hast dir nicht die Zeit genommen, ihn mir einfach und klar zu erklären! - Ist der Grund das „Sola Fide“ der Reformation im Gespräch mit Katholiken heute deutlich herauszustellen nicht mehr gegeben? - Doch, er ist noch genau so gegeben, wie zu Luthers Zeit! Die Schrift sagt heute nichts anderes als damals und die römisch-katholische Kirche sagt heute auch nichts anderes als damals.

Heutzutage wird oft „Soli Deo Gloria“ (Gott allein die Ehre) als 5. Punkt hinzugefügt. Er gehörte ursprünglich jedoch nicht dazu, sondern verdankt seine Popularität Joh. Seb. Bach, der diesen Ausspruch gern an den Anfang seiner Partituren gesetzt hat.

Dennoch ist er wahr, denn Gott hat, weil Er der einzig wahre Gott, Schöpfer und Erhalter aller Menschen ist, allein Anspruch darauf, als solcher geehrt zu werden. Gott hat, weil Er nicht nur die Initiative zur Rettung der Menschen ergriff, sondern das Werk auch vollständig vollbrachte, allein Anspruch darauf, von Seinen Geschöpfen geehrt zu werden. Ein Christ kann auf nichts in seinem Leben stolz sein, da er weiß, dass ihm alles, was er hat, von Gott geschenkt wurde (1. Korinther 4,7). Deshalb lebt ein Christ allein zur Ehre Gottes und findet darin seinen Lebenssinn und Lebensziel.

Die Gemeinde Jesu Christi ist erbaut „auf den Grund der Apostel und Propheten“ (Epheser 2,20). Was nicht das Wort Gottes zur Grundlage hat, verdient den Namen Kirche Jesu Christi nicht. Deshalb muss rechtmäßige Kirche evangelisch sein, weil sie an das Evangelium gebunden ist. Sie ist Kirche des Wortes, denn sie lebt aus dem Wort, dem sie glaubt. Sie mag hoch angesehen sein oder verfolgt werden, sie mag viele oder wenige Menschen zusammenführen – sie lebt in Christus d.h. von Seinem Wort. Deshalb bin ich evangelisch und will es auch bleiben.

Noch eine persönliche Bemerkung: Ich habe besonders während meiner Zeit in Hamburg eine ganze Reihe Katholiken kennen gelernt, die wiedergeborene Christen waren. Aber heute weiß ich, dass sie das TROTZ ihrer Zugehörigkeit zur kath. Kirche waren und nicht WEGEN ihrer Zugehörigkeit.

Was heißt das für uns? Wir haben die Pflicht, unseren römisch-katholischen Bekannten und Freunden das Evangelium von Jesus Christus klar und verständlich zu vermitteln. Besonders haben wir darauf zu achten, dass sie verstehen: „Christus begegnet man nicht im Sakrament oder Ritual der Eucharistie!“ - vermittelt durch einen Menschen (Priester)! - Sondern Christus begegnet man in seinem Wort, der Bibel – vermittelt durch den Heiligen Geist! Es geht dabei um das lebendige Vertrauen zu der Person des Auferstandenen. Wir sind berufen, Christus als den auferstandenen Herrn und Meister unseres Lebens zu bekennen und andere zu solch einem Kennenlernen einzuladen.

Manfred Herold


Manfred Herold