„Annahme verweigert!“

Einige Eltern brachten ihre Kinder zu Jesus, damit er sie segnen sollte. Die Jünger aber wollten sie wegschicken. Als Jesus das merkte, wurde er zornig: «Lasst doch die Kinder zu mir kommen! Haltet sie nicht zurück! Denn für Menschen wie sie ist das Reich Gottes bestimmt. Habt ihr denn immer noch nicht begriffen: Wer nicht wie ein kleines Kind voller Vertrauen Gott annimmt, dem bleibt das Reich Gottes verschlossen.» Dann nahm er die Kinder in seine Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.“ (Markus 10,13-16)

Nicht bestellte Postsendungen gehen mit der Bemerkung „Annahme verweigert“ an den Absender zurück. Eine Erbschaft, die überwiegend aus Schulden besteht, werde ich nicht annehmen. Über diese verständlichen Reaktionen hinaus haben viele Menschen Probleme damit, sich etwas schenken zu lassen. Leider betrifft das auch Christen. Ist eine solche Einstellung für Menschen allgemein höchstens unangenehm, so wirkt sie sich für Christen jedoch verhängnisvoll, ja lebensbedrohlich aus. Das betont Jesus in Markus 10. Dieser unscheinbare Punkt kann über unser ewiges Schicksal entscheiden.

Christen reagieren häufiger als sie ahnen auf Gottes Geschenke mit der Antwort: „Annahme verweigert!“ Das muss sich dringend ändern. Wir wollen das Problem untersuchen und etwas dagegen tun.

1. Wir wollen unsere Bedürfnisse selbst befriedigen.

Stets verrät meine Frage, mein Tun oder meine Reaktion auf Gehörtes eine ganze Menge über mich selbst. Auch was ich annehme oder ablehne, charakterisiert mich. Wenn ich z.B. jedes Lob, jede Schmeichelei, jeden Dank gierig aufnehme, dann mag das ein Hinweis darauf sein, dass ich mich unsicher und wenig akzeptiert fühle. Wenn ich Geschenke nur zögernd oder unwillig annehme, dann kann es sein, dass ich damit schlechte Erfahrungen gemacht habe.

Normal ist es, wenn mir ein Angebot gemacht wird, dass ich mich frage: „Kann ich das Angebotene gebrauchen? Habe ich das Angebot nötig? Hilft es einem Mangel in meinem Leben ab?“ Und dann entscheide ich mich aufgrund der Not-wendigkeiten.

Es gibt jedoch eine ganze Menge Gründe, welche die Annahme von Geschenken, auch der guten Gaben Gottes erschweren:

Der STOLZ darauf, für sich und die Seinen selbst sorgen zu können, veranlasst Menschen, die Annahme von Geschenken zu verweigern. (Kinder - Eltern) Wenn ich es jedoch schwer habe, Geschenke von Menschen anzunehmen, werde ich es auch schwer haben, Geschenke von Gott anzunehmen. Wie viel verborgenen Stolz Gott gegenüber gibt es in unserem Leben! Stolz macht arm!

Ein anderer Ablehnungsgrund ist die Einstellung, sich niemandem gegenüber VERPFLICHTET fühlen zu wollen. Man will sich nicht auch auf den Verschiebebahnhof für Geschenke aller Art drängen lassen. Man möchte unabhängig sein und niemandem Dank schulden.

Falsche SELBSTSICHERHEIT macht uns ebenfalls immun gegen gute Gaben Gottes. Ebenso ist eine falsche SELBSTEINSCHÄTZUNG eine große Gefahr, der schon ganze Gemeinden anheimfielen.

„Du hältst viel von dir und sagst: 'Ich bin reich und habe alles, was ich brauche!' Was bist du nur für ein Narr! Du merkst gar nicht, wie es wirklich um dich steht und wie jämmerlich du dran bist: arm, blind und nackt bist du. Wäre es da nicht an der Zeit, du würdest dich endlich um den wahren Reichtum bemühen, um das reine Gold, das im Feuer geläutert wurde? Nur dieses Gold macht dich reich, und nur von mir kannst du es bekommen. Lass dir auch die weißen Kleider von mir geben, damit du nicht länger nackt und bloß dastehst. Kaufe dir Augensalbe, die deine blinden Augen heilt.“ (Offenbarung 3,17-18)

Manchmal sind es UNWISSENHEIT, DUMMHEIT oder TRÄGHEIT, die uns in selbst verschuldeter Armut festhalten. Ob es sich dabei um eine bewusste oder unbewusste Verweigerung handelt ist gleichgültig. Beide haben dasselbe Ergebnis! Sich selbst Vorteile durch eigene Leistung zu verschaffen, ist für unsere Lebenseinstellung viel befriedigender aber auch viel mühsamer und teurer!

Wir verhalten uns Gott gegenüber häufiger als wir denken wie Menschen, die von ihm zu einem großen Festessen eingeladen wurden und zu dieser Verabredung ihre eingepackten Brote und Salate selbst mitbringen. Lass´ ihn deinen Versorger sein!

2. Wir wollen nicht wie die Kinder dastehen.

Wir sollen von Jesus lernen, indem wir etwas von Kindern lernen. Jesus bringt seine Aussagen auf den Punkt, indem er sagt: Nicht AUCH Kindern, sondern NUR Kindern gehört die Gottesherrschaft. Wir verstehen unseren wahren Zustand vor Gott nicht, wenn wir das Wesen des Kindseins nicht verstehen.

Die Bibel sieht in Kindern keineswegs „kleine Engel“. In ihrer subjektiven Haltung sind Kinder oft streitsüchtig (1. Korinther 3,1-3), unreif (1. Korinther 13,11), unvernünftig (1. Korinther 14,20), wankelmütig (Epheser 4,14), unselbständig (Galater 4,1-2), frech, ungezogen, grausam und gemein. Auf diesem Hintergrund verstehen wir den Ausruf des Apostels Paulus: „Lasset uns nicht Kinder sein!“ (Epheser 4,14)

Anders ihre objektive Situation. Sie stehen absolut am Anfang. Sie haben noch nichts. Sie können noch nichts. Sie gelten noch nichts. Diesen Zustand rühmt Jesus. Er sagt hier mit anderen Worten: Gebt alles auf, lasst alles los, was ihr schon erworben habt und geworden seid. Bildet euch nichts auf eure Weisheit ein, sondern fangt vor Gott wirklich an, wie ein „eben geborener Säugling“ (1. Petrus 2,2). Nicht durch Vermehrung des Vorhandenen, sondern durch Neugeburt geht man in das Reich Gottes ein (Johannes 3,3). Das ist die in der Bibel gerühmte „Vollkommenheit des Kindes“: Gott in allem nötig zu haben. Das fortwährende Beschenkt-werden sich gefallen zu lassen. - Kann Jesus das auch bei dir rühmen?

Wir begreifen den wahren Charakter Gottes nicht, wenn wir Gott nicht als den großen Schenkenden verstehen. Kinder nehmen Geschenke ohne Hintergedanken an; egal, was andere darüber denken und dazu sagen. Sie sind ganz auf den Geber und die Gabe konzentriert. - Verhindert das die Annahme göttlichen Segens bei uns?

Wie empfangen wir ein Geschenk? Wir müssen nichts dazu tun. Alles, was wir tun müssen, ist es anzunehmen und zu danken. Wenn wir an Gottes Wort glauben und uns auf Empfang einstellen, werden wir empfangen. - Glaube es wie ein Kind und empfange!

Wieder angenommen, du bist bei einem guten, wohlhabenden Freund zum Abendessen eingeladen. Du lässt dir die Köstlichkeiten schmecken, und danach sitzt ihr gemütlich Wohnzimmer beisammen, um euch bei schöner Musik zu unterhalten. Nachdem es spät geworden ist, holst du dir deinen Mantel und verabschiedest dich.

Die Gottesbeziehung mancher Christen ist mit der Zeit so kompliziert geworden, als griffen sie, bevor sie dann die Wohnung verlassen, in ihre Tasche und fragten: „So, und was bin ich dir jetzt schuldig?“ - Können wir uns an solch eine Einladung deshalb nicht mehr erinnern, weil wir Gott nicht mehr wie Kinder begegnen können? Sind wir arm, weil wir keine Kinder mehr sein wollen?

3. Wir wollen selbst für das Erreichte gelobt werden.

Anzunehmen macht uns reich! Bei unserem Gott beginnt alles mit SCHENKEN seinerseits, deshalb muss alles mit ANNEHMEN unsererseits beginnen. Sowohl im Großen der Schöpfung („Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ 1.Mose 8,22), als auch im Kleinen deines und meines persönlichen Lebens beginnt alles mit dem Schenken Gottes. Nichts, was wir haben oder sind macht uns wirklich reich, - nur das, was Gott uns anbietet und was wir von ihm annehmen, macht uns reich. - Bist du arm, weil du schon so lange nichts mehr von ihm angenommen hast?

Aber der Mensch ist durch die Sünde in eine seltsame Rivalität zu Gott getreten. Er will selbst wie Gott sein. Er will sich selbst helfen, sich selbst versorgen, sich selbst retten. Er will gelobt werden. Deshalb ignoriert er die vielfältigen Gnadenangebote Gottes. Weder sieht er den großen Reichtum, der ihm angeboten wird, noch nimmt er ihn an, noch nutzt er ihn. Und, als wenn dies nicht schon schlimm genug wäre, er beschuldigt Gott, ihm nichts Gutes zu gönnen, ihn im Mangel umkommen zu lassen. Das ist das Gegenteil von Lob und Dank. Doch Gottes Wort stellt klar:

  • Das Licht von Wort und Geist ist da, aber wir halten die Augen geschlossen.

  • Die Vergebung und die Gerechtigkeit Gottes sind da, aber wir sind selbstgerecht und selbstzufrieden.

  • Die Kraft des Heiligen Geistes ist für uns da, aber wir sind so selbst mächtig und stark.

  • Die Liebe Gottes ist in unser Herz ausgegossen worden, aber wir sind so egoistisch.

  • Die Gute Nachricht Jesu Christi ist da, aber wir wollen nicht hören.

Wir halten auch als Christen an dem, was unser eigenes Wesen ausmacht so fest, dass wir an diesem Festhalten fast verzweifeln.

Annehmen und DANKEN gehören untrennbar zueinander. Wir können auf zweifache Art und Weise etwas annehmen: zähneknirschend, weil mir nichts anderes übrig bleibt und dankbar! Wenn ich etwas als vollkommenen Weg Gottes annehme, dann kann ich dafür danken. Anzunehmen heißt nicht unbedingt zu verstehen! Vieles werden wir hier nie verstehen und Gott hat es uns auch nicht versprochen, dass es so sein würde.

Hier begegnen wir einem weiteren Grund, weshalb uns dankbares Annehmen der Güte Gottes so schwer fällt. Wir wollen selbst gelobt werden, anstatt Gott zu loben. Indem ich meine eigenen Leistungen beweihräuchere, beleidige ich Gott und stehle das Lob, das ihm allein gebührt. Deshalb ist die Berufung der Beschenkten der Dank und das Lob Gottes!

Nach einer Einladung, bei der ich mich wohlgefühlt, gut unterhalten, nette Gesellschaft genossen und mich satt gegessen habe, bleibt mir nur eine Aufgabe: Ich werde den Gastgeber loben und mich für seine Einladung bedanken! Deshalb finden Christen im Gotteslob ihre Erfüllung.


Manfred Herold

Manfred Herold