Überraschungen an Weihnachten

An Weihnachten wird besonders deutlich: Alle Religionen sind ausgestreckte Arme der Menschen nach Gott – aber nur Jesus Christus ist der nach uns Menschen ausgestreckte Arm Gottes! „Das Wort wurde Fleisch“ sagt Johannes (1,14). Das heißt: der ewige, heilige und gerechte Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, wurde in Jesus ein Mensch wie du und ich, - nur ohne Sünde. - Das ist unfassbar, aber dennoch wahr.

Das war ohne Selbsterniedrigung unmöglich (Philipper 2,8). Und wie sehr Gott sich erniedrigte, das wird uns erst klar, wenn wir Menschen, Orte und Umstände, die Er sich zur Ausführung Seines Planes erwählte, mit den Augen der Zeitgenossen damals betrachten. Dann stellen wir überrascht fest:

1. Gott erwählt nicht die Angesehenen, sondern die Verachteten!

Lukas 1,26-27: „Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als Gott den Engel Gabriel zu einem Mädchen nach Nazareth schickte, einer Stadt in Galiläa. Das Mädchen hieß Maria und war mit Joseph, einem Nachkommen des großen Königs David, verlobt.“ - Für fromme Juden jener Tage war fast jede hier geschilderte Einzelheit ein Skandal. Zuerst einmal die Gegend in der sich alles abspielte: Galiläa! Dieser Landstrich galt wegen der vielen dort wohnenden Heiden als unrein. Wirklich fromme Juden, zumal Engel, so war die allgemeine Vorstellung, mieden diese Gegend. „Dort wirkt Gott nicht!“ - Das war für die Frommen damals eine ausgemachte Sache.

Und dann der Ort: Nazareth! Es war ein Dorf, das sogar in Galiläa keinen guten Ruf hatte. Wenn man es erwähnte, dann höchstens in einer abfälligen Art und Weise (Johannes 1,46).

Was aber allem die Krone aufsetzte, war der Umstand, dass der Engel zu einem Mädchen gesandt wurde. Für einen gesetzestreuen Juden ein nicht nachzuvollziehender Gedanke: Der Thronengel Gottes bei einem Mädchen in Nazareth in Galiläa! - Absolut unvorstellbar! Beteten die Juden zu jener Zeit doch z.B.: „Gott ich danke dir, dass du mich nicht geschaffen hast als Heiden, als Aussätzigen oder als eine Frau!“ Allgemein war es für einen Juden nicht üblich eine Frau zu grüßen oder mit ihr zu sprechen, doch der Engelfürst Gabriel tat beides (Lukas 1,28).

Wenn wir uns dies bewusst machen, sollte uns klar werden: Wie sehr hat Jesus sich erniedrigt! Und wir können unschwer erkennen: Diese Vorgehensweise Gottes war kein Zufall, kein Ausdruck Seines Humors, sondern ein wohl überlegtes Programm, das NOCH HEUTE Sein Handeln bestimmt. Er meidet die Stolzen, durchbricht unsere menschlichen Vorurteile, unsere frommen Traditionen, unsere bürgerlichen Konventionen und macht vieles, was uns groß und wichtig erscheint, unwichtig und klein. Deshalb: Gib auf, womit du meinst Jesus beeindrucken zu können und komme mit leeren Händen zu Ihm. Er will und wird sie füllen.

2. Gott beschenkt nicht die Etablierten, sondern die Außenseiter!

Lukas 2,8-11: „In dieser Nacht bewachten draußen auf dem Feld einige Hirten ihre Herden. Plötzlich trat ein Engel Gottes zu ihnen, und Gottes Licht umstrahlte sie. Die Hirten erschraken sehr, aber der Engel sagte: "Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch die größte Freude für alle Menschen: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr.“ - Gott wurde Mensch, der „Retter“! Das musste sie aufhorchen lassen. Ein Retter ist doch nur dort nötig, wo es Verlorene gibt.

Wir sahen bereits, dass Maria, die damals das größte Geschenk erhielt, in ihrer Gesellschaft als unbedeutende Randfigur eingestuft wurde. Und sie erlebte es, dass Gott diejenigen am liebsten mit Seiner Hilfe, Seinem Segen und Seinen Gaben beschenkt, die sie am Nötigsten brauchen, und dies sich und anderen auch einzugestehen bereit sind.

Jesus war übrigens während der Zeit Seines Dienstes stets Sündern, Armen und Müden, Kranken, Abgeschriebenen und Abgeschobenen besonders nahe („Gesunde Menschen brauchen keinen Arzt, aber die Kranken.“ Lukas 5,31). Denn nur solche Menschen schätzen einen Retterheiland. Sie musste niemand mühsam davon überzeugen, dass sie einen solchen dringend nötig hatten. So ist das noch heute: Die Etablierten, die Satten, die Frommen und Selbstzufriedenen können nicht wirklich Weihnachten feiern. Denn sie haben gar keinen Bedarf für das größte Geschenk an Weihnachten, - den Retter.

Auch in der Tatsache, dass den Hirten damals zuerst die Freudenbotschaft vom Retter der Menschen mitgeteilt wurde, sehen wir Gott die Außenseiter beschenken. Hirten galten zu damaliger Zeit in Israel als Betrüger und gewalttätige Menschen. Sie wurden vor Gericht nicht als Zeugen zugelassen. Eine Botschaft, die von Hirten überbracht wurde, konnte nicht als glaubwürdig gelten. Der angesehene Rabbi Jose ben Chanina sagte z.B.: „Es gibt keine verächtlichere Beschäftigung in der Welt, als die des Hirten!“ Man war allgemein überzeugt: „Hirten hat Gott längst abgeschrieben.“

Wie gründlich man sich irren kann! Gerade ihnen, und nicht, wie man angenommen hätte, den Hohepriestern, Pharisäern und Schriftgelehrten wurde die große Freude angesagt. Und hier wird ganz zu Anfang schon deutlich: Wehe dem, den seine Schuld nicht mehr drückt! - Wehe dem, der seine totale Verdorbenheit aus dem Auge verloren hat! Wehe dem, der sich als Christ nicht jeden Augenblick auf Jesus angewiesen weiß!

Höre doch endlich damit auf, deine Bedeutungslosigkeit zu bejammern, deine Mittelmäßigkeit zu beklagen! Lass dich wie eine leere aber gereinigte Schale von Gott mit dem Heiligen Geist erfüllen!

Freude wird die Weihnachtsbotschaft nur denen bereiten, die ohne einen Retterheiland nicht leben können und deshalb nicht ohne ihn leben wollen. Kannst du dich am Jesuskind freuen, d.h. wenn alles noch am Werden, Wachsen und Reifen ist?

3. Gott gebraucht nicht die Wissenden, sondern die Einfältigen!

Matthäus 2,1-6: „Jesus wurde in Bethlehem geboren, einer kleinen Stadt in Judäa. Herodes war damals König. In dieser Zeit kamen einige Sternforscher aus dem Orient nach Jerusalem und erkundigten sich: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind hierher gekommen, um ihn anzubeten." König Herodes war bestürzt, und nicht nur er, sondern alle Einwohner Jerusalems. Er rief die führenden Priester und Schriftgelehrten zusammen und fragte sie: "Wo soll dieser neue König geboren werden?" Sie antworteten ihm: "Im Buch des Propheten Micha heißt es: 'Bethlehem, du bist keineswegs die unbedeutendste Stadt im Land Judäa. Denn aus dir kommt der Mann, der mein Volk Israel führen wird.'" - Ist es nicht erstaunlich, ja sogar erschreckend, wie vollständig das Kommen des Gottessohnes an den anerkannt Frommen, an der institutionalisierten Religion, an all den Priestern, Oberpriestern, Hohepriestern, Schriftgelehrten und Pharisäern vorbei lief? Kein einziger von ihnen war zur entscheidenden Stunde in Bethlehem. Keiner betete das Kind an!

Sie waren sich ihres guten Einvernehmens mit Gott so sicher, sie hatten die Sache mit Gott so gut im Griff, dass ihnen die Frage nach einem Retter gar nicht kam.

Sie konnten den Weisen damals zwar gute und richtige Auskünfte geben (Matthäus 2,5), waren also durchaus brauchbare Wegweiser zu Jesus, - dachten aber nicht im Traum daran, das zu tun, was sie anderen rieten, nämlich dorthin zu gehen, um anzubeten. (Heute!?) - Stehen wir nicht ebenso in der Gefahr, fromme Sachverständige zu werden, ohne selbst alles daran zu setzen, das Erkannte auszuleben?! Geht Gottes Wirken in unseren Tagen vielleicht aus denselben Gründen (Wissensstolz, Sattheit, Hochmut, Selbstgefälligkeit) an uns vorbei, wie damals an den Gläubigen in Jerusalem? Solltest du an dieser Stelle nicht Buße tun?!

Die Hirten dagegen waren von der Größe und Herrlichkeit der Botschaft so überrascht und überwältigt, sie waren sich der eigenen Unwürdigkeit so bewusst, dass sie spontan bereit waren gehorsam auf das Gehörte einzugehen, obwohl sie damit rechnen mussten, dass ihnen niemand glaubt.

Wie steht es damit bei dir? Kannst du dich noch über diese einfache Weihnachtsbotschaft freuen? Oder bist du bereits so stark vom geistlichen Hochmut infiziert, dass du diese Tatsachen für selbstverständlich hältst? Denn es ist purer Hochmut, wenn du annimmst, du hättest ein Anrecht auf Weihnachten.

Ein Schüler fragte seinen Rabbi: „Früher gab es Menschen, die Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Warum gibt es die heute nicht mehr?“ Darauf antwortete der Rabbi: „Weil sich heute niemand mehr so tief bücken will!" - Jesus kam nicht, um uns aus der Energie-Not zu retten, nicht aus der Klima-Not, nicht aus der Kriegs-Not, sondern als Retter aus der Sünden-Not. Denn, fragen wir uns: Wem nützte es, wenn wir die Energie- und die Klimakrise meistern, den Krieg in der Ukraine beenden, Drogen- und Waffenhandel in den Griff bekommen könnten – ABER die auf diese Weise vermeintlich „Geretteten“ alle in die Hölle fahren? - Sind wir bereit, uns tief unter unsere Sündhaftigkeit zu beugen, sie Jesus zu bekennen und Ihn Herrn unseres Lebens werden zu lassen? Nur so werden wir recht Weihnachten feiern können. - Amen


Manfred Herold


Manfred Herold