Sehen und Glauben

Die Jahreslosung für 2023 lautet: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ (1. Mose 16,13) Nicht jeder Mensch vermag das zu bekennen. Aber noch größere Schwierigkeiten bereitet Christen die Tatsache, dass Gott auch für sie nicht zu sehen ist.

Deshalb wollen wir uns heute mit der größten Herausforderung beschäftigen, mit der wir es als Gläubige ständig zu tun haben: Es ist der allen Menschen angeborene Wunsch etwas zu sehen, was uns das Glauben so schwer macht. Hier haben wir zugleich den GegenSATZ von „glauben“ - nämlich „sehen“. (Das GegenTEIL von Glauben ist Ungehorsam oder Unglauben.)

Allgemein leben die Menschen nach dem Grundsatz: Erst will ich sehen, dann vielleicht glauben; d.h. nur was ich sehe, das glaube ich! In einem Leben mit Jesus heißt es aber: Erst glauben, dann schauen! - „Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Johannes 11,40)

1. Christen glauben an den unsichtbaren Gott.

Christen glauben, weil sie von der Realität des unsichtbaren Gottes überzeugt worden sind.

Für die meisten Zeitgenossen existiert nur die sichtbare Welt. Deshalb bezweifeln viele die Existenz Gottes. Dabei übersieht man, dass der Mensch, wie die Bibel sagt, „blind“ für Gott und Seine Welt ist, weil er „tot“ in Sünde und Übertretung ist. (Epheser 2,1) Denn Gottes Unsichtbarkeit liegt nicht in Seinem Wesen begründet, sondern in unserer Sünde. Erst unsere Sünde hat Ihn für uns unsichtbar gemacht (weil wir geistlich starben).

Wie steht es mit dir? Bist du noch blind für den unsichtbaren Gott? Möchtest du diese göttliche Dimension auch wahrnehmen? Dann lade ich dich zum Glauben an Jesus Christus ein!

Christen bekommen wenn sie Jesus ihr Vertrauen schenken, neues Leben von Gott und dadurch offene Augen für die unsichtbare Welt Gottes geschenkt. (Christen sehen, weil sie leben!)

Gott selbst, als die Quelle allen Lichts und Lebens bleibt zwar auch weiterhin unsichtbar, kann aber wie das irdische Licht, von Glaubenden in Seinen Brechungen wahrgenommen werden. Solche „Brechungen“ sind die Lehre der Apostel (also das Wort Gottes, Bibel), die Gemeinschaft, die Mahlfeier und das Gebet (Apostelgeschichte 2,42). Durch sie können Glaubende etwas von der Liebe und Gerechtigkeit Gottes erkennen.

Christen glauben an den unsichtbaren Gott, deshalb lassen sie sich nicht allein vom Sichtbaren bestimmen.

Paulus sagt: „Wir richten unsern Blick nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.“ (2. Korinther 4,18)

Natürlich nehmen Christen, wenn ihre Augen gesund sind, „das Sichtbare“ wahr. Es ist für uns nicht bedeutungslos. Das Ziel unseres Lebens aber ist es nicht. Der Glaubende „durchschaut“ die seltsame Täuschung, der die Menschen von Natur aus unterliegen. Für sie ist die sichtbare Welt das einzig Sichere und Lohnende; Gott und Sein Reich dagegen erscheinen ihnen nebulös und ungewiss. Wer dort sein Lebensziel sucht, ist in ihren Augen dumm. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt.

Alles, worum Menschen in dieser Welt mit ganzem Einsatz kämpfen, zerfällt und vergeht einmal. So ist der Glaubende der wirkliche Realist, der mit den endgültigen und bleibenden Realitäten rechnet. - Gehörst du durch den Glauben an Jesus Christus auch schon zu diesen Realisten? Hast du mehr als eine Ahnung von Gott und Seiner Welt?

Unser völliges Verhaftet-sein in der sichtbaren Welt macht es uns so schwer, wirklich an Jesus zu glauben. Wir nehmen eben die Freunde, die wir sehen, die Kollegen, denen wir täglich begegnen, unsere Mitschüler/innen, die ständig um uns herum sind, viel intensiver wahr, als Jesus. Deshalb verkommt Er für manche Christen zu einer Idee und wird nicht wirklich die Autorität ihres Lebens. Das sind vielmehr die Freunde, die Kollegen, die Nachbarn, die eben da sind, ihre Meinung unverblümt kund tun und uns wissen lassen, was sie gut finden und warum.

Deshalb sollten auch wir mit Paulus beten: „Herr öffne mir die Augen, damit ich das Ziel sehe, zu dem ich berufen bin. Lass´ mich erkennen, wie reich Du mich beschenken willst und zu welcher Herrlichkeit Du mich in Gemeinschaft mit Deinem ganzen Volk bestimmt hast.“ (nach Epheser 1,18)

2. Christen rechnen mit dem unsichtbaren Gott.

Andere sollten es an unserem Lebensstil ablesen können, dass der unsichtbare Gott die maßgebende Autorität unseres Lebens ist.

Menschen machen sich Tag für Tag unendlich viele Sorgen. In Gottes Reich aber sorgt man sich nicht, sondern vertraut Jesus. Er hat versprochen, für uns zu sorgen. - „Ladet alle eure Sorgen auf Gott ab, denn Er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,7)

Was es uns so schwer macht, dies zu glauben, ist die Tatsache, dass wir es mit Zusagen eines unsichtbaren Gottes zu tun haben. Wir meinen, wenn uns jemand gütig in die Augen blicken, seine Hand auf unsere Schulter legen und sagen würde: „Vertraue mir, ich mach´ das schon!“ Und wir ihn sehen und anfassen und uns von seiner Kompetenz und Macht überzeugen könnten, dann wäre glauben leicht. Das ist jedoch nur deshalb so, weil wir ein schier unbegrenztes Vertrauen in alles Sichtbare haben.

Deshalb will ich den unsichtbaren Gott immer besser kennenlernen. Nur so wächst mein Vertrauen. Lass Gott machen, was Er versprochen hat. Lade täglich deine Sorgen bei Ihm ab und lass sie dort!

Viele Menschen wissen heutzutage weder ein noch aus. Aber Gott bietet aus der unsichtbaren Welt Seine Führung an. „Ich sage dir, was du tun sollst, und zeige dir den richtigen Weg. Ich lasse dich nicht aus den Augen.“ (Psalm 32,8) Was es so schwer macht, dies zu glauben, ist die Tatsache, dass wir einem unsichtbaren Gott die Führung unseres Lebens anvertrauen sollen. Wir meinen, wenn uns jemand an die Hand nehmen, oder eine Landkarte in die Hand drücken und uns den Weg zeigen würde, dann wäre glauben leicht. Aber das ist nicht der Fall. Es kommt uns nur so vor, dass es viel leichter wäre, weil wir es gewohnt sind, auf diese Weise Vertrauen zu fassen.

Deshalb müssen wir es einüben, uns aus der unsichtbaren Welt führen zu lassen, wohin Gott es will. Das wird dir viel Freude und Friede schenken, aber manchmal auch bedeuten, dass Er dich dahin führt, wohin du nicht willst, aber dringend musst.

Deshalb lassen wir Gott durch uns in die sichtbare Welt hinein wirken.

Denn ist das Besondere der Gemeinde Jesu: Durch sie, Seine Glieder, wirkt Jesus, der Auferstandene, aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare hinein. Wohl ist ihre Kraft unter einer Hülle von Schwachheit und Unscheinbarkeit verborgen, aber wir glauben, dass es heute schon funktioniert und einmal für alle sichtbar werden wird, was jetzt noch unsichtbar ist.

Nachdem ich Gottes Sicht der Dinge kennengelernt habe („so beurteilt Gott dies und das“), kann ich mich darauf einstellen, d.h. Ihm glauben und gehorchen. (Das und jenes will Gott geben; dies und das will ER tun) Du hast z.B. erkannt: Mein egoistischer alter Mensch wurde mit Christus gekreuzigt, ist mit IHM gestorben. Nun kannst du mit dieser Tatsache rechnen und mit deinem alten Adam so verfahren, wie Gott es für richtig hält. Du wirst ihn begraben lassen, d.h. du wirst dich taufen lassen. So lebt jetzt in Gottes Augen und in deinem Glauben nicht mehr dein altes ICH, sondern Christus in dir. (Galater 2,20) Du siehst den alten Menschen zwar manchmal noch, ABER im Glauben rechnest du damit, dass seine Macht gebrochen ist! Wenn wir so glauben, stellen wir nicht die REALITÄT dessen, was unsere Sinne wahrnehmen in Frage, wohl aber dessen ENDGÜLTIGKEIT. (Römer 4,19-21)

3. Christen leben mit dem unsichtbaren Gott.

Wir studieren das Wort Gottes, um dadurch Jesus immer besser kennen- und lieben zu lernen.

In 2. Korinther 3,18 lesen wir: „Ja, wir alle (also alle Christen) sehen mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn an. Wir sehen sie wie in einem Spiegel (d.h. im Wort der Bibel), und indem wir das Ebenbild des Herrn anschauen, wird unser ganzes Wesen so umgestaltet, dass wir Ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an Seiner Herrlichkeit bekommen. Diese Umgestaltung ist das Werk des Herrn; sie ist das Werk Seines Geistes.“ Durch den Glauben an Jesus Christus empfingen wir neues Leben und damit eine neue Fähigkeit zu sehen, sowie eine neue Ausrichtung unseres Sehens. Christen wollen nun nicht mehr vor allem die neuste Mode, die letzten Filme und Videostreams sehen, sondern Jesus und alles, was Ihn betrifft, Ihm wichtig und wertvoll ist. (Kolosser 3,1)

Wozu? Weil wir nur so etwas von Ihm widerspiegeln können. Nur wenn wir IHM in Seinem Wort, in der Gemeinschaft, in der Mahlfeier und im Gebet begegnet sind, können wir Seine rechten Zeugen sein.

Gebet ist der überzeugendste Beweis für ein Leben in der unsichtbaren Welt Gottes.

Gebet spielt im Leben jedes Christen eine besonders wichtige Rolle. Er hält so den Austausch mit dem unsichtbaren Gott aufrecht. Er spricht mit Ihm über seine Gedanken, Wünsche, Absichten, Fragen und Zweifel, seinen Kummer, seine Freuden. Das Gebet ist der überzeugendste Beweis dafür, dass man mit einem unsichtbaren Gott rechnet und Ihn liebt.

Er will die Sehnsucht in uns wachhalten und stärken, mehr über Gottes Absichten und Anliegen zu erfahren. So wird unser Leben mehr und mehr von den Maximen Gottes bestimmt, wie z.B. nicht richten - für-bitten; nicht fordern - geben; nicht verurteilen - zurechtweisen; nicht still sein - reden; nicht nur zustimmen - Nein-sagen; nicht resignieren - hoffen; nicht beanspruchen - dienen. In dem Umfang, wie wir es lernen nach den Grundsätzen der unsichtbaren Welt Gottes zu leben, werden auch wir es erfahren: „Wenn du glaubst, ... wirst du sehen..“ (Johannes 11,40)

Das geht nicht ohne Kampf ab, denn die Anfechtung des „Nicht-Sehens“ bleibt. „Obwohl es heißt, dass Gott ihm alles unterworfen hat und dass es also nichts gibt, was Ihm nicht unterworfen ist, sehen wir jetzt noch nicht, wie Er alles beherrscht. Aber wir sehen, wie Jesus, der für kurze Zeit niedriger war als die Engel, als Lohn für Sein Sterben mit Ruhm und Ehre gekrönt worden ist.“ (Hebräer 2,8-9)

Und doch wissen wir: Was unsere Verzweiflung verhindert, ist nicht das, was wir sehen, sondern das was wir glauben. Der Glaube befähigt uns, das Unsichtbare zu sehen und geduldig auszuhalten, wenn die sichtbare Welt uns keine Hoffnung oder Ermutigung mehr bietet. „Auf den Wolken wird Er kommen, und alle werden Ihn sehen..“ (Offenbarung 1,7) Amen



Manfred Herold

www.heroldbotschaften.de

Manfred Herold