Das dritte Gebot

„Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes nicht missbrauchen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ (2. Mose 20,7)

Ist das dritte Gebot heute noch relevant? Für viele Zeitgenossen scheint der „Name Gottes“ wie der Name eines bekannten Kaisers aus alter Zeit zu sein, den man aus Gründen des Allgemeinwissens zwar ken­nen sollte, der aber heute keine wirkliche Bedeutung mehr hat.

Es ist bekannt: Wer im Namen einer Behörde, eines bekannten Unternehmens oder einer bedeutenden Persönlichkeit auftritt, dem öffnen sich Türen. Beziehungen zeigen gerade hier ihre erfreulichen Auswirkun­gen. Umgekehrt kann ein Name seinen guten Klang und seine Bedeutung vollständig verlieren, wie wir es bei vielen Firmenpleiten der letzten Jahre erleben konnten. - Was hat es mit dem 3. Gebot auf sich? Welchen Weg weist es uns?

1. Wofür steht der Gottesname?

Ein Name ist mehr als ein meldepolizeiliches Registriermittel oder ein „Rufmittel“. Der Name steht für die Person selbst, für seine Kräfte und Fähigkeiten, seine Macht und Größe. Bei einer gegenseitigen Vorstellung wird das deutlich. Mit der Nennung des Namens macht man sich bekannt, gibt sich zu erkennen, liefert sich ein Stück weit aus. Und nach einer solchen Vorstellung grüßt man sich eben nicht mehr nur mit einem „Hallo“, sondern mit den nun bekannten Namen.

Und genau das war und ist ja in allen Religionen von jeher die entscheidende Frage im Verhältnis Gott – Mensch: „Kann man mit Gott kommunizieren? Lässt er mit sich reden?“ Die Bibel gibt uns hierauf die erfreulich eindeutige Auskunft: Ja, Gott hat sich den Menschen vorgestellt und lässt sich beim Namen nennen.

In 2. Mose 3,14 stellte Gott sich Mose mit seinem geheimnisvollen Namen als der „Ich bin, der ich bin“ vor. Der davon abgeleitete Gottesname lautet „Jahwe“ und war der eigentliche Name des Gottes Israels und bedeutet so viel wie „Ich werde für euch da sein“ (M. Buber). Mit dieser Bekanntgabe seines Namens stiftete und ermöglichte Gott Gemeinschaft mit ihm selbst. Er bezeugte damit auch seine unbedingte Treue zu seinem Eigentumsvolk Israel. Gott brachte Israel gegenüber mit der Nennung seines Namens zum Ausdruck: „Ich begleite euch durch eure Geschichte. Ich bin euch in allen Lebenslagen nahe. Ich bin für euch da!“ Gott nahm mit der Nennung seines Namens deutliche Konturen an. Er sagte damit bereits Wesentliches über sich aus.

Als Jesus Mensch wurde, war sein wichtigster Auftrag, den himmlischen Vater noch bekannter zu machen. In Jesus stellte sich der Vater den Menschen sozusagen leibhaftig und persönlich vor. („Ich und der Vater sind eins.“ Johannes 10,30) Jesus war und ist der große, einmalige Brückenschlag Gottes zu uns Menschen hin. Seit Jesus kam, wissen wir endgültig, wer Gott ist, wie er ist und was er will.

Dieser Gott bietet uns mit der Nennung seines Namens die Möglichkeit des Gebets an. Er hat mit seinem Namen gleichsam seine Telefonnummer, die nicht im Telefonbuch steht, weitergegeben. „Nun weißt du, wie du mich erreichen kannst.“ Welch eine ungewöhnliche Vergünstigung, welch ein Vorrecht. Mit der Nennung seines Namens sagte er: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“ (Psalm 50,15)

So wird also auch im dritten Gebot zuerst ein Wort des Schenkens und Gewährens gesagt, bevor das Gebot und Verbot ausgesprochen wird. Gott eröffnet uns die große Chance, das unerhörte Privileg des Gebets. Es gibt nur EINE Grenze dieser fast grenzenlosen Freiheit, Gott anzurufen: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“

2. Was ist Missbrauch des Gottesnamens?

Gott vertraute uns Menschen seinen heiligen Namen an. Wir sollen ihn kennen und gehören, wenn wir uns durch Jesus Christus unsere Schuld und Sünde vergeben ließen, zu seiner Familie. Nun ist es nur zu verständlich, dass er seinen guten Namen, seinen exzellenten Ruf nicht in den Schmutz gezerrt, d.h. nicht missbraucht sehen möchte. - Worin besteht nun aber der Missbrauch des Namens Gottes?

Es fällt uns leicht einzusehen, dass es ein Missbrauch des Namens Gottes ist, wenn im Namen Gottes Dinge getan werden, die dem Wesen und Geist Gottes, seiner Liebe und Heiligkeit, widersprechen: Wenn im Namen Gottes und der Kirche Menschen manipuliert, gegängelt, unterdrückt, missbraucht oder gar getötet werden (Kreuzzüge, Inquisition, Segnung von Waffen, Legitimierung von Ideologien), dann wird der Name Gottes miss­braucht.

Du missbrauchst aber auch den Namen Gottes, wenn du so tust, als würdest du ihn nicht kennen, obwohl du ihn kennen gelernt hast. Oder wenn du leugnest, ihm zu gehören, obwohl du dich ihm in der Taufe zum Eigentum hingegeben hast. Ich missbrauche den Namen Gottes, wenn ich ungehorsam bin, obwohl ich an anderer Stelle bezeugt habe, seinen guten Willen tun zu wollen.

Er missbraucht den Namen Gottes, wenn er seine Treue und Zuverlässigkeit in Zweifel zieht, obwohl Jesus sich doch auch in seinem Lebens immer treu erwiesen hat. Sie missbraucht den Namen Gottes, wenn sie seine Vergebung nicht ernst nimmt, sondern sich fortwährend mit ihrem schlechten Gewissen herumquält.

Du missbrauchst den Namen Gottes, wenn du überhaupt nicht betest, denn dann nimmst du das große Privileg nicht wahr und verachtest damit den, der es dir gegeben hat. Ich missbrauche ihn, wenn ich den Namen Gottes wie einen Zauberspruch benutze, wenn ich Gott zum hilfreichen Tun nötigen will. Wenn ich meine, es käme auf bestimmte Formulierungen und Redewendungen im Gebet an.

Ich missbrauche den Namen Gottes, wenn ich ihn benutze, ohne ihn wirklich zu meinen. („Ach Gott“, „Herr Je“, „o Gott“) In vielen Gebeten ist das häufig ausgesprochene „Herr Jesus“ zu einem bedeutungslosen Füllwort herabgesunken. Über heilige Dinge respektlos zu reden, Witze darüber zu machen oder in einer Weise über sie zu reden, die sie herabwürdigt, verstößt gegen das dritte Gebot.

Wenn Handlungen, die Gott in seinem Wort verbietet oder verwirft, in seinem Namen gutgeheißen werden (z.B. Segnung homosexueller Paare), dann wird der Name Gottes missbraucht. Wenn die Gnade Gottes in pauschalen und billigen Segnungen Menschen zugesprochen wird, die gar keine Beziehung zu ihm haben und sie auch gar nicht wünschen, wenn also „Heiden“ im Namen Jesu getauft, getraut und beerdigt werden, dann wird der Name Gottes missbraucht.

Wenn andere Menschen in deiner Umgebung den Namen Gottes missbrauchen, d.h. das Ansehen unseres himmlischen Vaters oder unseres Herrn Jesus Christus beschmutzen, sollten wir uns davor hüten, ihnen mit säuerlichen oder empörten Vorhaltungen entgegenzutreten. Wir sollten uns vielmehr bemühen, ihnen wenn möglich, die Ursache unserer Wertschätzung und Liebe zu erklären, und sie dann bitten, solche Beleidigungen unseres Gottes in Zukunft doch zu unterlassen. Dennoch wird es aber manchmal nötig sein, eine Gesprächsrunde zu verlassen, eine Fernsehsendung abzuschalten, ein Buch oder eine Zeitschrift wegzulegen (Psalm 1,1), um sich nicht mitschuldig zu machen. - „Herr, zeige mir neu, was ich an dir habe, damit ich dich recht ehren lerne!“

3. Wie gebraucht man den Gottesnamen recht?

Im dritten Gebot zeigt uns Gott also, wozu er uns seinen heiligen Namen anvertraut hat: um ihn bei seinem Namen anrufen zu können. Gott will von uns nicht angeschwiegen werden. Das ist die eigentliche Mitte des dritten Gebots: Die Einladung zum einzig rechten Gebrauch des Namens Gottes im Gebet.

Deshalb sagt die Heilige Schrift: „Wer den Namen des Herrn anruft, der wird gerettet werden“ (Römer 10,13). Das Anrufen des Namens Gottes im Vertrauen auf das vollbrachte Versöhnungswerk Jesu auf Golgatha, kann die große Lebenswende bei dir einleiten, kann den Neuanfang setzen, nach dem du dich schon so lange sehnst. So ehrst du Gott! Wer dies möchte und nicht weiß, wie er das machen soll, spreche mich nach dem Gottesdienst an. Ich möchte ihm helfen, diese einfachen Schritte zu gehen. Es ehrt Gott, der Sünder einlädt, zu ihm zu kommen, wenn wir uns nicht schämen und kommen!

Manchen mag die Androhung von Strafe im 3. Gebot irritieren. Aber das Wort Gottes stellt durchgängig die Alternativen, vor denen wir alle stehen, deutlich heraus: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“ (Johannes 3,18)

Das dritte Gebot ist so ein Wegweiser zu dem Platz, wohin uns unsere Dankbarkeit für die Güte Gottes treiben sollte: an den Platz des Beters. Das rechte Beten ist die eigentliche Frucht, die aus der Wurzel dieses großen Geschenkes Gottes, der Offenbarung seines Namens, erwachsen will. Das Gebet, das Segnen ist der wahre, richtige Gebrauch des Namens Gottes. Dabei möchte Gott, dass wir es lernen, ihn um seiner Größe und Hoheit willen anzurufen.

Jesus lehrte deshalb seine Jünger im Vaterunser als erste, d.h. als wichtigste Bitte, zu beten: „Gehei­ligt werde dein Name!“ (Matthäus 6,9). Das ist der genaue Gegensatz von Missbrauch, - die Heiligung des Namens Gottes. Dieses Verlangen ist der tiefe Wunsch, dass unser himmlischer Vater umfassend zu seinem Recht komme, dass er so geliebt werde, wie er es verdient! - Gottes Name wird dann bei uns geheiligt, wenn wir den Namen Jesu anrufen und uns retten lassen, wenn wir uns ihm erneut ganz zur Verfügung stellen, wenn wir es ihm erlauben, seine Korrekturen in unserem Leben anzubringen, wenn unsere Mitmenschen es uns abspüren, dass wir große Stücke von unserem Gott halten!

Manfred Herold

Manfred Herold