Das Zeugnis eines jungen Mädchens

Niemand ist allein für sein Schicksal verantwortlich. Sehr wohl verantwortlich sind wir jedoch für die Art und Weise, wie wir auf das was uns widerfährt reagieren. Wenn ich von jemandem beleidigt werde, hat das der Beleidiger vor Gott und Menschen zu verantworten. Ich jedoch bin dafür verantwortlich, wie ich mit seiner Beleidigung umgehe. Lasse ich mir meinen Frieden, meine Freude und vielleicht sogar noch meinen Schlaf dadurch rauben? Dafür bin allein ich verantwortlich.

Menschen, die Gott kennen, wissen, dass in ihrem Leben schwere Stunden kommen müssen, damit sich ihr Glaube bewährt (Jakobus 1,12). Niemand muss jedoch in solchen Zeiten verzweifeln, denn Gottes Wort versichert uns in Römer 8,28: „Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit Seinem Plan berufen.“-- 2. Könige 5,1-5a - Wir wollen die wenigen Aussagen über das Mädchen genauer betrachten und überlegen, was sein Verhalten uns zu sagen hat.

1. Das traurige Schicksal des jungen Mädchens

2. Könige 5,1-2 – Es handelte sich um ein junges Mädchen (also 10-11 Jahre alt). Es war im Laufe eines räuberischen Überfalls, eines Terroranschlags, aus ihrer Heimat Israel entführt worden. Nun war sie fern von ihrer Familie, ihren Freuden und Bekannten, aus ihrem bisherigen Lebensumfeld gerissen. Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, wurde sie noch zu einer Sklavin gemacht, d.h. für sie, zum Dienst in der Familie Naemans gezwungen.

Das war damals ein überaus hartes Schicksal, an dem wahrscheinlich nicht nur viele junge Menschen zerbrochen sind. Das waren existenzielle Probleme, nicht zu vergleichen mit den Depressionen, die heute Kinder bekommen, wenn ihr Smartphone nicht mehr funktioniert.

Beachten wir: Das Leben spielt sich zuerst im Kopf ab. Unser DENKEN bestimmt unser HANDELN und das bestimmt wiederum unsere GEFÜHLE. Genau deshalb sagt uns die Bibel: „Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken, denn sie bestimmen dein Leben!“ (Sprüche 4,23)

Was hätte alles die Gedanken des Mädchens umtreiben können?

Anhaltende Trauergedanken wegen ihrer Verluste.

Wütende Gedanken wegen der schändlichen Ungerechtigkeit.

Sorgenvolle Gedanken wegen ihres zukünftigen Lebens.

Verbitterte, nachtragende, rebellische Gedanken.

Rachegedanken – wie sie den Naemans so richtig schaden könnte.

Fluchtgedanken

Sie jedoch nahm ihr Geschick an. Sie behielt eine positive Sicht der Dinge, WEIL SIE GOTT VERTRAUTE. Sie kreiste nicht um sich, um ihre Situation, ihr Geschick, sondern nahm Anteil an ihrer Umwelt. Sie war positiv interessiert am Schicksal ihrer Feinde, die nicht mehr ihre Feinde waren. Sie ließ sich nicht durch Sorgen blockieren, sondern vertraute Gott und zwar nicht nur für sich selbst, sondern sogar für ihre Peiniger.

Sie wollte nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. (Matthäus 5,44; „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen..“)

In welcher Gedankenfalle sitzt du gerade? Dabei ist es ja nicht verkehrt an bestimmte Situationen zurückzudenken, sondern davon nicht mehr loszukommen. Gib was dich beschäftigt solange an Jesus ab, bis du es los bist („Alle eure Sorge werft auf Ihn, denn Er sorgt für euch!“ 1. Petrus 5,7)

2. Der feine Charakter des jungen Mädchens

Charakter bedeutet ursprünglich „Prägung“. Was hatte das Mädchen geprägt, dass es so reagieren konnte? Was waren die wesentlichen Einflüsse, denen es in früher Kindheit zu Hause ausgesetzt war, die solche Auswirkungen zeigten?

Sie hatte gute Vorbilder. – Vorbilder prägen. Was ich anschaue, bewundere, schätze, das prägt mich. Wenn Menschen, die Christen geworden sind, Christen bleiben sollen, dann brauchen sie überzeugende Vorbilder, an denen sie sich orientieren können und die ihnen einen Freiraum schaffen, damit sie geistlich wachsen können. Wir sind immer Vorbilder, entweder gute oder schlechte.

Sie empfing prägende Unterweisung. – Solche feinen Charaktereigenschaften entstehen nicht von selbst, etwa weil man eben ein netter Mensch ist. Sie sind stets Ergebnis von erfolgreichem, wenn auch manchmal unbewusstem LEHREN und LERNEN. Das umfasst immer 3 Bereiche:

•   Etwas zu wissen – Informationen sind wichtig und durch Wiederho­lung hält man sie fest.

•   Etwas zu verstehen - Wenn man etwas weiß, hat das sei­nen Wert, aber es ist noch nicht sicher, dass man eine Sa­che auch verstanden hat. Eine Sa­che hat man erst dann verstanden, wenn man weiß, wie das Wissen darüber erfolgreich angewendet werden kann. Zu Lehren, damit andere etwas wissen, ist etwas ganz anderes, als zu lehren, damit andere et­was verstehen. Lehren ist ein Prozess der Kommunikation. Verstehen be­inhaltet das Erfassen ei­nes Gedankenganges.

•   Etwas zu tun/anzuwenden - Gute Lehre soll nicht nur zum Wissen und zum Verstehen verhelfen, son­dern zum TUN. Wenn unser Lehren nicht zu neuem Tun führt, ist es schlechtes Lehren. Jemand, der seine Bäckerlehre erfolgreich abgeschlossen hat erkennt man daran, dass er in der Lage ist, gute Brote zu backen. Die richtige neue Tat ist das End­produkt und die Bestätigung guter Lehre.

Übung hat sie geprägt. - Hebräer 5,14 „Geübte Sinne“ Man muss das Gelernte einüben, d.h. trainieren. Nur dann kommt anhaltende Veränderung zustande. Wenn wir uns wirklich nach Veränderung sehnen, heißt es zu lernen und zu üben, zu lernen und zu üben.  („Dir geschehe, wie du ­geglaubt hast!“ Matthäus 8,13) Je länger du falsches Denken dich hast bestimmen lassen, um so weniger ist es dir bewusst (es kommt dir „normal“ vor) und um so länger und intensiver musst du neue Denkkategorien (nach den Maßstäben der Bibel) einüben, um sie ausüben zu können.

Neue „Denkschienen“ müssen ­gelegt werden. Neue Gewohnheiten müssen eingeübt werden. Das gelingt nicht im Handumdrehen. Das ist manchmal mühsam, aber unumgänglich. Hier brauchen wir Geduld. Ein andauernder Befehl: „Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise dieser Weltzeit, sondern wandelt euch um durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr ein sicheres Urteil darüber gewinnt, welches der Wille Gottes sei, nämlich das Gute und (Gott) Wohlgefällige und Vollkommene.“ (Römer 12,2)

3. Das mutige Zeugnis des jungen Mädchens

2. Könige 5,3-5a - Sie war unterwiesen worden in dem Glauben Israels und sie glaubte auch persönlich an den Gott Israels. Sie war davon überzeugt, dass ihre Unterweisung tatsächlich gut, nützlich und persönlich anwendbar war. Ist dein Glaube so beschaffen? Kannst du ihn so hilfreich weitergeben?

Hebräer 11,3: „Durch den Glauben wissen wir …..“ Weil wir Gott glauben und auf diesem Weg kennenlernen, deshalb wächst eine Gewissheit in uns, durch die wir dann ein gutes, glaubwürdiges Zeugnis geben können. Sie glaubte an den Gott Israels, deshalb verwies sie Naeman an dessen Werkzeug, den Propheten Elisa.

Übrigens: Aus dem bisher Gesagten dürfen wir schließen, dass das junge Mädchen seine Aufgaben im Haushalt gut und willig ausgeführt hat. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte man wohl überhaupt nicht auf das, was sie sagte geachtet. - Gute Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Zeugnis. - Wie steht es damit bei dir?

Sie sprach es klar und deutlich aus: Zum Propheten in Samaria sollte er gehen. - Heute wird oft so schwammig von Gott, vom Glauben und von Gebet gesprochen, also von Dingen, denen Muslime oder Juden auch zustimmen könnten. Aber den Menschen hilft nur, wenn du sie auf Jesus hinweist. Er muss in einem guten Glaubenszeugnis herausgestellt werden. - „Jesus Christus und sonst niemand kann die Rettung bringen...“ (Apostelgeschichte 4,12) Sie bezeugte die Rettung, die Gott bereithielt. Sie war auskunftsfähig und auskunftswillig.

Sie stellte sich keine unnützen Fragen: „Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Zeugnis?“ - „Haben die jetzt nicht den Kopf voll mit anderen Dingen?“ Sie zerbrach sich ihren Kopf auch nicht mit Überlegungen wie etwa: „Wird Elisa den Heiden Naeman überhaupt empfangen? Wird er ihn nicht wegschicken, da er kein Israelit ist?“ Sie sagte auch nicht: „Ich bin heute nicht in Stimmung! - Jetzt passt es mir nicht!“ - Sie ließ sich nicht von Wut und Trauer blockieren. Sie legte mutig Zeugnis von den Möglichkeiten Gottes ab. Sie stellte sich der Realität und versagte sich angesichts der aktuellen Lage jeglicher Träumerei. - Sie blieb nicht im Bedauern und im Mitleid ihrem Herrn gegenüber stecken (Matthäus 9,36), sondern sie wies ihm den Weg zur Rettung, den Weg zum Gott Israels. Sogar Jesus rühmte indirekt noch ihren Glauben, als Er in Lukas 4,27 sagte: „Viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und doch wurde kein einziger von ihnen gereinigt, sondern nur der Syrer Naeman.“

Ein kleines Mädchen sagte ein paar Worte, die bald darauf 2 Könige aktiv werden ließen. Gott ehrte ihren Glauben, indem Er für Naeman, einen Götzendiener, etwas tat, was Er für keinen Bewohner Israels in jener Zeit getan hat.

Also:

✗ Belastenden Umständen nicht die Herrschaft überlassen, weil Jesus regiert!

✗ Gottgemäßes Denken einüben, weil wir nur so mit Jesus in Übereinstimmung kommen!

✗ Mutig das Zeugnis von Christus geben, weil Jesus allein rettet!

 

 

Manfred Herold

Till Rüter