„..DEIN REICH KOMME...“

Wer sich von Jesus mit Gott versöhnen lässt, erkennt in Ihm den VATER. Das Erfassen Seiner göttlichen Liebe löst Gegenliebe aus. Diese Liebe, Wertschätzung und Hochachtung des Vaters erzeugt den tiefen Wunsch: „GEHEILIGT WERDE DEIN NAME“ d.h.: „Veranlasse doch bitte, dass Dein Vatername bei allen Menschen voll und ganz zur Geltung kommt!“ - Weil das aber erst in vollem Umfang dann geschieht, wenn das „REICH GOTTES“ aufgerichtet wird, lehrt Jesus uns nach dem „GEHEILIGT WERDE DEIN NAME“, die zweite Bitte, „DEIN REICH KOMME“, zu sprechen.

DEIN REICH KOMME

Was ist das „Reich Gottes“? - Das Reich Gottes ist weder mit einem vollautomatischen Schlaraffenland, noch mit einer klassenlosen Gesellschaft zu vergleichen. Es unterscheidet sich so radikal von allen irdischen Reichen, dass Jesus einmal sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“ (Johannes 18,36)

Das „Reich Gottes“ ist nicht nur der Herrschaftsbereich Gottes, sondern vor allem das Herrschen Gottes selbst. Die Aufrichtung des „Reiches Gottes“ durch den Himmlischen Vater ist geradezu die Summe alles dessen, was Er nach der Katastrophe des Sündenfalls zur wunderbaren Wiederherstellung Seiner Schöpfung getan hat, tut und noch tun wird. Es ist die Therapie Gottes auf Grund Seiner Diagnose. Deshalb muss auch das Anliegen des Reiches Gottes in unserem Leben absolute Vorfahrt haben (Matthäus 6,33).

Das Reich Gottes ist in der Person Jesu angebrochen (Lukas 17,21). Weil Er den Vater in Seinem Leben völlig Herr sein ließ, war Er der erste Stützpunkt der guten neuen Herrschaft Gottes in der Menschenwelt, der erste Brückenkopf des Himmels auf dieser Erde. Trotz all der wütenden Versuche Satans, Jesus zu einem „autonomen“ (= selbständigen, unabhängigen, eigen-gesetzlichen) Lebensstil zu verführen, lebte Er bis zu Seinem letzten Atemzug auf Golgatha ganz unter der guten Herrschaft Seines Vaters. So hat das Reich Gottes seinen „Durchbruch“ geschafft. Und das Reich Gottes wächst heute noch überall dort, wo Jesus Christus die Herrschaft eingeräumt wird. Es ist der Bereich, in dem Jesu Liebe regiert. Diese durch den Heiligen Geist ausgegossene Liebe Gottes, macht Menschen neu. Und es ist nichts weniger als eine neue Geburt nötig, um in das Reich Gottes zu kommen (Johannes 3,3). Hast du sie schon erlebt? Bist du bereits Teil des Reiches Gottes?

Gottes Reich ist überall da, wo Menschen sich die Vergebung Jesu schenken lassen und dadurch bereit werden, sie an andere weiter zu schenken. Gottes Reich ist da, wo man nicht mehr zuerst an sich selber denkt und um seine eigenen Anliegen und Wünsche kreist, sondern durch freiwilligen Verzicht für andere frei ist. Reich Gottes ist da, wo man Gott mit Willen dient. Es ist der Bereich, in dem Jesus regiert und der Mensch Ihm gehorcht (1. Korinther 4,20). Jesus selbst wird es bei Seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit vollenden (Offenbarung 19,6). Bis dahin ist es eine allmählich wachsende Größe (Matthäus 13,31-32) und wie rasch es sich ausbreitet, darüber entscheidest du und ich in unserem eigenen Leben. Zusammengefasst: Das Reich Gottes ist da, wo Sein Name geheiligt wird, indem man Seinen Willen tut!

DEIN REICH KOMME

Wie oft haben wir diesen Satz nicht schon seufzend gehört und resignierend gesprochen: „Es bleibt ja doch alles beim alten!“ Bei mir, bei Menschen in meiner Umgebung, in der Gemeinde, bei Kranken und auch bei den weltumspannenden Missständen, die uns Not machen.

Wenn wir uns heute umsehen, erschauern wir vor der Macht des Bösen, die menschenverachtend, selbstgefällig und schamlos die Wahrheit in Lüge verkehrt, die statt Liebe Selbstsucht lehrt, die den ehrlichen Menschen verlacht und den Verbrecher ehrt. Von der Furchtbarkeit dieses Reiches erschreckt, von den Abgründen des Bösen um uns und in uns erschüttert, sollen wir beten: „Dein Reich komme!“ Denn das Evangelium sagt uns: „Es muss nicht alles beim alten bleiben. Es kann heute schon bei uns und sogar durch uns Neues werden!“ Das geschieht dann, wenn die „alte Regierung“ unseres Lebens, unser Ich, unsere Selbstsucht, unser Eigenwille, unsere Habsucht etc., abgesetzt wird und Jesus Christus die Regierungs- und Befehlsgewalt übernehmen kann.

Und wenn wir es wirklich ernst mit dem Reich Gottes meinen, werden wir in unserem Leben jede erkannte Sünde bekennen und dem Heiligen Geist in uns mehr Rechte einräumen, damit Er uns vor Sünde bewahren kann. Nur der betet recht, der die Sünde immer mehr verabscheut, sodass das Reich Gottes in seinem Leben und durch sein Leben wächst.

DEIN REICH KOMME

Wir dürfen jedoch nicht nur in unseren privaten und gemeindlichen Zusammenhängen vom Reich Gottes sprechen. Das Reich Gottes ist keine Privatsache der Frommen. Gott hat die ganze Welt, ja das Universum im Blick. Deshalb will Er diejenigen, die sich von Ihm haben retten und erneuern lassen, zu Brückenköpfen Seiner Herrschaft auf dieser Erde machen. Durch sie will Er Sein Reich überall hin ausdehnen.

So ist diese Bitte nichts weniger als ein Eingriff in die Strukturen dieser Welt. Denn Christen können nicht um das Kommen des Gottesreiches bitten und gleichzeitig die Welt sich selber überlassen. Unser Herr will, dass Seine Nachfolger das Reich Gottes nicht nur in alle geographischen Räume, sondern auch in alle gesellschaftlichen, sozialen und politischen Bereiche des Lebens hinein tragen. Menschen, die von Christi Geist beherrscht sind, werden diesen Geist in Schulklassen und Betriebsräte tragen, in Mietshäuser und Rathäuser, in Verwaltungen und Parlamente und Ihn dort zeichenhaft zur Geltung kommen lassen. Sie wissen sich gesandt als Boten Gottes und Vorhut einer Neuen Welt, die nach Gottes Zusage und Verheißung kommen wird.

Sie wissen aber auch, dass alle noch so gut gemeinten Bemühungen, die man heute unternimmt, die Welt zu verändern, am Ende doch nicht das Reich Gottes herbeischaffen werden. Das behält sich Jesus vor, der versprochen hat: „Siehe, Ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5)

DEIN REICH KOMME

Wie geschieht das?

Durch Selbstverleugnung! - Es geht bei dieser Bitte um SEIN Reich; also ist auch diese 2. Bitte ganz dem Anliegen Gottes gewidmet. Dieser Umstand will uns Selbstverleugnung lehren. Uns liegt es von Natur aus viel näher, uns um unser Reich zu kümmern, anstatt um Gottes Reich, uns nach unserem Willen, unseren Wünschen, unseren Absichten zu richten, anstatt nach Seinem Willen, Seinen Wünschen, Seinen Absichten. Deshalb werden wir nur durch konsequente Selbstverleugnung (d.h. indem wir Ihm immer völliger das ganze Herrschaftsrecht über unser Leben einräumen) unseren Anteil dazu beitragen, dass Sein Reich kommt (Matthäus 6,33). Diese Selbstverleugnung erleben wir als Leiden, als ein Absterben alles Eigenem. Jesus hat auf diesem Weg das Reich für alle Zeiten fest gegründet, und auch wir werden nur durch Leiden zur Herrlichkeit des Reiches Gottes eingehen (Lukas 24,26; 2. Timotheus 2,11-12).

Durch Gehorsam! - Im Reich Gottes, das Jesus einmal hier auf dieser Erde aufrichten wird, werden alle allezeit freiwillig und froh Gott gehorchen. So fordert die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die schöpfungszerstörende Dummheit, die menschenmordende Grausamkeit unserer so genannten Zivilisation jeden Christen schon jetzt zu umfassenderem Gehorsam Gott gegenüber heraus, denn das allein ist der Weg zur Rettung. Dazu hat Gott Seinen Heiligen Geist gegeben, der nicht nur aus dem Verräter Petrus den furchtlosen Bekenner, nicht nur aus dem Verfolger Paulus den Lehrer der Christenheit, nicht nur aus dem ehrgeizigen Johannes den demütigen Vater in Christus gemacht hat, sondern der auch aus dir und mir gehorsame Kinder Gottes machen wird, wenn wir Ihn in uns wirken lassen.

Durch die Verkündigung des Evangeliums! - Wir können das Reich Gottes auf dieser Erde weder herbeiführen, noch vollenden. Das hat sich Jesus selbst vorbehalten. Aber wir können und sollen am Bau des Reiches Gottes - d.h. für uns, am Bau Seiner Gemeinde - mitarbeiten, indem wir die Gute Nachricht weitersagen. Das Evangelium davon, dass jeder Mensch geschenkweise dazu eingeladen ist, sich der guten Herrschaft Gottes zu unterstellen, muss von uns verkündigt werden. Denn mit, unter und in diesem Wort erreicht das Reich Gottes die Menschen, lädt sie ein und befreit sie dazu, zu kommen und sich mit hinein nehmen zu lassen. So gibt die christliche Hoffnung auf das kommende Reich starke Impulse für rechtes Aktivsein in der Gegenwart.

Durch Gebet! - Ein mächtiger Gegner Christi und Seines Reiches in unserer Zeit ist unsere moderne Auffassung von praktischer Arbeit, eine Auffassung, die nicht aus dem Neuen Testament, sondern aus den Ordnungen dieser Weltzeit stammt. Danach wird das Hauptgewicht auf ununterbrochene Aktivität und einem ständigen Energieeinsatz gelegt, nicht jedoch auf den persönlichen Umgang mit Gott im Gebet. Das Entscheidende im Reiche Gottes ist jedoch nicht, ob man für Menschen, sondern ob man für Gott nützlich ist. Der Teufel fürchtet sich nicht vor einer durchorganisierten Planung, noch vor einem gut funktionierenden Verwaltungsapparat; er fürchtet sich nur vor Gott. Organisation ohne Gebet ist eine Organisation ohne Gott. Der unerschöpfliche Reichtum Gottes steht allein dem Beter zur Verfügung. Das Gebet ist der einzige Schlüssel zur Schatzkammer Gottes. Wir sollten uns dieses Vorrechtes stets bewusst bleiben (Offenbarung 1,5-6), auf der anderen Seite aber auch wissen: Das Reich Gottes kommt gewiss, selbst wenn es niemand erbitten und niemand erwarten sollte. Gott will es, und was Er will, das tut Er auch (Psalm 115,3).

DEIN REICH KOMME

Wie geschieht das? Martin Luther antwortet darauf in seinem Katechismus: „Wenn der himmlische Vater uns Seinen Heiligen Geist gibt, dass wir Seinem heiligen Wort durch Seine Gnade glauben und göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich!“

Dieser Herr, der mit der Dornenkrone verspottet auf Golgatha starb und der als König aller Könige und Herr aller Herren an jenem großen Tag Sein Reich aufrichten wird, ermutigt uns, treu zu sein, und verspricht: „Siehe, ich komme bald!“

Manfred Herold

Manfred Herold