„..GEHEILIGT WERDE DEIN NAME..“

In dem Wort „Vater“ ist das ganze Evangelium, das Jesus Christus ermöglichte und verkündigte, zusammengefasst. Alle, die es sich gefallen lassen, dass Jesus ihnen ihre Schuld vergibt, dass Er ihr Denken, Reagieren und Handeln erneuert, indem Er es umorientiert, dass Er ihnen neues Leben durch den Heiligen Geist schenkt, die dürfen Gott „Vater“ nennen. Jesus hat uns auf diese Weise mit Gott als dem „Vater“ bekannt gemacht. Nun sollen wir Ihn nicht mehr „Allmächtiger“, „Höchster“, „Großer Gott“ oder „Allweiser“ nennen, sondern wir können Ihn jetzt mit dem herrlichsten, schönsten und erhabensten Titel anreden, der uns durch den Sohn geoffenbart wurde: „Vater“!

AN diesem Vater und MIT diesem Vater freut sich die ganze Familie Gottes, die Gemeinde. Hier kann man es gemeinsam erleben, dass es in Wahrheit keinen liebevolleren, stärkeren, treueren, zärtlicheren, geduldigeren, wunderbareren Vater gibt, als „UNSEREN VATER IM HIMMEL“. Deshalb wird in dem Maße, wie in deinem Leben die Liebe zu diesem Vater zunimmt, auch die erste Bitte des VATERUNSERS immer mehr an Bedeutung gewinnen:

GEHEILIGT WERDE

Diese erste Bitte klingt seltsam abstrakt und scheint meilenweit von den Fragen entfernt zu sein, die uns heute umtreiben. - „Was sind schon Namen?“ Namen sind „Schall und Rauch“, heute gefeiert, morgen gefeuert, - heute fast bis in den Himmel erhoben und morgen vergessen. - „Und was bedeutet es, einen Namen zu heiligen?“

Wenn wir es genau betrachten, ist diese erste Bitte zunächst einmal nichts anderes als ein Sündenbekenntnis. Wir bringen darin zum Ausdruck: „Vater, Dein Name - und das heißt ja, Du selbst - spielst in meinem Leben, in meiner Familie, in meinem Beruf, in meiner Gemeinde, in meiner Stadt eine so untergeordnete Rolle, d.h. Du wirst so wenig für etwas Besonderes, für wichtig und bedeutend gehalten, dass es eine Schande ist. - Zeige mir neu, was ich an Dir habe, damit ich Dich recht ehren lerne.“

Denn der Kern aller Sünde ist nach Römer 1,21 die Weigerung, Gott die Ehre zu geben. Als der Mensch „wie Gott sein wollte“, d.h. als er aufhörte, Gott „heilig“ zu halten, brach das Chaos der Sünde über die Schöpfung herein. Die neue Schöpfung, die Jesus herauf führt, trägt deshalb als größten Wunsch im Herzen und als erste Bitte auf den Lippen: „geheiligt werde Dein Name“. (heiligen = absondern, weihen, verehren) Dieses Verlangen, dass Gott, unser Vater, wieder umfassend zu Seinem Recht kommt, dass IHM die Ehre zuteil wird, die Ihm gebührt, dass Er so geliebt wird, wie Er es verdient, kennzeichnet jedes wahre Gotteskind! (Dich auch?) Deshalb werden wir uns stets zuerst selbst prüfen, ob etwas in unserem Leben den Vater verunehrt. Wenn sich schon jeder normal empfindende Mensch gegen eine Beleidigung seiner Mutter wendet, um wie viel mehr sollte jedes Gotteskind jeder Verunehrung seines himmlischen Vaters entgegentreten!

Wenn andere Menschen aber das Ansehen unseres himmlischen Vaters in den Schmutz treten, sollten wir uns davor hüten, ihnen mit säuerlichen oder empörten Ermahnungen entgegenzutreten. Wir sollten vielmehr versuchen, ihnen, wenn möglich, die Ursache unserer Wertschätzung und Liebe zu erklären, und sie dann bitten, solche Beleidigungen unseres Gottes doch in Zukunft zu unterlassen. Dennoch wird es aber manchmal nötig sein, eine Gesprächsrunde zu verlassen, eine Fernsehsendung abzuschalten, ein Buch oder eine Zeitschrift wegzulegen (Psalm 1,1).

An dieser ersten Bitte des „Vater-unsers“ können wir auch erkennen, dass es beim rechten Beten nicht in erster Linie um unsere Nöte und Anliegen gehen soll, sondern dass wir des Vaters „Anliegen“ und „Nöte“ annehmen sollen (Matthäus 6,8+33). Diese erste Bitte will uns von aller Ichhaftigkeit beim Beten befreien. Damit diese Herzenseinstellung heranreift, ist es nötig, dass wir viel Zeit im Gebet verbringen. Gott lädt uns wie Mose ein (2. Mose 24,12): - „Steige zu mir herauf“ – d.h. eine gewisse Anstrengung und Sammlung ist nötig; - „Bleibe da selbst“ – es geht um Gemeinschaft mit Gott und Konzentration auf Gott; - „So will ich dir geben“ - Segen, Frucht, Gottähnlichkeit werden die Folge sein.

DEIN NAME

Gott hat einen Namen. - Namenlos ist die Not und das Elend auf dieser Erde. Namenlos ist die Bosheit und Heimtücke der Menschen. Überall können wir es sehen: Die Sünde liebt die Anonymität, ja sie lebt geradezu von der Heimlichkeit. Anonyme, d.h. namenlose Briefe sind in der Regel gemeine Briefe. Gott aber ist kein anonymer Briefeschreiber, Gott steht mit Seinem Namen zu allem, was Er sagt, tut und lässt. Manch einer fragt: „Welcher von den vielen Namen, die uns schon im AT von Gott mitgeteilt wurden, ist wohl hier gemeint?“ - Ich beziehe ihn auf die höchste und letztgültige Offenbarung eines Gottesnamens, die wir kennen: „VATER“. Der Vatername soll geheiligt werden, d.h. er soll als DER besondere Name von jedermann, der mit uns zusammen trifft, erkannt werden.

Ein Name ist ja nicht einfach ein leeres Wort, eine Aneinanderreihung von Buchstaben. Unser Name, - das sind wir selbst. Unser Name, das ist ein Teil unseres Wesens, das ist unsere nach außen gekehrte Person. Die Nennung des Namens ist wie ein Brückenschlag zu einem anderen Menschen hin. Genauso hat Gott mit der Offenbarung seines Vaternamens durch Jesus einen weiteren Schritt auf uns Menschen zu gemacht. Seit Jesus kam, wissen wir endgültig, wer Gott ist, wie Er ist und was Er will. Es war Sein Auftrag, den Vaternamen, d.h. die Vaterschaft Gottes, in dieser Welt zum strahlen zu bringen. Jesu Geburt, Sein Leben, Reden und Wirken, Sein Leiden, Sterben und Auferstehen war von Anfang bis Ende nichts anderes als eine Darstellung, eine Demonstration der Vaterliebe Gottes vor den Augen und Ohren eines Volkes, das Gott noch nicht wirklich kannte.

Wenn wir einen Brief oder eine Urkunde unterschreiben, so übernehmen wir damit die Verantwortung für alles, was in diesem Schriftstück geschrieben steht. Der Namenszug unter einem Brief bedeutet, dass ich zu seinem Inhalt „JA“ sage, dass ich mich damit identifiziere. Gottes Name wird bei uns dann geheiligt, wenn wir es Ihm erlauben,

- dass Er unser ganzes Leben mit Seinem Namen unterzeichnet, d.h. Neuhingabe im Gebet.

- dass Er, wo nötig, Seine Korrekturen anbringt oder unser Leben unter ein neues Thema stellt.

- dass wir uns Ihm mit allem, was wir sind und haben anvertrauen, d.h. Ihm im Heute leben.

- dass wir Ihm die Verantwortung für das überlassen, was in unserem Leben geschieht.

Wenn unsere Mitmenschen merken,

- welch große Stücke wir von unserem himmlischen Vater halten.

- wie getrost und geborgen wir uns in Seiner Nähe fühlen.

- welcher Friede uns bei dem Gedanken erfüllt: ER sorgt für mich!

- wie die Liebe zu Ihm uns vor Sünde und vor Selbstsucht zurückschrecken lässt.

- welche Freude wir bei Seinem machtvollen Eingreifen in unser kleines, aber für Ihn dennoch nicht unbedeutendes Leben erleben.

- welche Hoffnung uns erfüllt, weil Er die Zukunft in Seiner Hand behält, dann fassen noch viele von ihnen Vertrauen zu diesem Gott, der durch Jesus auch ihr Gott und Vater werden will. Dann werden auch sie Ihn mit dem Vertrauen ihres Herzens und dem Lob ihrer Lippen ehren.

Wer Gott lobt, heiligt Seinen Namen, denn er nimmt die richtige Haltung Gott gegenüber ein. Er lässt Gott in seinem Leben wirklich Gott sein, gibt Ihm die Ehre, die Ihm zusteht und ordnet sich Seiner Herrschaft willig unter (Psalm 115,1-3). Wer Gott nicht lobt, sucht bewusst oder unbewusst noch die eigene Ehre (Johannes 5,44; Psalm 135,3-6). Wer Gott lobt, erweist seinen Glauben und seine Liebe zu Ihm. Da Gott sich teils durch Worte, teils durch Werke offenbart, so heiligen wir Seinen Vaternamen dadurch, dass wir auf Sein Wort hören und Ihm gehorchen, d.h. Seine Werke durch uns geschehen lassen (Epheser 2,10).

So steht am Eingang des Gebets, das Jesus Seine Jünger lehrte, als erste Bitte eine „enge Pforte“. Durch sie müssen wir eintreten, wenn wir den Reichtum all der übrigen Bitten erfahren wollen. Da es sich bei dieser Bitte um den Hauptangriff gegen das zentrale Anliegen Satans, Gott die Ehre streitig zu machen, handelt, müssen wir uns auf starken Widerstand gefasst machen, den wir aber in der Kraft des Heiligen Geistes, den Jesus uns schenkt, überwinden können, um dann noch erwartungsvoller zu bitten: „Bringe deinen Vaternamen bei uns, bei mir, täglich und stündlich voll und ganz zur Geltung!“

Manfred Herold

Manfred Herold