„..DEIN WILLE GESCHEHE...“

Erst wenn wir uns den ganzen Umfang unseres Ausgeliefertseins an die Mächte der Lüge, der Zerstörung und des Todes bewusst machen, spüren wir die unsagbar befreiende Macht der Tatsache, dass wir zu dem allmächtigen Gott durch Jesus Christus „UNSER VATER“ sagen dürfen.

Erst wenn wir uns durch Jesus die Wohltaten der Liebe Gottes wie Sündenvergebung, Frieden mit Gott und den Menschen, die Gabe Seines Heiligen Geistes, haben schenken lassen und sodann mit wehem Herzen die Verhöhnung und Lästerung unseres Gottes in unserer Umwelt und Innenwelt wahrnehmen, wird unsere wichtigste Bitte „GEHEILIGT WERDE DEIN NAME“ werden. Erst wenn wir bedenken, unter welch einer Herrschaft von Zwängen, Hass, Vergeltung und Egoismus wir leiden, wie der Mensch immer mehr zum „Wolf des Menschen“ wird, wie schrecklich auf tausenderlei Arten und Weisen getötet und gestorben wird, werden wir nie mehr vergessen zu flehen:

„DEIN REICH KOMME!“

Und um das Übel mit seiner Wurzel auszureißen, bitten wir weiter:

DEIN WILLE GESCHEHE

Zuerst sollten wir mit diesen Worten unseren Eigenwillen bekennen, denn den Hintergrund dieser Bitte bildet eine Welt, die sich weigert, den Willen Gottes zu tun. Weil die Sünde allen Menschen die „Orientierung“ geraubt hat, sperrt sich nun jeder von Natur aus gegen den Willen Gottes und meint, sein Leben hinge davon ab, dass er seinen eigenen Willen bekommt. An dieser Fehleinschätzung leiden die Menschen, denn niemand ist jemals durch das Sich verbohren in den eigenen Willen glücklich geworden. Alle Versuche, menschlichen Eigenwillen durchzusetzen, haben im Großen und im Kleinen stets nur Leid, Chaos und Schuld im Gefolge gehabt. Auch da wo es um das Zusammenwirken verschiedener Menschen in Ehe, Beruf und Gemeinde geht!

Jesus will dich von dieser Lebenslüge befreien, indem Er dich darauf aufmerksam macht: „Im Tun des Willens Gottes findest du, was du im Tun deines Eigenwillens immer vergeblich zu finden gehofft hast: Glück, Sinnerfüllung, Friede und Freude!“ Martin Luther sagte einmal: „Wenn nicht geschieht, was wir wollen, wird geschehen, was besser ist!“ Gottes Wille ist Seine aktive, zur Tat drängende Entschlossenheit, Seine guten Absichten mit den Menschen durchzuführen. Und indem wir uns als Seine Kinder in die Verwirklichung dieser Absichten mit hinein nehmen lassen, erfahren wir das Glück und die Freude des Vaters. Deshalb bitten wir: „DEIN WILLE GESCHEHE!“

DEIN WILLE GESCHEHE

Aber lassen wir uns wirklich mit hinein nehmen? WOLLEN wir auch, was Gott will? Viele sagen vorschnell „JA, ich will auch mitarbeiten, mitbeten, Zeuge Jesu sein, neues Vertrauen investieren, mit anderen zusammenzuarbeiten lernen usw.“, fügen dann aber häufig hinzu: „Aber ich KANN nicht, weil.....!“ Es folgen dann hundert Gründe, die erklären sollen, weshalb sie nicht können. Hier wird deutlich, dass vielen Christen der Stellenwert ihres Willens überhaupt nicht bewusst ist. In 98% der Fälle müsste die zutreffende Entgegnung richtig lauten: „Ich WILL nicht, weil...!“ Zu häufig lassen wir nämlich unsere Gefühle über unseren Willen herrschen und so KÖNNEN wir nicht, was wir SOLLEN. Wenn wir uns jedoch entschließen, im Vertrauen auf Gottes Hilfe und Kraft, das zu WOLLEN, was wir SOLLEN werden wir es erleben, dass wir KÖNNEN, was wir SOLLEN. (Beispiel: Johannes 5,6) Wenn ich bei mir jedoch eine hartnäckige Unwilligkeit feststelle, dann muss ich nicht kapitulieren, weil ich etwa der Meinung bin, wenn ich nicht WILL dann KANN Gott bei mir nichts ausrichten. Weit gefehlt! Ich kann und soll dann beten: „Herr bitte wirke du durch Deinen Heiligen Geist in mir, wie Du es versprochen hast, das WOLLEN und das VOLLBRINGEN“ (Philipper 2,13). Das bringt hervor, wovon es spricht!

Hierdurch wird auch klar erkennbar, dass man dieser Bitte nicht gerecht wird, wenn man sie allein auf ein leidendes Erdulden des göttlichen Willens bezieht. Nicht das resignierende Hinnehmen von scheinbar Unabänderlichem,sondern eine zu neuen Ufern vorwärts drängende Dynamik unseres an Gott orientierten Willens ist der beherrschende Aspekt dieser 3. Bitte. Bei ihr geht es nicht um Fatalismus, sondern um Aktivismus, nicht um Rückzug, sondern um Angriff.

WIE IM HIMMEL

Mit diesen Worten weist uns Jesus auf die Herrlichkeit des Willens Gottes hin. Nach allem, was wir aus der Bibel vom Himmel wissen, besteht Seine Herrlichkeit nicht etwa aus den Perlentoren oder den Straßen von Gold, sondern daraus, dass dort alle, zu jeder Zeit, mit Freuden den Willen Gottes tun. Viele Christen leben nur deshalb in Schwachheit und dumpfer Mittelmäßigkeit dahin, weil sie nicht wissen, wie herrlich es ist, Gottes Willen zu tun. Im Tun des Willens Gottes bekommen wir schon hier Anteil am himmlischen Glück. Jesus lebte nach dem Grundsatz: „Meine Nahrung ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat.“ (Johannes 4,34).

Ist die „Hauptmahlzeit“ deines Lebens, d.h. das, wovon du lebst, das bewusste Tun des Willens Gottes? Oder ist es nur der „fromme Nachtisch“? Das war das Zentrum des Lebenswerkes Jesu, dass Er Seinen eigenen Willen vollständig mit dem Willen des Vaters in Einklang brachte. Diese Willenseinigung unseres Willens mit dem Willen Gottes nennt die Bibel GEHORSAM.

Wir wissen, dass nichts eine Speise so schmackhaft macht wie der Hunger. Sorge dafür, dass ein starkes Verlangen, den Willen Gottes um jeden Preis zu tun, in dir wächst. Bitte Gott um diesen Hunger! Viele Christen hoffen, in den Himmel zu kommen, haben aber nicht die geringsten Aussichten darauf, weil die Freude des Himmels, das Tun des Willens Gottes, nicht ihre Freude ist.

In Gethsemane (Lukas 22,42) kämpfte Jesus nicht darum, dass Sein eigener Lebensplan vom Vater akzeptiert würde, sondern Er rang darum, dass Sein eigener Wille nicht zwischen Ihn und den Vater trat. Und Er sprach das „Ja, Vater!“ auch nicht mit zusammengebissenen Zähnen oder gar resignierend, sondern befreit, als wolle Er sagen: „Vater, Dir sei Dank, dass Ich Mich dir anvertrauen darf, dass Ich allen Eigenwillen, alle eigenen Träume und Hoffnungen über Bord werfen darf. Dein Wille geschehe!“ Und als dann Sein eigener Wille vollständig eins mit dem des Vaters war, wartete Er nicht, bis sie kamen, um Ihn zu holen, sondern Er aktivierte Seinen Willen und sprach: „Auf, lasst uns gehen...“ (Markus 14,42).

Wir können nie etwas von Gott erbitten, was Er nicht tun will. Wir können und sollen aber im Gebet mit Seinem Willen so in Übereinstimmung kommen, dass Er uns zur Erhörung unserer eigenen Gebete gebrauchen kann.

SO AUF ERDEN

Mit derselben Selbstverständlichkeit wie im Himmel soll auch auf Erden der Wille Gottes getan werden, denn das Tun des Willens Gottes ist der einzige Weg, auf dem das Reich Gottes kommt und der Vatername geheiligt wird. Da Gott so großen Wert darauf legt, dass Sein Wille geschieht, lässt Er auch niemanden im Unklaren, was Sein Wille ist. Durch Sein Wort, durch den Heiligen Geist, durch Geschwister oder gewisse Umstände ist der Wille Gottes eindeutig, wenn auch nicht immer im Handumdrehen zu erkennen.

Bevor du aber damit beginnen kannst, den Willen Gottes zu tun, musst du zuerst aufhören, deinen eigenen Willen zu tun. Nur wenn du bereit bist, das Steuer deines Lebens Jesus Christus anzuvertrauen, wird es dir möglich werden, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun. Gott will dein Leben so umgestalten, dass Sein Wille für dich mehr als nur eine unverbindliche Diskussionsgrundlage ist, sondern dass Er die Norm deines Denkens und Handelns, der Impuls, das Maß und die Grenze für all dein Tun und Lassen wird.

Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang ist: „Liebst du Jesus? Liebst du, was Er liebt und hasst du, was Er hasst? LIEBST DU DEN WILLEN GOTTES?“ Wenn ich jemanden liebe, versuche ich um jeden Preis herauszubekommen, was er/sie liebt, gern hat, haben will. Sein/Ihr Wunsch ist mir dann Befehl. Ich will dann nicht weil ich muss, sondern ich will, weil ich liebe. Es fällt mir dann gar nicht schwer, seinen/ihren Willen zu erkennen und zu tun. Liebe zu Gott ist der Wille zur Gemeinschaft mit Gott im Gebet und im Hören auf sein Wort. Liebe hat starke Auswirkungen (Johannes 14,23).

Zu unserer Gemeinde gehörte ein Student, der immer sehr beschäftigt zu sein schien. Traten wir mit einer Bitte an ihn heran, wich er jedes mal aus: „Es tut mir leid, aber ich habe keine Zeit. Mein Studium und daneben arbeite ich noch jeden Tag. Ihr versteht sicher, dass ich mich da nicht noch mit anderen Dingen abgeben kann. Einmal in der Woche reicht es gerade für den Gottesdienstbesuch, aber die übrige Zeit bin ich voll ausgelastet.“ - Eines schönen Tages verliebte er sich, und siehe da, plötzlich hatte er Zeit, seine Freundin drei- oder viermal in der Woche zu besuchen. - Wie brachte er das fertig? Ich weiß es nicht. Aber die Liebe machte es möglich! - Wenn es uns schwer fällt, den Willen Gottes zu erkennen oder froh zu bejahen, so ist das eine ernste Anfrage an unsere Liebe zu Ihm.

„(Er) hat uns auch von eurer durch den Geist gewirkten Liebe berichtet. Deshalb hören auch wir seit dem Tage, an dem wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und (Gott) zu bitten, daß ihr mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistgewirkten Weisheit und Einsicht erfüllt werden möchtet, damit ihr so, wie es des Herrn würdig ist, zu Seinem völligen Wohlgefallen wandelt. Ja, möchtet ihr in jedem guten Werke Frucht bringen und in der Erkenntnis Gottes wachsen!“ (Kolosser 1,8-10) Bei den Kolossern war durch ihre Liebe im Geist (Vers 8) die denkbar beste Voraussetzung gegeben, dass es zu weiterem geistlichen Wachstum kommen konnte. Auf Grund dieser Tatsache betete Paulus nun, dass sie erfüllt würden mit der Erkenntnis Seines Willen, damit sie würdig des Herrn wandeln könnten. Wie steht es damit bei dir? Nur wenn ich den Willen Gottes, die Wahrheit Gottes liebe, wird sie mir wertvoll bleiben, werde ich daran festhalten (2. Thessalonicher 2,10) und sie tun (Matthäus 7,21; Lukas 6,46). Gott sucht Menschen, die dafür eintreten, dass Sein Wille auf dieser Erde so geschieht, wie er jetzt schon und von Ewigkeiten her bei Gott geschieht und die hier und heute damit in ihrem Leben anfangen.

Da Gott genau weiß, dass wir nicht die Kraft haben, den Willen Gottes zu tun, hat Er es so eingerichtet, dass Er auch dies in uns vollbringen will, wenn wir es uns nur gefallen lassen und dankbar erwarten („Er rüste euch völlig aus zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, indem er in euch das wirkt, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Hebräer 13,21). Beginne heute ganz neu damit, den Willen Gottes als dein höchstes Glück zu erwählen und zu tun!

Manfred Herold

Manfred Herold