Der Himmel, unsere fremde Heimat

 

Im Leben und Denken des modernen Menschen spielt der Himmel keine wesentliche Rolle mehr. Das hat Konsequenzen. Deshalb dreht sich z.B. alles ausschließlich um das Hier und Jetzt. Die Erde und das kurze Leben auf ihr, körperliche und seelische Gesundheit, Schutz und Sicherheit vor Unglück und Gefahr sind das Wichtigste und Größte für ihn geworden. Alles Gute, Schöne, Aufregende, Bedeutende muss sich in der kurzen Lebenszeit unseres Lebens ereignen, sonst, so befürchtet man, ist das Leben leer und nicht wert, gelebt zu werden. Der Himmel ist im Nebel des Zeitgeistes verschwunden.

Vor Jahren versuchte eine amerikanische Schwimmerin von einer Insel im Pazifik aus eine große Strecke zum Festland zu schwimmen. Nach intensiven Vorbereitungen war es soweit, der Rekordversuch wurde gestartet. Es war neblig und kalt. Trotzdem schwamm sie 15 Stunden lang, bis über ihre Schmerzgrenze hinaus. Schließlich war sie aber so erschöpft, dass man sie auf das Begleitschiff zog. Dort teilte man ihr mit, dass sie weniger als 800 Meter vom Ufer entfernt waren. Während der Pressekonferenz am folgenden Tag sagte sie: „Alles, was ich sehen konnte, war der Nebel ... ich glaube, wenn ich das Ufer gesehen hätte, hätte ich es geschafft.“ - Dieses jenseitige Ufer ist für Christen der Himmel. Ich möchte uns mit dieser Predigt den Himmel etwas vertrauter machen. Denn nur dann werden wir hoffnungsvoller, mutiger und vielleicht sogar mit großer Freude unsere letzten Schritte auf dieser Erde machen können.

1. Der Himmel – was können wir über ihn wissen?

Die einzig sichere Quelle zu diesem Thema ist die Bibel, das Wort Gottes. Früheren Generationen war der Himmel noch konkreter und präsenter. Es war den Menschen bewusster: „Wir haben hier keine bleibende Stadt.“ (Hebräer 13,14) Nicht nur ihre Lieder sprachen oft vom Himmel, sie legten sich z.B. Totenschädel auf den Schreibtisch, trugen Sargnägel in der Tasche u.a., um sich an die Welt danach zu erinnern.

Die meisten Christen, die ich kenne, sind heute mehr an einer guten, erfolgreichen, friedvollen Gegenwart interessiert, als am Himmel. Auch die heutige Verkündigung des Evangeliums ist mehr auf ein verheißungsvolles Diesseits ausgerichtet, als auf das Leben bei und mit Gott.

Was versteht die Bibel eigentlich unter „Himmel“? Zum einen den Wolken- und den Sternenhimmel (engl. sky), dann aber auch den Himmel (engl. heaven) als die Beschreibung der unsichtbaren Welt Gottes mit allem, was sie ist und sein wird. Der Begriff „Himmel“ umfasst in diesem Sinne also auch die Neue Erde und den Neuen Himmel, die der Herr nach Seiner Wiederkunft erschaffen wird.

Warum soll ich mich mit dem „Himmel“ beschäftigen? - Von einer Sache keine Ahnung zu haben ist keine Auszeichnung, sondern ein ernster Mangel. So ist auch die Unkenntnis des Himmels gefährlich, denn sie macht jede Freude auf den Himmel unmöglich. „Weil Jesus WUSSTE, welche Freude auf ihn wartete, nahm Er den Tod am Kreuz auf sich, und auch die Schande, die damit verbunden war, konnte Ihn nicht abschrecken.“ (Hebräer 12,2) – Kennst du die Freude des Himmels, die auf dich wartet?

Wer sich in seiner kurzen Lebenszeit keine Zeit nimmt, den Ort kennenzulernen, wo er die ganze Ewigkeit zubringen wird, der hat vergeblich gelebt, gleichgültig welchen Ruhm er hier erntete, welche Güter er zusammenraffte, welches kurze Glück er erlebte! Niemand sage, dass er Jesus liebt, wenn ihn dessen jetziger Aufenthaltsort nicht interessiert.

Wo ist eigentlich der Himmel? Ist er oben? Aber was heißt in unserem Weltraum schon „oben“? Die Astronomen haben mit ihren Teleskopen den Himmel noch nicht entdeckt. Und sie werden ihm damit auch nicht auf die Spur kommen. Denn die Bibel sagt, der Himmel gehört zur unsichtbaren Welt Gottes und ist damit den zeitlichen und räumlichen Gesetzen der Schöpfung übergeordnet. Um diesen Ort zu erkennen, brauchen wir „erleuchtete Augen des Herzens“ (Epheser 1,18).

Die Bibel sagt uns, dass der Himmel als ein unsichtbarer Raum um uns herum existiert. Deshalb kann David in Psalm 139,5 sprechen: „Von allen Seiten umgibst du mich.“ Diese Aussage ist nur dann verständlich, wenn der Himmel als Wohnort Gottes eine andere Dimension darstellt. So wie die Luft uns von allen Seiten umschließt, so umschließt uns der Himmel von allen Seiten. Der Himmel ist zum Greifen nah! Das darfst und solltest du glauben.

Wir wissen: Alle Menschen müssen sterben. Nahezu jeder will in den Himmel kommen, - aber niemand will sterben! Ist dieser Wunsch dann echt? Das Eine ist nicht ohne das Andere zu haben. Gott benutzt Leid und den nahe bevorstehenden Tod, um uns von dieser Erde zu lösen und auf den Himmel vorzubereiten. Lassen wir das geschehen? Gleichgültig ob Krieg, Katastrophen oder Epidemien herrschen, die Sterblichkeitsrate liegt bei 100%. Weltweit sterben jede Sekunde 3 Menschen, 180 jede Minute. Wenn es also stimmt, was die Bibel über den Tod sagt, dann kommen jeden Tag über 225 000 Menschen entweder in den Himmel oder in die Hölle.

Also: Jeder, der will, kann in der Bibel eine ganze Menge über den Himmel erfahren. Für jeden Sterblichen kann sich der Nebel lichten, so dass er das jenseitige Ufer klarer sehen kann. Lerne deine ewige Heimat kennen!

2. Der Himmel – was kann er für Gläubige bedeuten?

  • Der Himmel ist der Wohnort Gottes und Christi („So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron..“ Jesaja 66,1).

  • Der Himmel ist der Aufenthaltsort der Engel (Matthäus 18,10).

  • Der Himmel ist die ewige Wohnung der Erlösten! - Johannes 14,2: Der Begriff „Wohnungen“ meint soviel wie „ein fester Aufenthaltsort“, eine ewige „Heimat“ und steht deshalb nicht nur für eine Unterkunft, sondern für Schutz, Sicherheit, für einen Ort der Ruhe und Erholung. Philipper 3,20: Unser „Hauptwohnsitz“ ist im Himmel! Er ist die „bleibende Stadt“ aus Hebräer 11,10+13-14+16; 13,14.

  • Der Himmel ist das Ziel unserer Hoffnung. – Es ist der Ort großer, bleibender, jubelnder Freude: Hebräer 10,34; 1. Petrus 1,6+8; 4,13

  • Der Himmel ist der Ort des Wiedererkennens. (Matthäus 8,11; Lukas 16,24) Mehr erfahren wir jedoch nicht. Wir müssen unserer Neugierde Zügel anlegen.

  • Der Himmel ist der Ort, wo unser Erbteil auf uns wartet. (1. Petrus 1,3-4; Hebräer 10,35; 11,6; 11,26)

  • Der Himmel ist der große Liebesmagnet Gottes. – Der Himmel bietet reichen Anlass zum Überwinden irdischer Herausforderungen: 1. Petrus 4,12-13; Hebräer 7,25; 9,24; 12,2.

  • Der Himmel ist der Platz für den wir hier schon Schätze sammeln können und sollen. Matthäus 6,20-21 Über sein Bankkonto weiß jeder wahrscheinlich gut Bescheid. Hast du jedoch auch nur den blassesten Schimmer, wie es auf deinem „himmlischen Konto“ aussieht? Manche Christen halten es sogar für besonders fromm, darüber möglichst überhaupt nicht nachzudenken. Aber das ist angesichts dieser Aufforderung Jesu einfach nur dumm.

  • Der Himmel ist der Ort, wo jeder Rechenschaft ablegen muss, der Ort der großen Abrechnung. – 1. Petrus 2,11-12; 2,23.

  • Der Himmel ist der Ort großer Herrlichkeit. Es wird in diesem Zusammenhang von Gold und Edelsteinen gesprochen (Offenbarung 21,18-21 ), erleuchtet durch die Herrlichkeit Gottes (Vers 23). In ihm gibt es keine Angst, kein Leid und keine Tränen mehr (Vers 4).

Das wichtigste ist jedoch: „Dann werdet ihr auch dort sein, wo ich bin“ (Johannes 14,3). - Was den Himmel zum Himmel macht ist Jesus Christus allein! Wenn wir im Himmel sind, dann sind wir bei unserem Heiland und werden Ihn sehen, wie Er ist (1. Johannes 3,2) und nichts anderes wird uns mehr interessieren. Er ist dann viel wichtiger und schöner als alles Gold und alle Edelsteine! Der Himmel wäre nicht der Himmel, wenn Christus nicht da wäre.

Also: Was bedeutet dir der Himmel? Liebst du bereits jetzt die enge Gemeinschaft mit Jesus oder nur Seine Segnungen und Geschenke? Verscheuche die Nebel deiner Unwissenheit!

3. Der Himmel – welche Auswirkungen kann seine Kenntnis haben?

Der Mensch ist schon eigenartig: Da wo er bescheiden von sich denken sollte (z.B. in seiner Selbsteinschätzung und eigenen Bedeutung), denkt er oft zu groß und übertrieben optimistisch von sich. Dabei können wir z.B. noch nicht einmal in unserem eigenen Leben, unseren Ehen und Familien für Frieden sorgen. - Aber da, wo er größer, höher und bedeutender von sich denken sollte (z.B. bei der Frage: „Was kommt nach dem Tod?“), da denkt er oft klein und gering von sich: „Nichts - da ist alles aus!“ - Aber das stimmt nicht.

Der Mensch ist Gott als Sein Geschöpf so wichtig, dass Er ihn nicht nur für ein kurzes zeitliches Leben, sondern für eine Ewigkeit erschaffen hat. Und das Geheimnis dieser paar Jahre hier auf der Erde ist: Während dieser Zeit entscheidet jeder über sein ewiges Schicksal: Ob er ewig zu Gott gehört und Ihm froh und dankbar dienen will – oder ob er dahin kommt, wo er zu seiner Lebenszeit immer sein wollte: Fern von Gott, in der Gottesferne, der Hölle. Sünder können im Himmel nicht leben. Sie sind dort außerhalb ihres Elements. Eher könnte ein Fisch auf einem Baum leben, als ein Gottloser im Paradies. Der Himmel würde für den Unbußfertigen eine unerträgliche Hölle sein, auch wenn ihm der Eintritt erlaubt würde.

Welchen Unterschied macht es bei uns, ob wir die Wirklichkeit des Himmels in unserem Alltagsleben mitbedenken oder nicht? Wer mit der himmlischen Wirklichkeit rechnet ....

.. geht anders mit erlittenen Ungerechtigkeiten um, da er weiß, dass Gott über seinem Leben wacht und sich darum kümmert. (1. Petrus 2,23)

... ist zurückhaltend in seinem Urteil über andere. (Matthäus 7,1-2)

... vergilt nicht Böses mit Bösem, rächt sich nicht, da er weiß, dass Gott sich darum kümmert. (Römer 12,19)

... vergibt denen, die sich an ihm vergangen haben, weil er Gottes Vergebung höher schätzt, als seinen Stolz. (Matthäus 6,15)

... dient seinem Herrn treu, freudig und klaglos im Verborgenen, auch wenn ihm von niemandem gedankt wird. (Matthäus 6,6; 25,40)

... ist auf Schicksalsschläge verschiedenster Art vorbereitet, weil er weiß: Das Schlimmste, was mir und den Meinen passieren kann ist der Tod – danach aber kommt der Himmel! (2.Timotheus 1,10)

... kann auch lebensbedrohliche Krankheiten in anderer Weise annehmen und durchstehen. (Römer 8,28 „zum Besten dienen“ ist nicht rein diesseitig gemeint!)

... erträgt dumme Gerüchte und üble Nachrede, weil er weiß: Matthäus 5,11-12

... gibt von seinen irdischen Gütern reichlich und ohne Hintergedanken ab. (Matthäus 6,1+4)

Paulus fasst all diese Überlegungen in den Worten zusammen: „Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen, so sind wir die elendesten unter allen Menschen!“ (1. Korinther 15,19)

Wenn wir gegen Ende unseres irdischen Lebens mehr vom Himmel als von vergangenen Tagen reden, ist das ein Zeichen dafür, dass wir wirklich glauben, was wir so oft sagten: „Das Schönste kommt noch!“

Wie kommt man in den Himmel? Das ist die wichtigste Frage, die du in deinem Erdenleben stellen kannst. Christus beantwortet sie klipp und klar: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Johannes 14,6). Hier spricht die einzige Autorität in dieser Frage. Jesus ist nicht nur das Ziel, sondern sogar der Weg, auf dem du den Himmel erreichst. Jesus allein ermöglicht dir den Zugang zum Himmel. Du kannst dir den Himmel nicht verdienen. Nur Jesus ist der Schlüssel zum Himmel. Und er sagt: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbei gekommen!“ (Matthäus 4,17)

Umkehr und eine ganz persönliche Glaubensbeziehung zu Jesus öffnet dir den Himmel. Die Welt benötigt heute mehr denn je Christen, die ein echtes Heimweh nach dem Himmel haben. Das führt nicht zur Passivität im Diesseits.

Ganz im Gegenteil: Weil Christen wissen, dass der Himmel ihre ewige Heimat ist, können sie hier auf der Erde verantwortlich handeln und haben ein entspanntes Verhältnis zu ihrem irdischen Besitz. Das Leben in der Dimension der Ewigkeit entspannt unseren Alltag, weil wir hier und heute nicht alles schaffen müssen. Wer die Ewigkeit Gottes im Herzen hat, der fällt in einer Zeit der Unruhe auf. Unsere Hauptaufgabe als Christen bleibt es, Wegweiser zum Himmel zu sein. Wenn wir Menschen den Weg in den Himmel weisen, dann passiert es, dass heute schon ein Strahl himmlischer Herrlichkeit in das Leben eines Menschen fällt und ihn verwandelt.

Also: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ (Kolosser 3,1)

Manfred Herold

Manfred Herold