Der wartende Vater - 2 -

„Der ältere Sohn war auf dem Feld gewesen. Als er jetzt zurückkam, hörte er schon von weitem den Lärm von Musik und Tanz. Er rief einen Knecht und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. ›Dein Bruder ist zurückgekommen‹, lautete die Antwort, ›und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn wohlbehalten wiederhat.“ (Lukas 15,24 – 27) Viele Christen sind mit dem ersten Teil des Gleichnisses wohl vertraut. Mit dem 2. Teil eher nicht. Aber bei Jesus ist es EIN Gleichnis und wir haben beide Teile ernstzunehmen, denn der Vater „wartet“ auf seine beiden Söhne.

Um das Geschehen besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass damals in einer orientalischen Familie der erstgeborene Sohn völlig im Mittelpunkt des Interesses stand, während die übrigen Kinder nahezu unbeachtet blieben. Der Vater war seinem Ältesten besonders zugetan, denn er war ja der rechtmäßige Erbe. Der Erstgeborene war in Abwesenheit des Vaters für das Wohl der Familie verantwortlich, er hatte das Recht zu kaufen und zu verkaufen, Gäste zu empfangen, die Dienerschaft zu überwachen, sie auszubezahlen, sie zu entlassen, neue Knechte einzustellen, ja sogar die eigene Mutter und die Geschwister zu bestrafen, wenn er dies für richtig hielt.

Man kann sich leicht vorstellen, dass es in solchen Familiensituationen von Kindestagen an zu starken Rivalitäten zwischen Brüdern kam. - So können wir nun auch die Lage besser einschätzen, die durch die Heimkehr des jüngeren Sohnes im Vaterhaus entstanden war. Auf einmal stand dieser im Mittelpunkt des väterlichen Interesses. Das war der Älteste nicht gewohnt und er reagierte dementsprechend mit Neid, Missgunst, Zorn und Unverständnis. Wir fragen: Was war die eigentliche Ursache dieser Missstimmung? Nicht der jüngere Bruder! Der ältere kannte den Vater nicht gut genug und er war stolz auf sich und seine Leistungen! - Und was machte der Vater? Wie verhielt er sich seinem Erstgeborenen gegenüber?

1. Der Vater geht dem Ältesten nach.

„Der ältere Bruder wurde zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen. Da ging sein Vater hinaus....!“ (Lukas 15,28a) - Was hat der Vater doch für eine Last mit seinen Söhnen. Kaum kann er sich über den einen freuen, der von schlimmen eigenen Wegen heimgekehrt ist und seine Vergebung erbat, - da wird die ganze Verlorenheit des anderen offenbar. Des Erstgeborenen, der all die Jahre neben ihm her gegangen ist, mit ihm und für ihn gearbeitet hat, aber seltsam verschlossen blieb, innerlich abwesend und bei aller Nähe doch abweisend, - auch verloren, wie sein Bruder.

Soll der Vater sich nun mit dem Heimgekehrten zufriedengeben? O nein, er will sie beide haben. Gott will alle Seine verlorenen Söhne/Töchter zum großen Fest ins Vaterhaus holen:

  • die verkommenen und die frommen,

  • die im Sumpf der Sünde und die in ihrer Selbstgerechtigkeit feststecken,

  • die in Abhängigkeiten und schweren Bindungen und die in gefährlicher Selbstzufriedenheit und scheinbarer Tadellosigkeit gefangenen,

  • die im blanken Materialismus und die in frommem Heilsegoismus lebenden.

Der Ältere, - erinnert er uns nicht an manche treue Gemeindeglieder, die vielleicht in gläubigen Elternhäusern aufgewachsen sind, Gott und die Gemeinde niemals wirklich verlassen haben, die sich über viele Jahre treu und tapfer für des himmlischen Vaters Ziele, oder das, was sie dafür hielten, eingesetzt haben? Menschen, an die man automatisch denkt, wenn man sich die „Ureinwohner des christlichen Abendlandes“ vorstellen müsste, Hüter und Repräsentanten der gemeindlichen Traditionen, die der Überzeugung sind: Wenn man fromm ist und dem Vater treu bleibt, dann ist doch alles in Ordnung!

Der Vater weiß, dass sie es manchmal schwer haben und manchmal es sich und anderen auch schwer machen. Oft sind sie traurig, ohne recht zu wissen warum. Sie können sich ihrer Gotteskindschaft nicht mehr recht freuen. Sie stehen oft außerhalb des Festsaals. Sie können nicht mehr so recht mitsingen, weil ihnen die Lieder nicht gefallen, weil sie zu schnell oder zu langsam gesungen werden, weil sie neu oder alt, zu laut oder zu leise sind.

Sie empfinden keine Freude mehr, wenn ein verlorener Bruder/Schwester nach Hause kommt. Überall, wo es froh und fröhlich zugeht, weil man sich der Gnade Gottes freut, stehen sie daneben. Menschen, die sich in der Gegenwart Gottes nicht recht freuen können, weil sie Angst vor Ihm haben, weil sie Ihn nicht wirklich kennen, obwohl sie, bildlich gesprochen, schon so lange unter einem Dach mit Ihm leben. Die immer möglichst weit von Gott weggehen, wenn sie sich einmal richtig freuen wollen - arme Menschen.

Der Vater macht den ersten Schritt auf den älteren Sohn zu. Er weiß: Er hat Liebe so nötig, der im Dienst für seinen Herrn Hart-gewordene. - Der Vater ist verständnisvoll: „Ich weiß, du kannst es nicht verstehen, dass das ganze Haus auf den Kopf gestellt und gefeiert wird, nur weil es, wie du ihn einschätzt, deinem leichtfertigen Tunichtgut von Bruder gefallen hat, arm wie eine Kirchenmaus, total abgerissen und völlig abgebrannt wieder nach Hause zu kommen. - Aber haben wir denn jetzt nicht allen Grund zur Freude, wo er wieder da ist?!" -- Pause

„Junge, ich habe keinen Augenblick vergessen, dass du in all den Jahren treu zur mir gehalten und mir willig gedient hast. Ich bin wirklich froh darüber. - Es ist nämlich ein großer Irrtum zu meinen, man müsse sich wenigstens einmal im Leben gründlich verirrt und in der Sünde gewälzt haben, um die Gnade Gottes schätzen zu können. Eine bewahrte Jugend ist ein herrliches Gottesgeschenk.

Der Ältere entgegnet: „So viele Jahre diene ich dir jetzt schon und habe mich nie deinen Anordnungen widersetzt. Und doch hast du mir nie auch nur einen Ziegenbock gegeben, sodass ich mit meinen Freunden hätte feiern können! Und nun kommt dieser Mensch da zurück, dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, und du lässt das Mastkalb für ihn schlachten!“

„Ich halte den ganzen Aufstand um deinen Herrn Sohn für nicht gerechtfertigt. Den hat doch nur die Not heim-getrieben. Es blieb ihm ja auch gar nichts mehr anderes übrig. In dem desolaten Zustand, in dem der sich befand, macht die Sünde ja auch keinen Spaß mehr. Ob der sich aber wirklich geändert hat, muss doch erst die Zeit erweisen. Und übrigens, mir, der ich es nicht nötig habe heimzukehren, höchstens, wie jetzt von der Arbeit, die uns dein Herr Sohn die ganzen letzten Jahre alleine schuften ließ, mir hast du nie ein solches Fest gegeben.“

Wer sich im Vaterhaus der Gemeinde nicht von der glühenden Liebe Jesu zu den Verlorenen anstecken lässt und Verlorene zu retten sucht, der entfernt sich auf eine sehr verborgene, aber schreckliche Weise vom Vaterherzen Gottes. Das ganze Verhalten des Erstgeborenen verrät uns, dass er die Jahre des Gehorsams gegenüber dem Vater als eine schwere Last und nicht als Liebesdienst empfunden hat (1. Mose 29,20).

So tut der Vater den ersten und entscheidenden Schritt auf den älteren Sohn zu. Tun wir ihn doch auch immer wieder, gerade auf unsere hart, träge und gleichgültig gewordenen Mitchristen zu. Sie haben diese Vaterliebe so nötig. Bringen wir sie ihnen doch!

2. Der Vater bittet für den Bruder.

„Da kam sein Vater heraus und redete ihm gut zu (und bat ihn).“ (Lukas 15,28b) Das ist wohl das schönste Wort in dem ganzen Gleichnis. Das ist unerhörte Gnade. Das ist die GANZ GROSSE LIEBE, Gottes Liebe. Sich eines elenden und verkommenen und verlorenen Sohnes anzunehmen, das ist Liebe und Gnade. Aber wir können das fast noch eher verstehen, als die Tatsache, dass sich der Vater um diesen harten, selbstgerechten, unsympathischen, scharfzüngigen und berechnenden Mann so müht. - Wenn einer wissen will, was Liebe ist, so bedenke er diese Worte: „Da ging sein Vater hinaus und bat ihn!“

Der Vater ist überglücklich, dass der Jüngere endlich wieder nach Hause gekommen ist, aber der Ältere ist total ablehnend. So legt der Vater ein gutes Wort für den Bruder ein: „Hör' mal, der hat doch nun wirklich genug mitgemacht. Du musst dir das mal erzählen lassen, der hat Lehrgeld gezahlt, glaub' es mir! Jetzt mach' es ihm doch nicht so schwer, sich zu Hause wieder zurecht zu finden! Wenn du schon nicht wegen ihm reinkommst und mitfeierst, dann komm' doch wenigstens wegen mir mit ins Haus!“

Wer es nicht am eigenen Leibe erfahren oder wer es schon lange wieder vergessen hat, wie das ist, wenn plötzlich unsere ganze belastete Vergangenheit durchgestrichen und der Schuldschein zerrissen wird, der steht in ernster Gefahr so zu urteilen, wie der ältere Bruder. Wer sich nicht mehr daran erinnern kann, wie das war, als man einfach angenommen wurde und neu beginnen konnte, als der Vater die Arme öffnete und uns an sein Herz drückte, der kann sich eben nicht mehr mitfreuen, dem wird das Herz nicht mehr warm, wenn Gott gnädig an seinen Geschwistern handelt. Man kann die göttlichen Wunder überhaupt nie richtig von außen begreifen. Es gibt eben gewisse Wahrheiten, die man nicht einsehen kann, sondern die man nur immer wieder erleben kann.

Der ältere Bruder verurteilt den jüngeren. Der Vater aber hatte ihn längst begnadigt. Solch ein Verhalten entfremdet ihn dem Vater. Der ältere Bruder distanziert sich von seinem Bruder und damit, vielleicht ohne es zu merken, von seinem Vater. Vielen Christen, die ihre Mitgeschwister oft aus nichtigen Anlässen verurteilen, abfällig und schlecht über sie reden, ist gar nicht bewusst, dass sie sich auf diese Weise innerlich von ihrem himmlischen Vater und von ihrem Herrn Jesus Christus entfernen. Denn sowohl der Vater, als auch Jesus Christus (Hebräer 7,25) haben immer ein gutes Wort für die Geschwister parat. Wenn wir uns als Verkläger unserer Geschwister hergeben, tun wir das Geschäft des Feindes (Offenbarung 12,10).

Der Ältere erhebt sich über seinen Bruder und empört sich: „Also nun hör' mal, ich bin der Erstgeborene, und habe in diesem Fall doch wohl auch etwas mitzureden. Wird der denn jemals begreifen, was er angerichtet hat, als er damals abgehauen ist? Machst du es ihm nicht viel zu leicht, wenn du ihn jetzt einfach so, als sei nichts geschehen, wieder aufnimmst und in alle seine früheren Rechte wieder einsetzt? Der wird doch denken: Na, wenn die alle so freundlich zu mir sind, dann kann es ja nicht so schlimm gewesen sein, was ich getan habe! - Weißt du nicht mehr, welch einen Rückschlag es damals für unseren Hof bedeutete, als du unseren ganzen Besitz aufteilen musstest? Auf wie viele Anschaffungen wir verzichten mussten? Wie viel schwerer die Arbeit für uns wurde? - Und das soll nun einfach vergeben und vergessen sein?“

„Ja, du bist mein Erstgeborener und das bleibst du auch. Du weißt genau, dass ich gern mit dir zusammenarbeite. Du musst deshalb nicht neidisch sein auf deinen Bruder. Dir geht nichts ab. - Aber eins muss zwischen uns absolut klar bleiben: Wen ich als Kind ins Haus aufnehme und wen nicht, das ist und bleibt allein meine Sache. Da wirst du nichts daran ändern! - Wenn du ihn nicht mehr deinen Bruder nennen willst, dann bist du nicht mehr mein Sohn.“

Der Erstgeborene kann dem Jüngeren das einfach nicht vergeben und vergessen, - nein, er will es nicht vergeben und er will es nicht vergessen! Der Vater kann es und er tut es. - Auch das reißt bis heute noch eine tiefe Kluft zwischen manchen Christen und ihrem himmlischen Vater auf. Merken wir es uns: Wo der Vater in Annahme und Vergebung Sein Kind wiedererkennt, sollten wir unseren Bruder/Schwester anerkennen!

Wahrscheinlich hat der Ältere die Gnade nie so hautnah erlebt und wurde deshalb so kalt und mürrisch. Er hat die Liebe des Vaters deshalb nicht kennengelernt, weil er sie nicht erwidert hatte. Er war ein Mann der Pflicht, streng und kalt, es ging ein eisiger Hauch von ihm aus. Freude, Jubel, Gesang waren ihm verdächtig. Er war fromm, aber nicht froh. Nur wer die Gnade kennt, hat ein Loblied auf den Lippen.

Tieferen Schmerz konnte dem Vater wohl nicht zugefügt werden, als dass er im Jubel seiner Freude über die Heimkehr seines jüngsten Sohnes, von seinem älteren so schroff getadelt und so bitter zurückgewiesen wurde. - Welche Mühe hat der himmlische Vater doch mit seinen Kindern.

3. Der Vater hält nichts zurück.

„Kind, sagte der Vater zu ihm, du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.“ (Lukas 15,31-32)

Wie um noch eins drauf-zusetzen sagt der Vater voll unendlich erscheinender Liebe und Langmut: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.“ Ich hätte an des Vaters Stelle jetzt wohl endgültig die Nase von der Sturheit des Älteren voll gehabt und geantwortet: „Du bist ein alter Neidhammel, ein Spießbürger, der aus lauter Temperamentlosigkeit brav zu Hause geblieben ist. Jetzt komm' endlich rein. Hier wird gefeiert, ob es dir passt oder nicht!“

Nicht so der himmlische Vater! Er spricht liebevoll und geduldig mit dem Älteren. „Du bist doch allzeit bei mir! Ist das nicht das Allerwichtigste und Größte? Du bist vor vielen Abwegen, Irrwegen und Fallen bewahrt geblieben, sei doch dankbar dafür!" Der Vater ehrt den Sohn, der ihm treu gedient hat. Wohl zeigt der Vater ihm seine heimlichen Schwachpunkte auf, aber er macht ihn nicht verächtlich. Der Vater anerkennt die Leistung und Treue des Sohnes. Er sieht darin die Verlässlichkeit eines ihm kindlich ergebenen Herzens.

Der große und entscheidende Unterschied zwischen den beiden Brüdern aber ist folgender: Der Jüngere kennt und bekennt seine Sünde, lernt so die Gnade des Vaters kennen und schätzen. Der Ältere sieht sich nicht als Sünder, benötigt deshalb keine Gnade und kann sie so auch nicht schätzen. Nur wer sich als Sünder erkannt hat, kann die Gnade Gottes schätzen und wird sie rühmen.

Frage: Ist dir die Gnade des Vaters, das Bewusstsein, welches Gnadengeschenk es ist zu Seiner Familie zu gehören, die Erfüllung deines Lebens? Pass' gut auf: Es gibt, wie wir in diesem Gleichnis sehen, eine Art Frömmigkeit, eine Art Gehorsam, über dem es wie ein Eispanzer liegt, und deren man nicht recht froh wird. Dabei bleibt einem der Vater innerlich fremd. Und so ist man fremd im Vaterhaus. Gibt es etwas Traurigeres?

Äußerlich gehörst du zur Gemeinde, aber kennst du den Vater wirklich? Kannst du dich mit den Geschwistern noch echt freuen? Kannst du ihnen von Herzen vergeben?

Alles, was mein ist, das ist dein.“ Aber obwohl ihm der ganze Reichtum des Vaters zur Verfügung stand, hatte er davon jedoch keinen Gebrauch gemacht. Er war reich, gemessen an seinen Möglichkeiten, aber arm, wenn man sein tägliches Leben ansah. Was ließ ihn so arm dahinvegetieren? Entweder seine Unwissenheit oder sein Unglaube.

Alles, was mein ist, das ist dein.“ Dies ist einer der erstaunlichsten Sätze in der ganzen Bibel. Der Vater hält um Jesu willen nichts vor uns zurück. Das heißt nicht, dass wir das Heil in Christus gegenwärtig schon im vollen Umfange empfangen könnten (Offenbarung 21,4), aber was uns angeboten wird, das sollen wir im Glauben in Empfang nehmen und weitergeben. Johannes beschreibt es so (1,16): „Aus Seiner Fülle haben wir alle genommen, Gnade um Gnade!“ - Was kann unsere Armut allein erklären? - Entweder unsere Unwissenheit, unser Unglaube, unser Stolz oder unsere Trägheit.

Denn um die Gnade Gottes recht annehmen zu können, müssen wir zunächst einmal „die Dinge kennen, die uns von Gott aus Gnade geschenkt SIND!“ (1.Korinther 2,12) Darum ist biblisches Wissen und Erkennen so wichtig und von solch praktischem Wert. Ich kann nur nehmen, was ich erkannt habe. Deshalb studieren wir Gottes Wort, damit wir nicht „aus Mangel an Erkenntnis zugrunde gehen“ (Hosea 4,6).

Der ältere Sohn hat den ihm zur Verfügung stehenden Reichtum nicht geglaubt, sonst hätte er im Vaterhaus kein solch armseliges Leben geführt. Vielleicht waren es auch sein Stolz (ich will das selbst schaffen, niemand muss mir helfen) oder seine Trägheit (kein Willensentschluss im Glauben zu nehmen), die ihn davon abhielten, den Reichtum des Vaters in Anspruch zu nehmen.

Wenn Gott in Seinem Wort sagt, dass Er mir etwas gegeben hat, dass etwas im Himmel mir gehört, dann weiß ich im Glauben mit völliger Sicherheit, dass es wirklich mein ist (Hebräer 11,1). Glaube fragt immer nur danach, was Gott gesagt hat und verlässt sich auf Seine Treue und Seine Macht, Sein Wort zu erfüllen.

Dabei ist es ja nicht das Fenster, sondern der Sonnenschein, der das Gebäude mit Licht durchflutet. Nicht die geöffnete Hand, sondern die Gabe darin macht den Armen reich. Nicht das Kupferrohr, sondern das Wasser, das hindurchfließt, füllt den Eimer. So ist es auch nicht dein Glaube, sondern Christus, der dir in die ausgestreckte Hand deines Glaubens Seinen dir erworbenen Reichtum legt.

Wir wissen nicht, ob der ältere Bruder der Bitte des Vaters folgte, oder draußen blieb. Auf jeden Fall werden auf diese Weise Erste die Letzten sein und Letzte Erste. Welch eine Liebe offenbart hier der Vater, welch eine Geduld! Er bittet, - auch die Harten unter uns, die durch all die Liebeserweise Gottes hindurch leben, ohne aufzumerken, die bis heute kalt und hart bleiben. Er will nicht nur der Sünderheiland der Verpfuschten, Versackten, Abhängigen und Versager sein, sondern auch der Erbarmer für die Pharisäer, die Harten, Selbstgerechten, Abweisenden, Kritikaster, Besserwisser. Lässt du dich heute neu zum frohen Mitfeiern der Vatergüte Gottes einladen? - Amen

Manfred Herold


Manfred Herold