Die Erneuerung des Christen durch den Heiligen Geist

Leben zeigt sich, indem etwas wächst, reift, Frucht bringt und sich dabei ständig erneuert. Erneuerung ist kein punktueller Vorgang, sondern tägliches Geschehen. Sie ist nichts Besonderes, sondern etwas Normales. Genau so ist auch die Erneuerung des geistlichen Lebens eines Christen ein normaler Lebensprozess. Bei einem Christen beginnt mit seiner Wiedergeburt die Erneuerung durch den Heiligen Geist. Wo in einem Leben mit Gott keine Erneuerung geschieht, ist das ein Zeichen geistlichen Todes („Du stehst im Ruf, eine lebendige Gemeinde zu sein, aber in Wirklichkeit bist du tot.“ Offenbarung 3,1).

Für viele Christen scheint das Thema „Erneuerung durch den Heiligen Geist“ auf ein bisschen mehr Liebe, Lobpreis und Dienst für Jesus und den Nächsten hinauszulaufen. Das wäre aber viel zu wenig. Der Heilige Geist will uns umfassend erneuern und in das Bild Jesu umgestalten. - Kommt der Heilige Geist bei dir damit voran?

1. Der Heilige Geist will unsere Beziehungsfähigkeit vertiefen.

Wir erleben weder in unserem persönlichen, noch in unserem gemeindlichen Leben grundlegende Erneuerung, wenn wir meinen, bei uns sei schon alles in Ordnung; wenn wir selbstzufrieden so weitermachen wollen, wie bisher; wenn wir nichts Neues vom Heiligen Geist erwarten oder zulassen wollen.

Der Heilige Geist will dich freimachen von den Begrenzungen deines natürlichen Denkens und deinen Vorurteilen. Manchmal erlebt man es z.B. bei sich selbst, dass man kein Verlangen nach Gemeinschaft mit anderen Christen oder zum Bibellesen mehr hat. Ich weiß, Gott gefällt solch eine Haltung nicht. (Hebräer 10,25 „Bleibt unseren Zusammenkommen nicht fern...“ - Kolosser 3,16 „Lasst das Wort Gottes bei euch seinen ganzen Reichtum entfalten.“) Oder ich will einfach nicht vergeben! - Was kann ich tun?

- Bekenne es Jesus als Sünde! (1. Johannes 1,9)

- Dann bitte Ihn durch Seinen Heiligen Geist darum, in dir das rechte Wollen zu wecken und zu stärken. (Philipper 2,13 „Denn Gott ist es, der beides, das Wollen und das Vollbringen, in euch wirkt, damit ihr Ihm wohl gefallt.“)

- Er hat versprochen, es zu tun. (Hebräer 13,20-21 „Der Gott des Friedens aber,.... vollende euch in allem Guten, damit ihr Seinen Willen tut, indem Er in uns schafft, was vor Ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus..“) Christus wohnt durch den Heiligen Geist in dir. Stelle dich nach einer solchen Bitte darauf ein, dass Er in dir schafft, was Ihm gefällt. Ist das nicht wunderbar?!

Wenn du Jesus nachfolgen willst, wird der Heilige Geist dich beziehungsfähig machen. Er wird in dir den Wunsch danach wecken und wird an deiner Beziehungsfähigkeit arbeiten, indem Er dir zeigt, was du in diesem Zusammenhang zu verändern hast. - „Vater, du bist einfach großartig! Bitte mache Du mich durch den Heiligen Geist willig und fähig, anderen Menschen in rechter Weise zu begegnen!“

Stelle dich darauf ein, dass der Heilige Geist bei dir darauf hinarbeitet, dass du die Menschen mit den Augen Gottes sehen lernst. Wenn du z.B. meinst: „Mit dem oder der kann ich einfach nichts anfangen!“, dann solltest du diesen Gedanken nicht als eine unabänderliche Tatsache hinnehmen, sondern damit rechnen, d.h. es glauben, dass der Heilige Geist dich gerade an diesem Punkt erneuern will und wird.

Es mag wohl stimmen, dass man nicht mit jedem Menschen Freundschaft schließt, dass man von Natur aus mit manchen Menschen besser harmoniert, als mit anderen. Aber kein Christ sollte eine unüberwindliche Abneigung irgend einem anderen Menschen gegenüber festhalten. - „Vater, Du liebst auch diesen Menschen! Ich tue es nicht! Ich will mich Dir zur Verfügung stellen: Liebe ihn mit der Kraft des Heiligen Geistes durch mich!“

Lass´ dir die Augen für die Möglichkeiten dieses Menschen öffnen, statt immer nur seine Defizite zu sehen und zu bedenken. (Philipper 4,8 „Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohl lautend ist, wenn es irgendeine Fähigkeit und wenn es irgendein Lob ‹gibt›, darüber denkt nach!“) Dazu musst du dich aber mit ihm beschäftigen und ihn besser kennen lernen. Damit das passieren kann, wird der Heilige Geist zuerst deine grundsätzliche Abneigung überwinden. Du darfst und sollst vom Ihm erwarten, dass Er dich über Grenzen hinaus führen wird, die du bisher in deinem Leben für unübersteigbar hieltst. - „Herr, nimm Du die Barrieren weg, die mich von diesem Menschen trennen und schenke mir ein ehrliches Interesse an ihm.“

Wir können sicher sein: Wenn wir uns erneuern lassen wollen, dann bleiben auch die Menschen um uns herum nicht dieselben. Ein veränderter Jakob veränderte einen Esau (1. Mose 32,31f + 33,4). Unsere Umkehr und Erneuerung beeinflusst auch unsere Umgebung. Erneuerung ist eine andauernde Notwendigkeit. Ein ständiges Gleichbleiben gibt es nur in der Substanz des Evangeliums. Alles andere ist variabel. - „Vater, Du machst einmal Himmel und Erde neu! Danke, dass  ich dies schon heute erleben darf!“

2. Der Heilige Geist will unsere Kommunikationsfähigkeit erweitern.

Kommunikation“ bedeutet soviel wie Mitteilung, Verständigung untereinander. Zahlreiche Studien machen deutlich, unsere Gesellschaft krankt daran, dass wir es weithin verlernt haben, miteinander zu sprechen und einander zu verstehen. Dabei gehört das Gespräch zu den wichtigsten „Werkzeugen“ unseres Alltags.

Im Medien- und Informationszeitalter hören Menschen mehr dem Radio, Fernsehen oder MP3 Player zu als ihrem direkten Gegenüber. Die Folge sind Beziehungskrisen, Scheidungen, verhaltensauffällige Kinder, seelische und körperliche Krankheiten, Vereinsamung. Christen, als Menschen, die in Gemeinschaft leben und denen andere Menschen wichtig sind, sollten sich darum bemühen, ständig ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Dabei möchte uns der Heilige Geist in einer besonderen Weise zu Hilfe kommen.

Er wird damit beginnen, uns unsere Mängel auf diesem Gebiet zu zeigen. Das ist nötig, denn solange wir sie nicht erkennen, werden wir die Notwendigkeit gar nicht einsehen, uns in dieser Hinsicht erneuern zu lassen und dafür an uns zu arbeiten. - „Vater, ich bekenne Dir: Meine Umgebung leidet darunter, dass ich nicht fähig oder manchmal zu faul bin, mich verständlich mitzuteilen!“

Weiter wird Er darauf hinwirken, dass wir Gott um Hilfe auf diesem Gebiet bitten. (Jakobus 4,2 „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“) Dabei ist einerseits unbedingte Lernbereitschaft auf unserer Seite nötig, andererseits setzen wir unsere Hoffnung, dass sich Verbesserungen einstellen, allein auf Gott. - „Herr, du bist das lebendige Wort. Lehre du mich denken, reden und handeln, wie Du es haben möchtest!“

Dann wird der Heilige Geist uns klarmachen, dass wir ganz konkrete Lernschritte zu gehen haben. Lassen wir uns darauf ein?

Frage dich ehrlich: Will ich wirklich intensivere Beziehungen? Bin ich bereit, sie mich etwas kosten zu lassen?“ Es mag dir jetzt vielleicht nur eine konkrete Person vor Augen stehen. Du meinst: „Ich sollte mich mehr um sie kümmern!“ Willst du dich im Vertrauen auf Gottes Hilfe wirklich auf sie einlassen? - „Vater, wenn Du es willst, will ich es auch! Stärke Du in mir die Freude an Deinem Willen!“

Damit du dich besser mit anderen verständigen kannst, musst du dich echt für sie interessieren, musst Zeit mit ihnen verbringen und sie kennen lernen wollen. Zu häufig wird so getan, als wäre es schon dann echte Kommunikation, wenn man aufeinander einredet, oder wenn man sich einmal so richtig „ausquatscht“. Aber hier steht oft das eigene Interesse, etwas unbedingt „loswerden“ zu wollen im Vordergrund. Das Gegenüber und sein Bedürfnis wird häufig gar nicht wirklich wahrgenommen. - „Vater, weil Du diesen Menschen liebst, will ich mich an Deiner Stelle für ihn interessieren!“

Wir müssen alle besser zuhören lernen! Jakobus 1,19 „Ihr wisst ‹doch›, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören.“ - Wissen wir das wirklich? Unsere Brauchbarkeit für Gott und Menschen hängt von unserer Hörfähigkeit und Hörwilligkeit ab. Das Ohr ist der Zugang zum Herzen. Nur auf diesem Wege wirst du deinen Mitmenschen wirklich kennen lernen, sein Verhalten besser verstehen, kannst seine Reaktionen besser einordnen, und kannst ihm so angemessener begegnen. Du wunderst dich, dass du zu anderen Leuten so schwer Zugang findest? Probiere es doch einmal mit Zuhören! - „Vater, mache Du mich durch den Heiligen Geist frei von mir selbst, zu echtem Zuhören fähig!“

Es ist im Grunde völlig einleuchtend: Nur wenn ich mein Gegenüber kennen gelernt habe, kann ich mich mit ihm verständigen. Wie viele überhebliche Vorurteile behindern wirkliches kennen lernen und damit echte Kommunikation. Auch unser Christuszeugnis erreicht seinen Adressaten oft deshalb nicht, weil diese Grundvoraussetzungen fehlen. - „Vater, lehre mich, dass es in jeder Hinsicht wichtig ist, erst dann zu reden, nachdem ich zugehört habe!“

Der Heilige Geist will, dass wir darauf achten lernen: Weshalb rede ich? Was bewegt mich zum Reden? Ist es der Wunsch, beachtet zu werden? Will ich Eindruck machen? Habe ich einen Auftrag Gottes? Rede ich aus Mitgefühl mit anderen Menschen? Will ich meine Weisheit kundtun?

Warum schweige ich? Was bewegt mich zu Schweigen? Ist es der Wunsch, beachtet zu werden? Schweige ich aus Trotz oder Gleichgültigkeit? Will ich meine Ruhe haben? Will ich mich aufs Zuhören konzentrieren; d.h. will ich andere reden lassen? Will ich hören, was Gott sagt? Erneuerung ist immer Gabe und Aufgabe zugleich.

3. Der Heilige Geist will unsere Persönlichkeit erneuern.

Der Heilige Geist will mich zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit machen: Er gibt mir Gaben und auch Aufschluss über sie. Ich lerne aus Gottes Wort, dass die Gaben für den Dienst in der Gemeinde gegeben sind. Dazu will der Heilige Geist mich zu einer Persönlichkeit machen, die mitdenkt und mitarbeitet.

Der Heilige Geist möchte, dass ich mich mutig einbringe, ohne mich zu produzieren oder in den Vordergrund zu spielen; dass ich meine Kreativität selbstlos zur Verfügung stelle und dass ich mir z.B. in Bezug auf die Qualitäten meiner Kreativität Korrekturen gefallen lasse und nicht eingeschnappt bin, wenn ich korrigiert werde. Korrekturen sind Möglichkeiten, weiter voranzukommen. - „Danke Vater, dass Du mir durch den Heiligen Geist Mut und Besonnenheit schenkst für mein Leben in deinem Dienst.“

Der Heilige Geist will mich ausgeglichen machen, indem er mir Klarheit über meine Begabungen schenkt, ohne dass ich überheblich oder stolz werde und dass ich die Gaben anderer dankbar anerkennen lerne, ohne Minderwertigkeitsgefühle zu entwickeln. Der Heilige Geist möchte mich ausgeglichen machen in Bezug auf meine Fähigkeiten und Grenzen. Es ist nicht gut, wenn sich jemand überwiegend seiner Fähigkeiten oder Stärken bewusst ist. (Gefahr der Überheblichkeit, des Stolzes, der Selbstsicherheit) Genau so schlecht ist es aber, wenn sich jemand überwiegend seiner Grenzen und Schwächen bewusst ist. (Gefahr der Minderwertigkeitsgefühle, der Rebellion, der Trägheit) - „Vater ich danke Dir, dass Du mich und meine Geschwister in der Gemeinde reich beschenkt hast, so dass wir keinen Mangel leiden müssen und ich danke Dir auch dafür, dass ich weder an meinen Grenzen verzagen, noch auf meine Gaben stolz werden muss!“

Der Heilige Geist will mich dahin bringen, dass ich mir meiner eigenen Erkenntnisse gewiss bin und dennoch bereit bleibe, mir etwas sagen zu lassen und dazu zu lernen, weil ich nämlich auch andere Erkenntnisse ernst nehme und an der Bibel prüfe. - „Vater, danke, dass Du uns durch Deinen Geist gemeinsam in alle Wahrheit führen wirst!“

Der Heilige Geist arbeitet darauf hin, dass kein Christ meint: Auf mich kommt es in der Gemeinde nicht an. Es ist gleich ob ich mitarbeite oder nicht.“ Und zugleich wirkt er darauf hin, dass kein Christ denkt: Alles hängt von mir ab. Ohne mich ist die Gemeinde aufgeschmissen.“ - „Vater danke, dass ich ein wertvolles Glied deiner Gemeinde aber nicht für alles verantwortlich bin!“

Der Heilige Geist möchte, dass wir wissen: „Gott redet zu mir!“ Zugleich möchte Er, dass wir es ernst nehmen, Gott spricht auch zu anderen. Er will, dass wir offen sind, damit Gott zu uns und durch uns reden kann und dass wir selbstkritisch genug sind, uns selbst zu hinterfragen und uns prüfen zu lassen. Er will, dass wir damit rechnen, dass Gott zu anderen und durch andere redet und dass wir zugleich Verantwortung übernehmen, das ihnen Anvertraute zu prüfen. - „Vater, danke, dass Du durch Deinen guten Heiligen Geist deutlich zu mir sprichst und mich auch in meinem Alltag führst, wenn ich auf dich achte!“

Der Heilige Geist will uns teamfähig machen, so dass wir bereit und fähig sind, mit anderen zu arbeiten, weil wir ihre Gaben und unsere Begrenzungen anerkennen. Jesus möchte, dass wir die Mühen des Sich-aufeinander-Einstellens auf uns nehmen, weil nur so ein Miteinander-arbeiten-lernen zur Ehre Gottes möglich ist. Nur dann wird der Leib Christi als solcher erkennbar. Es gibt manche Christen, die können für sich allein gute Arbeit leisten, sind aber unfähig, weil sie es nie gelernt haben, im Team zu arbeiten. Hier muss Selbstverleugnung und Geduld praktiziert werden. - „Vater, ich danke Dir für die Gemeinde und für alles, was ich im Miteinander und Füreinander lernen kann!“

Christen sind lebenslang erneuerungsbedürftig. Ein Christ befindet sich stets im Werden, er ist und bleibt unterwegs. Das ist sowohl ein tiefer Trost, (wir müssen nichts Fertiges präsentieren und uns damit überfordern, sondern wir haben die Möglichkeiten und Chancen weiter zu wachsen und zu reifen.) als auch eine ernste Aufgabe. Von sich erneuernden Menschen, gehen erneuernde Wirkungen aus. Wir wollen stets dankbar sein, aber nie zufrieden werden.

Was wir als überholungsbedürftig und verbesserungsfähig erkannt haben, das sollten wir auch im Vertrauen auf die Hilfe Gottes angehen (Freundschaft, Ehe, Beruf...). Gott wird uns in dem Maße Neues anvertrauen, indem wir selber bereit werden uns tatsächlich verändern zu lassen. Erneuerung durch den Heiligen Geist und die Bereitschaft, Neues dazuzulernen gehen Hand in Hand. Dazu hat der Vater uns den Heiligen Geist geschenkt. Lassen wir Ihn doch Sein Werk zur Ehre Jesu in uns tun!

 

 

Manfred Herold

Manfred Herold