Muss man Gott fürchten?

Der moderne Menschen kennt keine Gottesfurcht, weil er den Gott der Bibel nicht kennt. Wenn er Ihn kennen würde, dann würde er Ihn fürchten! Er wüsste z.B., dass „Gott ein verzehrendes Feuer ist“ (Hebräer 12,29) und es deshalb „schrecklich ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Hebräer 10,31).

Wir müssen beachten: So deutlich die Bibel von der Befreiung aus Angst und Furcht durch Jesus Christus spricht, so klar betont sie sowohl im AT als auch im NT die Bedeutung wahrer Gottesfurcht. Weil dieser Begriff jedoch nicht leicht zu verstehen und dazu noch mit einer Menge Missverständnisse belastet ist, spielt er heute unter Christen kaum eine Rolle. - Wir wollen untersuchen, was die Bibel zum Thema „Gottesfurcht“ sagt.

1. Gottesfurcht – was ist das?

Gottesfurcht bedeutet, den angemessenen Respekt vor Gott zu haben.

Es meint das tiefe Erschauern vor der heiligen Gegenwart Gottes. Wer Gott wirklich erkannt hat, den prägt wahre Gottesfurcht. Gottesfurcht ist in der Bibel geradezu DAS Erkennungszeichen wahren Gotterlebens (Jesaja 6,5; Lukas 5,8; 1. Timotheus 1,15).

Muss ich die Polizei fürchten? JA – wenn ich gesetzwidrig handle! NEIN – wenn ich mir nichts zu Schulden kommen ließ!

Furcht entsteht, wenn mir klar wird, dass einer größer, stärker, besser ist als ich. Furcht ist das Rechnen mit der Übermacht eines anderen. Die Gottesfurcht ist also das Rechnen mit der Übermacht Jesu. Sie ist die Grundlage aller echten Frömmigkeit. Es geht dabei um kindliche Ehrfurcht, liebenden Respekt, der nichts mit Angst, wohl aber etwas mit Hochachtung, Liebe und Wertschätzung zu tun hat.

Aus dem Evangelium erfahre ich, dass ich durch den Glauben Anschluss an Jesu Übermacht bekommen kann. Sie ist stärker als alle Mächte dieser Welt und deshalb auch stärker als meine Ängste.

Gottesfurcht ist dem natürlichen Menschen völlig fremd,..

..denn er ist ein Sünder, d.h. ein Rebell, ein Aufständischer gegen Gott (Lukas 19,14). Er hat die Maßstäbe vertauscht. Die Tatsache, dass wir von Natur aus Gott nicht fürchten, zeigt, dass wir Ihn nicht kennen und deshalb auch nicht lieben können. Wir haben Gott auf unser Maß zurechtgestutzt.

Deshalb wird die Gottesfurcht zurecht der Weisheit Anfang (Psalm 111,10) genannt. Gottesfurcht war nie als Unterdrückungsinstrument gedacht, weder gegen Untertanen, Andersgläubige, Frauen, Kinder usw. - Buße tun über den Mangel an Gottesfurcht!

Gottesfurcht ist kein Gegensatz zur Liebe Gottes, sondern sein Rahmen.

Gott bleibt immer Gott. Wir können Ihn nicht auf unsere Verstehens-ebene herab ziehen. Er kam in Jesus herab, um uns zu Sich hinauf zu ziehen. Jetzt will in uns die Klarheit wachsen: Diese Liebe will ich nicht enttäuschen! Ich kann und will Sie nicht gedankenlos ausnutzen! Ich will nichts tun, was Ihr missfällt!

Gott muss und wird als Richter jede Sünde bestrafen und nur diejenigen, die durch den Glauben mit Jesus verbunden sind, werden Seine Fürsprache erleben. Alle anderen werden als Rebellen und Aufständische behandelt werden (Offenbarung 14,7).

2. Gottesfurcht – wie entsteht sie?

Gottesfurcht wird von Gott selbst gewirkt.

Überall da, wo Menschen in der Bibel dem lebendigen Gott oder Seinen Boten, den Engeln, begegnet sind (2. Mose 3,6; Lukas 1,29f; 2,9; Matthäus 28,4+8), wo sie Seine mächtigen Taten erlebten (2. Mose 14,31), wird als 1. Ergebnis die Gottesfurcht genannt (Lukas 4,36; 5,9f; Apostelgeschichte 2,43; Offenbarung 1,17). Wo Sünder es mit Gott zu tun bekommen, ist Gottesfurcht unvermeidlich, ja ein Segen. Ich frage ja auch nicht: „Muss ich Starkstrom fürchten?“ „JA – er ist lebensgefährlich!“ Und zugleich ist „NEIN“ richtig – er ist überall im Haushalt nötig! (Starkstrom unbekannt?)

Wir müssen angesichts eines Heiligen Gottes zuerst über unsere Sünde erschrecken, bevor wir uns vertrauensvoll an Jesus, den Sünderheiland wenden können.

Gottesfurcht entsteht durchs Hören auf Gott.

Je deutlicher der Mensch seine Sündhaftigkeit erkennt, je höher schätzt er das Erlösungswerk und je größer ist seine Gottesfurcht. Das Kreuz von Golgatha ist die Quelle wahrer Gottesfurcht.

Wahre Gottesfurcht ist nicht die Angst vor dem Flugzeugabsturz, sie ist vielmehr das Kniezittern der Überlebenden bei der Katastrophe. Sie haben keine Angst mehr, dass das Flugzeug abstürzen wird. Es ist längst abgestürzt. Und sie können es noch gar nicht fassen, dass sie der Katastrophe entronnen sind. Dass wir die Katastrophe Golgatha überlebten, wo es an unserer Stelle den einzig Unschuldigen traf, - ja dass wir dadurch sogar neues Leben empfingen, sollte uns mit ehrfürchtigem, zitterndem Staunen, d.h. wahrer Gottesfurcht erfüllen.

Gottesfurcht wird erlernt.

Das ist kein Widerspruch zum eben Gesagten. Gott wirkt, indem wir auf Sein Wort hören und es lernen, Gottesfurcht in uns. - Wir haben es also nötig, Gott fürchten zu LERNEN! (5. Mose 31,12-13; Psalm 34,12) Wenn wir in Römer 12,2 aufgefordert werden: „Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise dieser Weltzeit, sondern wandelt euch um durch die Erneuerung eures Sinnes..“ - dann heißt das für viele Christen heute, die „Furcht des Herrn“ zu erwählen (Sprüche 1,29), damit sie gelernt und ausgelebt werden kann. „Die Furcht des HERRN wird [Zions] Schatz sein.“ (Jesaja 33,6)

3. Gottesfurcht – wozu dient sie?

Gottesfurcht ehrt Gott.

„Lebt in Gottesfurcht“ heißt dann also für uns: Lebt in der Gewissheit, dass Gott stärker ist als ihr und alle Seine Feinde. Vor dem, dessen Überlegenheit ich anerkenne, habe ich Respekt. Wenn Gott der Endsieg gehört, dann ist meine einzige Rettung, sofort in Sein Heer über zulaufen und da zu bleiben. Mich aus liebendem Respekt an Sein Wort zu halten, ehrt Gott!

„Die Furcht des HERRN ist rein, sie bleibt in Ewigkeit.“ (Psalm 19,10) Von Jesus wird vorhergesagt: „Auf Ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Und Er wird Sein Wohlgefallen haben an der Furcht des HERRN.“ (Jesaja 11,2-3) Von den ersten Gemeinden heißt es: „Sie wandelten in der Furcht des Herrn.“ (Apostelgeschichte 9,31) Um in der Heiligung Fortschritte zu machen, ist Gottesfurcht unbedingt nötig. (2. Korinther 7,1)

Gottesfurcht überwindet jede andere Furcht.

Von Noah heißt es in Hebräer 11,7: „Durch Glauben baute Noah, als er eine göttliche Weisung empfangen hatte über die Dinge, die man noch nicht sah, von Gottesfurcht bewegt eine Arche zur Rettung seines Hauses.“

Aus welchem Grund Nehemia nicht so handelte, wie seine korrupten Vorgänger, sagt er in Nehemia 5,15: „Ich dagegen habe aus Gottesfurcht nicht so gehandelt.“

Weil der Mensch heute Gott nicht kennt, d.h. Ihn auch nicht mehr „fürchtet“, fällt er einer viel schrecklicheren Furcht anheim: der Furcht vor dem Tod!

Wenn wir Gott von ganzem Herzen fürchten, werden wir sonst nichts und niemanden mehr zu fürchten haben. (Matthäus 10,28) Je größer Gott, mit Seiner Macht zu retten und zu verurteilen, dem Menschen wird, desto kleiner wird ihm der Mensch, der nur den Leib töten kann.

Gottesfurcht lehrt uns die Sünde zu hassen.

Indem wir sündigen, bestrafen wir uns selbst. („Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht....!“ - Jeremia 2,19) Das kann jeder Mensch allein durch Nachdenken erkennen. Durch die Sünde stehen wir jedoch auch unter dem ewigen Zorn Gottes. Das kann der Mensch nur durch den Heiligen Geist aus der Bibel erkennen! (Johannes 3,36; Römer 2,5; Sprüche 14,27; 16,6)

Ja, es ist uneingeschränkt wahr, dass unser Gott um Jesu willen frei und umsonst Sünden vergibt! (1. Johannes 1,9) ABER kennen wir auch den Zweck, weshalb uns Gott Sünden vergibt? „Aber bei Dir ist die Vergebung, damit man Dich FÜRCHTE.“ (Psalm 130,4) Nur durch wahre Gottesfurcht lernen wir es, auf Distanz zur Sünde zu gehen. „Die Furcht des HERRN bedeutet, das Böse zu hassen.“ (Sprüche 8,13; Hiob 28,28)

Das Wesen wahrer Gottesfurcht besteht darin, dass sie sich scheut, die auf Golgatha geoffenbarte Liebe Gottes gering zu achten oder gar mit Füßen zu treten. Gottesfurcht ist die Frucht eines Lebens im Licht der Ewigkeit (2. Petrus 3,11).

Gottesfurcht verändert unsere Wahrnehmung vollständig.

Immer wieder hört man Fragen wie: „Wieso traf den oder die dieses Unglück? Das hatte er/sie nun wirklich nicht verdient.“ Dabei müssten wir uns in all diesen Fällen fragen: „Warum traf MICH dieses Unglück NICHT?“ Denn der Heilige Gott hat alles Recht auf Seiner Seite, mit Sündern noch viel härter umzugehen. Wir sollten nicht fragen: „Wieso traf Ananias und Saphira diese schlimme Strafe?“ sondern: „Warum bin ICH noch am Leben, der ich weit schlimmere Schuld auf mich geladen habe?“ Nicht fragen: „Warum traf Sodom und Gomorrha dieses Strafgericht?“ sondern: „Warum hat Gott denn mit unserer Stadt noch solche Geduld!“ Wir sollten die Geduld Gottes zum Anlass nehmen Gottesfurcht zu lernen und Buße tun! (Lukas 13,1-5)

Wie oft dachte ich, wenn ich das AT las: „Die Strafe, welche Gott hier verhängt, war zu hart!“ - Aber ich lernte: „Wahrscheinlich war jedoch das zu Grunde liegende Vergehen zu schwer!“ (3. Mose 21,15+17) Gottesfurcht fasst das Endgericht ins Auge!

Gottesfurcht drängt uns dazu, das Evangelium weiter zusagen. 2. Korinther 5,11

Luther hat in seiner Erklärung zum 1. Gebot gezeigt, wie im echten Glauben eins am anderen hängt: „Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“ Das klingt wie ein Widerspruch. Aber gerade darin liegt die Kraft christlichen Glaubens verborgen, dass die ehrfürchtige Scheu vor Gottes Heiligkeit und Gericht und die kindlich vertrauende Liebe zum Vater im Himmel zusammenfinden und zur Einheit werden. Glaube ist beides in einem: Gottesfurcht und Gottesliebe, ein liebevolles Ernst-nehmen des Dreieinigen Gottes.

In der Offenbarung wird sehr viel von wahrer Gottesfurcht gesprochen: Offenbarung 14,7; 15,4; 19,5 Gottesfurcht hat also auch und gerade in der ewigen Himmelswelt Gottes Ihr Recht und Ihren Platz. Hat Sie den auch in deinem Leben?! - Mit dieser Predigt möchte ich eure Liebe zu Jesus nicht erschüttern, sondern vertiefen!

Manfred Herold

Manfred Herold