Ehrt mein Leben Gott?

Dieser Frage wollen wir heute morgen nachdenken. Lebe ich als Christ so, dass es Christus ehrt? Lebe ich so, wie Christus sich das von mir wünscht, - wie Er es mir befiehlt, - ja wie ich es Ihm schuldig bin? Welche erzieherische Auswirkungen sollte der Aufruf des Apostels Paulus in Epheser 4,1 in meinem Leben haben? - „Wandelt WÜRDIG der Berufung, die an euch ergangen ist..“ oder wie es in 1. Thessalonicher 2,11-12 heißt: „(Ich habe) jeden Einzelnen von euch wie ein Vater seine Kinder ermahnt und euch zugeredet und euch beschworen, ihr möchtet WÜRDIG des Gottes wandeln, der euch zu Seinem (oder: für Sein) Reich und zu Seiner Herrlichkeit beruft.“

Erinnern wir uns noch? Am 17. Februar 2012 trat Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurück. Er begründete seinen Schritt mit dem geschwundenen Vertrauen in seine Person, d.h. eine Mehrheit der Bundesbürger sah ihn als seines Amtes nicht mehr WÜRDIG an. Er hatte sich nicht so verhalten, wie die Allgemeinheit es von einem Bundespräsidenten erwartete. - Verhalten wir uns den Maßstäben Jesu entsprechend, also Ihm „angemessen“, d.h. Seiner „WÜRDIG“? - Da muss zuerst die Frage beantwortet werden:

1. Kenne ich meinen „Stand“? – „Adel verpflichtet“

Wer oder was bin ich? Es macht einen großen Unterschied aus, ob und in welchem Maße ich mir bewusst bin: „Ich bin durch den mir von dem liebenden Gott geschenkten Glauben an Jesus Christus ein Sohn/eine Tochter Gottes geworden! Er hat mich adoptiert, d.h. an Kindes-statt angenommen.“ Adoption ist das höchste Vorrecht, welches das Evangelium bietet. Die Adoption ist ein familiäres Bild, das auf Liebe basiert und Gott als Vater betrachtet. Bei der Adoption nimmt Gott uns in Seine Familie, d.h. in Seine engste intime Gemeinschaft auf – Er erklärt uns zu Seinen Kindern und Erben. Das ist nun und für alle Zeit unser „Stand“. Diese Position sollen wir „fest“ behaupten, d.h. uns nicht und durch nichts davon abbringen lassen. So sagt es Paulus in 2. Thessalonicher 2,15: „..steht denn fest, ihr Brüder, und haltet fest an den Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid..“ - „denn es ist gut, dass das Herz fest wird, was durch Gnade geschieht…“ (Hebräer 13,9)

Wenn man nun schon von einem irdischen Präsidenten ein angemessenes Verhalten erwartet, wie viel mehr von einem Familienmitglied des Herrn aller Herren und des Königs aller Könige!?

Das bedeutet für Christen:

Erstens: Christen lassen alle um sich herum erkennen: Wir wissen uns von unserem himmlischen Vater bedingungslos geliebt! Das ist das Wichtigste für uns! Nicht, was Menschen von uns denken, wie sie zu uns stehen, ob sie uns mögen oder nicht. Christen ist Jesu Versprechen wichtig: Er selbst, der Vater, hat euch lieb...“ (Johannes 16,27). Verhalten wir uns wie Gottes geliebte Kinder?

Wir versuchen zweitens, ermächtigt durch den Heiligen Geist, den Vater nachzuahmen. Jesus sagt in Matthäus 5,44-45+48: „Ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Söhne (bzw. Kinder) eures himmlischen Vaters erweist….Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ und Paulus ruft in Epheser 5,1 dazu auf: „Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder..“ - Streben wir tagtäglich danach?

Drittens leben wir zur Verherrlichung des Vaters! „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen (Matthäus 5,16). Es ist etwas Wunderbares, wenn Kinder stolz auf ihren Vater sind, und wenn sie möchten, dass auch andere erkennen, wie wundervoll er ist, und dass sie darauf bedacht sind, sich so zu verhalten, dass es ihn ehrt.

Das vierte Prinzip lautet, dem Vater zu gefallen. Petrus fasst in 1. Petrus 1,15-16 diesen Aspekt wie folgt zusammen: „Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel (Verhalten, Lebensweise). 16 Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig! (3. Mose 11,44)“ „Heilig“ zu sein bedeutet, mit Gott, so wie wir Ihn in der Bibel be­schrieben finden, eines Sinnes zu sein. Es ist die Gewohnheit, Gottes Urteil zuzustimmen, zu hassen, was Er hasst, zu lieben, was Er liebt, und alles in dieser Welt nach dem Maßstab Seines Wortes zu beurteilen.

Frage dich täglich: „Wirft mein Leben ein helles Licht, oder dunkle Schatten auf Christus?“ Bitte Gott darum, dass Er dich befähigt, so zu leben, dass es Christus ehrt, denn - Adel verpflichtet! - Weiter frage ich:

2. Nutze ich meinen „Besitz“? – „Reichtum“ verpflichtet

Lerne, wer du als Christ BIST und was du deshalb HAST! Wir müssen den wahren Wert dessen, wozu Er uns gemacht und was Er uns geschenkt hat erkennen, Ihn bestaunen und hoch schätzen. Wenn wir nichts, oder nur wenig über unseren Stand und unseren Reichtum wissen, können wir uns weder darüber freuen, noch Ihn wertschätzen. Dann wissen wir uns auch weder Gott noch unseren Mitmenschen verpflichtet, weil wir Angst davor haben, selbst zu kurz zu kommen!

Wir können uns inneren Reichtum nicht selbst verschaffen oder erarbeiten. Alles wird uns durch den Heiligen Geist geschenkt bzw. durch Ihn gewirkt.

Die Adoption vergewissert dich des Friedens mit Gott (Römer 5,1). Genieße deshalb Seinen Schutz (Römer 8,31) - du brauchst keine Angst mehr zu haben (Matthäus 10,26+28+31)!

Die Adoption vergewissert dich der Liebe Gottes. „Erkennt doch, wie groß die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich!“ (1. Johannes 3,1) Du musst nie mehr an der Liebe Gottes zu dir zweifeln!

Die Adoption vergewissert dich der beständigen Versorgung mit allem, was du nach Leib, Seele und Geist benötigst. „..mein Gott wird euch aus Seinem großen Reichtum, den wir in Christus Jesus haben, alles geben, was ihr braucht.“ (Philipper 4,19) Ist dein Leben von dieser Gewissheit geprägt?

Die Adoption vergewissert dich der Herrlichkeit der christlichen Hoffnung. Das Christentum ist eine Religion der Hoffnung, ein Glaube, der vorwärts schaut. Das Beste kommt für Christen noch. „..wir sind schon jetzt die Kinder Gottes, und wie wir sein werden, wenn Christus wiederkommt, das können wir uns nicht einmal vorstellen.“ (1. Johannes 3,2)

Die Adoption vergewissert dich der Tatsache, dass du den Heiligen Geist empfangen hast. Er ist jetzt der in dir wirkende Stellvertreter Christi. „..wenn aber jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, der wird euch in die ganze (= volle) Wahrheit einführen..“ (Johannes 16,13)

Die Adoption vergewissert dich der Tatsache, dass du ein Botschafter Christi bist (2. Korinther 5,20), deshalb hast du eine Botschaft dringend weiterzugeben!

Sage dir die Wahrheit: „Ich bin ein Kind Gottes. Gott ist mein Vater. Der Himmel ist meine Heimat und mit jedem Tag komme ich ihr ein Stück näher. Mein Erlöser ist mein Bruder und alle Christen sind meine Geschwister.“ Führe dir das immer wieder vor Augen. Es sollte dein erster Gedanke am Morgen und der letzte am Abend sein, wenn du unterwegs bist oder eine freie Minute hast.

Wirft dein Leben ein helles Licht, oder dunkle Schatten auf Christus? Bitte Gott darum, dass Er dich befähigt, so zu leben, dass es Christus ehrt, denn - Reichtum verpflichtet! -- Das führt uns zu der dritten Frage:

3. Lebe ich in einer echten „Beziehung“ zu Jesus? - „Liebe“ verpflichtet

Was bedeutet es also, Jesu WÜRDIG zu sein, WÜRDIG des Evangeliums, unserer Berufung und des Reiches Gottes zu wandeln? (Epheser 4,1)

Worin besteht die WÜRDIGKEIT unwürdiger Christen? Denn auch als Nachfolger Jesu sündigen wir noch. Der Schlüssel zu diesem Geheimnis findet sich sowohl bei Johannes dem Täufer als auch bei Paulus. Johannes sagte: „So bringt Früchte, die der Buße WÜRDIG (oder: entsprechen) sind..“ (Matthäus 3,8). Die Buße, d.h. die Bereitschaft immer mehr auf Jesus einzugehen und von Ihm zu lernen, wird bei Christen als gegeben vorausgesetzt (Apostelgeschichte 11,18). Sie soll nun Frucht bringen. Die Buße ist der Baum, der die ihm entsprechenden Taten als seine Frucht hervorbringt. Auch Paulus betonte diese Wahrheit: „Führt ein Leben, das dieser Umkehr angemessen ist.“ (Apostelgeschichte 26,20)

Von Gott, dem Richter, aufgrund des Erlösungswerkes Jesu Christi für gerecht erklärt zu werden, ist eine großartige Sache, von Gott, dem Vater, geliebt, adoptiert und umsorgt zu werden, ist etwas viel Großartigeres, aber vom Heiligen Geist dazu befähigt zu werden den Vater und Jesus von ganzem Herzen zu lieben, ist das Allergrößte und Herrlichste, wovon die Bibel spricht. Diese Tatsachen verpflichten mich zu einem entsprechenden Verhalten in meinem Alltag.

In Matthäus 10,37-38 sagt Jesus: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht WÜRDIG, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht WÜRDIG. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und Mir nachfolgt, der ist Meiner nicht WÜRDIG.“ Hier wird keine Theorie ausgebreitet. Das ist eine klare Forderung und Erwartung Jesu: Liebe mich mehr, als du irgendjemanden oder irgendetwas liebst, oder du bist nicht Mein Jünger, d.h. du bist Meiner nicht WÜRDIG. Diese innere Wertschätzung Gottes über alle anderen Menschen und Dinge hinaus wird dann in unseren Gedanken, Gefühlen und Taten Frucht bringen. Und diese Taten weisen sodann darauf hin, dass Gott uns am Wichtigsten und am Wertvollsten ist. Und weil du zu Ihm gehörst, bist du in all deiner Unvollkommenheit, WÜRDIG. Dann bist du ein passender, tauglicher, angemessener Ausdruck der Schönheit und des unendlichen Wertes Gottes. Dem unendlichen Wert Jesu WÜRDIG zu sein, bedeutet, Ihn als unendlich wertvoll anzusehen, Ihn auszukosten und Ihn als unendlich wertvoll allem anderen vorzuziehen.

Wir müssen also nicht nur das Evangelium lehren, sondern auch den Wert dessen, was es bedeutet vermitteln. Wir müssen uns noch sorgfältiger darum bemühen auch die Liebe zu dem Wertvollen, was wir lehren, zu wecken. Jesus sagte: „Lehrt sie, alles zu befolgen, was Ich euch geboten habe...“ (Matthäus 28,20). Er sagte nicht: „Lehret sie alles zu wissen, was ich euch befohlen habe“, sondern, lehrt sie zu tun, was Ich euch befohlen habe. Eines Seiner Gebote lautete: „Seid Meiner WÜRDIG!“, das heißt, bevorzugt Mich vor allem anderen. Das ist es, was es heißt, Jesu WÜRDIG zu sein. Und das ist es, worauf wir in unserer Lehre abzielen müssen. Wir haben die angemessene Zuneigung für den Wert des Evangeliums zu lehren und zu wecken.

Du wirst der GnadeWÜRDIG“ (d.h. ein geeigneter Nutznießer der Gnade), wenn du dein Bedürfnis nach Gnade erkennst und den unendlichen Wert des Gnädigen anerkennst. Wenn du aber in diesem Sinne Mutter oder Vater, Sohn oder Tochter oder dein eigenes Leben mehr liebst als Jesus, bist du Seiner nicht wert.

Das bedeutet, dass unsere leidenschaftliche Vorliebe für Seinen Wert unseren Wert darstellt. Dem unendlichen Wert Jesu WÜRDIG zu sein, bedeutet, Ihn als unendlich wertvoll anzusehen, Ihn zu genießen und Ihn als unendlich wertvoll allem anderen vorzuziehen.

Wirft dein Leben solch ein helles Licht, oder dunkle Schatten auf Christus? Bitte Gott darum, dass Er dich befähigt, so zu leben, dass es Christus ehrt, denn – Liebe verpflichtet! Die Liebe spricht: „Dein Wunsch ist mir Befehl!“ Die Liebe Jesu zu uns und unsere Liebe zu Jesus verpflichtet uns zu einem WÜRDIGEM Wandel!

Dem aber, der euch bewahren kann, daß ihr nicht zu Fall kommt, und euch tüchtig machen will, vor Seiner Herrlichkeit tadellos und mit Frohlocken zu erscheinen, Ihm, dem alleinigen Gott, der durch unsern Herrn Jesus Christus unser Retter ist, gebühren Ehre, Majestät, Gewalt und Macht wie vor aller Zeit, so auch jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.“ (Judas 24-25)

Manfred Herold



Einige Thesen zum Nachdenken:

  • Unwürdig“ ist nicht derjenige, der gesündigt hat, sondern derjeni­ge, der seine Sünde nicht um jeden Preis loswerden will!

  • Unwürdig“ ist nicht derjenige, der sich schuldig fühlt, sondern derjenige, der Gottes Wort für sich nicht gelten lässt und seinen Gefühlen mehr glaubt, als der Verheißung Gottes.

  • Unwürdig“ ist derjenige, der die Befreiung von Sünde stets nur behauptet, aber nicht auszuleben sucht, indem er Bindungen akzep­tiert oder gar liebt (Rauchen, Trinken, Jähzorn, sexuelle Verwild­erung)

  • Unwürdig“ ist derjenige, der sich praktisch immer wieder weigert, seinen Mitmenschen gegenüber dieselbe Haltung einzunehmen, wie Christus sie am Kreuz einnahm, den wir im Mahl feiern.

Ist deine Liebe zu Jesus mit den Jahren weiter gewachsen oder geschrumpft? Um uns zu helfen als Kinder Gottes angemessener zu leben, hier einige Fragen der Selbstprüfung:

  • Erkenne ich die Bedeutung meiner Adoption?

  • Schätze ich ihren Wert?

  • Mache ich mir täglich das Vorrecht der Gotteskindschaft bewusst?

  • Trachte ich danach, mir meiner Gotteskindschaft immer völliger gewiss zu sein?

  • Ruhe ich täglich in der Liebe, die Gott mir erweist?

  • Sehe ich in Gott meinen himmlischen Vater?

  • Liebe, ehre und gehorche ich Ihm?

  • Suche und erfreue ich mich seiner Gemeinschaft?

  • Und versuche ich, Ihm in allen Dingen zu gefallen, wie sich das irdische Eltern von ihrem Kind wünschen?

  • Erkenne ich in Jesus Christus meinen Erlöser und meinen Herrn, der auch mein Bruder ist, der mir nicht nur mit göttlicher Autorität begegnet, sondern auch göttlich-menschliche Zuneigung entgegenbringt?

  • Bedenke ich täglich, wie nahe Er mir ist, wie vollkommen Er mich versteht, und wie sehr Er, als mein persönlicher Erlöser, für mich sorgt?

  • Habe ich gelernt, die Dinge zu hassen, die meinem Vater missfallen?

  • Entwickle ich eine Sensibilität für das Böse, das Ihm zuwider ist?

  • Bin ich darauf bedacht, dem Bösen aus dem Weg zu gehen, damit ich Ihn nicht betrübe?

  • Freue ich mich täglich auf das großartige Familienfest, an dem die Kinder Gottes sich letztendlich im Himmel vor dem Thron Gottes, ihrem Vater, und dem Thron des Lammes, ihrem Bruder und Herrn, versammeln werden?

  • Empfinde ich die Faszination dieser Hoffnung?

  • Liebe ich meine christlichen Geschwister, mit denen ich jeden Tag zusammenlebe, so, dass ich mich im Himmel nicht darüber schämen muss, wenn ich daran zurückdenke?

  • Bin ich stolz auf meinen Vater und seine Familie, zu der ich durch seine Gnade gehören darf?

  • Ist die Familienähnlichkeit in meinem Leben zu erkennen? Wenn nicht, woran liegt das?

  • Himmlischer Vater, mache uns demütig, erziehe uns und verändere uns so, dass wir uns als deine wahren Kinder erweisen!



Manfred Herold

Manfred Herold