Elisa, der Prophet Gottes

Elisa, der Prophet, war in vieler Hinsicht eine herausragende Persönlichkeit. Wie ihn die Bibel beschreibt, hielt er keine großen Reden wie z.B. Jesaja, Jeremia oder Hesekiel. Gott offenbarte durch ihn auch nicht Seine zukünftigen Pläne mit dem Volk Israel und den übrigen Nationen wie z.B. durch Daniel.

Elisas Auftrag war es, in schlichten alltäglichen Situationen Gott zur Sprache kommen zu lassen. Und genau das macht Elisa so bemerkenswert für uns. Gottes Wort in unserem Alltag. Welche Rolle spielt das bei dir? Vernimmst du es oder erwartest du es gar nicht? 1. Könige 19,15-21: „Aber der HERR sprach zu ihm (Elia): „Kehre wieder auf deinen Weg zurück zur Wüste und wandere nach Damaskus, und geh hinein und salbe Hasael zum König über Aram! Auch sollst du Jehu, den Sohn Nimsis, zum König über Israel salben; und Elisa, den Sohn Saphats, von Abel-Mechola, sollst du zum Propheten salben an deiner Stelle. Und es soll geschehen, wer dem Schwert Hasaels entflieht, den soll Jehu töten; und wer dem Schwert Jehus entflieht, den soll Elisa töten. Ich aber habe in Israel siebentausend übrig bleiben lassen, nämlich alle, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal und deren Mund ihn nicht geküsst hat! Und er ging von dort hinweg und fand Elisa, den Sohn Saphats; der pflügte mit zwölf Joch Rindern vor sich her, und er selbst war beim zwölften. Und Elia ging zu ihm und warf seinen Mantel über ihn. Er aber verließ die Rinder und lief Elia nach und sprach: Lass mich noch meinen Vater und meine Mutter küssen, dann will ich dir nachfolgen! Er aber sprach zu ihm: Geh hin und komm wieder! Denn was habe ich dir getan? Da wandte er sich von ihm und nahm ein Joch Rinder und opferte sie und kochte das Fleisch mit dem Geschirr der Rinder und gab es dem Volk, dass sie aßen; dann machte er sich auf und folgte Elia nach und diente ihm.“

Die Absicht dieser meiner Predigt ist es, die Freude am Bibelstudium zu stärken und die Neugierde zu fördern, immer wieder Inspirierendes und für unseren Alltag Hilfreiches in Gottes Wort zu entdecken. (Ich empfehle die Lebensläufe Elias und Elisas von 1. Könige 17 an zu lesen.) Wir können hier erkennen:

1. Elisa und Elia, die großen Unterschiede

Elisa ist u.a. auch deshalb so beachtenswert, weil sein Vorgänger und väterlicher Lehrer Elia, so ganz anders auftrat und Gott diente als er. - Elia verkörperte und predigte die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. Das war ein donnernder Aufruf zur Buße (1. Könige 18,37). Elisa dagegen verkörperte und predigte – mit wenigen Ausnahmen – das „Evangelium“ der Gnade und Barmherzigkeit Gottes (2. Könige 5,8).

Von Elia lesen wir längere Monologe, von Elisa werden meist Dialoge, Gespräche mit Menschen aller Gesellschaftsschichten berichtet. Oft beginnt er solche Gespräche mit einer gezielten Frage, die er aus seelsorgerlichen Gründen stellt. - Davon können auch wir heute eine Menge lernen. Doch Vorsicht vor Einseitigkeiten!

2. Elisa, ein Sonderfall

Elisa ist einer der wenigen Menschen in der Bibel, deren Leben, obwohl detailreich geschildert, doch ohne einen von Gott gerügten Fehltritt beschrieben wird. Das ist außergewöhnlich. Natürlich war er nicht sündlos – aber Gott hat keine Sünde oder Schwäche seines Lebens aufzeichnen lassen.

Obwohl Elisa in einer der politisch, moralisch und geistlich dunkelsten Zeiten Israels lebte, wirkte Gott durch ihn außerordentliche Wunder. - Das sollte uns, die wir ebenfalls in einer geistlich armen und moralisch zerrütteten Zeit leben, Mut machen, ebenso mit dem gnädigen Eingreifen Gottes zu rechnen. Elisa lebte und wirkte in dem abtrünnigen Zehnstämme-Reich mit der Hauptstadt Samaria. Die schlechte Führung ließ auch das Volk immer weiter in Sünde versinken.

Im frommen Jerusalem nahm man wohl kaum Notiz von Elisa. Wie hielt es Elisa nur im heidnischen Samaria aus? Wäre es nicht besser für ihn gewesen nach Jerusalem abzuwandern und dort als Prophet Karriere zu machen? Nein, - er ließ sich nicht durch schlimme Ereignisse oder bedrückende Umstände vertreiben; er blieb da, wo Gott ihn hingestellt hatte und entschied sich nicht eigenmächtig für das ihm zeitweise schöner oder besser Erscheinende. - Viele Christen tun das heute!

Elisa war ein ganz anderer Typ als Elia. Elia war mehr der Asket, der einsame Eremit, der unnahbare Mann, die Einsamkeit liebend, in der Wüste zu Hause, ohne große Ansprüche an das Leben. Elisa hingegen lebte gern unter Menschen, verhandelte mit Generälen und Königen, ließ es sich bei der reichen Sulamitin gut gehen, auf der anderen Seite hungerte er aber auch mit den Prophetenschülern. (2. Könige 4,38f)

3. Elisa, ein „Schattenmann“

  • Er brachte Schuldigen die Gnade Gottes nahe, ließ sich dabei aber nicht in ihre Schuld hineinziehen.

  • Er machte viele durch die Gnade Gottes reich, begnügte sich selbst aber damit, ein armer Mann zu sein.

  • Er nutzte seine Möglichkeiten und seine Kraft für andere, aber missbrauchte sie nie für sich selbst.

  • Ohne Vorräte speist er ganze Armeen; Dinge, die tödlich wirken, macht er harmlos; ohne Brot speist er eine Volksmenge; ohne Medizin heilt er Kranke; ohne Soldaten besiegt er die Feinde, noch als Toter schenkt er Leben.

Es fällt nach diesen Sätzen nicht schwer, eine Linie zu unserem Herrn Jesus Christus zu ziehen. Der hebräische Name „Elisa“ bedeutet „Mein Gott ist Rettung“, und der griechische Name unseres Herrn „Jesus“ bedeutet „Gott ist Rettung“. So wie das Leben des Elia und das des Elisa sich für eine gewisse Zeit überschneiden, so auch das Leben Johannes’ des Täufers und das unseres Herrn Jesus Christus.

Hier nur ein kurzer Vergleich:

  • Elia predigte Buße und Gericht – Elisa predigte die Gnade und Barmherzigkeit Gottes. -- Johannes predigte „Buße“ – Jesus predigte „Worte der Gnade“.

  • Elia lebte in der Wüste und Einsamkeit – Elisa lebte unter den Menschen. -- Johannes lebte und predigte in der Wüste – Jesus lebte und predigte, wo Menschen lebten.

  • Elia lebte asketisch, äußerlich abgesondert – Elisa immer unter Menschen, innerlich abgesondert. -- Johannes ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig – Jesus ernährte sich unauffällig, wie alle anderen Menschen. Er selbst sagte über Johannes und sich: „Denn Johannes ist gekommen, der aß nicht und trank nicht; da sagen sie: Er hat einen Dämon! Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt; da sagen sie: Wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!“ (Matthäus 11,18-19).

  • Elias Charakter war schroff und kantig – Elisas Charakter dagegen milde, gütig und anziehend. -- Johannes’ Charakter: provozierend und streng – Jesu Charakter: sanftmütig, Vertrauen erweckend.

  • Über Johannes den Täufer sagte Jesus nach dessen Gefangennahme: „Er ist Elia, der kommen soll!“ (Matthäus 11,14).

Dieser stichpunktartige Vergleich könnte weitergeführt werden. Er soll nur andeuten, dass wir beim Bibelstudium in vielen Lebensabschnitten Elisas Hinweise auf den Charakter und Dienst unseres Herrn Jesus sehen können. Und das macht das Nachdenken über diesen Mann Gottes besonders wertvoll und herausfordernd.

4. Ein Fazit für uns heute.

Die Gottlosigkeit und der Götzendienst waren in der damaligen Zeit in Politik und Religion ähnlich groß wie heute. Vom König Ahab lesen wir, dass „er sich verkauft hatte zu tun, was böse [war] in den Augen des HERRN“ (1. Könige 21,20). Was war der Grund hierfür? - Die Bibel sagt uns, dass seine Frau Isebel, die er gegen den Willen Gottes geheiratet hatte „ihn verführte“ (oder wie man auch übersetzen könnte: „ihn reizte, oder ihn antrieb, oder ihn ablenkte, oder ihn betrog“ - 1. Könige 21,25).

Der Gottesdienst wurde damals von Leuten gestaltet, die predigten, was die Allgemeinheit hören wollte. Die Folgen waren: wenig geistliche Speise in der Verkündigung, wenige Bekehrungen, wenig Frucht für Gott, aussterbende Gemeinden, einsame Gläubige, zahlreiche lügnerische Einflüsse und oft unbemerkte Angriffe vonseiten der Welt, der Esoterik und dem Zeitgeist.

Doch es fallen auch einige positive Umstände auf: Während die Männer in jener Zeit meist ziemlich blass erscheinen, keine Überzeugungen haben und weder Mut noch geistliches Interesse zeigen, fallen gleichzeitig Frauen aus dem Volk Gottes positiv auf: die Witwe in Zarpat (Sarepta) in 1. Könige 17, die arme Witwe in 2. Könige 4, die reiche Sunamitin in 2. Könige 4 und auch das Hausmädchen Naemans (2. Könige 5). Auch diese Beobachtungen finden heute ihre Entsprechung:

Wer besucht mehrheitlich die Gottesdienste und Gebetsversammlungen? Wer engagiert sich stärker in den Gemeinden und ist bereit Verantwortung zu übernehmen? Wer interessiert sich mehr für geistliche Themen und Bücher? - Frauen!

Die meisten Gemeinden und christlichen Werke würden aufhören zu existieren, wenn Gott nicht auch in unserer Zeit treue und hingegebene Frauen erweckt hätte, die in die Bresche springen. Deren Liebe zu Jesus und ihre Gottesfurcht uns Männern die Schamröte ins Gesicht treiben müssten und unsere geistlose Weltlichkeit bloßstellen.

Mögen wir doch alle vermehrt in den untrüglichen Spiegel des Wortes Gottes hineinschauen, aufmerksam wahrnehmen, was wir sehen und den Heiligen Geist Veränderung in uns bewirken lassen. Amen!



Manfred Herold




Manfred Herold