„Prüft alles! Das Gute behaltet!“

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1. Thessalonicher 5,21

Die Eroberung der Stadt Troja gehört zu den berühmtesten Geschichten der Antike. Obwohl die griechische Armee die Stadt zehn Jahre lang belagert hatte, konnte sie diese nicht erobern. Da machte Odysseus, ein ausgezeichneter Stratege, den Vorschlag, ein hölzernes Pferd zu bauen und es den unbezwingbaren Trojanern als Geschenk außerhalb der Stadtmauern zurückzulassen. Daraufhin segelten die Griechen, scheinbar besiegt, davon. Die stolzen Trojaner brachten das hölzerne Pferd zu sich in die Stadt. In der folgenden Nacht krochen im Pferd versteckte griechische Soldaten heraus, öffneten die Stadttore und ließen ihre zurückgekehrten Kameraden in die Stadt. Die Soldaten massakrierten die Einwohner, raubten die Stadt aus und brannten sie bis auf die Grundmauern nieder. Seitdem gilt das Trojanische Pferd als Symbol der Unterwanderung und Täuschung.

Die Kirche hat im Verlauf ihrer Geschichte viele solcher Trojanischen Pferde bereitwillig angenommen. Satan setzte die Feinde als Geschenke verkleidet wirkungsvoll ein, um die Menschen von der Wahrheit Gottes weg, zu zerstörerischen Irrtümern zu verführen. Heute müssen Christen besonders aufpassen, dass sie nicht vom rechten Weg abkommen. (2. Timotheus 3,1-5)

Viele Christen haben es heute aufgegeben eine biblische Ethik, oder Buße von Sünde und Demut gegenüber Gott und den Glaubensgeschwistern zu betonen. - Möchtest du ein heiliges, Gott wohlgefälliges Leben führen, dann benötigst du dringend geistliches Unterscheidungsvermögen.

1. Was ist geistliches Unterscheidungsvermögen?

Geistliches Unterscheidungsvermögen stellt die geschenkte und erworbene Fähigkeit dar, göttliche Wahrheit vom Irrtum zu trennen. Wir werden in 1. Thessalonicher 5,21 aufgefordert, alles sorgfältig zu prüfen. Hierbei soll also eine Sache auf seine Echtheit, seine Qualität hin untersucht werden. Als Gläubige müssen wir alles beurteilen, womit wir in Berührung kommen, damit wir das Wahre vom Verkehrten, das Gute vom Bösen, das Richtige vom Falschen unterscheiden können. Das ist nicht einfach. Warum?

Erstens haben wir es andauernd mit dem sündhaften Verlangen des natürlichen Menschen, auch bei uns selbst, zu tun.

Zweitens begegnen wir satanischer Irreführung. Der Teufel setzt alles daran, uns zu verwirren und zu verunsichern.

Drittens werden wir von Umwelteinflüssen überflutet, die uns zermürben wollen. „Lasst euch von niemand mit leeren Worten verführen!“ (Epheser 5,6)

Immer mehr Menschen glauben heute, dass grenzenlose Toleranz eine erstrebenswerte Geisteshaltung sei. Sie unterliegen meines Erachtens jedoch einem grundlegenden Irrtum, indem sie Toleranz und Akzeptanz verwechseln.

Man meint, nicht nur alles tolerieren d.h. ertragen zu müssen, sondern es auch gutheißen zu sollen. Aber Gottes Wort sagt uns, dass wir nach erfolgter Prüfung am Guten festhalten sollen, d.h. es von ganzem Herzen froh und dankbar annehmen sollen (Vers 21) und uns zugleich „vom Bösen in jeglicher Gestalt fernhalten“ sollen (Vers 22). Das heißt, dass wir jegliche Perversion und Entartung so meiden, als hätten wir es mit einer tödlichen Seuche oder einem tödlichen Gift zu tun. Heute zeigen sich viele Christen hinsichtlich der Unterscheidung zwischen göttlicher Wahrheit und satanischem Irrtum gefährlich unbekümmert, weil es ihnen an geistlichem Unterscheidungsvermögen mangelt.

2. Warum herrscht der Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen?

Eine Hauptursache ist die Vernachlässigung biblischer Lehre in den Gemeinden. Wo wird noch auf die Notwendigkeit der Bibelstunde hingewiesen und entsprechende Angebote gemacht? Viele Christen haben nur eine oberflächliche Kenntnis des Wortes Gottes und erleben deshalb in ihrem Alltag nicht mehr die Leben verändernde Macht des Wortes Gottes. Selbsternannte ‚Experten‘ in Psychologie, Soziologie und Pädagogik, mit ihren akademischen Fachkenntnissen gebärden sich als Autoritäten in christlicher Lehre und Lebensführung.

Wohin führt das alles? Eine Folge davon sehe ich darin, dass biblische Begriffe immer mehr ihre klaren Konturen verlieren, wodurch es in der Gemeinde zu großer Verwirrung kommt und Irrlehren jeder Art bereitwillig geduldet werden. („Lasst euch auch nicht durch irgendwelche fremden Lehren vom richtigen Weg abbringen!“ Hebräer 13,9) Dieser Gefahr erliegen viele, weil so wenige Geschwister das notwendige Unterscheidungsvermögen haben, um Irrtümer zu entdecken und zu widerlegen. Sie mögen vielleicht noch spüren, dass irgendetwas verkehrt ist, ihr Unterscheidungsvermögen erweist sich aber als zu schwach, um den Irrtum klar benennen zu können. Wenn sie dann aber doch auf einen Fehler konkret aufmerksam machen, werden sie von anderen schnell als hochmütige Besserwisser verleumdet.

Die Verwässerung biblischer Lehre hat die neuzeitliche Gemeinde in eine Verfassung gebracht, in der sie nur noch das wünscht, was ihren Mitgliedern Wohlbehagen und Zufriedenheit verschafft. Gründliches Durchdenken, exakte Auslegung des Wortes Gottes sind in besorgniserregender Weise abgewertet worden. Dabei soll uns die Beschäftigung mit Gottes Wort nützen, glücklich und erfolgreich machen. Die gemüts- und gefühlsbedingte Seite der Frömmigkeit wird auf Kosten der verstandesmäßigen Erfassung überbetont.

Weil Erfahrungen und Gefühle über die göttliche Offenbarung erhoben werden, haben viele Christen dafür keine biblische Grundlage mehr. Was antworten wir, wenn man uns fragt: „Wie wird jemand ein Christ?“ - „Die Person muss sich irgendwann bewusst werden, dass sie ein Sünder ist und sich selbst nicht retten kann; sie muss über ihre Sünde Buße tun und sich ganz auf Gottes Gnade verlassen. Sie muss glauben, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist, dessen Tod den Preis für ihre Sünden bezahlte und dessen Auferstehung ihre Rechtfertigung bestätigt.“ Oft wird man dann zurück gefragt: „Sie glauben doch nicht etwa, dass jeder Christ das glauben muss, oder...?“ Dann antworte ich: „Doch!“

Einige Brüder wurden zwar im Studium des Wortes Gottes ausgebildet, aber sie erzählen lieber Geschichten oder vermischen menschliche Vorstellungen mit biblischer Wahrheit. Andere sind einfach zu faul, um Gottes Wort exakt auszulegen. (2. Timotheus 2,7) Wieder andere meinen, durch mystische Eingebung, Erfahrungen oder Gefühle zu Überzeugungen zu gelangen und glauben dies sei Wahrheit.

Andere behaupten, dass Lehre trennt. Das stimmt auch! Wenn man die biblische Wahrheit beiseiteschiebt und aus Furcht lieber schweigt, um bei anderen keinen Anstoß zu erregen, dann verschwindet jeglicher Widerstand, aber auch die Wahrheit, Heiligkeit und Gott selbst. (Judas 3-4) Wo man die Aussagen der Bibel nicht mehr ernst nimmt, eröffnet man letztlich nur jenen ein bequemes Betätigungsfeld, welche die Gemeinde heimlich betrügen.

Viele Christen haben heute ein relativistisches Denkschema übernommen, bei dem es keine klare Unterscheidung von Gut und Böse mehr gibt. Man sieht die Dinge viel lieber in unendlich vielen Grautönen als in schwarz und weiß – als richtig oder falsch, wahr oder irrig. Satan setzt diese Strategie sehr wirksam ein.

Die Gläubigen sollten sich ein biblisches Denkschema zulegen. Denn vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung finden wir Gottes Gedanken und Wege stets im Widerspruch zu allen anderen. („Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ Römer 12,2) Die Bibel verwirft den Gedanken, dass es zahllose Wege gäbe, die Gott gefallen und einer so gut sei wie der andere.

Christen sind für Menschen, welche die Wahrheit des Evangeliums ablehnen, stets ein Anstoß und ein Ärgernis gewesen und werden es immer bleiben. (Johannes 15,18).

In vielen Gemeinden mangelt es auch deshalb an geistlichem Unterscheidungsvermögen, weil es versäumt wird, Gemeindezucht auszuüben. Wie damit verfahren werden sollte, sagt uns Christus in Matthäus 18,15-17. - Das Unterbleiben der Gemeindezucht wird geistliches Unterscheidungsvermögen immer mehr abtöten und so den wahren Charakter der Gemeinde vernichten. Wenn jedoch der Sünde wirksam begegnet wird, errichtet man eine Trennwand zwischen der Welt und der Gemeinde durch die Absonderung derjenigen, die dem Herrn gehorchen, von jenen, die es nicht tun. Es ist unbedingt notwendig, dass die Gläubigen zwischen Richtigem und Falschem eine eindeutige Trennlinie ziehen.

Beachten wir: Wir müssen unterscheiden zwischen dem biblischen Auftrag „alles zu prüfen“ und dem biblischen Verbot „zu urteilen“ oder „zu richten“ (Matthäus 7,1)! Christen sind aufgefordert „alles zu prüfen“. Das sollen und müssen wir so lange tun, wie wir leben. Alle Prüfungsergebnisse in diesem Leben sind jedoch vorläufig (subjektiv), aber wichtig für die Orientierung hier und jetzt. Zu „richten“ oder zu „urteilen“ ist Christen nach den Aussagen der Schrift untersagt, weil dies abschließend (objektiv) einzig und allein Gott vorbehalten ist.

3. Wie gelange ich zu geistlichem Unterscheidungsvermögen?

Strebe danach!

Geistliches Unterscheidungsvermögen beginnt mit deinem Verlangen danach. Wenn Du lediglich danach strebst, glücklich, gesund und wohlhabend zu sein, dann wird dein geistliches Unterscheidungsvermögen nicht wachsen. Du musst demütig genug sein, Dein Bedürfnis zur Heranbildung von geistlichem Unterscheidungsvermögen einzugestehen. (Sprüche 2,2-5) Bist Du bereit, dem Pfad zu folgen, der zu geistlichem Unterscheidungsvermögen führt?

Bitte darum!

Wenn du echtes Verlangen nach geistlichem Unterscheidungsvermögen hast, dann wirst du den Vater darum bitten. Jakobus 1,5 sagt: „Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“ Wenn du nicht darum bittest, hast du den Ernst der Lage noch nicht erkannt.

Lerne von anderen!

Der Herr schenkt auch heute noch die Gabe der Geisterunterscheidung (1. Korinther 12,10), was jedoch beinhaltet, dass der Beschenkte eifrig zu lernen bereit ist. (musikalische Begabung von Gott – Eigenverantwortung Klavierspiel üben - 2. Timotheus 2,7) Diese Gabe ist lebenswichtig, da gerade heute Irrlehrer der Gemeinde zu schaden suchen. Daher gibt 1. Johannes 4,1 die Anweisung: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt.“ Und Paulus erinnert uns: „Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von … Vernunftschlüssen und jeder Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt…“ (2. Korinther 10,4-5)

Verlass Dich auf den Heiligen Geist!

Der Heilige Geist ist allein in der Lage, „euch in alle Wahrheit zu leiten“ (Johannes 16,13). Überlass dem Heiligen Geist die Kontrolle über dein Denken und Leben, indem du Sünde bekennst, ihr entsagst und ein reines, heiliges Leben lebst. (Galater 5,16) In dem Maße, wie du Ihm gehorsam bist, wird Er dich zu einem unterscheidungsfähigen Gläubigen machen.

Für meine Überzeugung kann ich Achtung verlangen, auch wenn sie falsch ist. Ich rechne in einem solchen Fall mit der Personen-Toleranz. Bei Christen, die sich der Wahrheit Gottes verpflichtet wissen, kann es jedoch keine Sach-Toleranz geben. Sie werden mir nicht zustimmen, wenn ich weiß für schwarz erkläre. Auch nicht um der Liebe willen. Schwarz muss schwarz genannt werden und weiß muss weiß bleiben.

Erforsche Gottes Wort!

Geistliches Unterscheidungsvermögen gedeiht in einem Umfeld von intensivem, gewissenhaftem Bibelstudium. Du wirst die Fähigkeit zur geistlichen Unterscheidung nicht erlangen – selbst wenn du sie erstrebst, darum betest, von begabten und reifen Brüdern lernst und dich auf den Heiligen Geist verlässt – , wenn du nicht Sein Wort fleißig erforschst. Nur darin wirst du die Grundsätze und Wahrheiten finden, um zwischen göttlicher Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden.

In Apostelgeschichte 20,32 warnt Paulus die Gemeindeleiter von Ephesus vor Irrlehrern, die versuchen werden, die Gemeinde zu unterwandern und zu verwüsten. Paulus wusste, dass ihr sorgfältiges Studium des Wortes Gottes zum Schutz der Gemeinde vor dem Irrtum unentbehrlich war.

Wie sieht es bei Dir persönlich aus? Wie erforschst du Gottes Wort? Es erfordert Mühe, tief im Worte Gottes zu graben, aber lasst uns daran denken: 2. Timotheus 3,16-17.

Geistliches Unterscheidungsvermögen erfordert das Verlangen danach, die Bitte darum, das Lernen von begabten und reifen Personen, die Abhängigkeit vom Heiligen Geist und gründliches Forschen im Worte Gottes. Indem du diesen Weisungen der Heiligen Schrift folgst, wirst du reifer und unterscheidungsfähiger und so wird die Gemeinde gebaut und der Vater, der Sohn und der Heilige Geist geehrt. Amen


Manfred Herold


Manfred Herold