„Geben ist seliger (oder: „macht glücklicher“) als nehmen!“

Dieser Ausspruch Jesu (Apostelgeschichte 20,35) steht wohl wie kein anderer im Gegensatz zu der gesamten Erfahrungswelt unserer Zeitgenossen. Und gerade deshalb bietet er uns einen Schlüssel zum innersten Kern des Evangeliums. Der besteht darin, zu erkennen, dass ohne Jesus Christus kein Leben im Sinne Gottes gelingt. Jesus hat Sich an unserer Stelle als Opfer hingegeben und kann nur als unverdientes Geschenk Gottes des Vaters angenommen werden.

Das Ansammeln von Gütern, Weisheit und Ansehen macht ein Leben aus Glauben praktisch unmöglich. Warum? Weil es unmöglich ist, sich reich zu wissen oder zu fühlen, ohne auf diesen Reichtum zu vertrauen. Dabei ist der Wohlhabende sich oft gar nicht bewusst, wie sehr er sich auf sein Vermögen verlässt.

Geben ist seliger (oder „macht glücklicher“) als nehmen!“ Dieser Ausspruch soll uns verstehen lehren, worum es Jesus in Seinem Erlösungswerk geht. Wir betrachten dazu 2. Korinther 8,1-9. Paulus zeigt uns am Beispiel der damaligen Christen in Mazedonien, wozu Jesus die Menschen, die Ihm vertrauen, befreit. Lassen wir uns von diesem herrlichen Beispiel selbstloser Liebe zu eigenem Tun motivieren!

1. Die Gnade fröhlichen Gebens

2. Korinther 8,1–5: „Wir möchten euch nun, liebe Geschwister, von der ´besonderen` Gnade berichten, die Gott den Gemeinden in Mazedonien geschenkt hat. Die Nöte, die sie durchmachten, bedeuteten eine große Bewährungsprobe für sie, und trotzdem waren die Gläubigen von einer unbeschreiblichen Freude erfüllt. Ihre Freude war so groß, dass daraus trotz bitterster Armut eine überaus reiche Freigebigkeit entstand. Die mazedonischen Geschwister gingen – das kann ich bezeugen – bis an die Grenze dessen, was ihnen möglich war, ja sogar noch darüber hinaus, und sie taten es freiwillig und aus eigenem Antrieb. Eindringlich und inständig baten sie uns um das Vorrecht, sich an dem Dienst der Hilfeleistung für die Gläubigen in Jerusalem beteiligen zu dürfen als Zeichen ihrer Verbundenheit mit ihnen. Und noch in anderer Hinsicht übertrafen sie unsere Erwartungen, denn vor allem anderen stellten sie sich selbst – in Übereinstimmung mit Gottes Willen – zunächst dem Herrn und dann auch uns zur Verfügung. – Paulus berichtet den Korinthern von einem besonderen Geschenk, das die Glaubensgeschwister in Mazedonien erhielten. Normalerweise werden unsere Gedanken, wenn wir so etwas hören, in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt. Ein Geschenk bekommen zu haben bedeutet für uns, reicher geworden zu sein, etwas davon zu haben, zählbar, messbar mehr zu haben, als bisher.

Wie aber sah das Geschenk aus, das die Mazedoniern erhielten? Paulus sagt in Vers 2, dass sie „trotz schwerer Leidensprüfung die überschwängliche Fülle ihrer Freude und ihre abgrundtiefe Armut sich in dem reichen Beweis ihrer Freigebigkeit gezeigt haben.“

Was heißt das? Die Mazedonier machten eine schwere Zeit durch. Sie wurden um ihres Glaubens willen verfolgt. Vielleicht war sogar ihr Leben bedroht. Zudem waren sie bitterarm, hatten kaum das Nötigste für sich selbst. Also, - würden wir schließen - , es waren äußerst schlechte Voraussetzungen für ein reichliches Dankopfer.

Aber Gott tat ein Wunder! Wie sah das aus? Hat Er die Verfolgung abgewendet? Hat Er sie im Lotto gewinnen lassen? Nein, zuerst wird festgestellt, dass sie sich trotz allem freuten. Nicht an ihrer schönen Umgebung und den liebevollen Nachbarn, denn sie hatten keine. Nicht an ihren Häusern und ihren gut gefüllten Bankkonten, auch die hatten sie nicht.

Sie freuten sich an Jesus, ihrem Herrn. Sie freuten sich daran, dass ihr „Bürgertum (d.h. ihre wahre Heimat) im Himmel war“ (Philipper 3,20-21). Sie freuten sich an ihrer Belohnung, die sie im Himmel erhalten würden (Matthäus 5,12; 1. Petrus 4,13). Sie freuten sich darüber, dass ihre Namen im Himmel angeschrieben waren (Lukas 10,20). Sie freuten sich nicht an Zeitlichem, weil es vergänglich ist, sondern an Ewigem, weil es unvergänglich ist (2. Korinther 4,18). Hier ist etwas vom innersten Kern des Evangeliums zu sehen! Das kann nur Jesus in Menschen bewirken. Freust du dich auch schon an Ewigem, auf den Himmel? Allein dies gewährleistet dir ewige Freude!

Das war eine seltsame Opfersammlung damals in Mazedonien. Normalerweise bitten die Sammler die wohlhabenden potentiellen Spender um ein reichliches Opfer. Damals war alles anders. Damals baten die armen Spender den Sammler, doch bitte, bitte, ihre Gaben zu nehmen und sie nach Jerusalem, zu den Geschwistern, zu bringen.

Und sie gaben nicht nur ihr „letztes Hemd“, sondern und vor allem „sich selbst zuerst dem Herrn und dann auch uns nach Gottes Willen“. Weshalb waren sie bereit und willig dazu? Weil sie völlig losgelöst von all dem irdischen Ramsch waren, den wir, so meinen wir wenigstens, so dringend für ein gut bürgerliches Leben brauchen. Dass sie von diesem Irrglauben befreit wurden und deshalb großzügig zu geben in der Lage und bereit waren, das war das eigentliche Wunder der Gnade Gottes.

2. Das Signal entschlossener Hingabe

2. Korinther 8,6–8: „Ihr Verhalten hat uns ermutigt, Titus zu bitten, dass er sich bei euch erneut um die Geldsammlung kümmert, die er ja schon früher einmal in Angriff genommen hatte, und dass er nach allem, was er sonst schon für euch getan hat, jetzt auch dieses Werk der Gnade Gottes zu einem entsprechenden Abschluss bringt. Ihr zeichnet euch ja in jeder Hinsicht aus: durch Glauben, durch Worte, ´die der Heilige Geist euch eingibt,` durch ´geistliche` Erkenntnis, durch hingebungsvollen Einsatz und durch die Liebe, die wir euch vorgelebt und in euch geweckt haben. Genauso sollt ihr euch jetzt auch bei diesem Werk der Gnade Gottes auszeichnen. Ich sage das nicht, um euch einen Befehl zu erteilen. Wenn ich darauf hinweise, mit welchem Eifer andere sich einsetzen, dann nur, um auch euch Gelegenheit zu geben, die Echtheit eurer Liebe unter Beweis zu stellen.

Gute Vorbilder wirken motivierend. Das ist allgemein so, viel mehr jedoch bei Vorbildern im Reiche Gottes. Denn Gott hat verfügt, dass Sein Reich sich nicht allein in Worten, sondern in Kraft erweisen soll (1. Korinther 4,20), d.h. Er möchte durch uns sichtbare Zeichen setzen, dass Sein Erlösungswerk auch tatsächlich wirksam ist. Deshalb braucht Er nicht nur Vordenker, Vorredner, sondern vor allem VORBILDER, an denen andere die Realität eines durch Gott veränderten Lebens sehen, ablesen und bestaunen können. Solche Vorbilder segnet Gott in ganz besonderer Weise. Die Mazedonier waren solche Vorbilder für die Korinther. Für wen bist du ein Vorbild? Ein gutes oder schlechtes?

Die Korinther hatten sich, wie wir aus den Verse 10-11 entnehmen können, schon vor einem Jahr entschlossen, ein Opfer für Jerusalem zusammen zu legen. Aber es war bislang bei diesem guten Entschluss geblieben. (Zehnten geben) Nun sollte das Vorbild der Mazedonier sie ermuntern, zur Sache zu kommen und endlich zu tun, was sie bisher vor sich her geschoben hatten. - Wann willst du eigentlich deine Entschlüsse umsetzen? Deine Gelübde bezahlen? Deine Hinwendung zu Jesus vollziehen? Dich zur Taufe melden? Den Zehnten geben?

Besonders einprägen und zum Vorbild für uns sollten wir nehmen, dass es bei den armen Mazedoniern die übersprudelnde Freude war, welche sie zu solch vorbildlichem Verhalten antrieb. Es war nicht düstere Pflichterfüllung. („..einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“ 2. Korinther 9,7) Die Freude über all das, was ihnen Jesus erworben und geschenkt hatte und was ihnen niemand mehr nehmen konnte, motivierte sie zu diesen Gaben. „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin, sie habens kein Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben.“

Kennst du diese Freude? Freust du dich an Echtem, Bleibendem, Gutem und Wahrem? Wir erinnern uns: Jesus wurde von dieser Freude, die auf das Ewige, Bleibende, Strahlende und Schöne ausgerichtet war, durch die schwersten Stunden Seines irdischen Lebens hindurch getragen (Hebräer 12,2). Meinst du nicht, dass sie das auch bei dir kann?

Wie erhalten wir diese Freude? Der Heilige Geist bringt sie als Frucht hervor, wenn wir „hinschauen auf Jesus“, den Ewigen und all das Bleibende, das Er uns schenkt. Aber nur wenn wir uns damit beschäftigen, wächst unsere Freude daran!

Solche deutlich erkennbaren Signale des Glaubens sind heute nötiger denn je! Denn die Inflation der Worte hat viel von der Attraktivität echten Christseins weg genommen. Durch zeichen-setzendes Handeln könnte einiges wieder gut gemacht werden. (Freundlichkeit, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Opferbereitschaft etc.) - Lassen wir es zu, dass der Eifer anderer Glaubensgeschwister die Echtheit unserer Liebe prüft (Vers 8)?! „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!“ (1. Johannes 3,18)

3. Die Quelle solch einer Lebenshaltung

2. Korinther 8,9: „Ihr wisst ja, woran sich die Gnade von Jesus Christus, unserem Herrn, gezeigt hat: Er, der reich war, wurde arm, damit ihr durch Seine Armut reich werdet. Wir sehen: Jesus hat nicht nur schöne Worte gemacht („Geben macht glücklicher als nehmen!“), sondern diesen Grundsatz auch bis zum äußersten ausgelebt. Merken wir es uns: Wir verdanken in unserem Leben alles was uns Sinn, Glück und Freude schenkt, Seiner Bereitschaft nicht nur etwas, sondern alles, was Seine bisherige Existenz ausmachte, aufzugeben. (Philipper 2,5f) Christus gab also nicht nur etwas, nicht nur viel, sondern alles für uns hin! – Wozu? Was hatte Er davon? – „Damit wir durch Seine Armut reich würden.“ Und wozu das? „Damit im Namen Jesu sich jedes Knie aller derer beuge, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Philipper 2,10-11)

Wir beschenken diejenigen, die wir lieben. Als Ausdruck der Liebe und Hingabe schenkte Abraham Gott den Zehnten. Gott hatte das nicht verlangt. Wenn Gott später das Zehntengeben im Gesetz veran­kerte, so war das nur ein trauriger Beweis für die Unfähigkeit des Volkes, aus Liebe zu geben.

Durch das Gesetz wollte Gott Sein Volk vor ihrer eigenen selbstzer­störerischen Ichsucht bewahren. Es ist um unserer „Herzenshärtigkeit“ willen da. Wo im Erlebnis der Wiedergeburt durch den Heiligen Geist die Liebe Gottes von einem Menschen Besitz ergreift, da ver­liert die Gesetzesforderung in dem Maß an Bedeutung, wie die spon­tane Liebeshingabe zunimmt. Für Menschen, die in Liebe zu ihrem Herrn brennen, ist darum der Zehnte nur ein Mindestmaß dessen, was sie Ihm geben.

Zu solch einer Lebensführung ist kein Mensch fähig. Nur Christus kann sie durch Seinen Heiligen Geist in dir und mir zu Stande bringen. Dabei ist und bleibt sie ein unverdientes Geschenk, das Christus jedem Glaubenden, also auch dir, gern schenken will, damit du heute um anderer willen auf etwas verzichten kannst, was du hast, was dir rechtmäßig gehört und was dir zusteht, damit andere dadurch einen Anlass zum Gotteslob haben.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus besteht darin, dass Er Arme zur Ehre Gottes reich macht, dass Er Schwache zur Ehre Gottes stark macht, dass Er Traurige zur Ehre Gottes fröhlich macht, dass Er glimmende Dochte zur Ehre Gottes neu entzündet. Das kann alles nur Er. Er will es aber gern tun, wenn du Ihn ehrlich darum bittest, wenn du dich selbst zu verschenken bereit bist.

1. Die Gnade fröhlichen Gebens besteht darin, dass wir Ewiges schätzen gelernt haben.

2. Das Signal entschlossener Hingabe ist die Freude an Jesus.

3. Die Quelle solch einer Lebenshaltung ist der in uns wohnende Heilige Geist.

In diese Richtung möchte uns der Heilige Geist in der nächsten Woche ein Stück weiter voranbringen, - zur Ehre Gottes, des Vaters!



Manfred Herold


Manfred Herold