Jesu selbstlose Liebe am Kreuz

In einer Gemäldegalerie waren Bilder von 4 großen Religionsstiftern zu sehen: Buddha, Mohammed, Zarathustra und Jesus. Beim Betrach­ten fiel ein grundlegender Unterschied deutlich ins Auge: Drei von ihnen waren in tiefes Nachdenken versunken dargestellt. Das Bild Jesu zeigte Ihn als guten Hirten, der sich über ein Gestrüpp beugte, um ein Schaf zu befreien, das sich darin verfangen hatte. ­Jesus war der ­Einzige, der nicht mit Sich selbst beschäftigt war, nicht an Sich selbst, sondern an Seine Geschöpfe dachte.

Und Jesus hat diese Haltung erstaunlicherweise nicht nur während der Zeit Seines unbehinderten Wirkens an den Tag gelegt, sondern sogar noch am Kreuz. - Es gibt Menschen, die, solange sie gesund und wohlauf sind, sich in einem erstaunlichen Ausmaß für an­dere aufopfern. In dem Moment aber, wo sie von heftigen Schme­rzen geplagt werden, kreisen alle ihre Gedanken und Empf­indungen oft nur noch um die eigene Not.

Auch in dieser Beziehung war Jesus ganz anders! Seine selbst­lose Liebe galt noch am Kreuz zuerst den Anderen.

1. Jesu menschheitsumspannende Fürbitte am Kreuz

Lukas 23,33-34 - Gerade war das Kreuz mit einem gewaltigen Ruck in das Loch gerutscht und aufgerichtet worden. Im ganzen Körper zerris­sen Sehnen und Muskeln. Jesus wurde fast ohnmächtig. Aber selbst diese unvorstellbar schrecklichen Schmerzen konnten Ihn nicht zum Schweigen bringen. Aber was schrie Er?

Rief Er um Hilfe? Brüllte Er nach Rache und Vergeltung? Stieß Er Verwünschungen aus? Verfluchte Er seine Peiniger? Machte Er ih­nen Vorwürfe? Klagte Er sie voll ohnmächtiger Wut und Zorn w­egen ihrer maßlosen Undankbarkeit an? Rechtfertigte und vert­eidigte Er sich?

NEIN! Nichts von alle dem. Er verteidigte nicht sich, ­sondern diejenigen, die Ihn kreuzigten. UNS verteidigte Er vor dem Vater. (Matthäus 5,44 „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen!“)

Er betete nicht für sich, obwohl Ihm das gerade in dieser Lage niemand­ verübelt hätte, sondern für uns, die wir durch unseren Ungehorsam und Eigenwillen Gottes Feinde waren (Römer 5,8) und Ihn ans Kreuz gebracht hatten. Jesus wusste genau, wer am dringendst­en Hilfe nötig hatte: WIR! Und worin die so dringend benötigte H­ilfe bestand: in der VERGEBUNG! - Hast du dir in dieser Hinsicht schon helfen lassen? Kannst du an solch einer Liebe gleichgültig­ vorübergehen? Denn Er betete auch für dich: „Vater, vergib...“

Beachten wir es: Obwohl Er in dieser schrecklichen Lage war, wusste Er sich dennoch nicht außerhalb des Wirkungsbereiches Sei­nes himmlischen Vaters. Oft meinen wir, wenn uns Verluste, Leiden und Kreuz treffen, Gott b­ehandle uns nicht wie ein Vater, sondern eher wie ein harter Mann oder wie ein unerbittlicher Richter. Hier k­önnen wir von Jesus lernen, dass dem nicht so ist.

Vater, vergib ihnen..“ Jesus sagte nicht: „Ich vergebe ihnen!“ Das war eine Selbstverständlichkeit für Ihn. Er sah nicht so sehr das Unrecht, das Ihm, sondern das dem Vater mit Seiner Ver­werfung und Kreuzigung zugefügt wurde. So bat Er um das, was jetzt objektiv am vorrangigsten war: Nicht um Linderung Seiner Schmerzen. Nicht um einen schnellen Tod. Nicht um die Beseitigung ihrer Unwissenheit. Nicht darum, dass sie Ihn in letzter Minute doch noch als Ihren Messias erkennen würden! Er bat um Ve­rgebung für uns! - Hast du Ihm ­dafür schon persönlich gedankt?! Tue es jetzt!

Dabei bat Er nicht für solche, die Ihm vor Jahren einmal Böses an­getan hatten und das Er, schon halb vergessen, jetzt vergab. Nein, Er bat für die, welche Ihn gerade in diesem Moment ermordeten. Und Er gab sogar noch einen Entschuldigungsgrund an: „..denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Stimmte das denn? War nicht alles von langer Hand vorbereitet und jetzt mit Bedacht durchgeführt wo­rden? Schon, aber im letzten Grunde waren sie doch durch die Sünde v­erblendet und im höchsten Maße unwissend. - Jesus war und ist bis zum Äu­ßersten entschlossen Seinen Feinden das Leben zu retten, auch dir und mir! Und weil Jesus sogar am Kreuz noch so betete, darf es jetzt jeder für sich persönlich glauben und wissen: ER will auch mir vergeben! Nimm diese­s Angebot dankbar an, lobe diesen Herrn, gib dich Ihm hin und verkündige Seine menschhe­itsumspannende Liebe! Weiter: Sollten wir nicht aufhören, immer die schlechteste aller Möglichkeiten anzunehmen, wenn Jesus sogar am Kreuz noch für S­eine eigenen Mörder einen Entschu­ldigungsgrund fand?!

Paulus bekannte später: „Die Liebe, die Christus uns erwiesen hat, bestimmt mein ganzes Handeln.“ (2. Korinther 5,14) Wenn wir uns heute fragen: Warum sollte diese Liebe das Leben aller Menschen bestimmen? (Der objektive Grund) So antworten wir: Weil Er alle ­Menschen bis in den Tod liebte! Weil Er alle Menschen aus der Macht der­ Sünde erlöste! Weil Er für alle Menschen ein lohnendes Lebensziel hat! - Sollten wir diese Gute Nachricht nicht mutig und froh weitersagen?!

2. Jesu vorwurfsfreie Seelsorge am Kreuz

Matthäus 27,39-44 - Zu den schier unerträglichen körperlichen Schmerzen kamen noch der beißende Spott, die Verhöhnungen und Läste­rungen hinzu. Sie bereiteten Seiner Seele unvorstellbare Qualen. S­ogar die beiden Verbrecher, die mit Ihm gekreuzigt worden waren, beschimpften Ihn. - Manche Menschen können Schmerzen noch eher ertragen, als Hohn und Spott! Jesus ertrug beides aus Liebe zu dir!

Andere forderten Jesus auf, Sich selbst zu retten. Er aber unter­ließ es. Nicht etwa, weil Ihm die Macht dazu gefehlt hätte, sondern weil Er nicht sich, sondern uns retten wollte.

Plötzlich trat bei einem der Verbrecher eine unerwartete Wende ein. Er hörte auf Jesus zu verspotten und nahm Ihn auf einmal sogar in Schutz (Lukas 23,39-43 „Einer der Verbrecher, die mit Ihm gekreuzigt worden waren, be­schimpfte Ihn: „Bist du denn nicht der versprochene Retter? Dann hilf dir selbst und uns!“ Aber der andere wies ihn zurecht: „Hast du immer noch keine Furcht vor Gott? Du bist doch ­genauso zum Tod verurteilt, und bist es mit Recht. Wir beide leiden hier die Strafe, die wir ­verdient haben. Aber der da hat nichts Unrechtes getan.“ Und zu Jesus sagte er: „Denk an mich, Jesus, wenn Du Deine Herrschaft antrittst!“ Jesus antwortete ihm: „Ich sage dir, du wirst noch heute mit Mir im Paradies sein.“).

Wie war es zu diesem Gesinnungswandel ge­kommen? Wodurch wurde sie bewirkt? - Nun, auch dieser Räuber h­atte das Gebet Jesu gehört und es machte gewiss tiefen Eindruck auf ihn. Diese ­Worte weckten Vertrauen zu dem, der sie sprach. Sie öffneten dem­ Verbrecher die Augen für seinen Leidensgenossen und für sich selbst. - Hast du dir schon die Augen über Jesus und über dich öffne­n lassen?

Solche Worte in solch einer Lage gesprochen, das konnte kein ge­wöhnlicher Mensch, das musste ein Größerer sein. Er nahm das Zeugnis des Geistes über Jesus an. Er wandte sich von seinem bi­sherigen Leben, Denken, Reden und Tun ab, kehrte um und beka­nnte sich zu Jesus. Auf einmal war Gottesfurcht in seinem Leben.

Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.“ (Psalm 111,10) Er verurteilte sich selbst und re­chtfertigte Gott. Die Gnade kann immer erst dann in unse­r Leben fließen, wenn wir aufhören, die Schuld unseres Lebens a­uf andere zu schieben. - Hast du dich schon auf die Seite Jesu gestellt?

Erstaunlich: Obwohl der Verbrecher Jesu erbärmlichen Zustand sah, erkannte er durch den Glauben in Ihm doch den König, der dabei war, Sein Reich einzunehmen. (Wie bei Jesu Geburt.) Wahrhaf­tig ein bemerkenswerter Glaube! Und er war es deshalb geworden weil er sich nicht auf Umstände, Gefühle und Meinungen, sondern a­llein auf das Wort Jesu gründete und allein davon abhängig war (Römer 10,17). - Worauf gründet sich dein Glaube?

Er wandte sich Hilfe suchend an Jesus und der antwortete nicht, wie man es hätte erwarten können: „Was willst du denn von mir? Eben hast du mich noch beleidigt und jetzt soll ich dir hel­fen?!“ - Nein, kein Vorwurf, keine Vorhaltungen, noch nicht einmal eine Belehrung. - Wie sehr liebte und liebt Jesus die schuldig gewo­rdenen Menschen, - auch dich und mich!

Seine Schmerzen veranlassten Jesus nicht diese Seelsorge abzu­sagen. Selbst am Kreuz war Er noch zuerst für andere da und antwo­rtete Vers 43: „Ich sage dir, du wirst noch heute mit Mir im ­Paradies sein.“

Bedingungslose Begnadigung. Wäre die Errettung vom Tun guter Werke abhängig, so hätte ihn nichts mehr retten ­können. Weil aber gilt, was Römer 3,28 sagt: „Gott nimmt die Menschen an, obwohl sie die Forderungen de­s Gesetzes nicht erfüllt haben. Er nimmt jeden an, der sich auf das verlässt, was Er dur­ch Jesu­s Christus getan hat.“ bestand und besteht Hoffnung für jeden ­Glaubenden. Jesus wollte nicht ohne den Hilfe suchenden Verbrecher in die Herrlichkeit eingehen. - Wenn Jesus so mit dem Mann am Kreuz sprach, dann darf es jeder Mensch wissen: ER kann und will auch mich retten! Sollten wir diese Liebe nicht loben und lau­t verkündigen?!

Paulus bekannte später: „Die Liebe, die Christus uns erwie­sen hat, bestimmt mein ganzes Handeln.“ (2. Korinther 5,14) Wenn wir uns heute fragen: Weshalb sollte diese Liebe mein Leben bestimmen? (Der subje­ktive Grund) So antworten wir: Weil Jesus meine Schuld ­bezahlt hat! Weil Er mich aus der Versklavung der Sünde freigekauft hat! Weil Er mir durch Seine Auferstehung im Heiligen Geist neue­s Leben geschenkt hat! - Deshalb bekenne ich mich gern zu diese­m wunderbaren Herrn und Heiland!

3. Jesu trostspendende Fürsorge am Kreuz

Maria, Johannes und noch 3 andere Frauen hatten sich ohne Rück­sicht auf die mögliche Gefahr, dem Kreuz soweit g­enähert (Lukas 23,49), dass sie verstehen konnten, was Jesus sprach. Weil sie ­Jesus mehr liebten, als ihr eigenes Leben, zog es sie in Seine Nähe. Und sie suchten die Gemeinschaft mit Jesus nicht vergeblich. - Bis zum heutigen Tag wird jeder, der das tut, immer wieder überrascht von den Segnungen des Herrn!

Gerade ging Lukas 2,35 an Maria in Erfüllung (Simeon: „Dich aber wird der Kum­mer um dein Kind wie ein scharfes Schwert durchbohren.“). Jesus wusste das, wollte i­hren Schmerz lindern und sprach sie an: „Frau, siehe dein Sohn..“ Maria hatte zwar noch leibliche Söhne, aber ihren Erst­geborenen konnten sie ihr nicht ersetzen. Vor allem deshalb nicht, weil sie Jesus innerlich noch fremd gegenüberstanden (Johannes 7,5).

Jesu Schmerzen hatten sich zu rasender Pein gesteigert. Er je­doch nahm keine Rücksicht auf sich. Sein 3. Wort am Kreuz galt wi­ederum nicht sich Selbst und Seiner Not, sondern den Seinen. Nachdem Er also für die gesamte Menschheit gebetet und dem V­erbrecher die Glaubenszusage der Herrlichkeit gemacht hatte, ­kümmerte Er sich um Seine Mutter und Seinen Jünger (Johannes 19,25-27).

Indem Jesus Seine Mutter mit „Frau“ ansprach, wollte Er ihr nicht wehtun, sie vielmehr daran erinnern, dass sich das natürliche Band, das den Sohn mit der Mutter verband, mit Seinem Tode jetzt lö­ste. Wieder beim Vater im Himmel, gehört Er allen an, die Ihn als i­hren Erlöser und Herrn suchen und erkennen.

In dem Augenblick, da ihn Seine Mutter nach dem Fleisch verlieren sollte, gab Er ihr den Auftrag, Johannes, den jüngsten im Kreise der Jünger, den, mit dem Er am innigsten verbunden war, als ihren Sohn anzusehen. Jesus gab ihr ei­nen neuen Gegenstand für ihre Liebe und Fürsorge, wie auch einen Versorger. - Solche Liebe, so­lches Verstehen, solches Feingefühl trotz all der furchtbaren Schm­erzen. Bei aller eigenen Qual denkt Er an die Qual und Not Seiner ­Mutter und sucht sie zu lindern.

Es gibt nichts Besseres und Heilsameres für uns, als im eigenen Leid mit einer Aufgabe betraut zu werden und diese gehor­sam anzunehmen. Nur so kommen wir über das Schwere hinweg, das uns ­erdrücken will. Ebenso verpflichtete Er den Jünger: „Kümmere dich um meine Mutter! Lass´ sie in diesen traurigen Stunden und­ Tagen nicht allein!“ Welches Vertrauen brachte Jesus hier Seinem­ Jünge­r entgegen. Welche tröstende Fürsorge des fürchterlich Gequälten. - Ist es nicht wunderbar zu wissen: Wenn das die Art und Weise ist, wie Jesus Sich um die Seinen sorgt, dann kann ich mein Schicksal getrost IHM überlassen. ER wird auch dich und mich so ­versorgen (Hebräer 13,5-6). Seine Liebe hat nicht nachgelassen!

Jesus starb so, wie Er lebte: FÜR ANDERE! Wenn wir von Jesus nur die am Kreuz gesprochenen Worte kennen würden, müsste das nicht schon ausreichen, um Vertrauen zu Ihm als dem Gottessohn zu fa­ssen?! - Paulus bekannte später: „Die Liebe, die Christus uns ­erwiesen hat, bestimmt mein ganzes Handeln." (2. Korinther 5,14)

Wenn wir uns heute fragen: Wozu sollte diese Liebe mein Leben bes­timmen? (Der finale Grund) So antworten wir: Einander zu dienen! Eins zu werden! Menschen zu retten! - Anbetung dieser Liebe in Ewigkeit!

Manfred Herold



Manfred Herold