Not-wendige Erinnerung

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Wesentliches im Leben sind wir nur auf Grund unserer Erinnerung. Wenn du heute Nacht das, was du in deinem bisherigen Leben gelernt hast, total vergessen würdest, dann wäre es schlimm um dich bestellt.

Regelmäßiges Sich-erinnern ist buchstäblich „Not-wendig“. („Wo habe ich meine Schlüssel hingelegt?“) Besonders schlimm ist es, wenn objektiv wichtige Fakten (wie ich heiße, wo ich wohne, zu wem ich gehöre...) in Vergessenheit geraten. Dabei gilt bei gesunden Menschen die Regel: Menschen und Dinge, die uns gleichgültig sind, vergessen wir schnell, solche die wir lieben, vergessen wir nicht so leicht. Petrus schreibt in seinem 2. Brief: „Dies ist nun schon der zweite Brief, liebe Freunde, den ich euch schreibe. Es geht mir in diesen Briefen darum, euch Dinge in Erinnerung zu rufen, die euch helfen sollen, wachsam zu bleiben und euer Denken durch nichts Böses beeinflussen zu lassen.“ (2. Petrus 3,1)

1. WESHALB soll ich mich an Gottes Wort erinnern?

Es gibt Fakten, die ich lernen muss, um im Leben bestehen zu können. Fakten, die es mit Sprachen, Mathematik, Rechtschreibung, Musik, Sport, Physik, Chemie u.a. zu tun haben. Wir mussten davon hören, sie verstehen, sie lernen, damit wir uns an sie erinnern und sie so in unserem Leben anwenden können. Ich lernte Rechnen, damit ich rechnen kann. Ich lernte Sprachen, damit ich verstehen und mich verständlich machen kann. All das sollte allen Menschen zum Lernen angeboten werden, weil das für alle wichtig ist.

In unserem Glaubensleben ist es genau so! Gottes Wort wurde für uns aufgeschrieben, damit es nicht in Vergessenheit gerät. (5. Mose 31,24-26 bis Offenbarung 21,5) Auch die beiden Zeichen, die Jesus Seinen Nachfolgern hinterlassen hat, sollen Hilfen zur Erinnerung sein: die Taufe und die Mahlfeier. Das Sich-erinnern ist also ein „Dauerauftrag“ für Christen, denn stets ist all unser Wissen vom Vergessen bedroht. Zusammengefasst können wir geradezu sagen: Christlicher Glaube besteht aus rechtem d.h. aktivem Sich-erinnern!

In der Bibel werden uns wichtige Fakten mitgeteilt (1. Korinther 15,1ff), deren Bedeutung wir zuerst einmal verstehen und dann auswendig lernen sollten. Nur so können wir uns in entsprechenden Situationen an das Gelernte erinnern und es anwenden. Wohl sind das Tatsachen, die vor langer Zeit geschehen sind, aber sie betreffen jeden von uns noch heute. Wir beschäftigen uns mit den Altertümern also nicht aus historischen oder nostalgischen Gründen. Es sind vielmehr Fakten, die jeden Menschen betreffen, deshalb muss das Evangelium allen Menschen weitergesagt und von ihnen auf- und angenommen werden.

Sogleich nach der Annahme des Evangeliums beginnt der Kampf gegen das Vergessen, z.B. indem wir einschlafen. Als Christen schlafen wir leicht ein, obwohl wir das gar nicht wollen. Deshalb müssen wir durch Erinnerung aufgeweckt werden und dann durch Danksagung wach bleiben. (2. Petrus 3,1-2 + „Haltet an am Gebet und seid wachsam darin mit Danksagung.“ Kolosser 4,2) Petrus wollte die Empfänger seines Briefes „durch Erinnerung“ aufwecken. Auch ich sage euch nichts Neues. Ich will Altbekanntes in Erinnerung rufen.

Rechtes Lernen befähigt zu klarer Erinnerung, ist also ein Verinnerlichen, ein „zu Herzen nehmen“ des Wortes Gottes („Die Gebote seines Gottes trägt er in seinem Herzen, darum kommt er nicht vom richtigen Weg ab.“Psalm 37,31).

2. WANN soll ich mich an Gottes Wort erinnern?

Wenn es nötig ist, um die Anforderungen meines Alltags zu bestehen. Wenn ich als Schiedsrichter zu einem Fußballspiel gehe, dann sollte ich mich an die Fußballregeln erinnern, wenn ich keine Schlägerei provozieren will.

Wenn ich häufig von schweren Sorgenlasten gequält werde, sollte ich mich an das erinnern, was Gottes Wort zum Thema „Sorgen“ sagt. Ich kann mich jedoch nur an das erinnern, was ich vorher verstanden und gelernt habe. (Matthäus 6,25; Philipper 4,6; 1. Petrus 5,7)

Da ich im Alltag jedoch nie genau weiß, was ich wann brauche, kann ich es mir nicht leisten auch nur für einen Tag meinen Wortschatz, die Namen meiner Nachbarn oder die Straßenverkehrsvorschriften zu vergessen. (…..was Gott zu Gebet, Gehorsam, Geduld... sagt.)

Das Gefährliche am Vergessen ist darüber hinaus, dass das Vergessene meist nicht irgendwann wieder von alleine auftaucht. Vergessenes verschwimmt immer mehr, bis es völlig aus unserem Denken verschwunden ist. (Deshalb werden wir in Gottes Wort immer wieder aufgefordert: „vergiss nicht“ – „gedenke“ – „denkt daran“ – „erinnert euch“ – „halte im Gedächtnis“!)

Deshalb sollte ich mir das verstandene Wort Gottes möglichst gut und gewissenhaft einprägen, dass ich mich in jeder Lebenssituation, besonders aber am „bösen Tag“ (Epheser 6,13), d.h. am Tag besonderer Prüfungen durch den Feind, an das passende Wort Gottes erinnern kann. Denn es hilft mir eben nicht weiter, wenn ich mich zwar an den Namen von Nachbars Hund erinnere, aber nicht daran, was Jesus zu einem belasteten Gewissen sagt. Da bringt mich eben nur beständiges Lernen von einschlägigen Aussagen der Bibel weiter, z.B. 1. Johannes 1,9; oder Psalm 32,5: „Da bekannte ich Dir meine Sünde und verhehlte meine Verschuldung nicht; ich sagte: »Bekennen will ich dem HERRN meine Missetaten!« Da hast Du mir meine Sündenschuld vergeben.“ – „Wer seine Schuld verheimlicht, dem wird es nicht gelingen, wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.“ (Sprüche 28,13)

Wenn ich in eine schwierige Situation komme, dann sollte ich mich an Gottes gegebenes Wort erinnern können und mir dann bewusst machen: Das sagt der Auferstandene gerade jetzt zu mir, damit ich diese Situation meistere. („Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn jemand dem andern etwas vorzuwerfen hat; wie der Herr euch vergeben hat, so tut auch ihr es.“ Kolosser 3,13)

Viele Christen haben ihr bisheriges Christsein so oberflächlich gelebt, dass sie in schwierigen Momenten nichts haben, woran sie sich erinnern können, sodass sie hilf- und ratlos ihren aktuellen Herausforderungen gegenüber stehen und versagen. Christliches Erinnern ist das Hineinreißen des Vergangenen in das heutige Erleben. Erinnern ist ein neu ins Bewusstsein-rufen alter Tatsachen und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten. - Christlicher Glaube ist rechtes aktives Sich-erinnern!

3. WOZU soll ich mich an Gottes Wort erinnern?

Damit ich meinen Alltag nach dem Willen Gottes gestalten kann. Denn Gott möchte eben nicht nur ab und zu an diesem oder jenem Punkt in unserem Leben „vorkommen“, sondern unser ganzes Dasein prägen und bestimmen. Deshalb wurde schon zu Josua gesagt:

Höre nicht auf, von diesem Gesetzbuch zu reden, und sinne Tag und Nacht darüber nach, damit du auf die Beobachtung alles dessen, was darin geschrieben steht, bedacht bist; denn alsdann wirst du glücklichen Erfolg bei deinen Unternehmungen haben, und alsdann wird dir alles gelingen.“ (Josua 1,8)

Wozu erinnern? Damit ich Erfolg habe?! - Das ist eine erfreuliche Beigabe. Vor allem geht es darum, dass Gott durch Sein Wort, das ich mir in Erinnerung rufe, Seine Kraft in meinem Alltag erweisen kann und deshalb geehrt wird. Das Wort Gottes ist keine Zauberformel. Deshalb reicht kein stumpfes Hersagen eines Bibelverses aus, um eine schwierige Notsituation zu wenden. Das durch die Erinnerung ins Bewusstsein gerufene Wort soll Ausdruck einer intakten Beziehung zwischen dem Menschen und Gott sein, ein sich vertrauensvoll auf Sein gegebenes Wort berufen. Ich kann mich jedoch nur an das erinnern und mich auf das berufen, was ich weiß, weil ich es gelernt und deshalb parat habe.

So lerne ich Gottes Wort, weil es keine bessere, ja nicht einmal eine andere SPEISE für meinen inneren Menschen gibt (Matthäus 4,4). Einen Menschen kennzeichnet, wessen er sich erinnert und was er vergisst.

So lerne ich Gottes Wort auswendig, um „Kleingeld“ zu haben, mit dem ich die kleinen und großen Herausforderungen meines Lebens bewältigen kann. („Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (d.h. eben auch durch Sein Wort) 1. Korinther 15,57) Es gibt Christen, die wollen zwar ihren Alltag siegreich bestehen, sie haben aber nicht die geringsten Chancen dazu, denn sie kennen weder Gottes Wort, noch entwickeln sie den geringsten Eifer, es besser kennen zu lernen. Das ist dumm! Und auch diese Dummheit verwandelt sich nicht durch passives Zuwarten irgendwann in Klugheit, sondern nur dadurch, dass man sich ans Lernen macht.

Ich lerne Gottes Wort auswendig, weil ich nur dann auf dem rechten Weg bleibe und das göttliche Ziel erreiche („Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält nach Deinem Wort.“ Psalm 119,9).

Weiter lerne ich Gottes Wort, damit ich mich im Alltag gegen die Mächte der Finsternis behaupten kann („Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt.“ Epheser 6,13), denn es gibt keine andere Möglichkeit den Feind Gottes und der Menschen zu besiegen („Nehmt …. das Schwert des Geistes, nämlich das Wort Gottes.“ Epheser 6,17). Ohne das Schwert des Geistes, das ich zielgerichtet gegen den Feind einsetze, kann ich keinen Kampf gewinnen.

Ich beschäftige mich gern mit dem Wort Gottes, weil es mir hilft „in Christus“ zu bleiben. Denn Er hat selbst gesagt: „Wenn ihr in Mir bleibt und Meine Worte in euch bleiben, dann bittet, um was ihr wollt: es wird euch zuteil werden.“ (Johannes 15,7) Das ist übrigens auch die Erklärung für viele unerhörte Gebete: Wir bleiben nicht beständig in Christus!

Unglaube, der durch eine Vernachlässigung des Wortes Gottes entsteht, verschwindet nicht einfach wie ein Schnupfen. Unglaube ist eine Macht und er zieht uns, wenn wir ihn nicht radikal bekämpfen, immer weiter von Gott weg. Deshalb: Zu rechtem Leben und Wirken befähigt uns allein das durch den Geist lebendig gemachte Wort Gottes. - Christlicher Glaube ist rechtes aktives Sich-erinnern!

Manfred Herold



Manfred Herold